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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert des Fa­ches Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re

Auf­ga­ben und Zie­le

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt hilft die re­li­giö­se Di­men­si­on des Le­bens zu er­schlie­ßen. Er er­öff­net ei­nen spe­zi­fi­schen Mo­dus der Welt­be­geg­nung, der als in­te­gra­ler und un­ver­zicht­ba­rer Bei­trag zum all­ge­mei­nen Bil­dungs- und Er­zie­hungs­auf­trag der Schu­le zu ver­ste­hen ist. So­zia­les, po­li­ti­sches und kul­tu­rel­les Le­ben in Deutsch­land, Eu­ro­pa und der Welt lässt sich oh­ne Kennt­nis sei­ner re­li­giö­sen Wur­zeln nicht an­ge­mes­sen ver­ste­hen. An­ge­sichts der Glo­ba­li­sie­rung und der mul­ti­kul­tu­rel­len Le­bens­zu­sam­men­hän­ge wird re­li­giö­se Bil­dung für die Su­che der Kin­der und Ju­gend­li­chen nach Iden­ti­tät und Ori­en­tie­rung im­mer wich­ti­ger.
Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt rich­tet sich an Schü­le­rin­nen und Schü­ler evan­ge­li­scher Kon­fes­si­on und ist dar­über hin­aus of­fen für al­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit und oh­ne Re­li­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit. Grund­la­ge des Un­ter­richts bil­den die bi­blisch be­zeug­te Ge­schich­te Got­tes mit den Men­schen und ih­re Deu­tung in den re­for­ma­to­ri­schen Be­kennt­nis­sen der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Ba­den und Würt­tem­berg.

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt bringt den christ­li­chen Glau­ben und sei­ne Tra­di­tio­nen ins Ge­spräch und un­ter­stützt die Her­an­wach­sen­den da­bei, den Glau­ben als Mög­lich­keit zu ent­de­cken, die Wirk­lich­keit zu deu­ten und ihr Le­ben zu ge­stal­ten. Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt bie­tet Kin­dern und Ju­gend­li­chen Un­ter­stüt­zung und Be­glei­tung bei ih­rer Su­che nach Iden­ti­tät und Le­bens­sinn. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben so Kom­pe­ten­zen re­li­giö­ser Bil­dung. Der Glau­be selbst ent­zieht sich ei­ner Über­prü­fung. Er kann des­halb zwar Ge­gen­stand des Un­ter­richts, darf aber nicht Maß­stab für die Leis­tungs­be­wer­tung oder Leis­tungs­be­ur­tei­lung sein.

