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CE 06 In Akut­si­tua­tio­nen si­cher han­deln

An­la­ge 1 PflA­PrV

6.1.1 In­ten­tio­nen und Re­le­vanz  [+]

Be­ruf­lich Pfle­gen­de wer­den häu­fig in al­len be­ruf­li­chen Set­tings und eben­falls im All­tag mit Akut­si­tua­tio­nen kon­fron­tiert, in de­nen ei­ne ra­sche und zu­ver­läs­si­ge Si­tua­ti­ons­ein­schät­zung so­wie zü­gi­ge Ent­schei­dun­gen über un­mit­tel­bar ein­zu­lei­ten­de So­fort­maß­nah­men er­for­der­lich wer­den. Es wer­den Hil­fe­si­tua­tio­nen fo­kus­siert,

  • in de­nen zu pfle­gen­de Men­schen auf­grund phy­si­scher Er­eig­nis­se akut vi­tal ge­fähr­det sind oder an­de­re ge­fähr­den,
  • in de­nen zu pfle­gen­de Men­schen un­d/o­der an­de­re Per­so­nen in Ein­rich­tun­gen aku­ten Ge­fähr­dun­gen un­d/o­der Be­dro­hun­gen aus der Um­welt aus­ge­setzt sind,
  • in de­nen be­ruf­lich Pfle­gen­de au­ßer­halb von In­sti­tu­tio­nen und au­ßer­halb ih­res be­ruf­li­chen Hand­lungs­fel­des auf­grund ih­rer be­son­de­ren recht­li­chen Ver­ant­wor­tung in Not- und Ka­ta­stro­phen­fäl­len zur Hil­fe­leis­tung ver­pflich­tet sind.

In be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen sind be­ruf­lich Pfle­gen­de auch her­aus­ge­for­dert,

  • die ei­ge­ne Fas­sung und Hand­lungs­fä­hig­keit zu be­wah­ren,
  • be­las­ten­de Er­eig­nis­se im Nach­hin­ein zu ver­ar­bei­ten,
  • emo­tio­na­le Un­ter­stüt­zung und Sta­bi­li­sie­rung für die hil­fe­be­dürf­ti­gen Men­schen und ih­re Be­zugs­per­so­nen zu ge­ben.

Die zen­tra­len Kom­pe­ten­zen, die zur Be­wäl­ti­gung aku­ter Hil­fe­si­tua­tio­nen er­for­der­lich sind, sind Ge­gen­stand in den ers­ten bei­den Aus­bil­dungs­drit­teln und wer­den im letz­ten Aus­bil­dungs­drit­tel er­neut auf­ge­grif­fen und ggf. um kom­ple­xe­re Not­fall­si­tua­tio­nen oder ge­sell­schaft­li­che Ge­fähr­dun­gen und Be­dro­hun­gen er­gänzt.

6.1.2 Bil­dungs­zie­le  [+]

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Die Aus­zu­bil­den­den ma­chen sich be­wusst, dass Not­fall­si­tua­tio­nen und In­ter­ven­tio­nen mit Fol­gen für das Le­ben von Be­trof­fe­nen ver­bun­den sein kön­nen, die dem (mut­maß­li­chen) oder in Pa­ti­en­ten­ver­fü­gun­gen ver­an­ker­ten Wil­len wi­der­spre­chen kön­nen.
  • Sie re­flek­tie­ren die Be­deu­tung von Un­si­cher­heit und Ri­si­ko für das per­sön­li­che und ge­mein­schaft­li­che Le­ben un­ter den Be­din­gun­gen des glo­ba­len ge­sell­schaft­li­chen Wan­dels.
6.1.3 Kom­pe­ten­zen − An­la­ge 1 PflA­PrV  [+]

Die Aus­zu­bil­den­den

  • schät­zen häu­fig vor­kom­men­de Pfle­ge­an­läs­se und Pfle­ge­be­darf in un­ter­schied­li­chen Le­bens- und Ent­wick­lungs­pha­sen in aku­ten und dau­er­haf­ten Pfle­ge­si­tua­tio­nen ein (I.1.d).
  • tref­fen in le­bens­be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen er­for­der­li­che In­ter­ven­ti­ons­ent­schei­dun­gen und lei­ten le­bens­er­hal­ten­de So­fort­maß­nah­men bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes ein (I.4.a).
  • ko­or­di­nie­ren den Ein­satz der Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes (I.4.b).
  • er­ken­nen Not­fall­si­tua­tio­nen in Pfle­ge- und Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und han­deln nach den Vor­ga­ben des Not­fall­pla­nes und der Not­fal­l-E­va­ku­ie­rung (I.4.c).
  • wah­ren das Selbst­be­stim­mungs­recht des zu pfle­gen­den Men­schen, ins­be­son­de­re auch, wenn die­ser in sei­ner Selbst­be­stim­mungs­fä­hig­keit ein­ge­schränkt ist (I.6.a).
  • bau­en kurz- und lang­fris­ti­ge Be­zie­hun­gen mit Men­schen un­ter­schied­li­cher Al­ter­s­pha­sen und ih­ren Be­zugs­per­so­nen auf und be­ach­ten da­bei die Grund­prin­zi­pi­en von Em­pa­thie, Wert­schät­zung, Acht­sam­keit und Kon­gru­enz (II.1.b).
  • nut­zen in ih­rer Kom­mu­ni­ka­ti­on ne­ben ver­ba­len auch non­ver­ba­le, pa­ra­lin­gu­is­ti­sche und leib­li­che In­ter­ak­ti­ons­for­men und be­rück­sich­ti­gen die Re­la­ti­on von Nä­he und Dis­tanz in ih­rer Be­zie­hungs­ge­stal­tung (II.1.c).
  • er­ken­nen ethi­sche Kon­flikt- und Di­lem­ma­si­tua­tio­nen, er­mit­teln Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven und su­chen Ar­gu­men­te zur Ent­schei­dungs­fin­dung (II.3.c).
  • wir­ken ent­spre­chend den recht­li­chen Be­stim­mungen an der Durch­füh­rung ärzt­lich ver­an­lass­ter Maß­nah­men der me­di­zi­ni­schen Dia­gnos­tik und The­ra­pie im Rah­men des er­ar­bei­te­ten Kennt­nis­stan­des mit (III.2. b).
  • neh­men dro­hen­de Über- oder Un­ter­for­de­run­gen früh­zei­tig wahr, er­ken­nen die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen am Ar­beits­platz un­d/o­der des ei­ge­nen Kom­pe­tenz­pro­fils und lei­ten dar­aus ent­spre­chen­de Hand­lungs­in­itia­ti­ven ab (V.2.b).
  • ge­hen selbst­für­sorg­lich mit sich um und tra­gen zur ei­ge­nen Ge­sund­erhal­tung bei, neh­men Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te wahr oder for­dern die­se am je­wei­li­gen Lern­ort ein (V.2.c).
6.1.5 In­hal­te/Si­tua­ti­ons­merk­ma­le  [+]

