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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert des Fa­ches Grie­chisch

Die grie­chi­sche Li­te­ra­tur und ihr Fort­wir­ken

Der Kampf um Tro­ja und die Er­leb­nis­se ka­ri­bi­scher Fi­scher, die jah­re­lan­gen Irr­fahr­ten des Odys­seus und der Ab­lauf ei­nes ein­zi­gen Ta­ges im Le­ben ei­nes Dub­li­ner Zei­tungs­mit­ar­bei­ters – auch Jahr­hun­der­te nach ih­rer Ent­ste­hung wur­den Ili­as und Odys­see, die äl­tes­ten grie­chi­schen Li­te­ra­tur­wer­ke (um 700 v. Chr.), zur Grund­la­ge zwei­er her­aus­ra­gen­der Ro­ma­ne der Mo­der­ne und Post­mo­der­ne: Ulys­ses von Ja­mes Joy­ce (1922) und Ome­ros von De­rek Wal­cott (1992). Die grie­chi­sche Li­te­ra­tur steht so­mit, wie sich hier schlag­licht­ar­tig zeigt, nicht nur am An­fang ei­nes jahr­tau­sen­de­al­ten Tra­di­ti­ons­zu­sam­men­han­ges, sie wirkt viel­mehr auch kul­tur- und epo­chen­über­grei­fend fort.

Mit der grie­chi­schen Li­te­ra­tur ler­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler grund­le­gen­de li­te­ra­ri­sche Gat­tun­gen ken­nen, die bis heu­te durch ih­re The­men, Ge­stal­ten und Mo­ti­ve her­aus­for­dernd und an­re­gend wir­ken. In li­te­ra­ri­scher Form wer­den men­sch­li­che Grund­si­tua­tio­nen dar­ge­stellt, Fra­gen von grund­sätz­li­cher Be­deu­tung auf­ge­wor­fen und ver­schie­de­ne, zum Teil pro­ble­ma­ti­sche Lö­sungs­op­tio­nen durch­ge­spielt.

Mo­dell­haf­tes Den­ken

Das leb­haf­te In­ter­es­se der Grie­chen, die Viel­falt des Le­bens be­griff­lich zu er­fas­sen, zeugt von gro­ßer Of­fen­heit und der Fä­hig­keit zu struk­tu­rel­lem Den­ken. Prä­gend ist die Ten­denz, sich kom­ple­xe Zu­sam­men­hän­ge durch Denk­mo­del­le ver­ständ­lich zu ma­chen. So äu­ßert sich et­wa das Be­stre­ben, die Ur­sprün­ge der Welt zu er­ken­nen und Na­tur­phä­no­me­ne zu er­klä­ren, so­wohl in my­thi­schen Er­zäh­lun­gen als auch in phi­lo­so­phi­schen Tex­ten. In der His­to­rio­gra­phie ist es den Grie­chen ge­lun­gen, auch gro­ße Zeit- und Er­eig­nis­räu­me zu struk­tu­rie­ren und Er­klä­rungs­mo­del­le zu ent­wi­ckeln. Ver­gleich­ba­res zeigt sich im po­li­ti­schen Be­reich, wenn grie­chi­sche Au­to­ren ver­schie­de­ne Re­gie­rungs­for­men dif­fe­ren­ziert be­schrei­ben und ar­gu­men­ta­tiv ge­gen­ein­an­der ab­wä­gen.

Das Maß di­rek­ter po­li­ti­scher Par­ti­zi­pa­ti­on, et­wa in der at­ti­schen De­mo­kra­tie, er­staunt. Vor die­sem ge­sell­schaft­li­chen Hin­ter­grund ha­ben sich mo­dell­haf­te For­men auch in­di­rek­ter Par­ti­zi­pa­ti­on ent­wi­ckelt: Im phi­lo­so­phi­schen Dia­log wird über Macht und Miss­brauch der öf­fent­li­chen Re­de dis­ku­tiert, Gat­tun­gen wie Epos, Ly­rik und Tra­gö­die ver­ste­hen sich als Mög­lich­kei­ten zur Selbst­ver­ge­wis­se­rung ei­ner Ge­sell­schaft auch über di­ver­gen­te Wert­vor­stel­lun­gen, und vi­su­el­le Me­di­en re­flek­tie­ren oft so­zia­len Sta­tus und Ge­schlech­ter­rol­len. Und nicht zu­letzt hat die grie­chi­sche Ar­chi­tek­tur un­ter­schied­li­che Mo­del­le zur räum­li­chen Struk­tu­rie­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on, sei es der Men­schen un­ter­ein­an­der oder mit den Göt­tern, ent­wi­ckelt.