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt

  • un­ter­stützt die Ent­wick­lung re­li­giö­ser Sprach- und Ge­stal­tungs­fä­hig­keit,
  • bie­tet al­ters­ge­mä­ße Zu­gän­ge zur bi­blisch-christ­li­chen Tra­di­ti­on und be­fä­higt die Kin­der und Ju­gend­li­chen zum Ver­ständ­nis bi­bli­scher Tex­te,
  • the­ma­ti­siert die Wahr­heits­fra­ge und ent­hält sich an­ge­sichts der Be­grenzt­heit men­sch­li­cher Er­kennt­nis letz­ter Ur­tei­le über Men­schen,
  • för­dert die Be­reit­schaft und die Fä­hig­keit, an­de­re Auf­fas­sun­gen zu ver­ste­hen, Ein­stel­lun­gen zu er­fra­gen und mit­ein­an­der ins Ge­spräch zu brin­gen,
  • stärkt die äs­the­ti­sche Kom­pe­tenz, Wirk­lich­keit sen­si­bel wahr­zu­neh­men und selbst krea­tiv tä­tig zu wer­den (zum Bei­spiel in den Be­rei­chen Mu­sik, Bil­den­de Kunst, Li­te­ra­tur, Spiel, Tanz, Film, di­gi­ta­le Me­di­en),
  • för­dert die Sprach‑, To­le­ranz- und Dia­log­fä­hig­keit der Kin­der und Ju­gend­li­chen und leis­tet da­durch ei­nen Bei­trag zur Ver­stän­di­gung in der plu­ra­len Ge­sell­schaft. „Ein kon­struk­ti­ver Um­gang mit Plu­ra­li­tät kann we­der in ei­ner Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über al­len Un­ter­schie­den be­stehen noch in ei­nem Rück­zug von der Plu­ra­li­tät da­durch, dass nur noch die ei­ge­ne Wahr­heit ge­se­hen wird“ (Re­li­giö­se Ori­en­tie­rung ge­win­nen, EKD 2014, S. 60),
  • nimmt Kin­der und Ju­gend­li­che als Mit­ge­stal­te­rin­nen und Mit­ge­stal­ter ih­rer Le­bens­welt ernst und stärkt die Hoff­nung auf ei­ne le­bens­wer­te Zu­kunft,
  • be­tei­ligt sich an der Ge­stal­tung der Schu­le als Le­bens- und Er­fah­rungs­raum, ins­be­son­de­re durch die Mit­ge­stal­tung von Fes­ten, Fei­ern und Got­tes­diens­ten,
  • be­tei­ligt sich an der Öff­nung zum Ge­mein­we­sen, zu Kir­chen­ge­mein­den, dia­ko­ni­schen Ein­rich­tun­gen und an­de­ren au­ßer­schu­li­schen Part­nern,
  • hat ei­ne seel­sorg­li­che Di­men­si­on und wird durch die Schul­seel­sor­ge er­gänzt,
  • trägt zu ei­ner pro­fi­lier­ten Schul­ent­wick­lung bei.

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt er­mög­licht Kin­dern und Ju­gend­li­chen, sich selbst und an­de­re als Ge­schöp­fe Got­tes mit in­di­vi­du­el­len Stär­ken und Schwä­chen wahr­zu­neh­men. Er be­stärkt sie, im Sin­ne der In­k­lu­si­on sich und an­de­re an­zu­neh­men und im Blick auf ge­mein­sa­me Auf­ga­ben Ver­ant­wor­tung für sich und die Ge­mein­schaft zu über­neh­men.

Die fach­li­che, di­dak­ti­sche und per­so­na­le Kom­pe­tenz der Lehr­per­son sind wich­ti­ge Fak­to­ren für den Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt.

Der Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist of­fen für die fach­über­grei­fen­de und fä­cher­ver­bin­den­de Ver­net­zung von Fra­ge­stel­lun­gen und Me­tho­den so­wie Ko­ope­ra­tio­nen mit dem Ka­tho­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt und an­de­ren Fä­chern. Dar­über hin­aus nimmt der Re­li­gi­ons­un­ter­richt als plu­ra­li­täts­fä­hi­ges Fach, wo im­mer sich Mög­lich­kei­ten er­öff­nen, Chan­cen in­ter­re­li­giö­sen Ler­nens wahr.

Recht­li­che Grund­la­gen des Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richts

Der Evan­ge­li­sche und da­mit kon­fes­sio­nell ver­ant­wor­te­te und ge­präg­te Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist nach Art. 7 Abs. 3 des Grund­ge­set­zes der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und nach Art. 18 der Ver­fas­sung des Lan­des Ba­den-Würt­tem­berg or­dent­li­ches Lehr­fach, das von Staat und Kir­che ge­mein­sam ver­ant­wor­tet wird. Er wird er­teilt „in Über­ein­stim­mung mit den Grund­sät­zen“ der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Ba­den und Würt­tem­berg, wie sie ent­hal­ten sind und er­läu­tert wer­den

  • in den Grund­ord­nun­gen der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Ba­den und Würt­tem­berg,
  • in der „Stel­lung­nah­me des Ra­tes der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land zu ver­fas­sungs­recht­li­chen Fra­gen des Re­li­gi­ons­un­ter­richts vom 7. Ju­li 1971“,
  • in der „Ent­schlie­ßung der Würt­tem­ber­gi­schen Evan­ge­li­schen Lan­des­syn­ode zu Grund­fra­gen des Re­li­gi­ons­un­ter­richts vom 15. Ju­li 1976“,
  • in den Denk­schrif­ten der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land „Iden­ti­tät und Ver­stän­di­gung“ (1994), „Ma­ße des Men­sch­li­chen“ (2003) so­wie „Re­li­giö­se Ori­en­tie­rung ge­win­nen. Evan­ge­li­scher Re­li­gi­ons­un­ter­richt als Bei­trag zu ei­ner plu­ra­li­täts­fä­hi­gen Schu­le“ (2014).

