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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert der mo­der­nen Fremd­spra­chen

In ei­ner mo­der­nen und glo­ba­li­sier­ten Welt, die von zu­neh­men­der Mo­bi­li­tät und Ver­net­zung ge­prägt ist, stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se ei­ne wich­ti­ge Grund­la­ge für den in­ter­na­tio­na­len Dia­log dar. Sie be­fä­hi­gen den Ein­zel­nen, sich in in­ter­kul­tu­rel­len Kon­tex­ten an­ge­mes­sen zu be­we­gen. In­dem sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit sprach­li­cher und kul­tu­rel­ler Viel­falt aus­ein­an­der­set­zen, er­wer­ben sie in­ter­kul­tu­rel­le Hand­lungs­kom­pe­tenz, die sie in die La­ge ver­setzt, mit In­di­vi­du­en und Grup­pen an­de­rer Kul­tu­ren an­ge­mes­sen und re­spekt­voll zu in­ter­agie­ren. Bei der Be­geg­nung mit ei­ner an­de­ren Spra­che wird der Ein­zel­ne mit ei­ner neu­en, ihm zu­nächst un­ge­wohn­ten sprach­li­chen Ord­nung der Welt kon­fron­tiert. Er lernt die­se neue Ord­nung als an­de­re mög­li­che In­ter­pre­ta­ti­on von Welt ken­nen und re­spek­tie­ren. Da­mit un­ter­stützt der Fremd­spra­chen­un­ter­richt in be­son­de­rem Ma­ße die Ent­wick­lung von To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt und trägt zu ei­nem fried­li­chen Zu­sam­men­le­ben in der Welt bei. In ei­ner in­ter­na­tio­nal ge­präg­ten Wirt­schafts- und Ar­beits­welt stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se au­ßer­dem ei­ne wich­ti­ge Vor­aus­set­zung dar, um an­ge­mes­sen auf dem glo­ba­len Markt zu agie­ren.

Ziel ei­nes mo­der­nen Fremd­spra­chen­un­ter­richts ist es des­halb, Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu be­fä­hi­gen, sich in der Fremd­spra­che si­cher zu be­we­gen und sich da­bei zu­neh­mend flüs­sig und dif­fe­ren­ziert aus­zu­drü­cken. Fremd­spra­chen zu ler­nen heißt, in frem­de Wel­ten ein­zu­tau­chen und die­se in stei­gen­dem Ma­ße zu ver­ste­hen. Sie er­mög­li­chen es den Ler­nen­den, Wis­sen über frem­de Denk­mus­ter und Hand­lungs­wei­sen zu er­wer­ben und die­se mit den ei­ge­nen zu ver­glei­chen. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen so de­ren kul­tu­rel­le und ge­ge­be­nen­falls auch his­to­ri­sche Be­dingt­heit ver­ste­hen, Ver­ständ­nis und Re­spekt für das Frem­de ent­wi­ckeln und Miss­ver­ständ­nis­se ver­mei­den.

So­zio­kul­tu­rel­les Wis­sen im Zu­sam­men­spiel mit in­ter­kul­tu­rel­ler und funk­tio­na­ler kom­mu­ni­ka­ti­ver Kom­pe­tenz ver­setzt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in die La­ge, künf­tig Aus­lands­auf­ent­hal­te und in­ter­na­tio­na­le Be­geg­nun­gen im Rah­men von Aus­bil­dung, Stu­di­um und Be­ruf so­wie im Pri­vat­le­ben ge­zielt und in­for­miert in die We­ge zu lei­ten und er­folg­reich zu be­wäl­ti­gen. Hier leis­ten die mo­der­nen Fremd­spra­chen ei­nen Bei­trag zur be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler.