Hand­lungs­an­läs­se

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Not­fall, u. a. Her­z-Kreis­lauf-Ver­sa­gen, Herz­in­farkt, Lun­gen­em­bo­lie, Schlag­an­fall, aku­te Atem­not, Ver­gif­tung
  • Schock, u. a. nach Un­fall, Blut­ver­lust, Ana­phy­la­xie, psy­chi­scher Schock in­fol­ge aku­ter Trau­ma­ti­sie­rung, cho­li­ner­ges Syn­drom, ther­mi­sche Ver­let­zun­gen, Ver­brü­hung
  • Selbst- und Fremd­ge­fähr­dung, an­ge­droh­ter oder er­folg­ter Sui­zid­ver­such
  • Un­fäl­le, u. a. of­fe­ne Frak­tu­ren, Blu­tun­gen, Kopf­ver­let­zun­gen, Aspi­ra­ti­on, aku­te Atem­not durch ver­leg­te Atem­we­ge
  • Trau­ma­ti­sie­rung: u. a. Be­trof­fe­ne, Be­tei­lig­te, Un­be­tei­lig­te
  • Ein­rich­tungs­brand: u. a. Brand­schutz­un­ter­wei­sung, Brand­schutz­maß­nah­men, Eva­ku­ie­rung
  • RL/REK: Wer­te und Nor­men in ethi­schen Kon­flik­ten und Di­lem­ma­ta in Not­fall­si­tua­tio­nen; re­li­giö­se Be­wäl­ti­gungs­hil­fen und -an­ge­bo­te in Not­fall­si­tua­tio­nen

Kon­text­be­din­gun­gen

1./2. und 3. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • am­bu­lan­t-häus­li­cher Kon­text, akut­sta­tio­nä­re und lang­zeit­sta­tio­nä­re Ein­rich­tun­gen, nicht be­ruf­li­cher All­tag
  • di­gi­ta­le Not­ruf­sys­te­me
  • di­gi­ta­le Früh­warn­sys­te­me
  • stan­dar­di­sier­te Ab­läu­fe der Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung in der Not­auf­nah­me
  • Ge­fähr­dun­gen der ei­ge­nen In­sti­tu­ti­on
  • För­de­rung der Re­ani­ma­ti­on durch Lai­en, De­fi­bril­la­to­ren an öf­fent­li­chen Or­ten
  • ak­tu­el­le Ge­set­ze, u. a. Ka­ta­stro­phen­schutz­ge­set­ze der je­wei­li­gen Bun­des­län­der; z. B. un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung, be­son­de­rer Schutz des Erst­hel­fers
  • recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen, z. B. Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, Not­fal­lein­wil­li­gung, Man­ches­ter-Tria­ge bei Mas­sen­an­fall von Ver­letz­ten, un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung;
  • Vor­schrif­ten zur Si­cher­stel­lung der Not­fall­ver­sor­gung, z. B. Prüf­ka­ta­log des MDK oder Vor­ga­ben der BG

Aus­ge­wähl­te Ak­teu­re

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen in Not­fall­si­tua­tio­nen
  • Erst­hel­fer (Lai­en)
  • Be­zugs­per­so­nen
  • pro­fes­sio­nel­les Team, z. B. Ret­tungs­dienst und Feu­er­wehr, Ka­ta­stro­phen­schutz und Po­li­zei, Ärz­tin­nen und Ärz­te, ein­rich­tungs­spe­zi­fi­sche Not­fall­teams, Kri­sen­teams

Er­le­ben/Deu­ten/Ver­ar­bei­ten

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

Aus­zu­bil­den­de

  • ei­ge­ne Fas­sungs­lo­sig­keit
  • Macht- und Hilf­lo­sig­keit
  • Er­le­ben ei­ge­ner Hand­lungs­un­fä­hig­keit
  • Aus­hal­ten von Stres­s/Zeit­druck
  • Er­ken­nen von Früh­zei­chen der Es­ka­la­ti­on
  • Emo­ti­ons­ar­beit in und nach der Not­fall­si­tua­ti­on
  • RL/REK: Wer­te und Nor­men in ethi­schen Kon­flik­ten und Di­lem­ma­ta in Not­fall­si­tua­tio­nen; re­li­giö­se Be­wäl­ti­gungs­hil­fen und -an­ge­bo­te in Not­fall­si­tua­tio­nen

Zu pfle­gen­de Men­schen/be­trof­fe­ne Men­schen

  • vi­ta­le Ängs­te und ih­re Aus­drucks­for­men
  • Ver­ar­bei­tungs­stra­te­gi­en und Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te für den Um­gang mit vi­tal be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen

Hand­lungs­mus­ter

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • ei­ge­nes „Funk­tio­nie­ren“ in Kri­sen- und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen (pro­fes­sio­nel­le Dis­tanz)
  • Ru­he und Si­cher­heit durch rou­ti­nier­tes Han­deln und hand­lungs­be­glei­ten­de In­for­ma­ti­on ver­mit­teln
  • Kom­man­do-Kom­mu­ni­ka­ti­on in­ner­halb von Not­fall­si­tua­tio­nen, z. B. Not­ruf – 5W‘s
  • Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me und -tech­ni­ken in Kri­sen- und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen z. B. Mo­ni­to­ring, Be­hand­lungs­pfa­de
  • Tria­ge
  • Ein­grif­fe und Maß­nah­men er­klä­ren, ver­rich­tungs­be­glei­ten­de Kom­mu­ni­ka­ti­on
  • Ers­te-Hil­fe-Maß­nah­men
  • So­fort­maß­nah­men bei Ver­dacht auf Herz­in­farkt oder Lun­gen­em­bo­lie
  • So­fort­maß­nah­men bei Schock­zu­stän­den
  • Ver­ab­rei­chung von Not­fall­me­di­ka­men­ten nach ärzt­li­cher An­ord­nung
  • Re­ani­ma­ti­on nach ak­tu­el­len Re­ani­ma­ti­ons­leit­li­ni­en und an­de­ren da­zu­ge­hö­ri­gen Al­go­rith­men und Be­hand­lungs­pfa­den, u. a. BLS, ALS, Pa­ed­iatric Ad­van­ced Life Sup­port
  • Be­zie­hungs­ar­beit/Kom­mu­ni­ka­ti­on zur emo­tio­na­len Sta­bi­li­sie­rung von Be­trof­fe­nen, z. B. psy­cho­lo­gi­sche Ers­te Hil­fe
  • Scree­ning und As­sess­men­t-In­stru­men­te zu Ein­schät­zung der Vi­tal­funk­tio­nen nut­zen
  • In­for­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be, z. B. SBAR-Sche­ma
  • Ko­or­di­na­ti­on der ei­ge­nen Auf­ga­ben mit re­le­van­ten Per­so­nen­grup­pen in Kri­sen- und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen
6.1.6 Wei­te­re In­hal­te/Wis­sens­grund­la­gen  [+]

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Stress­re­gu­lie­rung in Not­fall­si­tua­tio­nen
  • Grund­la­gen der Emo­ti­ons­ar­beit in per­so­nen­be­zo­ge­nen Dienst­leis­tungs­be­ru­fen (Men­tal Health)
  • Ana­to­mie, Phy­sio­lo­gie des Her­z-Kreis­lauf-Sys­tems, aus­ge­wähl­te Krank­heits­bil­der, z. B. Herz­in­farkt, Lun­gen­em­bo­lie
6.1.7 An­re­gun­gen für das Ler­nen in si­mu­la­ti­ven Lern­um­ge­bun­gen  [+]

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Si­mu­la­ti­on von Not­fall­si­tua­tio­nen (ggf. im Skills Lab)
  • Not­fall­trai­nings an Not­fall­si­mu­la­to­ren
  • E-Learnin­g-An­ge­bo­te: Ver­hal­ten im Brand­fall und Ein­rich­tungs-E­va­ku­ie­rung
6.1.8 An­re­gun­gen für Lern- und Ar­beits­auf­ga­ben  [+]

Zum Bei­spiel:

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Er­kun­dungs­auf­ga­be (dop­pel­ter Trans­fer): träg­er­ei­ge­ne Not­fall­plä­ne so­wie Be­auf­trag­te und Ver­ant­wort­li­che im Not­fall­ma­nage­ment er­kun­den und vor­stel­len
  • Be­such ei­ner Ret­tungs­leit­stel­le/ei­ner Not­fall­am­bu­lan­z/ei­ner Ers­te-Hil­fe-S­tel­le im Kran­ken­haus
6.1.9 Di­dak­ti­scher Kom­men­tar  [+]

Die zen­tra­len Kom­pe­ten­zen, die zur Be­wäl­ti­gung aku­ter Hil­fe­si­tua­tio­nen er­for­der­lich sind, sind im In­ter­es­se der Si­cher­heit der zu pfle­gen­den Men­schen be­reits in den ers­ten bei­den Aus­bil­dungs­drit­teln Ge­gen­stand des Aus­bil­dungs­pro­zes­ses; sie wer­den im letz­ten Aus­bil­dungs­drit­tel zur Er­hö­hung der Hand­lungs- und Pa­ti­en­ten­si­cher­heit er­neut auf­ge­grif­fen. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der für ver­schie­de­ne Al­ters­stu­fen ty­pi­schen Not­fall­si­tua­tio­nen soll­te ei­ne ex­em­pla­ri­sche Aus­wahl ge­trof­fen wer­den.

1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Ein­stieg in die cur­ri­cu­la­re Ein­heit mit ei­ge­nen Er­fah­run­gen von Not­fall­si­tua­tio­nen im All­tag und in un­ter­schied­li­chen Ver­sor­gungs­be­rei­chen.
  • Auf­bau der Kom­pe­ten­zen über Lern­si­tua­tio­nen, in de­nen ein­fa­che, nicht un­mit­tel­bar le­bens­be­droh­li­che Akut­si­tua­tio­nen be­schrie­ben wer­den, z. B.
    • Not­fall­si­tua­tio­nen, in de­nen Men­schen ein­fa­che Wun­den, ther­mi­sche Ver­let­zun­gen oder Frak­tu­ren er­lit­ten ha­ben, ent­spre­chen­de So­fort­maß­nah­men
    • Un­fall­si­tua­tio­nen ei­nes Kin­des, emo­tio­na­le Un­ter­stüt­zung des Kin­des und der El­tern
    • Stur­zer­eig­nis ei­nes äl­te­ren Men­schen mit Wun­den und Frak­tu­ren als Sturz­fol­ge

pla­ce­hol­der hea­ding

An­la­ge 2 PflA­PrV

6.1.1 In­ten­tio­nen und Re­le­vanz  [+]

Be­ruf­lich Pfle­gen­de wer­den häu­fig in al­len be­ruf­li­chen Set­tings und eben­falls im All­tag mit Akut­si­tua­tio­nen kon­fron­tiert, in de­nen ei­ne ra­sche und zu­ver­läs­si­ge Si­tua­ti­ons­ein­schät­zung so­wie zü­gi­ge Ent­schei­dun­gen über un­mit­tel­bar ein­zu­lei­ten­de So­fort­maß­nah­men er­for­der­lich wer­den. Es wer­den Hil­fe­si­tua­tio­nen fo­kus­siert,

  • in de­nen zu pfle­gen­de Men­schen auf­grund phy­si­scher Er­eig­nis­se akut vi­tal ge­fähr­det sind oder an­de­re ge­fähr­den,
  • in de­nen zu pfle­gen­de Men­schen un­d/o­der an­de­re Per­so­nen in Ein­rich­tun­gen aku­ten Ge­fähr­dun­gen un­d/o­der Be­dro­hun­gen aus der Um­welt aus­ge­setzt sind,
  • in de­nen be­ruf­lich Pfle­gen­de au­ßer­halb von In­sti­tu­tio­nen und au­ßer­halb ih­res be­ruf­li­chen Hand­lungs­fel­des auf­grund ih­rer be­son­de­ren recht­li­chen Ver­ant­wor­tung in Not- und Ka­ta­stro­phen­fäl­len zur Hil­fe­leis­tung ver­pflich­tet sind.