Ei­ne re­gel­haf­te Form des kon­fes­sio­nel­len Re­li­gi­ons­un­ter­richts ist der kon­fes­sio­nel­l-ko­ope­ra­ti­ve Re­li­gi­ons­un­ter­richt. Hier­zu ha­ben die Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Ba­den und Würt­tem­berg ge­mein­sam mit der Erz­diö­ze­se Frei­burg und der Diö­ze­se Rot­ten­bur­g-S­tutt­gart seit 2005 ver­bind­li­che Rah­men­ver­ein­ba­run­gen ge­schlos­sen.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

Die Ein­lei­tung des Bil­dungs­plans be­schreibt fä­cher- und jahr­gangs­über­grei­fen­de Bil­dungs­zie­le in Form von Leit­per­spek­ti­ven. Die­se sind im Bil­dungs­plan für Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re so­wohl an die pro­zess- als auch die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen an­schluss­fä­hig. Sie wur­den in die Kom­pe­ten­zen ein­ge­ar­bei­tet, sind je­doch nicht in die Ver­wei­se auf­ge­nom­men. In wel­cher Wei­se das Fach Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Nach bi­blisch-christ­li­cher Tra­di­ti­on ist der Mensch zur Über­nah­me von Ver­ant­wor­tung in der Ei­nen Welt be­ru­fen. Da­zu ge­hö­ren die Über­win­dung un­ge­rech­ter Ver­hält­nis­se, die Er­zie­hung zum Frie­den, der un­ge­hin­der­te Zu­gang zu Bil­dung, die ge­rech­te Teil­ha­be an den Gü­tern der Er­de und der ver­ant­wort­li­che Um­gang mit der Na­tur und ih­ren Res­sour­cen.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    Kenn­zei­chen der Schöp­fung ist Viel­falt. Maß­stab für christ­li­chen Um­gang mit Viel­falt sind die Lie­be und das Wohl des Nächs­ten, die in der be­din­gungs­lo­sen An­nah­me des Men­schen durch Gott grün­den. Des­halb be­fä­higt Evan­ge­li­scher Re­li­gi­ons­un­ter­richt da­zu „To­le­ranz, Re­spekt und An­er­ken­nung für den an­de­ren in der ei­ge­nen re­li­giö­sen Tra­di­ti­on zu iden­ti­fi­zie­ren und auf die­se Wei­se als Ori­en­tie­rungs­res­sour­ce ver­füg­bar zu ma­chen“ (Re­li­giö­se Ori­en­tie­rung ge­win­nen, S. 67). To­le­ranz und An­er­ken­nung ste­hen nicht im Wi­der­spruch zur Wahr­heits­fra­ge. An­ge­sichts der Vor­läu­fig­keit men­sch­li­cher Er­kennt­nis ent­hält sich der Re­li­gi­ons­un­ter­richt letz­ter Ur­tei­le. Die Be­reit­schaft, an­de­re Men­schen wahr­zu­neh­men, mit ih­nen in Dia­log zu tre­ten und ih­nen of­fen und re­spekt­voll zu be­geg­nen, ist da­mit un­ver­zicht­ba­res Merk­mal Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richts.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt nimmt den Men­schen in sei­nen kör­per­li­chen, see­li­schen, bio­gra­fi­schen und so­zia­len Be­zü­gen in den Blick. Er stärkt die Per­sön­lich­keit und be­fä­higt zu Teil­ha­be und Mün­dig­keit. Da­zu ge­hört die Fä­hig­keit, über sich selbst, sei­ne Stär­ken und Schwä­chen nach­zu­den­ken und dar­über mit an­de­ren ins Ge­spräch zu kom­men.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Die ver­ant­wort­li­che Ge­stal­tung des ei­ge­nen Le­bens und der Welt ist dem Men­schen als Auf­trag von Gott ge­ge­ben. Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt er­öff­net ei­nen Raum, in dem die in­di­vi­du­el­len In­ter­es­sen und Be­ga­bun­gen von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ge­för­dert wer­den. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben (in­ter‑)re­li­giö­se und (in­ter‑)kul­tu­rel­le Kom­pe­ten­zen, die Grund­la­gen für ei­ne spä­te­re be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on und die Über­nah­me so­zia­ler Ver­ant­wor­tung bil­den. In die­ser Wei­se un­ter­stützt und er­mu­tigt der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt Ju­gend­li­che dar­in, sich im Rah­men der ge­sell­schaft­lich ge­ge­be­nen Mög­lich­kei­ten be­ruf­lich zu ori­en­tie­ren.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Re­li­gi­on wird per­so­nal und me­di­al ver­mit­telt. Ana­lo­ge und di­gi­ta­le Me­di­en spie­len in der Le­bens­welt von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt un­ter­stützt ge­mäß der „Kund­ge­bung der 11. Syn­ode der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land zur Kom­mu­ni­ka­ti­on des Evan­ge­li­ums in der di­gi­ta­len Ge­sell­schaft“ (2014) ei­nen ver­ant­wor­tungs­vol­len Um­gang mit Me­di­en.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt the­ma­ti­siert ei­nen nach­hal­ti­gen Um­gang mit Res­sour­cen in der Ei­nen Welt. Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern wird der glo­ba­le Ho­ri­zont ih­res Kon­su­men­ten­ver­hal­tens er­öff­net. Sie wer­den für ei­nen ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Le­bens­stil sen­si­bi­li­siert.