Am Gym­na­si­um er­wirbt je­de Schü­le­rin und je­der Schü­ler Kom­pe­ten­zen in min­des­tens zwei Fremd­spra­chen. Der Ver­gleich von Un­ter­schie­den und Ge­mein­sam­kei­ten för­dert die Ein­sicht in ge­ne­rel­le sprach­li­che Struk­tur­mus­ter und das Ver­ständ­nis von Spra­che als Sys­tem. Die Kennt­nis von Struk­tu­ren ver­schie­de­ner Spra­chen so­wie von Stra­te­gi­en und Me­tho­den des Sprach­er­werbs för­dert dar­über hin­aus das Ler­nen wei­te­rer Fremd­spra­chen jen­seits der schu­li­schen Aus­bil­dung. Nach­den­ken über Spra­che schult die Fä­hig­keit, Hand­lungs­wei­sen, kom­ple­xe­re Sach­ver­hal­te, theo­re­ti­sche Er­kennt­nis­se, Denk­mus­ter und Wert­vor­stel­lun­gen zu durch­drin­gen und in ei­nen in­ter­kul­tu­rel­len Zu­sam­men­hang zu stel­len.

1.2 Kom­pe­ten­zen

In den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen ist die Aus­bil­dung der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz das über­ge­ord­ne­te Ziel des Fremd­spra­chen­ler­nens. Der Ge­mein­sa­me eu­ro­päi­sche Re­fe­renz­rah­men (GeR) der Spra­chen von 2001 sieht in die­ser in­ter­kul­tu­rel­len Hand­lungs­fä­hig­keit in un­ter­schied­li­chen Spra­chen den Kern sei­nes Mehr­spra­chig­keits­kon­zepts. Er de­fi­niert für al­le Spra­chen gül­ti­ge Kri­te­ri­en und Ni­veaus, nach de­nen die Sprach­be­herr­schung von Ler­nen­den ein­ge­stuft wer­den kann. Dar­an ori­en­tiert sich der Kom­pe­tenz­auf­bau über die ver­schie­de­nen Klas­sen in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen. Die in den Bil­dungs­plä­nen be­schrie­be­nen Kom­pe­ten­zen ent­spre­chen den Vor­ga­ben der „Bil­dungs­stan­dards für die fort­ge­führ­te Fremd­spra­che (Eng­lisch/Fran­zö­sisch) für die All­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe“ der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (KMK) von 2012, die zu ei­ner Ver­ein­heit­li­chung der An­for­de­run­gen über die Bun­des­län­der­gren­zen hin­weg füh­ren sol­len.

Zu­sam­men­spiel der Kom­pe­tenz­be­rei­che (© Lan­des­in­sti­tut für Schul­ent­wick­lung)
Zusammenspiel der Kompetenzbereiche

Das Schau­bild ver­deut­licht, dass die Kom­pe­ten­zen, wie sie nach­ein­an­der in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen auf­ge­führt sind, kei­ne iso­liert zu be­herr­schen­den Ein­zel­fer­tig­kei­ten sind, son­dern viel­mehr in­ein­an­der­grei­fen. So­wohl die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen als auch die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen ste­hen im Dienst der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz.

Als pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen wer­den Sprach­be­wusst­heit und Sprach­lern­kom­pe­tenz aus­ge­wie­sen: Zum ei­nen un­ter­stützt die Fä­hig­keit, ei­ne Spra­che – auch die Erst­spra­che – be­wusst zu re­zi­pie­ren und zu ver­wen­den, den Sprach­er­werbs­pro­zess. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen zum an­de­ren in ih­rer Sprach­lern­kom­pe­tenz lang­fris­tig ge­för­dert wer­den, um das ei­ge­ne Spra­chen­ler­nen ziel­ge­rich­tet zu steu­ern. Die­ser Pro­zess be­ginnt be­reits im Fremd­spra­chen­un­ter­richt der Grund­schu­le. Die Ler­nen­den sol­len Stra­te­gi­en und Me­tho­den er­wer­ben, die sie da­zu be­fä­hi­gen, ihr Ler­nen selbst­stän­dig zu or­ga­ni­sie­ren und nach En­de ih­rer Schul­zeit im Sin­ne des le­bens­lan­gen Ler­nens wei­te­re Fremd­spra­chen im au­ßer­schu­li­schen Um­feld zu er­ler­nen. Ei­ne Vor­aus­set­zung da­für be­steht dar­in, dass sie in ih­rer Schul­lauf­bahn all­mäh­lich Ei­gen­ver­ant­wor­tung für ih­ren Lern­pro­zess und ‑zu­wachs über­neh­men. Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen kön­nen nicht von den in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen los­ge­löst er­wor­ben wer­den, sie sind nicht ge­stuft und wer­den nicht un­mit­tel­bar ge­prüft. Der aus­ge­wie­se­ne Stand stellt die Ziel­stu­fe dar, die das beim Ab­schluss der Kurs­stu­fe zu er­rei­chen­de Ni­veau be­schreibt.