Ne­ben ih­rer Mo­dell­bil­dung prägt die Grie­chen ih­re ho­he Fle­xi­bi­li­tät, frem­de Ein­flüs­se auf­zu­neh­men, den ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen und Be­dürf­nis­sen an­zu­pas­sen und so in ih­re Kul­tur zu in­te­grie­ren. So kann die grie­chi­sche Kul­tur ge­ra­de in der Ge­gen­wart un­ter ver­än­der­ten und sich im­mer wei­ter ent­wi­ckeln­den Be­din­gun­gen Ju­gend­li­chen An­stö­ße zur Iden­ti­täts­fin­dung und Ur­teils­bil­dung ge­ben.

Spra­che als Mit­tel der Welt­erfas­sung

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­le­ben das Grie­chi­sche als ei­ne Spra­che, die hoch dif­fe­ren­zier­te Mit­tel be­reit­stellt, um un­ter­schied­lichs­te Welt­sich­ten und Vor­stel­lun­gen nu­an­ciert aus­zu­drü­cken. Spe­zi­fi­ka des Grie­chi­schen, wie zum Bei­spiel der Ge­brauch des Ar­ti­kels oder der Mo­di, er­leich­tern die phi­lo­so­phi­sche Abs­trak­ti­on. Zu­gleich hat sich die grie­chi­sche Spra­che in un­ter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Be­rei­chen als ge­eig­net er­wie­sen, für kom­ple­xe Phä­no­me­ne tref­fen­de Aus­drü­cke oder wis­sen­schaft­li­che Fach­ter­mi­ni zu bil­den. Da­durch lebt das Grie­chi­sche in zahl­rei­chen Fremd- und Lehn­wör­tern fort, die auch heu­te noch in All­tag, Be­ruf und Wis­sen­schaft ge­bräuch­lich sind.