In be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen sind be­ruf­lich Pfle­gen­de auch her­aus­ge­for­dert,

  • die ei­ge­ne Fas­sung und Hand­lungs­fä­hig­keit zu be­wah­ren,
  • be­las­ten­de Er­eig­nis­se im Nach­hin­ein zu ver­ar­bei­ten,
  • emo­tio­na­le Un­ter­stüt­zung und Sta­bi­li­sie­rung für die hil­fe­be­dürf­ti­gen Men­schen und ih­re Be­zugs­per­so­nen zu ge­ben.

Die zen­tra­len Kom­pe­ten­zen, die zur Be­wäl­ti­gung aku­ter Hil­fe­si­tua­tio­nen er­for­der­lich sind, sind Ge­gen­stand in den ers­ten bei­den Aus­bil­dungs­drit­teln und wer­den im letz­ten Aus­bil­dungs­drit­tel er­neut auf­ge­grif­fen und ggf. um kom­ple­xe­re Not­fall­si­tua­tio­nen oder ge­sell­schaft­li­che Ge­fähr­dun­gen und Be­dro­hun­gen er­gänzt.

6.1.2 Bil­dungs­zie­le  [+]
  • Die Aus­zu­bil­den­den set­zen sich mit der ge­sell­schaft­li­chen, ethi­schen und recht­li­chen De­bat­te zur Or­gan­spen­de aus­ein­an­der und fin­den zwi­schen Selbst­be­stim­mung und Ge­mein­wohl­in­ter­es­sen bzw. So­li­da­ri­tät hier­zu ei­ne ei­ge­ne Hal­tung.
6.1.4 Kom­pe­ten­zen – An­la­ge 2 PflA­PrV  [+]

Die Aus­zu­bil­den­den

  • schät­zen di­ver­se Pfle­ge­an­läs­se und den Pfle­ge­be­darf bei Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen auch in in­sta­bi­len ge­sund­heit­li­chen und vul­nera­blen Le­bens­si­tua­tio­nen ein (I.1.d).
  • tref­fen in le­bens­be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen er­for­der­li­che In­ter­ven­ti­ons­ent­schei­dun­gen und lei­ten le­bens­er­hal­ten­de So­fort­maß­nah­men bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes ein (I.4.a).
  • ko­or­di­nie­ren den Ein­satz der Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes (I.4.b)
  • er­ken­nen Not­fall­si­tua­tio­nen in Pfle­ge- und Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und han­deln nach den Vor­ga­ben des Not­fall­pla­nes und der Not­fal­l-E­va­ku­ie­rung (I.4.c).
  • wah­ren das Selbst­be­stim­mungs­recht der zu pfle­gen­den Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen, ins­be­son­de­re auch, wenn sie in ih­rer Selbst­be­stim­mungs­fä­hig­keit ein­ge­schränkt sind (I.6.a).
  • ge­stal­ten kurz- und lang­fris­ti­ge pro­fes­sio­nel­le Be­zie­hun­gen mit Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen und ih­ren Be­zugs­per­so­nen, die auch bei di­ver­gie­ren­den Sicht­wei­sen oder Ziel­set­zun­gen und schwer nach­voll­zieh­ba­ren Ver­hal­tens­wei­sen von Em­pa­thie, Wert­schät­zung, Acht­sam­keit und Kon­gru­enz ge­kenn­zeich­net sind (II.1.b).
  • ge­stal­ten die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen und ih­ren Be­zugs­per­so­nen in un­ter­schied­li­chen Pfle­ge­si­tua­tio­nen un­ter Ein­satz ver­schie­de­ner In­ter­ak­ti­ons­for­men und ba­lan­cie­ren das Span­nungs­feld von Nä­he und Dis­tanz aus (II.1.c).
  • för­dern und un­ter­stüt­zen Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen bei der Selbst­ver­wirk­li­chung und Selbst­be­stim­mung über das ei­ge­ne Le­ben, auch un­ter Ab­wä­gung kon­kur­rie­ren­der ethi­scher Prin­zi­pi­en (II.3.b).
  • tra­gen in ethi­schen Di­lem­ma­si­tua­tio­nen mit Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen oder ih­ren Be­zugs­per­so­nen im in­ter­pro­fes­sio­nel­len Ge­spräch zur ge­mein­sa­men Ent­schei­dungs­fin­dung bei (II.3.c).
  • füh­ren ent­spre­chend den recht­li­chen Be­stim­mungen ei­gen­stän­dig ärzt­lich ver­an­lass­te Maß­nah­men der me­di­zi­ni­schen Dia­gnos­tik und The­ra­pie bei Men­schen al­ler Al­ters­stu­fen durch (III.2.b).
  • neh­men dro­hen­de Über- oder Un­ter­for­de­run­gen früh­zei­tig wahr, er­ken­nen die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen am Ar­beits­platz un­d/o­der des ei­ge­nen Kom­pe­tenz­pro­fils und lei­ten dar­aus ent­spre­chen­de Hand­lungs­in­itia­ti­ven ab (V.2.b).
  • set­zen Stra­te­gi­en zur Kom­pen­sa­ti­on und Be­wäl­ti­gung un­ver­meid­ba­rer be­ruf­li­cher Be­las­tun­gen ge­zielt ein und neh­men Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te früh­zei­tig wahr oder for­dern die­se ak­tiv ein (V.2.c).
6.1.5 In­hal­te/Si­tua­ti­ons­merk­ma­le  [+]

Hand­lungs­an­läs­se

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­tern

  • kom­ple­xe­re Not­fäl­le aus dem 1./2. Aus­bil­dungs­drit­tel u. a. aus­ge­dehn­te Ver­bren­nun­gen, Elek­tro- und Blit­zun­fäl­le, Un­fäl­le mit meh­re­ren Be­trof­fe­nen
  • Not­fäl­le, Un­fäl­le mit An­we­sen­heit von Be­zugs­per­so­nen
  • Pan­de­mi­en, u. a. In­flu­en­za, No­ro­vi­ren
  • Ein­rich­tungs­eva­ku­ie­rung, z. B. Bom­ben­fund
  • Um­welt­ge­fähr­dun­gen und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen z. B. Che­mie­un­fäl­le, Mas­sen­un­fäl­le, Amok­läu­fe, Ter­ror­an­schlä­ge, Sturm, Hoch­was­ser, Hit­ze­wel­le
  • RL/REK: Theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Kon­text­be­din­gun­gen