Die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen um­fas­sen die als zen­tra­les Ziel aus­ge­wie­se­ne in­ter­kul­tu­rel­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz, die funk­tio­na­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz und schließ­lich die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz. Vor­aus­set­zung für ei­nen ge­lin­gen­den Kom­pe­tenz­auf­bau ist, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler an­ge­mes­se­ne sprach­li­che Mit­tel er­wer­ben und re­flek­tie­ren. Für die Rea­li­sie­rung der kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen ha­ben sie die­nen­de Funk­ti­on.

Die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz ver­langt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ei­nen kom­ple­xe­ren Um­gang mit Tex­ten ab, der über die rei­ne Text­re­zep­ti­on hin­aus­geht. Sie er­for­dert, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler Tex­te zu­neh­mend tie­fer durch­drin­gen und sich pro­duk­tiv mit ih­nen aus­ein­an­der­set­zen. Die Ler­nen­den sol­len die Fä­hig­keit er­wer­ben, Tex­te zu struk­tu­rie­ren und zu ana­ly­sie­ren, sie zu re­flek­tie­ren und zu be­wer­ten be­zie­hungs­wei­se neu zu ge­stal­ten. In den Bil­dungs­plä­nen der mo­der­nen Fremd­spra­chen wird von ei­nem er­wei­ter­ten Text­be­griff aus­ge­gan­gen. Als Tex­te wer­den dem­nach al­le münd­li­chen, schrift­li­chen und vi­su­el­len Pro­duk­te in ih­rem je­wei­li­gen kul­tu­rel­len und me­dia­len Kon­text ver­stan­den, die ana­log oder di­gi­tal ver­mit­telt wer­den. Von ent­schei­den­der Be­deu­tung für den gym­na­sia­len Fremd­spra­chen­un­ter­richt ist die Aus­ein­an­der­set­zung mit kul­tu­rell ge­präg­ten Deu­tungs­mus­tern. Aus die­sem Grund hat die Be­schäf­ti­gung mit li­te­ra­ri­schen Tex­ten von Au­to­rin­nen und Au­to­ren mit un­ter­schied­li­chem kul­tu­rel­lem Hin­ter­grund dort ei­nen be­son­de­ren Stel­len­wert.

Zur Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz zählt dar­über hin­aus, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei ei­ner Re­cher­che dem In­ter­net ziel­ge­rich­tet In­for­ma­tio­nen ent­neh­men und ent­spre­chend der Auf­ga­ben­stel­lung aus­wer­ten kön­nen. Zu­dem ler­nen sie, Tex­te ge­ge­be­nen­falls kri­tisch zu ih­rem me­dia­len Um­feld in Be­zie­hung zu set­zen. Da­mit trägt der mo­der­ne Fremd­spra­chen­un­ter­richt zur Me­di­en­bil­dung bei.

Je­weils zu Be­ginn der in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wer­den The­men ge­nannt, denn die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben die aus­ge­wie­se­nen Kom­pe­ten­zen nicht los­ge­löst von so­zio­kul­tu­rel­lem Wis­sen. Dies ge­schieht viel­mehr in der stän­di­gen Be­geg­nung und Aus­ein­an­der­set­zung mit The­men, die in ih­rer Pro­gres­si­on zu­neh­mend ge­sell­schafts­ori­en­tiert wer­den und ein ver­tief­tes kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis zum Ziel ha­ben.