Die in­ten­si­ve Be­schäf­ti­gung mit der grie­chi­schen Spra­che, Li­te­ra­tur und Kul­tur ver­schafft den Schü­le­rin­nen und Schü­lern auf die­se Wei­se ein ver­tief­tes Be­wusst­sein da­für, wie Spra­che und Den­ken zu­sam­men­hän­gen und Kul­tur und Ge­sell­schaft sich be­din­gen.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach Grie­chisch ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Im Bil­dungs­plan Grie­chisch sind vor­ran­gig The­men­ge­bie­te aus der grie­chi­schen Li­te­ra­tur und Kul­tur be­rück­sich­tigt, die An­knüp­fungs­punk­te zur Um­set­zung der As­pek­te Wer­te und Nor­men in Ent­schei­dungs­si­tua­tio­nen, Teil­ha­be, Mit­wir­kung, Mit­be­stim­mung, De­mo­kra­tie­fä­hig­keit und Frie­dens­bil­dung bie­ten.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    Beim Kom­pe­ten­z­er­werb spie­len in der Aus­ein­an­der­set­zung mit den In­hal­ten grie­chi­scher Tex­te be­son­ders die As­pek­te per­so­na­le und ge­sell­schaft­li­che Viel­falt, wert­ori­en­tier­tes Han­deln, To­le­ranz und An­ti­dis­kri­mi­nie­rung ei­ne her­aus­ra­gen­de Rol­le. Die Grie­chen stan­den mit ih­ren Nach­barn im öst­li­chen Mit­tel­meer­raum in in­ten­si­vem Wirt­schafts- und Kul­tur­aus­tausch, wo­bei sie sich stets auch ih­rer ei­ge­nen ge­sell­schaft­li­chen Si­tua­ti­on ver­ge­wis­ser­ten. Die li­te­ra­ri­schen Re­fle­xe die­ses Ver­hal­tens bie­ten Mög­lich­kei­ten zur Um­set­zung der für die Leit­per­spek­ti­ve zen­tra­len Fra­gen nach der Ak­zep­tanz an­de­rer Le­bens­for­men, Mög­lich­kei­ten der Kon­flikt­be­wäl­ti­gung und des In­ter­es­sen­aus­gleichs und er­mög­li­chen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, ei­ge­ne Hal­tun­gen kri­tisch zu über­prü­fen und neue Stand­punk­te ein­zu­neh­men.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Die Or­ga­ni­sa­ti­on des ei­ge­nen Lern­pro­zes­ses spielt im Grie­chisch­un­ter­richt ei­ne we­sent­li­che Rol­le. Das Ein­üben, An­wen­den und Wei­ter­ent­wi­ckeln von Tech­ni­ken, Me­tho­den und Stra­te­gi­en in den ein­zel­nen Be­rei­chen des Grie­chisch­un­ter­richts er­mög­licht den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, ihr Den­ken, Füh­len und Han­deln wahr­zu­neh­men, aus­zu­drü­cken und zu re­flek­tie­ren. Dies sind wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen, um sich Lern­zie­le set­zen be­zie­hungs­wei­se er­rei­chen zu kön­nen und sich im ei­ge­nen Han­deln als selbst­wirk­sam zu er­le­ben.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Die kon­ti­nu­ier­li­che Er­wei­te­rung von Kom­pe­ten­zen auf dem Feld von Ana­ly­se und Ver­net­zung so­wie die Aus­ein­an­der­set­zung vor al­lem mit Schrift­zeug­nis­sen bie­ten den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Mög­lich­kei­ten, ih­re Eig­nung für be­stimm­te Be­rufs­fel­der im Sin­ne der Ein­schät­zung und Über­prü­fung ei­ge­ner Fä­hig­kei­ten und Po­ten­zia­le fest­zu­stel­len. Sie ler­nen dar­über hin­aus ei­ne stark ge­schlech­ter­spe­zi­fisch ge­glie­der­te Ge­sell­schaft, aber auch die Mög­lich­kei­ten zur Über­win­dung der da­durch fest­ge­leg­ten Gren­zen ken­nen.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Im Fach Grie­chisch wer­den un­ter­schied­li­che Me­di­en zur Be­schaf­fung von In­for­ma­ti­on und Wis­sen ge­nutzt, die auch hin­sicht­lich ih­res Werts ana­ly­siert wer­den. Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ko­ope­ra­ti­on sind we­sent­li­che As­pek­te so­wohl in der grie­chi­schen Li­te­ra­tur als auch in der Ver­stän­di­gung über ih­re In­hal­te. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den da­zu an­ge­lei­tet, Er­geb­nis­se ih­rer Be­schäf­ti­gung mit dem Grie­chi­schen adres­sa­ten­ge­recht zu prä­sen­tie­ren.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Die im Grie­chisch­un­ter­richt be­han­del­ten The­men eig­nen sich zur Dis­kus­si­on über Chan­cen und Ri­si­ken der ei­ge­nen Le­bens­füh­rung, in­dem die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ihr ei­ge­nes Lebens­um­feld mit den häu­fig mo­dell­haft vor­ge­stell­ten Le­bens­ent­wür­fen der Grie­chen ver­glei­chen. Ge­ra­de die Tex­te aus der Zeit der at­ti­schen De­mo­kra­tie zei­gen, dass Be­dürf­nis­se und Wün­sche zum men­sch­li­chen Le­ben ge­hö­ren, da­ne­ben auch We­ge zu ih­rer Be­frie­di­gung oder zum Ver­zicht. Sie ler­nen au­ßer­dem den Ein­fluss von Me­di­en auf ei­ne an­ti­ke Ge­sell­schaft ken­nen und ver­glei­chen ihn mit dem ei­ge­nen Le­ben in ei­ner Me­di­en- und In­for­ma­ti­ons­ge­sell­schaft.