1./2. und 3. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • am­bu­lan­t-häus­li­cher Kon­text, akut­sta­tio­nä­re und lang­zeit­sta­tio­nä­re Ein­rich­tun­gen, nicht be­ruf­li­cher All­tag
  • di­gi­ta­le Not­ruf­sys­te­me
  • di­gi­ta­le Früh­warn­sys­te­me
  • stan­dar­di­sier­te Ab­läu­fe der Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung in der Not­auf­nah­me
  • Ge­fähr­dun­gen der ei­ge­nen In­sti­tu­ti­on
  • För­de­rung der Re­ani­ma­ti­on durch Lai­en, De­fi­bril­la­to­ren an öf­fent­li­chen Or­ten
  • ak­tu­el­le Ge­set­ze, u. a. Ka­ta­stro­phen­schutz­ge­set­ze der je­wei­li­gen Bun­des­län­der; z. B. un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung, be­son­de­rer Schutz des Erst­hel­fers
  • recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen, z. B. Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, Not­fal­lein­wil­li­gung, Man­ches­ter-Tria­ge bei Mas­sen­an­fall von Ver­letz­ten, un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung; Vor­schrif­ten zur Si­cher­stel­lung der Not­fall­ver­sor­gung, z. B. Prüf­ka­ta­log des MDK oder Vor­ga­ben der BG

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

  • tech­nik­ge­stütz­te Sys­te­me zur Ri­si­ko­er­ken­nung, z. B. Sen­sor­sys­te­me zur Be­we­gungs- und Sturz­er­ken­nung
  • Richt­li­ni­en und Re­ge­lun­gen der Not­fall­ver­sor­gung, z. B. G-BA-Re­ge­lung
  • Resi­li­enz und Si­cher­heits­kon­zep­te

Aus­ge­wähl­te Ak­teu­re

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

  • Fa­mi­lie, Ge­schwis­ter
  • Lai­en

Er­le­ben/Deu­ten/Ver­ar­bei­ten

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

Aus­zu­bil­den­de

  • Be­las­tung durch ex­tre­me Ge­fühls­re­ak­tio­nen be­trof­fe­ner Men­schen, ins­be­son­de­re von Kin­dern und ih­rer Be­zugs­per­so­nen, Fa­mi­lie, z. B. durch For­men von Ge­walt ge­gen­über dem pro­fes­sio­nel­len Team

Fa­mi­li­en­sys­tem

  • Ver­lust­ängs­te
  • Schuld­ge­füh­le
  • emo­tio­na­le Un­ter­stüt­zung von Be­zugs­per­so­nen
  • Hil­fe­stel­lung und Halt für den Be­trof­fe­nen in Not­fäl­len und Kri­sen
  • RL/REK: Theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Be­ruf­lich Pfle­gen­de/an­de­re Be­rufs­grup­pen

  • De­sen­si­bi­li­sie­rung ge­gen­über Not­fall­si­tua­tio­nen
  • lang­fris­ti­ge Ver­ar­bei­tung be­las­ten­der Er­eig­nis­se
  • Be­hin­de­rung von Hel­fe­rin­nen und Hel­fer
  • Zu­schauer­ef­fekt und Ver­ant­wor­tungs­dif­fu­si­on

Hand­lungs­mus­ter

3. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Ver­let­zun­gen, auf­fäl­li­ge Be­fun­de er­ken­nen, die auf An­zei­chen von Ge­walt hin­deu­ten, und Ver­dacht an­spre­chen
  • Ko­or­di­na­ti­on der Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer
  • In­ter­ven­tio­nen zur emo­tio­na­len Sta­bi­li­sie­rung von trau­ma­ti­sier­ten Be­zugs­per­so­nen, Fa­mi­li­en
6.1.6 Wei­te­re In­hal­te/Wis­sens­grund­la­gen  [+]

3. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • theo­lo­gi­sche, ethi­sche und recht­li­che Grund­la­gen von Or­gan­spen­de, Or­gan­ent­nah­me, Trans­plan­ta­tio­nen, ge­sell­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung
  • Not­fall­pfle­ge als Hand­lungs­feld be­ruf­lich Pfle­gen­der: kur­zer ge­schicht­li­cher Ab­riss, Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten und -re­ge­lun­gen
6.1.7 An­re­gun­gen für das Ler­nen in si­mu­la­ti­ven Lern­um­ge­bun­gen  [+]

3. Aus­bil­dungs­drit­tel

  • Wie­der­ho­lung: Not­fall­trai­ning in aus­ge­wähl­ten Not­fall­si­tua­tio­nen
  • Wie­der­ho­lung: Ba­sic Life Sup­port (nach ER­C-/GRC-Leit­li­ni­en)
  • Ad­van­ced Life Sup­port (Er­wach­se­ne/Kin­der)
  • Si­mu­la­ti­on rea­li­täts­na­her Not­fall­si­tua­tio­nen mit an­de­ren Per­so­nen­grup­pen, z. B. ei­ner Schul­klas­se, ei­nes an­de­ren Aus­bil­dungs­ab­schnit­tes, mit Lai­en, in­ter­pro­fes­sio­nel­les Re­ani­ma­ti­ons­trai­ning
6.1.8 An­re­gun­gen für Lern- und Ar­beits­auf­ga­ben  [+]

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

Iden­ti­fi­ka­ti­on von be­son­ders ge­fähr­de­ten Räu­men und Be­rei­chen in der ei­ge­nen Ein­rich­tung im Rah­men des Brand­schut­zes

6.1.9 Di­dak­ti­scher Kom­men­tar  [+]

Die zen­tra­len Kom­pe­ten­zen, die zur Be­wäl­ti­gung aku­ter Hil­fe­si­tua­tio­nen er­for­der­lich sind, sind im In­ter­es­se der Si­cher­heit der zu pfle­gen­den Men­schen be­reits in den ers­ten bei­den Aus­bil­dungs­drit­teln Ge­gen­stand des Aus­bil­dungs­pro­zes­ses; sie wer­den im letz­ten Aus­bil­dungs­drit­tel zur Er­hö­hung der Hand­lungs- und Pa­ti­en­ten­si­cher­heit er­neut auf­ge­grif­fen. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der für ver­schie­de­ne Al­ters­stu­fen ty­pi­schen Not­fall­si­tua­tio­nen soll­te ei­ne ex­em­pla­ri­sche Aus­wahl ge­trof­fen wer­den.