1.2 Kom­pe­ten­zen

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt för­dert den Er­werb und die Ver­tie­fung re­li­giö­ser Bil­dung. Er zielt auf über­prüf­ba­re Kom­pe­ten­zen, wo­bei Glau­be, Ein­stel­lun­gen und Hal­tun­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler sich je­der Über­prüf­bar­keit ent­zie­hen.

Die Kom­pe­ten­zen re­li­giö­ser Bil­dung be­inhal­ten die Fä­hig­keit, die Viel­ge­stal­tig­keit von Wirk­lich­keit wahr­zu­neh­men und theo­lo­gisch zu re­flek­tie­ren, christ­li­che Deu­tun­gen mit an­de­ren zu ver­glei­chen, die Wahr­heits­fra­ge zu stel­len und ei­ne ei­ge­ne Po­si­ti­on zu ver­tre­ten so­wie sich in Frei­heit auf re­li­giö­se Aus­drucks- und Sprach­for­men (zum Bei­spiel Sym­bo­le und Ri­tua­le) ein­zu­las­sen und sie mit­zu­ge­stal­ten.

Im Sin­ne der Le­bens­be­glei­tung und Iden­ti­täts­ent­wick­lung sind in be­son­de­rer Wei­se per­so­na­le und so­zia­le Kom­pe­ten­zen in den Blick zu neh­men.

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Die fünf pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind:

  1. Wahr­neh­mungs- und Dar­stel­lungs­fä­hig­keit
  2. Deu­tungs­fä­hig­keit
  3. Ur­teils­fä­hig­keit
  4. Dia­log­fä­hig­keit
  5. Ge­stal­tungs­fä­hig­keit

Die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind in An­leh­nung an die „Ein­heit­li­chen Prü­fungs­an­for­de­run­gen in der Ab­itur­prü­fung Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re“ (Be­schluss der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz vom 01.12.1989 i. d. F. vom 16.11.2006, S.8–9) for­mu­liert und wer­den lang­fris­tig er­wor­ben. Wei­te­re Re­fe­renz­tex­te sind die Ver­öf­fent­li­chun­gen der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land (EKD): „Kom­pe­ten­zen und Stan­dards für den Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt in der Se­kun­dar­stu­fe I. Ein Ori­en­tie­rungs­rah­men“ (EK­D-Tex­te 111, De­zem­ber 2010) so­wie „Kern­cur­ri­cu­lum für das Fach Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re in der gym­na­sia­len Ober­stu­fe. The­men und In­hal­te für die Ent­wick­lung von Kom­pe­ten­zen re­li­giö­ser Bil­dung“ (EK­D-Tex­te 109, April 2010).