1.2 Kom­pe­ten­zen

Im Zen­trum des Grie­chisch­un­ter­richts steht die Be­schäf­ti­gung mit grie­chi­schen Tex­ten von ho­hem Bil­dungs­wert. An ih­nen ma­chen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler viel­fäl­ti­ge li­te­ra­ri­sche Er­fah­run­gen und ent­wi­ckeln ih­re Fä­hig­kei­ten, mit in­halt­lich be­deut­sa­men und äs­the­tisch an­spre­chen­den Tex­ten um­zu­ge­hen und zu be­grei­fen, was Li­te­ra­tur über­haupt aus­macht. Die für das Ver­ständ­nis an­spruchs­vol­ler und kom­ple­xer Tex­te grund­le­gen­den sprach­li­chen Fä­hig­kei­ten er­wer­ben sie wäh­rend der Lehr­buch­pha­se und er­wei­tern sie an­schlie­ßend spi­ral­cur­ri­cu­lar bei der Lek­tü­re von Ori­gi­nal­tex­ten. Da­bei er­ar­bei­ten sie sich nicht nur Kennt­nis­se in den Be­rei­chen Wort­schatz, For­men­leh­re und Satz­leh­re, die sie bei der Ent­schlüs­se­lung von Tex­ten an­wen­den, son­dern re­flek­tie­ren auch die ge­ra­de im Grie­chi­schen be­son­ders viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten, die Wahr­neh­mung von Mensch und Welt sprach­lich nu­an­ciert aus­zu­drü­cken. Auf die­se Wei­se ent­wi­ckeln sie ein Be­wusst­sein für die Funk­ti­ons­wei­se von Spra­che über­haupt und schu­len bei der Wie­der­ga­be die­ser Nu­an­cen ih­re Aus­drucks­mög­lich­kei­ten im Deut­schen.

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­die­nen sich zum Er­werb und zur Fes­ti­gung ih­rer sprach­li­chen Kennt­nis­se ver­schie­de­ner Me­tho­den. Sie ma­chen sich de­ren Spe­zi­fi­ka be­wusst, wäh­len die für sie pas­sen­de aus und grei­fen auf Er­fah­run­gen beim Er­ler­nen an­de­rer Fremd­spra­chen zu­rück. Zu ih­rer Me­tho­den­kom­pe­tenz ge­hört auch, Hilfs­mit­tel und Me­di­en, die sie beim Er­ar­bei­ten, Ler­nen und Prä­sen­tie­ren ein­set­zen, kri­tisch re­flek­tiert zu ge­brau­chen.

In der Aus­ein­an­der­set­zung mit zu­neh­mend kom­ple­xen grie­chi­schen Tex­ten üben die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­schie­de­ne Me­tho­den des Um­gangs mit Tex­ten: vor­er­schlie­ßen, über­set­zen, pa­ra­phra­sie­ren, ana­ly­sie­ren, deu­ten, ge­stal­te­risch um­set­zen. Da­bei er­fah­ren sie den Zu­sam­men­hang von in­halt­li­cher Aus­sa­ge und for­ma­ler Ge­stal­tung als prä­gen­des Merk­mal von Li­te­ra­tur. Bei der In­ter­pre­ta­ti­on be­rück­sich­ti­gen sie zu­sätz­li­che In­for­ma­tio­nen aus dem his­to­risch-kul­tu­rel­len Kon­text eben­so wie Do­ku­men­te der Re­zep­ti­on. Sie neh­men Stel­lung zu den In­hal­ten der Tex­te und re­flek­tie­ren da­bei ih­re ei­ge­nen Wert­vor­stel­lun­gen. Auf die­se Wei­se er­wer­ben sie die Fä­hig­keit, sich mit Freu­de und Ge­winn durch ei­ne in­for­mier­te und ver­tie­fen­de Be­schäf­ti­gung mit Li­te­ra­tur zur Wei­ter­ent­wick­lung ih­rer Per­sön­lich­keit an­re­gen zu las­sen.

Durch die Be­schäf­ti­gung mit Tex­ten und sons­ti­gen Zeug­nis­sen der grie­chi­schen Kul­tur ein­schließ­lich ih­rer Re­zep­ti­on ent­wi­ckeln die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ih­re in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz aus his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve wei­ter. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit his­to­risch dis­tan­zier­ten und oft frem­den In­hal­ten er­for­dert, sich in an­de­re Per­spek­ti­ven zu ver­set­zen und för­dert so die Fä­hig­keit zur Em­pa­thie. Der Leit­per­spek­ti­ve „Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt“ fol­gend för­dert der Grie­chisch­un­ter­richt das Ver­ständ­nis der Schü­le­rin­nen und Schü­ler für viel­fäl­ti­ge Le­bens­ent­wür­fe und Wert­vor­stel­lun­gen, die in der grie­chi­schen Kul­tur in ex­em­pla­ri­scher Form und oft zum ers­ten Mal for­mu­liert wor­den sind; auch heu­ti­ge Ein­stel­lun­gen sind von ih­nen ge­prägt.

