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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert des Fa­ches

So alt wie die Mensch­heit selbst ist ihr Be­stre­ben, den Ster­nen­him­mel zu er­kun­den und zu ver­ste­hen. Ur­sprüng­lich in­ter­pre­tier­te der Mensch himm­li­sche Phä­no­me­ne als Fol­ge gött­li­chen Wir­kens. Mit der Er­kennt­nis, dass as­tro­no­mi­sche Er­eig­nis­se zur Er­ar­bei­tung von Ka­len­dern ver­wen­det wer­den kön­nen, be­gann ein jahr­taus­end­lan­ger Pro­zess, an des­sen En­de das Uni­ver­sum auf Ba­sis ei­ner em­pi­ri­schen Na­tur­wis­sen­schaft ver­stan­den wird. In die­sem Sin­ne gilt die As­tro­no­mie als ei­ne der äl­tes­ten Wis­sen­schaf­ten, de­ren gro­ße Er­kennt­nis­fort­schrit­te zu den Stern­stun­den der Mensch­heit ge­hö­ren. Bei­spiels­wei­se ha­ben die ko­per­ni­ka­ni­sche Wen­de, die Ent­wick­lung des Fern­rohrs, die An­wen­dung der Spek­tro­sko­pie auf Him­mels­kör­per und die Ent­de­ckung der Gra­vi­ta­ti­ons­wel­len un­ser Ver­ständ­nis des Uni­ver­sums grund­le­gend ver­än­dert.

Me­tho­disch ist die As­tro­no­mie ei­ne Be­ob­ach­tungs­wis­sen­schaft, die zur Er­klä­rung der be­ob­ach­te­ten Phä­no­me­ne die Ge­set­ze und Er­kennt­nis­se der Phy­sik und Che­mie so­wie in zu­neh­men­dem Ma­ße auch der Bio­lo­gie an­wen­det. Die­se Me­tho­dik spie­gelt sich in den Denk- und Ar­beits­wei­sen der As­tro­no­mie wi­der, die ge­mein­sam mit den as­tro­no­mi­schen In­hal­ten un­ver­zicht­ba­rer Be­stand­teil ei­nes na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­richts sind. Ne­ben die­ser frucht­ba­ren Ver­bun­den­heit mit den an­de­ren Na­tur­wis­sen­schaf­ten be­wirkt die As­tro­no­mie seit Jahr­hun­der­ten tech­ni­sche In­no­va­tio­nen, bei­spiels­wei­se in den Be­rei­chen Op­tik, Sen­so­rik, Sa­tel­li­ten­tech­nik so­wie der La­ser­tech­nik in Gra­vi­ta­ti­ons­wel­len-De­tek­to­ren.