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Die Stan­dards in­halts­be­zo­ge­ner Kom­pe­ten­zen glie­dern sich in al­len Stan­dard- be­zie­hungs­wei­se Klas­sen­stu­fen und al­len Schul­ar­ten weit­ge­hend über­ein­stim­mend mit dem Fach Ka­tho­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re in sie­ben Be­rei­che. Zu­sam­men mit den pro­zess­be­zo­ge­nen bil­den die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen die Grund­la­ge für die Pla­nung von Un­ter­richt. Die sie­ben in­halts­be­zo­ge­nen Be­rei­che be­zeich­nen kei­ne the­ma­ti­schen Un­ter­richts­ein­hei­ten und bil­den kei­ne Un­ter­richts­se­quen­zen ab. Sie sind in­halt­lich ver­netzt. Dies wird durch die in­halts­be­zo­ge­nen Ver­wei­se ver­deut­licht (I). Die Ver­bin­dun­gen zu den pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wer­den eben­so durch ein Icon ver­deut­licht (P). Auf An­schluss­mög­lich­kei­ten zu an­de­ren Fä­chern ver­weist das Icon (F). Die sie­ben Be­rei­che lau­ten für die Jahr­gangs­stu­fen 1–10:

  1. Mensch
  2. Welt und Ver­ant­wor­tung
  3. Bi­bel
  4. Gott
  5. Je­sus Chris­tus
  6. Kir­che und Kir­chen
  7. Re­li­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen

In der Kurs­stu­fe des Gym­na­si­ums wer­den die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen des Be­reichs „Bi­bel“ den an­de­ren sechs Be­rei­chen zu­ge­ord­net. Kom­pe­ten­zen, die auf ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Wirk­lich­keits­ver­ständ­nis zie­len, sind in al­len sechs Be­rei­chen zu fin­den.

Die bei der For­mu­lie­rung der Kom­pe­ten­zen ver­wen­de­ten Ope­ra­to­ren sind als Lis­te bei­ge­fügt. Sie sind als hand­lungs­lei­ten­de Ver­ben zu ver­ste­hen und si­gna­li­sie­ren, wel­che Tä­tig­kei­ten beim Er­werb der Kom­pe­ten­zen er­war­tet wer­den. Die Ope­ra­to­ren sind in Über­ein­stim­mung mit den „Ein­heit­li­chen Prü­fungs­an­for­de­run­gen in der Ab­itur­prü­fung Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re“ (Be­schluss der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz vom 01.12.1989 i. d. F. vom 16.11.2006, S.12–15) for­mu­liert.

Im An­schluss an je­den Be­reich fin­det sich ei­ne Zu­sam­men­stel­lung mög­li­cher Bi­bel­stel­len und Fach­be­grif­fe. Die­se sind we­der ver­bind­lich noch ex­klu­siv zu ver­ste­hen, son­dern sol­len da­zu die­nen, die di­dak­ti­sche Um­set­zung zu un­ter­stüt­zen.

Ein­ge­fügt in die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wer­den Mög­lich­kei­ten der Kon­kre­ti­sie­rung in Klam­mern be­nannt. Wer­den die­se durch die For­mu­lie­rung „zum Bei­spiel“ ein­ge­lei­tet, bil­den sie ei­ne un­ver­bind­li­che Emp­feh­lung für die Ge­stal­tung des Un­ter­richts. Die Ver­wen­dung an­de­rer Bei­spie­le ist eben­so mög­lich. Fehlt die For­mu­lie­rung „zum Bei­spiel“ in den Klam­mern, sind al­le ge­nann­ten In­hal­te ver­bind­lich.