1.3 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Die Aus­spra­che wird von der Lehr­kraft vor­ge­ge­ben. Bei der Ein­füh­rung in die Ak­zent­leh­re müs­sen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei ein­fa­chen Sät­zen Ak­zen­te und Hauch­zei­chen selbst­stän­dig set­zen kön­nen: da­nach wird die kor­rek­te Set­zung von Hauch­zei­chen und Ak­zen­ten grund­sätz­lich nur bei der schrift­li­chen Re­pro­duk­ti­on von Lern­wör­tern und Lern­pa­ra­dig­men so­wie bei Zi­ta­ten er­war­tet. Laut­ge­set­ze sol­len bei ih­rem ers­ten Vor­kom­men the­ma­ti­siert und so­wohl bei der Wort­schatz­ar­beit als auch bei der Er­ar­bei­tung neu­er For­men her­an­ge­zo­gen wer­den.

Im Mit­tel­punkt der Wort­schatz­ar­beit in der Sprach­er­werbs­pha­se sol­len zum ei­nen Wör­ter ste­hen, die in Pla­tons frü­hen und mitt­le­ren phi­lo­so­phi­schen Schrif­ten mit ho­her Fre­quenz vor­kom­men. Hin­zu kom­men zen­tra­le Be­grif­fe aus an­de­ren Be­rei­chen grie­chi­schen Le­bens, die als Kul­tur­wort­schatz be­son­ders häu­fig die Grund­la­ge für Fremd- und Lehn­wör­ter bil­den. Be­son­de­res Au­gen­merk soll auf Wort­bil­dungs­re­geln ge­legt wer­den, mit de­ren Hil­fe sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler un­be­kann­tes Vo­ka­bu­lar er­schlie­ßen kön­nen. Bei der Ein­füh­rung neu­er Vo­ka­beln und Kon­struk­tio­nen sol­len sie an­ge­lei­tet wer­den, auch auf Vor­kennt­nis­se aus an­de­ren Spra­chen zu­rück­zu­grei­fen.

Nicht nur die Wort­schatz­ar­beit, son­dern auch die Ein­füh­rung von Gram­ma­tik so­wie die Übun­gen sind auf die Text­ar­beit aus­zu­rich­ten. Syn­tak­ti­sche Phä­no­me­ne wer­den vor­wie­gend in­duk­tiv, for­ma­le auch de­duk­tiv er­ar­bei­tet. Bei der Ana­ly­se von Sät­zen kann, falls zweck­mä­ßig, auf Satz­mo­del­le zu­rück­ge­grif­fen wer­den, die den Schü­le­rin­nen und Schü­lern aus dem Deutsch- oder La­tein­un­ter­richt be­kannt sind. Die Ein­füh­rung me­tasprach­li­cher Ter­mi­ni be­schränkt sich auf das für den Über­set­zungs- und In­ter­pre­ta­ti­ons­vor­gang Nö­ti­ge. Beim Über­set­zen sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Sin­ne der Sprach­re­fle­xi­on und des Sprach­ver­gleichs an­ge­lei­tet wer­den, die un­ter­schied­li­chen Aus­drucks­mög­lich­kei­ten des Deut­schen be­wusst an­zu­wen­den. Dies gilt be­son­ders für Spe­zi­fi­ka der grie­chi­schen Spra­che, wie zum Bei­spiel die un­ter­schied­li­chen As­pek­te der Tem­pus­stäm­me oder die viel­fäl­ti­ge mo­da­le Fär­bung von Sät­zen. Da­bei sol­len un­ge­bräuch­li­che Sprach­mus­ter ver­mie­den wer­den. Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern soll re­gel­mä­ßig Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wer­den, ihr Vor­ge­hen zu re­flek­tie­ren und ver­schie­de­ne Über­set­zungs­me­tho­den zu ver­glei­chen.

Ein­satz und Ge­stal­tung von Übun­gen müs­sen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern de­ren Funk­ti­on und Sinn­haf­tig­keit trans­pa­rent ma­chen. Bei der Übung von For­men sol­len die­se nach Mög­lich­keit in ei­nen Mi­ni­mal­kon­text in­te­griert und über­setzt wer­den. Die ei­gen­stän­di­ge For­men­bil­dung ist auf die Ein­füh­rungs­pha­se des je­wei­li­gen Phä­no­mens zu be­schrän­ken. Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern wird re­gel­mä­ßig er­mög­licht, ei­gen­stän­dig De­fi­zi­te zu er­ken­nen und selbst­be­stimmt auf­zu­ar­bei­ten. Übun­gen und Auf­ga­ben sol­len da­zu so ge­stal­tet sein, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ih­ren in­di­vi­du­el­len Vor­aus­set­zun­gen und Be­dürf­nis­sen ent­spre­chend Hil­fen und Hin­wei­se er­hal­ten.