Als Kul­tur­gut bie­tet die As­tro­no­mie seit je­her Ver­bin­dun­gen zu Kunst, Ge­schich­te und Phi­lo­so­phie. As­tro­no­mi­sche Bil­dung er­mög­licht dem In­di­vi­du­um ei­ne ak­ti­ve Teil­ha­be an ei­ner fak­ten­ba­sier­ten ge­sell­schaft­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on und Mei­nungs­bil­dung über tech­ni­sche Ent­wick­lung und na­tur­wis­sen­schaft­li­che For­schung und ist des­halb ein we­sent­li­cher Be­stand­teil der All­ge­mein­bil­dung in ei­ner na­tur­wis­sen­schaft­lich-tech­nisch ge­präg­ten Welt.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach As­tro­no­mie ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Die Leit­per­spek­ti­ve Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung fin­det in der As­tro­no­mie be­son­de­re Be­rück­sich­ti­gung: Ins­be­son­de­re wird den Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit der Stel­lung der Er­de im Welt­all die Ein­zig­ar­tig­keit und Ver­letz­bar­keit un­se­res Le­bens­raums be­wuss­ter. Dar­über hin­aus ver­tieft das Wis­sen über die Ent­wick­lung der At­mo­sphä­ren be­ob­ach­te­ter Pla­ne­ten das Ver­ständ­nis glo­ba­ler Um­welt­fra­gen.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Der As­tro­no­mie­un­ter­richt knüpft an die be­stehen­den In­ter­es­sen von Schü­le­rin­nen und Schü­lern an und baut die­se un­ter an­de­rem durch All­tags- und Tech­nik­be­zü­ge wei­ter aus. Das Er­le­ben von na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Denk- und Ar­beits­wei­sen führt bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu Ein­bli­cken in Be­ru­fe in den Be­rei­chen Na­tur­wis­sen­schaft und Tech­nik.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    An­hand des Wan­dels von Welt­bil­dern kann im Fach As­tro­no­mie der Um­gang mit An­ders­den­ken­den the­ma­ti­siert wer­den. As­tro­no­mie mo­ti­viert und in­ter­es­siert Mäd­chen und Jun­gen glei­cher­ma­ßen. Die Auf­ga­ben­stel­lun­gen so­wie ge­eig­ne­te bio­gra­phi­sche As­pek­te des Fa­ches un­ter­stüt­zen da­her In­ter­es­sen und be­ruf­li­che Per­spek­ti­ven, auch wenn die­se be­stimm­ten Ge­schlech­ters­te­reo­ty­pen zu wi­der­spre­chen schei­nen.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Durch die spe­zi­el­len Ar­beits­wei­sen und Me­tho­den wird im Fach As­tro­no­mie ein Bei­trag zur Ent­wick­lung der Per­sön­lich­keit im Sin­ne der Leit­per­spek­ti­ve Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung ge­leis­tet. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben durch ei­ge­ne Er­fah­run­gen Le­bens­kom­pe­ten­zen vor al­lem in den Lern- und Hand­lungs­fel­dern „Selbst­re­gu­la­ti­on: Ge­dan­ken, Emo­tio­nen und Hand­lun­gen selbst re­gu­lie­ren“ und „res­sour­cen­ori­en­tiert den­ken und Pro­ble­me lö­sen“. Ins­be­son­de­re kön­nen sie sich im Un­ter­richt in ih­rem Han­deln als selbst­wirk­sam er­le­ben.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Die as­tro­no­mi­sche Be­ob­ach­tung, die zu­ge­hö­ri­ge Da­ten­er­fas­sung und ‑aus­wer­tung mit­hil­fe des Com­pu­ters sind wich­ti­ge Bei­trä­ge des As­tro­no­mie­un­ter­richts zur Me­di­en­bil­dung. Es ge­hört zu den Auf­ga­ben der Me­di­en­bil­dung im As­tro­no­mie­un­ter­richt, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu be­fä­hi­gen, sich In­for­ma­tio­nen zu be­schaf­fen, de­ren Quel­len zu prü­fen und de­ren Dar­stel­lun­gen kri­tisch zu in­ter­pre­tie­ren. So­wohl bei der Er­ar­bei­tung von fach­li­chen In­hal­ten als auch bei der Prä­sen­ta­ti­on von Ar­beits­er­geb­nis­sen grei­fen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler im As­tro­no­mie­un­ter­richt auf ver­schie­de­ne Me­di­en zu­rück und set­zen die­se an­ge­mes­sen und ver­ant­wor­tungs­be­wusst ein.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Der As­tro­no­mie­un­ter­richt sen­si­bi­li­siert für na­tur­wis­sen­schaft­li­che Zu­sam­men­hän­ge, so­dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Ar­gu­men­ta­tio­nen so­wie as­tro­lo­gi­schen Irr­glau­ben durch­schau­en und sich kri­tisch mit ent­spre­chen­den Aus­sa­gen in Wer­bung, Ho­ro­sko­pen etc. aus­ein­an­der­set­zen.

1.2 Kom­pe­ten­zen

Der Bil­dungs­plan für den As­tro­no­mie­un­ter­richt zielt vor al­lem auf das Ver­ständ­nis und die An­wen­dung grund­le­gen­der na­tur­wis­sen­schaft­li­cher Be­grif­fe, Ge­set­ze, Kon­zep­te und Mo­del­le. As­tro­no­mi­sche Bil­dung zeigt sich in der Fä­hig­keit, na­tur­wis­sen­schaft­li­ches Wis­sen an­zu­wen­den, Fra­ge­stel­lun­gen zu er­ken­nen, aus em­pi­ri­schen Fak­ten Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen und Be­wer­tun­gen auf­grund ei­ner na­tur­wis­sen­schaft­lich-ra­tio­na­len Ab­wä­gung vor­zu­neh­men. Da­zu sind so­wohl in­halts­be­zo­ge­ne als auch pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen nö­tig. Wäh­rend die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen das Fach­wis­sen in Um­fang und Tie­fe fest­le­gen, spie­geln die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen vor al­lem die Fach­me­tho­den wi­der, die zum Lö­sen as­tro­no­mi­scher Pro­blem­stel­lun­gen not­wen­dig sind.

Die im Bil­dungs­plan auf­ge­führ­ten Kom­pe­ten­zen sind ab­schluss­be­zo­ge­ne Ziel­vor­ga­ben. Die Rei­hen­fol­ge der fach­sys­te­ma­ti­schen Ka­pi­tel und der Teil­kom­pe­ten­zen in­ner­halb die­ser Ka­pi­tel spie­gelt da­her kei­nen ex­pli­zi­ten Un­ter­richts­gang wi­der. Statt­des­sen lie­gen die un­ter­richt­li­che Um­set­zung so­wie die Aus­wahl der da­bei ver­wen­de­ten fach­di­dak­ti­schen Kon­zep­te in der Ver­ant­wor­tung der Lehr­kraft. Ins­be­son­de­re kön­nen auch Teil­kom­pe­ten­zen un­ter­schied­li­cher Ka­pi­tel in ei­ner Un­ter­richts­ein­heit kom­bi­niert wer­den.