1.3 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt in der Se­kun­dar­stu­fe I

In der Se­kun­dar­stu­fe I kön­nen Ju­gend­li­che prin­zi­pi­ell al­le Bil­dungs­ab­schlüs­se be­zie­hungs­wei­se ‑an­schlüs­se an­stre­ben und er­lan­gen. Des­halb be­geg­net dem Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt in der Se­kun­dar­stu­fe I in be­son­de­rer Wei­se die Viel­falt von Lern­vor­aus­set­zun­gen, ganz gleich, an wel­cher Schul­art er statt­fin­det. Zu der auch in an­de­ren Un­ter­richts­fä­chern an­zu­tref­fen­den Viel­falt von Lern­vor­aus­set­zun­gen kann im Evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt zu­sätz­lich die Viel­falt von Schü­le­rin­nen und Schü­lern aus un­ter­schied­li­chen Klas­sen und Jahr­gangs­stu­fen tre­ten so­wie un­ter­schied­lichs­te For­men der re­li­gi­ös-welt­an­schau­li­chen So­zia­li­sa­ti­on bis hin zur erst­ma­li­gen au­then­ti­schen Be­geg­nung mit der evan­ge­li­schen Kon­fes­si­on. Um al­len Schü­le­rin­nen und Schü­lern die je­weils bes­ten Lern­chan­cen zu er­mög­li­chen, braucht es auf der Sei­te der Lehr­kraft ei­ne Hal­tung der Sen­si­bi­li­tät und der Wert­schät­zung von Viel­falt. Die Grund­la­ge da­für bie­tet die re­for­ma­to­ri­sche Sicht auf den Men­schen in sei­ner un­ver­lier­ba­ren Wür­de vor Gott. Auf der di­dak­ti­schen Sei­te ist ziel­dif­fe­ren­zie­ren­der Un­ter­richt er­for­der­lich. Ein sol­cher Re­li­gi­ons­un­ter­richt bie­tet ei­ne dif­fe­ren­zier­te Auf­ga­ben- und Lern­kul­tur, die so­wohl Lern­auf­ga­ben mit in­di­vi­du­el­len Er­geb­nis­sen als auch ge­mein­sa­mes Ler­nen und Theo­lo­gi­sie­ren, die Re­fle­xi­on und die Kom­mu­ni­ka­ti­on über je ei­ge­ne Er­fah­run­gen, Fra­gen und Ein­sich­ten und die Ent­wick­lung von Hand­lungs­mög­lich­kei­ten mit ein­be­zieht.

Da­für bie­ten die drei Ni­veau­stu­fen G, M und E ab­ge­stuf­te, auf­ein­an­der auf­bau­en­de Kom­pe­tenz­for­mu­lie­run­gen. Die drei Ni­veaus sind so auf­ein­an­der be­zo­gen, dass je­des Ni­veau die Vor­aus­set­zung des nächst­hö­he­ren bil­det. Die drei Ni­veaus G, M und E hel­fen der Lehr­kraft, ge­nau­er wahr­zu­neh­men, was die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­reits wis­sen und kön­nen (Lern­aus­gangs­ana­ly­se) und was sie dem­zu­fol­ge als Nächs­tes brau­chen (kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Un­ter­richts­pla­nung), um ihr Wis­sen und Kön­nen zu ver­tie­fen und zu er­wei­tern.

In den Schul­ar­ten der Se­kun­dar­stu­fe I wird re­li­giö­se Bil­dung nicht nur mit der ge­gen­wär­ti­gen Le­bens­wirk­lich­keit der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, son­dern auch mit ih­ren in­di­vi­du­el­len, ge­sell­schaft­li­chen, bio­gra­fi­schen und be­ruf­li­chen Zu­kunfts­auf­ga­ben ver­knüpft. Der Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt be­tei­ligt sich des­halb so­wohl an schu­li­schen Ent­wick­lungs­pro­zes­sen als auch an au­ßer­schu­li­schen Ko­ope­ra­tio­nen und Pro­jek­ten.


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