Me­tho­disch-stra­te­gi­sche Teil­kom­pe­ten­zen sind den funk­tio­na­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen zu­ge­ord­net. Sie sind im Bil­dungs­plan 2016 je­weils am En­de ei­ner Kom­pe­tenz auf­ge­führt und durch ei­ne Zwi­schen­über­schrift kennt­lich ge­macht. Ver­wei­se auf Teil­kom­pe­ten­zen an­de­rer Be­rei­che der Fremd­spra­chen­plä­ne zei­gen, wel­che Teil­kom­pe­ten­zen Grund­la­ge oder sinn­vol­le Er­wei­te­rungs­mög­lich­kei­ten dar­stel­len. Mit den vor­lie­gen­den Ver­wei­sen wird kein An­spruch auf Voll­stän­dig­keit er­ho­ben; sie sind nicht grund­sätz­lich ver­bind­lich, son­dern sol­len zum Quer­le­sen ein­la­den.

Um den Lern­stand, den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler laut Bil­dungs­plan aus den vor­he­ri­gen in die nach­fol­gen­den Klas­sen mit­brin­gen sol­len, bes­ser nach­voll­zie­hen zu kön­nen, hat die je­wei­li­ge Teil­kom­pe­tenz über al­le Klas­sen hin­weg die glei­che Num­me­rie­rung. Die Pro­gres­si­on der ein­zel­nen (Teil‑)Kom­pe­ten­zen wird so er­kenn­bar. Mit­un­ter wird ei­ne Teil­kom­pe­tenz ab ei­ner be­stimm­ten Klas­se nicht mehr fort­ge­führt be­zie­hungs­wei­se sie setzt spä­ter ein. In die­sen Fäl­len er­folgt ein kon­kre­ter Hin­weis in der je­wei­li­gen Zei­le. Die Teil­kom­pe­ten­zen wer­den an­hand von Ope­ra­to­ren be­schrie­ben, de­ren je­wei­li­ge Be­deu­tung in der Lis­te im An­hang der Plä­ne de­fi­niert ist. Die de­fi­nier­ten hand­lungs­lei­ten­den Ver­ben die­nen da­zu, al­le sprach­li­chen Ope­ra­tio­nen, die im Lau­fe des Er­werbs al­ler kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen er­lernt wer­den, trenn­scharf zu er­fas­sen. Es han­delt sich da­bei nicht um die fremd­sprach­li­chen Prü­fungs­ope­ra­to­ren.

1.3 Bil­dungs­wert des Fa­ches Ita­lie­nisch

Ita­li­en ist für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land nicht nur kul­tu­rell, son­dern auch po­li­tisch und wirt­schaft­lich von gro­ßer Be­deu­tung:

Bei­de Län­der zäh­len zu den sechs Grün­dungs­mit­glie­dern der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft, bei­de ha­ben sich nach dem Zwei­ten Welt­krieg von Dik­ta­tu­ren zu de­mo­kra­ti­schen Staa­ten ent­wi­ckelt und eins­ti­ge Feind­se­lig­kei­ten über­wun­den. Sie zäh­len heu­te zu den über­zeug­ten Be­für­wor­tern der eu­ro­päi­schen Idee.

Doch nicht nur po­li­tisch, auch wirt­schaft­lich sind Deutsch­land und Ita­li­en eng mit­ein­an­der ver­bun­den: In der Rang­fol­ge der Han­dels­part­ner der Bun­des­re­pu­blik steht Ita­li­en an pro­mi­nen­ter Stel­le. Ba­den-Würt­tem­berg pflegt in­ten­si­ve Han­dels­be­zie­hun­gen zu Ita­li­en und hat zu­dem mit der Lom­bar­dei und der Emi­li­a-Ro­ma­gna zwei Zug­pfer­de der ita­lie­ni­schen Wirt­schaft als Part­ner­re­gio­nen. Fremd­spra­chen­kennt­nis­se sind da­her auch im Hin­blick auf die Be­rufs­wahl der Schü­le­rin­nen und Schü­ler von gro­ßem Vor­teil.