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen in As­tro­no­mie

Der Bil­dungs­plan As­tro­no­mie un­ter­schei­det in An­leh­nung an die Stan­dards der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (KMK) für den mitt­le­ren Schul­ab­schluss in den Na­tur­wis­sen­schaf­ten bei den pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen die Be­rei­che Er­kennt­nis­ge­win­nung, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Be­wer­tung. Im Be­reich der Er­kennt­nis­ge­win­nung ste­hen das ziel­ge­rich­te­te Be­ob­ach­ten, das Mo­del­lie­ren und Ma­the­ma­ti­sie­ren so­wie der Er­werb und die An­wen­dung von Wis­sen im Vor­der­grund. Der Be­reich Kom­mu­ni­ka­ti­on um­fasst das Ver­ba­li­sie­ren, Do­ku­men­tie­ren und Prä­sen­tie­ren von Er­geb­nis­sen und Er­kennt­nis­sen. Da­zu ge­hö­ren auch die Fach­spra­che und die Ver­wen­dung un­ter­schied­li­cher Dar­stel­lungs­for­men. Schwer­punk­te im Be­reich der Be­wer­tung sind die Re­fle­xi­on as­tro­no­mi­scher Ar­beits­wei­sen so­wie der kri­ti­sche Um­gang mit In­for­ma­tio­nen und Quel­len.

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen in As­tro­no­mie

Die Stan­dards für in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen ori­en­tie­ren sich weit­ge­hend an der Fach­sys­te­ma­tik. Quer zur Fach­sys­te­ma­tik liegt der Be­reich Denk- und Ar­beits­wei­sen der As­tro­no­mie. Da­nach sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler as­tro­no­mi­sche Denk- und Ar­beits­wei­sen nicht nur an­wen­den (sie­he pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen), son­dern die­se auch er­läu­tern und re­flek­tie­ren kön­nen.

Ver­net­zung von in­halts­be­zo­ge­nen und pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen wer­den an­hand von In­hal­ten ver­mit­telt. Im Bil­dungs­plan sind die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen da­her an­hand von Ver­wei­sen mit den pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen, den Leit­per­spek­ti­ven so­wie mit an­de­ren in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen und Fä­chern ver­netzt. Die im Bil­dungs­plan auf­ge­führ­ten Ver­wei­se sind ex­em­pla­risch ge­wählt und zei­gen na­he­lie­gen­de Stel­len auf, an de­nen die­se Ver­net­zung im Un­ter­richt um­ge­setzt wer­den könn­te.

1.3 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Am An­fang des As­tro­no­mie­un­ter­richts er­ken­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, dass zahl­rei­che Phä­no­me­ne des All­tags as­tro­no­mi­schen Ur­sprungs sind. Sie ge­win­nen im Lau­fe des As­tro­no­mie­un­ter­richts ei­nen Über­blick über Pla­ne­ten, Ster­ne, Ga­la­xi­en und den Auf­bau des Uni­ver­sums so­wie de­ren zeit­li­che Ver­än­de­rung. Sie er­wer­ben die Fä­hig­keit, as­tro­no­mi­sche Phä­no­me­ne und Pro­zes­se mit phy­si­ka­li­schen Ge­set­zen zu er­klä­ren und ge­lan­gen so zu ei­nem na­tur­wis­sen­schaft­lich be­grün­de­ten Ver­ständ­nis des Uni­ver­sums. Mit der Er­kennt­nis der Stel­lung der Er­de und des Son­nen­sys­tems im Welt­all wird ih­nen die Ein­zig­ar­tig­keit und Ver­letz­bar­keit un­se­res Le­bens­raums be­wuss­ter.

Der As­tro­no­mie­un­ter­richt soll die Schü­le­rin­nen und Schü­ler für as­tro­no­mi­sche Fra­ge­stel­lun­gen be­geis­tern und sie ge­ge­be­nen­falls auf ein Stu­di­um in die­sem Be­reich vor­be­rei­ten. Ein mo­ti­vie­ren­der As­tro­no­mie­un­ter­richt be­rück­sich­tigt da­bei die In­ter­es­sen von Jun­gen und Mäd­chen in glei­cher Wei­se.
Der Ein­satz von Com­pu­tern oder ver­gleich­ba­ren Ge­rä­ten so­wie dem In­ter­net ist im As­tro­no­mie­un­ter­richt ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit – beim Wis­sens­er­werb, beim Do­ku­men­tie­ren und Prä­sen­tie­ren so­wie beim Ein­satz von Si­mu­la­ti­ons­soft­ware als Er­gän­zung zu rea­len Be­ob­ach­tun­gen.



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