3. Aus­bil­dungs­drit­tel

Lern­si­tua­tio­nen mit vi­ta­ler Ge­fähr­dung und mit vi­ta­len Ängs­ten von Be­trof­fe­nen un­d/o­der Be­zugs­per­so­nen:

  • aus­ge­wähl­te Not­fall­si­tua­tio­nen im Kin­des- und Ju­gend­al­ter (Bei­na­he-Er­trin­ken, Ver­gif­tun­gen, kar­di­aler Not­fall im Ju­gend­sport, Al­ko­holin­to­xi­ka­ti­on)
  • aus­ge­wähl­te Not­fäl­le des Er­wach­se­nen­al­ters; Not­fall/ Un­fall im All­tag
  • aku­te Ver­än­de­run­gen der Be­wusst­seins­la­ge als ger­ia­tri­scher Not­fall, Re­ani­ma­ti­on in ei­ner Al­ten­hil­feein­rich­tung
  • Be­son­der­hei­ten im Stress- und Be­las­tungs­er­le­ben von Be­zugs­per­so­nen und Fa­mi­li­en bei Not­fäl­len im Kin­des- und Ju­gend­al­ter (Bei­na­he-Er­trin­ken, kar­di­aler Not­fall im Ju­gend­sport)

Film­bei­trä­ge und Dis­kus­si­on mit Men­schen, die schon oft Not­fäl­le er­lebt ha­ben, über die Ver­sor­gung von Men­schen in be­son­de­ren Er­eig­nis­sen/Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen (Zug-, Bus­un­glück, Amok­lauf); me­di­al ver­mit­tel­te Be­trof­fen­heit auf­grei­fen und be­ar­bei­ten.

pla­ce­hol­der hea­ding

An­la­ge 3 PflA­PrV

6.2.1 In­ten­tio­nen und Re­le­vanz  [+]

Der Schwer­punkt die­ser cur­ri­cu­la­ren Ein­heit liegt auf häu­fi­gen und ty­pi­schen Akut­si­tua­tio­nen und Not­fäl­len im Kin­des- und Ju­gend­al­ter, die auf­bau­end auf den ers­ten bei­den ge­ne­ra­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten Aus­bil­dungs­drit­tel, auf­ge­grif­fen wer­den.

6.2.2 Bil­dungs­zie­le  [+]
  • Die Aus­zu­bil­den­den ma­chen sich be­wusst, dass Not­fall­si­tua­tio­nen und dem­entspre­chend er­for­der­li­che In­ter­ven­tio­nen mit Fol­gen für das Le­ben von Kin­dern und Ju­gend­li­chen und ih­ren Fa­mi­li­en ver­bun­den sein kön­nen.
  • Sie re­flek­tie­ren die Be­deu­tung von er­leb­ten Akut­si­tua­tio­nen für die Ent­wick­lung von Kin­dern und Ju­gend­li­chen und set­zen sich mit ty­pi­schen Ge­fah­ren von Not­fall­si­tua­tio­nen bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen aus­ein­an­der.
  • Die Aus­zu­bil­den­den set­zen sich mit der ge­sell­schaft­li­chen, ethi­schen und recht­li­chen De­bat­te zur Or­gan­spen­de aus­ein­an­der und fin­den zwi­schen Selbst­be­stim­mung und Ge­mein­wohl­in­ter­es­sen bzw. So­li­da­ri­tät hier­zu ei­ne ei­ge­ne Hal­tung.
6.2.3 Kom­pe­ten­zen – An­la­ge 3 PflA­PrV  [+]

Die Aus­zu­bil­den­den

  • schät­zen di­ver­se Pfle­ge­an­läs­se und den Pfle­ge­be­darf bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen auch in in­sta­bi­len ge­sund­heit­li­chen und vul­nera­blen Le­bens­si­tua­tio­nen ein (I.1.d).
  • tref­fen in le­bens­be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen er­for­der­li­che In­ter­ven­ti­ons­ent­schei­dun­gen und lei­ten le­bens­er­hal­ten­de So­fort­maß­nah­men bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes ein (I.4.a).
  • ko­or­di­nie­ren den Ein­satz der Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes (I.4.b).
  • er­ken­nen Not­fall­si­tua­tio­nen in Pfle­ge- und Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und han­deln nach den Vor­ga­ben des Not­fall­pla­nes und der Not­fal­l-E­va­ku­ie­rung (I.4.c).
  • wah­ren das Selbst­be­stim­mungs­recht der zu pfle­gen­den Kin­der und Ju­gend­li­chen, auch ins­be­son­de­re, wenn sie in ih­rer Selbst­be­stim­mungs­fä­hig­keit ein­ge­schränkt sind (I.6.a).
  • ge­stal­ten kurz- und lang­fris­ti­ge pro­fes­sio­nel­le Be­zie­hun­gen mit Kin­dern, Ju­gend­li­chen und ih­ren Be­zugs­per­so­nen, die auch bei di­ver­gie­ren­den Sicht­wei­sen oder Ziel­set­zun­gen und schwer nach­voll­zieh­ba­ren Ver­hal­tens­wei­sen von Em­pa­thie, Wert­schät­zung, Acht­sam­keit und Kon­gru­enz ge­kenn­zeich­net sind (II.1.b).
  • ge­stal­ten die Kom­mu­ni­ka­ti­on in un­ter­schied­li­chen Pfle­ge­si­tua­tio­nen mit Kin­dern, Ju­gend­li­chen und ih­ren Be­zugs­per­so­nen un­ter Ein­satz ver­schie­de­ner In­ter­ak­ti­ons­for­men und ba­lan­cie­ren das Span­nungs­feld von Nä­he und Dis­tanz aus (II.1.c).
  • för­dern und un­ter­stüt­zen Kin­der und Ju­gend­li­che bei der Selbst­ver­wirk­li­chung und Selbst­be­stim­mung über das ei­ge­ne Le­ben so­wie ih­re Fa­mi­li­en in der Be­glei­tung die­ser Ent­wick­lung, auch un­ter Ab­wä­gung kon­kur­rie­ren­der ethi­scher Prin­zi­pi­en (II.3.b).
  • tra­gen in ethi­schen Di­lem­ma­si­tua­tio­nen mit Kin­dern, Ju­gend­li­chen oder ih­ren Be­zugs­per­so­nen im in­ter­pro­fes­sio­nel­len Ge­spräch zur ge­mein­sa­men Ent­schei­dungs­fin­dung bei (II.3.c).
  • füh­ren ent­spre­chend den recht­li­chen Be­stim­mungen ei­gen­stän­dig ärzt­lich ver­an­lass­te Maß­nah­men der me­di­zi­ni­schen Dia­gnos­tik und The­ra­pie bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen durch (III.2.b).
  • neh­men dro­hen­de Über- oder Un­ter­for­de­run­gen früh­zei­tig wahr, er­ken­nen die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen am Ar­beits­platz un­d/o­der des ei­ge­nen Kom­pe­tenz­pro­fils und lei­ten dar­aus ent­spre­chen­de Hand­lungs­in­itia­ti­ven ab (V.2.b).
  • set­zen Stra­te­gi­en zur Kom­pen­sa­ti­on und Be­wäl­ti­gung un­ver­meid­ba­rer be­ruf­li­cher Be­las­tun­gen ge­zielt ein und neh­men Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te früh­zei­tig wahr oder for­dern die­se ak­tiv ein (V.2.c).
6.2.4 In­hal­te/Si­tua­ti­ons­merk­ma­le  [+]