Über ei­ne hal­be Mil­li­on Ita­lie­ner lebt in der Bun­des­re­pu­blik. Et­wa ein Drit­tel da­von ist in Deutsch­land ge­bo­ren. Die ita­lie­ni­sche All­tags­kul­tur – in Be­rei­chen wie Gas­tro­no­mie, De­sign und Mo­de – ist aus un­se­ren Städ­ten und Ge­mein­den nicht weg­zu­den­ken. Um­ge­kehrt rei­sen je­des Jahr Mil­lio­nen von Deut­schen nach Ita­li­en, um dort ih­re Fe­ri­en zu ver­brin­gen. Sie stel­len da­mit über ein Drit­tel al­ler Ur­lau­ber des Bel Pa­ese.

Die­ses In­ter­es­se kommt nicht von un­ge­fähr: Ita­li­en ist auf­grund sei­ner ge­schicht­li­chen Ent­wick­lung das Land mit den meis­ten Welt­erbe­stät­ten, die Haupt­stadt Rom ist das Zen­trum der ka­tho­li­schen Chris­ten­heit. Ita­li­en war im­mer wie­der Vor­rei­ter bei ge­sell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Ent­wick­lun­gen, so­wohl die mit­tel­al­ter­li­che als auch die Kunst der Re­nais­sance nah­men hier ih­ren Aus­gang, seit Goe­the ist ei­ne Ita­li­en­rei­se ein Muss un­ter Kunst­in­ter­es­sier­ten. Au­ßer­dem un­ter­hal­ten zahl­rei­che Land­krei­se, Städ­te und Ge­mein­den Ba­den-Würt­tem­bergs in­ten­si­ve part­ner­schaft­li­che Be­zie­hun­gen mit ita­lie­ni­schen Pro­vin­zen und Ge­mein­den.