Der Über­gang zur Ori­gi­nal­lek­tü­re muss spä­tes­tens im ers­ten Halb­jahr des drit­ten Lern­jah­res er­fol­gen. In der Kurs­stu­fe kön­nen ne­ben den ge­nann­ten Au­to­ren aus den drei ver­bind­li­chen Be­rei­chen (poe­ti­sche, his­to­ri­sche und phi­lo­so­phi­sche Tex­te) wei­te­re Au­to­ren oder auch Sachthe­men be­han­delt wer­den.

Der sinn­vol­le Ge­brauch des Wör­ter­buchs soll recht­zei­tig ein­ge­übt wer­den. In der Kurs­stu­fe wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler kon­ti­nu­ier­lich an­ge­lei­tet, ge­zielt und zu­neh­mend selbst­stän­dig wei­te­re Hilfs­mit­tel (zum Bei­spiel Gram­ma­tik oder Kom­men­tar) zu be­nut­zen.

Re­gel­mä­ßig er­hal­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­reits in der Lehr­buch­pha­se Im­pul­se, sich von Textin­hal­ten her­aus­for­dern und zum Nach­den­ken an­re­gen zu las­sen. Über die blo­ße Über­set­zung hin­aus wer­den sie zu ver­schie­de­nen For­men des Um­gangs mit Tex­ten an­ge­lei­tet, wie zum Bei­spiel Pa­ra­phra­se, sze­ni­sche Ge­stal­tung, ef­fekt­vol­le Re­zi­ta­ti­on, Fort­schrei­bung, Ge­gen­re­de. Die Lehr­kraft führt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auch in Me­tho­den der Bild­in­ter­pre­ta­ti­on ein; sie ler­nen da­bei die Spe­zi­fi­ka grie­chi­scher Kunst­gat­tun­gen ken­nen. Re­zep­ti­ons­do­ku­men­te sol­len zur Er­hel­lung des grie­chi­schen Aus­gangs­tex­tes und zu ei­ner ver­tie­fen­den Aus­ein­an­der­set­zung mit dem­sel­ben her­an­ge­zo­gen wer­den. Ei­ne um­fas­sen­de in­halt­li­che Aus­deu­tung um ih­rer selbst wil­len ist bei Re­zep­ti­ons­tex­ten und ‑bil­dern nicht in­ten­diert.

Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern soll die un­ter­schied­li­che Aus­spra­che des Alt- und Neu­grie­chi­schen ver­mit­telt wer­den, so dass sie auf der Ebe­ne von Ein­zel­wör­tern oder kur­zen Phra­sen Alt­grie­chi­sches im Neu­grie­chi­schen be­nen­nen kön­nen. Un­ter ge­ge­be­nen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen, zum Bei­spiel im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Grie­chen­land­fahrt, auch ein­fa­che Wen­dun­gen zur Kom­mu­ni­ka­ti­on in ty­pi­schen All­tags­si­tua­tio­nen ein­ge­übt wer­den.

Nach Mög­lich­keit soll der Grie­chisch­un­ter­richt durch Be­su­che au­ßer­schu­li­scher Lern­or­te be­rei­chert wer­den, zum Bei­spiel durch Mu­se­ums­ex­kur­sio­nen, Be­such von Aus­stel­lun­gen, Vor­trä­gen und Thea­ter­auf­füh­run­gen so­wie durch Stu­di­en­fahr­ten in das Ge­biet des an­ti­ken Hel­las.

1.4 Ba­sis­fach und Leis­tungs­fach in der Ober­stu­fe

In der gym­na­sia­len Kurs­stu­fe kön­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler das Fach Grie­chisch als Ba­sis­fach oder als Leis­tungs­fach be­le­gen. Ba­sis­fach und Leis­tungs­fach un­ter­schei­den sich grund­sätz­lich in Be­zug auf den Kom­ple­xi­täts- und Abs­trak­ti­ons­grad der The­men­stel­lun­gen so­wie die Brei­te, Tie­fe und Dif­fe­ren­ziert­heit der Auf­ga­ben­be­ar­bei­tung.


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