Hand­lungs­an­läs­se

  • kom­ple­xe­re Not­fäl­le, u. a. aus­ge­dehn­te Ver­bren­nun­gen, Ver­brü­hun­gen, Un­fäl­le mit meh­re­ren Be­trof­fe­nen
  • Not­fäl­le, Un­fäl­le mit An­we­sen­heit von Be­zugs­per­so­nen
  • spe­zi­fi­sche Not­fäl­le im Kin­des- und Ju­gend­al­ter, u. a. Miss­hand­lun­gen, Schä­del-Hirn­t­rau­ma,
  • re­spi­ra­to­ri­sche Not­fäl­le im Kin­des­al­ter
  • Be­wusst­seins­stö­run­gen, z. B. bei In­fek­tio­nen, Trau­ma, Kreis­lauf­zen­tra­li­sa­ti­on
  • Hy­po­gly­kämie, dia­be­ti­sche Ke­to­azi­do­se
  • Krampf­an­fäl­le
  • kar­di­ale Not­fäl­le im Ju­gend­al­ter
  • Elek­tro- und Blit­zun­fäl­le
  • In­to­xi­ka­tio­nen, z. B. mit Rei­ni­gungs-, Arz­nei­mit­teln, Pflan­zen, Al­ko­hol, Dro­gen
  • Ver­hin­de­rung von Un­fäl­len
  • Ri­si­ken für Not­fall­si­tua­tio­nen von Säug­lin­gen und Klein­kin­dern
  • RL/REK: theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Kon­text­be­din­gun­gen

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

  • tech­nik­ge­stütz­te Sys­te­me zur Ri­si­ko­er­ken­nung
  • Richt­li­ni­en und Re­ge­lun­gen der Not­fall­ver­sor­gung, z. B. G-BA-Re­ge­lung
  • Resi­li­enz und Si­cher­heits­kon­zep­te der Be­völ­ke­rung, z. B. frei­wil­li­ge so­zia­le Not­fall­ge­mein­schaf­ten

Aus­ge­wähl­te Ak­teu­re

  • Kin­der und Ju­gend­li­che in Not­fall­si­tua­tio­nen
  • un­ver­letz­t-be­trof­fe­ne Kin­der
  • mit­be­trof­fe­ne Be­zugs­per­so­nen
  • Lai­en
  • Fa­mi­lie, Ge­schwis­ter

Er­le­ben/Deu­ten/Ver­ar­bei­ten

Aus­zu­bil­den­de

  • ei­ge­nes Stress- und Be­las­tungs­er­le­ben bei Not­fäl­len von Kin­dern und Ju­gend­li­chen
  • Er­schüt­te­rung der Welt­sicht („Er­schüt­te­rung des Glau­bens an ei­ne ge­rech­te Welt“)
  • in­di­rek­te Schuld­zu­wei­sun­gen
  • Ge­füh­le von Macht- und Hilf­lo­sig­keit
  • Er­le­ben ei­ge­ner Hand­lungs­un­fä­hig­keit
  • Aus­hal­ten von Stres­s/Zeit­druck
  • Er­ken­nen von Früh­zei­chen der Es­ka­la­ti­on
  • Emo­ti­ons­ar­beit in und nach der Not­fall­si­tua­ti­on

Zu pfle­gen­des Kind oder zu pfle­gen­der Ju­gend­li­cher

  • feh­len­des Ge­fah­ren­be­wusst­sein
  • Neu­ar­tig­keit der Not­fal­l­er­fah­rung
  • wahr­neh­mungs­psy­cho­lo­gi­sche Be­son­der­hei­ten im Not­fall (Kör­per­la­ge, Ge­rü­che)
  • Be­las­tun­gen durch Be­we­gungs­ein­schrän­kun­gen
  • ent­wick­lungs­be­ding­te Schmerz- und Angst­ver­stär­kung im Not­fall
  • Schuld­ge­füh­le und Be­stra­fungs­phan­ta­si­en in Ab­hän­gig­keit von der ko­gni­ti­ven Ent­wick­lung
  • post­trau­ma­ti­sche Be­las­tungs­stö­run­gen als Lang­zeit­fol­ge

Fa­mi­li­en­sys­tem

  • Ängs­te der El­tern um ihr ver­letz­tes Kind, vi­ta­le und Ver­lust­ängs­te, un­ab­hän­gig vom Ge­fähr­dungs­grad
  • Ver­trau­en/Miss­trau­en ge­gen­über Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fern
  • Ängs­te und Ver­un­si­che­run­gen der Ge­schwis­ter­kin­der