Ne­ben dem Bil­dungs­wert und dem Ge­brauchs­wert der ita­lie­ni­schen Spra­che gibt es au­ßer­dem ein ganz ein­fa­ches, aber um­so wich­ti­ge­res Ar­gu­ment Ita­lie­nisch zu ler­nen: die Schön­heit der Spra­che.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach Ita­lie­nisch ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Die Leit­per­spek­ti­ve „Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung“ ent­hält das zen­tra­le An­lie­gen der Aus­ein­an­der­set­zung mit wach­sen­den glo­ba­len und so­zia­len Her­aus­for­de­run­gen. Ita­li­en mit sei­nen re­gio­na­len Ge­gen­sät­zen, sei­nem Kampf ge­gen die or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät und sei­ner lan­gen Mi­gra­ti­ons­ge­schich­te bie­tet der her­an­wach­sen­den Ge­ne­ra­ti­on viel­fäl­ti­ge un­ter­richt­li­che An­knüp­fungs­punk­te, um die Be­deu­tung von in­no­va­ti­ven Le­bens- und Ge­sell­schafts­ent­wür­fen zu er­ken­nen.
    Ge­ra­de in der Aus­ein­an­der­set­zung mit Sach­t­ex­ten wer­den im Ita­lie­nisch­un­ter­richt auch ge­sell­schaft­lich re­le­van­te Fra­gen ge­stellt und dis­ku­tiert. Da­durch wird nicht nur das Ur­teils­ver­mö­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­stärkt, son­dern auch ein dif­fe­ren­zier­tes Text­ver­ständ­nis ge­för­dert, das not­wen­dig ist, um die Fä­hig­keit zu de­mo­kra­ti­scher Teil­ha­be, Mit­wir­kung und Mit­be­stim­mung im Sin­ne der „Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung“ zu för­dern.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    In der Be­geg­nung mit der Ziel­kul­tur er­fah­ren die Schü­le­rin­nen und Schü­ler Di­ver­si­tät als Be­rei­che­rung und kön­nen gleich­zei­tig mit dem of­fe­nen Blick auf die fremd­kul­tu­rel­len Ei­gen­ar­ten per­sön­li­che Stand­punk­te er­ken­nen und ei­ge­ne Wert­vor­stel­lun­gen for­mu­lie­ren. Das Fach Ita­lie­nisch bie­tet viel­fäl­ti­ge Ge­le­gen­hei­ten, um über die grund­le­gen­den The­men der Leit­per­spek­ti­ve „Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt“ wie Ehe und Fa­mi­lie, fried­li­ches Zu­sam­men­le­ben, Welt­an­schau­ung, Men­schen­wür­de oder Re­li­gi­on mit­ein­an­der ins Ge­spräch zu kom­men, dar­über zu re­flek­tie­ren und schließ­lich zu ei­ner ei­ge­nen Po­si­ti­on zu ge­lan­gen.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Der Ita­lie­nisch­un­ter­richt er­mög­licht den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, mit Mut­ter­sprach­lern in Kon­takt zu tre­ten und in rea­len und vir­tu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen Be­zie­hun­gen auf­zu­bau­en, ein­an­der in wert­schät­zen­der Kom­mu­ni­ka­ti­on zu be­geg­nen und lö­sungs­ori­en­tiert Kon­flik­te zu be­wäl­ti­gen. Dies ist ein wich­ti­ger Bei­trag, um sich als Teil ei­ner Ge­mein­schaft wahr­zu­neh­men und als Mit­glied ei­ner Grup­pe Kom­mu­ni­ka­ti­on ak­tiv mit­zu­ge­stal­ten. Dar­über hin­aus wer­den Lern­stra­te­gi­en und Ar­beits­me­tho­den im Ita­lie­nisch­un­ter­richt ver­mit­telt und ein­ge­übt. Da­mit soll un­ter­stützt wer­den, dass sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rem Ler­nen und Han­deln als ei­gen­stän­dig und selbst­wirk­sam er­le­ben kön­nen. Die hier ge­nann­ten As­pek­te tra­gen zum ei­ge­nen Wohl­be­fin­den bei und rea­li­sie­ren das An­lie­gen der Leit­per­spek­ti­ve „Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung“.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Auf­grund der in­ten­si­ven wirt­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen zwi­schen Ita­li­en und Deutsch­land kön­nen Ita­lie­nisch­kennt­nis­se von gro­ßem Nut­zen sein. Der Un­ter­richt er­öff­net den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Per­spek­ti­ven im Hin­blick auf Prak­ti­ka, Aus­bil­dung, Stu­di­um und Be­ruf und trägt so­mit zur „Be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung“ der Her­an­wach­sen­den bei.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Die zu­neh­men­de Be­deu­tung von Me­di­en in der Ge­sell­schaft macht ei­nen kri­ti­schen, selbst­be­stimm­ten Um­gang mit Me­di­en zu ei­ner wich­ti­gen Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­ti­on jun­ger Men­schen. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nut­zen Me­di­en zur In­for­ma­ti­ons­re­cher­che, ‑aus­wahl und Prä­sen­ta­ti­on. Sie prü­fen ih­re Quel­len kri­tisch und sind sich der Be­deu­tung des Da­ten­schut­zes be­wusst. So be­för­dert auch der Ita­lie­nisch­un­ter­richt in der Aus­ein­an­der­set­zung mit un­ter­schied­li­chen Tex­ten die „Me­di­en­bil­dung“.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Die Leit­per­spek­ti­ve „Ver­brau­cher­bil­dung“ hat die Ent­wick­lung ei­nes selbst­be­stimm­ten und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Ver­brau­cher­ver­hal­tens zum Ziel. Sie ist ein zen­tra­les Ele­ment, das auf ak­tu­el­le wie auch künf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen im Pri­vat- und Be­rufs­le­ben vor­be­rei­tet. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler re­flek­tie­ren kon­sum­be­zo­ge­ne The­men und er­wer­ben Kom­pe­ten­zen für ein selbst­be­stimm­tes Kon­sum­ver­hal­ten in All­tags­si­tua­tio­nen. Im Ita­lie­nisch­un­ter­richt eig­nen sich die The­men der Ver­brau­cher­bil­dung für die In­for­ma­ti­on und Kon­ver­sa­ti­on über die lan­des­spe­zi­fi­schen All­tags‑, Ess- und Kon­sum­kul­tu­ren.

1.4 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Der Er­werb des Ita­lie­ni­schen als drit­te Fremd­spra­che kann auf den be­reits vor­han­de­nen Sprach­lern­er­fah­run­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf­bau­en. So er­rei­chen sie in ei­nem we­sent­lich kür­ze­ren Zeit­raum ein ver­gleich­ba­res Kom­pe­tenz­ni­veau wie in ih­rer ers­ten Fremd­spra­che. Dar­über hin­aus wird mit dem Er­ler­nen der ita­lie­ni­schen Spra­che ei­ne Grund­la­ge für den Er­werb wei­te­rer ro­ma­ni­scher Fremd­spra­chen ge­schaf­fen.

Im Mit­tel­punkt des Ita­lie­nisch­un­ter­richts steht der sys­te­ma­ti­sche Auf­bau der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft und ‑fä­hig­keit der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in al­ters­ge­mä­ßen Lern­si­tua­tio­nen. Bis zum En­de von Klas­se 10 er­rei­chen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler das Ni­veau B1+, bis zum En­de der Klas­se 12 im All­ge­mei­nen das Ni­veau B2 des Ge­mein­sa­men eu­ro­päi­schen Re­fe­renz­rah­mens für das Leh­ren und Ler­nen von Spra­chen.

Der Er­werb der Ziel­spra­che er­folgt nach dem Prin­zip der auf­ge­klär­ten Ein­spra­chig­keit. Grund­la­ge der Sprach­ver­mitt­lung ist die ita­lie­ni­sche Ge­gen­warts­spra­che, wie sie heu­te von den na­tio­na­len Rund­funk- und Fern­seh­an­stal­ten so­wie von der Pres­se ver­wen­det wird. Der Kon­takt mit der ita­lie­ni­schen Spra­che an au­ßer­schu­li­schen Lern­or­ten wird – wo im­mer mög­lich – ge­för­dert, da­mit die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Mög­lich­keit er­hal­ten, die Le­bens­wirk­lich­keit Ita­li­ens un­mit­tel­bar zu er­fah­ren, zum Bei­spiel durch Aus­tausch­maß­nah­men oder an­de­re Be­geg­nun­gen mit Mut­ter­sprach­lern.

In ei­nem hand­lungs- und pro­duk­ti­ons­ori­en­tier­ten Un­ter­richt wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­fä­higt, mit italo­pho­nen Spre­chern zu kom­mu­ni­zie­ren. Äu­ßern sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler spon­tan münd­lich, soll­ten aus­ge­wähl­te Feh­ler be­hut­sam kor­ri­giert wer­den. Bei der Be­wer­tung dür­fen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nicht an Mut­ter­sprach­lern ge­mes­sen wer­den, son­dern an dem für die Klas­se aus­ge­wie­se­nen Lern­stand. Das be­deu­tet, dass die sprach­li­che Kor­rekt­heit nicht das aus­schließ­li­che Be­wer­tungs­kri­te­ri­um ist, son­dern auch die Ver­ständ­lich­keit und zu­neh­men­de Flüs­sig­keit so­wie das Aus­drucks­ver­mö­gen zu be­rück­sich­ti­gen sind.

Ent­de­cken­des Ler­nen, selbst an­ge­eig­ne­tes Wis­sen und Ler­nen durch Leh­ren ver­voll­stän­di­gen den Kom­pe­tenz­auf­bau. Durch viel­fäl­ti­ges und in­di­vi­dua­li­sier­tes Üben fes­ti­gen sie ih­re Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten, ent­wi­ckeln er­wor­be­ne Lern­tech­ni­ken wei­ter, schu­len ih­re Be­fä­hi­gung zur Selbst­e­va­lua­ti­on und ent­wi­ckeln ih­re Ler­ner­au­to­no­mie.

Lehr­wer­ke wer­den in der Re­gel bun­des­lan­d­un­ab­hän­gig kon­zi­piert. Aus die­sem Grund ist es er­for­der­lich, das ein­ge­setz­te Lehr­werk mit dem gül­ti­gen Bil­dungs­plan und dem Lern­stand der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ab­zu­glei­chen. Dies kann zur Fol­ge ha­ben, dass Tei­le nicht un­ter­rich­tet wer­den be­zie­hungs­wei­se das Lehr­werk er­gänzt wer­den muss, um die An­for­de­run­gen des je­wei­li­gen Bil­dungs­plans zu er­fül­len. Dar­über hin­aus ist es aus Grün­den der Mo­ti­va­ti­on und Ak­tua­li­tät not­wen­dig, lehr­werks­un­ab­hän­gi­ge und au­then­ti­sche Ma­te­ria­li­en zu ver­wen­den. Lehr­werks­tei­le kön­nen aber auch über Ganz­schrif­ten un­d/o­der Film­se­quen­zen ab­ge­deckt wer­den.

Um die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kom­mu­ni­ka­tiv hand­lungs­fä­hig zu ma­chen, ist es un­ab­ding­bar, die ver­schie­de­nen (Teil‑)Kom­pe­ten­zen zu­sam­men­zu­füh­ren. Nur auf die­se Wei­se wird man der Kom­ple­xi­tät der kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lungs­fä­hig­keit ge­recht. Der me­tho­di­sche An­satz der Auf­ga­ben­ori­en­tie­rung trägt die­ser Kom­ple­xi­tät Rech­nung. In der Be­wäl­ti­gung le­bens­welt­lich re­le­van­ter Ziel­auf­ga­ben zei­gen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, dass sie die un­ter­schied­li­chen (Teil‑)Kom­pe­ten­zen in rea­li­täts­na­hen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen an­wen­den kön­nen. Eben­so kom­plex sind in der Kurs­stu­fe ana­ly­ti­sche und ge­stal­ten­de Auf­ga­ben, die be­reits in der Mit­tel­stu­fe an­ge­bahnt wer­den und die Stu­dier­fä­hig­keit zum Ziel ha­ben.

1.5 Ba­sis­fach und Leis­tungs­fach in der Ober­stu­fe

In der gym­na­sia­len Kurs­stu­fe kön­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler das Fach Ita­lie­nisch als Ba­sis­fach oder als Leis­tungs­fach be­le­gen.

In der Aus­ein­an­der­set­zung mit li­te­ra­ri­schen und nicht­li­te­ra­ri­schen Tex­ten und Me­di­en er­wei­tern die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ih­re fremd­sprach­li­chen Kom­pe­ten­zen und da­mit auch ih­re in­ter­kul­tu­rel­le Hand­lungs­kom­pe­tenz.

Ba­sis­fach und Leis­tungs­fach un­ter­schei­den sich hin­sicht­lich des Kom­ple­xi­täts- und Abs­trak­ti­ons­gra­des der Tex­te und The­men so­wie hin­sicht­lich der Brei­te, Tie­fe und Dif­fe­ren­ziert­heit der Auf­ga­ben­be­ar­bei­tung.

Am En­de der Kurs­stu­fe er­rei­chen al­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Ni­veau­stu­fe B2 des Ge­mein­sa­men Eu­ro­päi­schen Re­fe­renz­rah­mens (GeR).


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