Be­ruf­lich Pfle­gen­de/an­de­re Be­rufs­grup­pen

  • De­sen­si­bi­li­sie­rung ge­gen­über Not­fall­si­tua­tio­nen
  • lang­fris­ti­ge Ver­ar­bei­tung be­las­ten­der Er­eig­nis­se
  • Be­hin­de­rung von Hel­fe­rin­nen und Hel­fern
  • Zu­schauer­ef­fekt und Ver­ant­wor­tungs­dif­fu­si­on
  • RL/REK: theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Hand­lungs­mus­ter

  • Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me und -tech­ni­ken in Kri­sen- und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen, Be­hand­lungs­pfa­de
  • Tria­ge
  • Ein­grif­fe und Maß­nah­men er­klä­ren, ver­rich­tungs­be­glei­ten­de Kom­mu­ni­ka­ti­on
  • Re­ani­ma­ti­on nach ak­tu­el­len Re­ani­ma­ti­ons­leit­li­ni­en und an­de­ren da­zu­ge­hö­ri­gen Al­go­rith­men und Be­hand­lungs­pfa­den
  • Pa­ed­iatric Ad­van­ced Life Sup­port
  • Be­zie­hungs­ar­beit/Kom­mu­ni­ka­ti­on zur emo­tio­na­len Sta­bi­li­sie­rung von Be­trof­fe­nen, z. B. Fas­sungs­ar­beit
  • Scree­ning und As­sess­men­t-In­stru­men­te zu Ein­schät­zung der Vi­tal­funk­tio­nen nut­zen (At­mung, Her­z-Kreis­lauf-Funk­ti­on)
  • Ver­let­zun­gen, auf­fäl­li­ge Be­fun­de er­ken­nen, die auf An­zei­chen von Ge­walt oder Miss­brauch hin­deu­ten, und Ver­dacht an­spre­chen
  • In­for­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be, z. B. SBAR-Sche­ma
  • Ko­or­di­na­ti­on der ei­ge­nen Auf­ga­ben mit re­le­van­ten Per­so­nen­grup­pen in Kri­sen- und Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen
  • Ko­or­di­na­ti­on der Erst­hel­fe­rin­nen und Hel­fer
  • In­ter­ven­tio­nen zur emo­tio­na­len Sta­bi­li­sie­rung von trau­ma­ti­sier­ten Be­zugs­per­so­nen, Fa­mi­li­en, Lai­en
  • Prä­ven­ti­on in Pri­vat­haus­hal­ten
  • psy­chi­sche Ers­te Hil­fe bei Kin­dern, z. B. KAS­PER­LE-Be­treu­ungs-Kon­zept
6.2.5 Wei­te­re In­hal­te/Wis­sens­grund­la­gen  [+]
  • Not­fall­pfle­ge als Hand­lungs­feld be­ruf­lich Pfle­gen­der: kur­zer ge­schicht­li­cher Ab­riss, Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten und -re­ge­lun­gen
  • theo­lo­gi­sche, ethi­sche und recht­li­che Grund­la­gen von Or­gan­spen­de, Or­gan­ent­nah­me, Trans­plan­ta­tio­nen, ge­sell­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung
6.2.6 An­re­gun­gen für das Ler­nen in si­mu­la­ti­ven Lern­um­ge­bun­gen  [+]
  • Wie­der­ho­lung: Not­fall­trai­ning in aus­ge­wähl­ten Not­fall­si­tua­tio­nen an Not­fall­si­mu­la­to­ren
  • Wie­der­ho­lung: Pa­ed­iatric Life Sup­port (nach ER­C-/GRC-Leit­li­ni­en)
  • Pa­ed­iatric Ad­van­ced Life Sup­port
  • Si­mu­la­ti­on rea­li­täts­na­her Not­fall­si­tua­tio­nen mit an­de­ren Per­so­nen­grup­pen, z. B. ei­ner Schul­klas­se, Aus­zu­bil­den­den ei­nes an­de­ren Aus­bil­dungs­ab­schnit­tes, mit Lai­en, in­ter­pro­fes­sio­nel­les Re­ani­ma­ti­ons­trai­ning
6.2.7 An­re­gun­gen für Lern- und Ar­beits­auf­ga­ben  [+]

Zum Bei­spiel:

Iden­ti­fi­ka­ti­on von be­son­de­ren Ge­fähr­dun­gen für Kin­der und Ju­gend­li­che in ver­schie­de­nen in­sti­tu­tio­nel­len Kon­tex­ten, z. B. Auf­be­wah­rung von Rei­ni­gungs­mit­teln, Arz­nei­mit­teln, Ge­fähr­dun­gen für Elek­troun­fäl­le

6.2.8 Di­dak­ti­scher Kom­men­tar  [+]

Mög­li­che Lern­si­tua­tio­nen mit vi­ta­ler Ge­fähr­dung von Kin­dern und Ju­gend­li­chen und mit vi­ta­len Ängs­ten der Be­trof­fe­nen un­d/o­der Be­zugs­per­so­nen:

  • aus­ge­wähl­te Not­fall­si­tua­tio­nen aus den oben ge­nann­ten Hand­lungs­an­läs­sen im Kin­des- und Ju­gend­al­ter (Bei­na­he-Er­trin­ken, Ver­gif­tun­gen, kar­di­aler Not­fall im Ju­gend­sport, Al­ko­holin­to­xi­ka­ti­on von Ju­gend­li­chen)
  • Be­son­der­hei­ten im Stress- und Be­las­tungs­er­le­ben von Be­zugs­per­so­nen und Fa­mi­li­en bei Not­fäl­len im Kin­des- und Ju­gend­al­ter (Bei­na­he-Er­trin­ken, kar­di­aler Not­fall im Ju­gend­sport)
    Film­bei­trä­ge und Dis­kus­si­on mit Men­schen, die schon oft Not­fäl­le mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen er­lebt ha­ben, über die Ver­sor­gung von Kin­dern und Ju­gend­li­chen, die bei be­son­de­ren Er­eig­nis­sen/Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen (Zug-, Bus­un­glück, Amok­lauf)

An­la­ge 4 PflA­PrV

6.3.1 In­ten­tio­nen und Re­le­vanz  [+]

Der Schwer­punkt die­ser cur­ri­cu­la­ren Ein­heit liegt auf häu­fi­gen und ty­pi­schen Akut­si­tua­tio­nen und Not­fäl­len im hö­he­ren Le­bens­al­ter, die auf­bau­end auf der kor­re­spon­die­ren­den cur­ri­cu­la­ren Ein­heit für die ers­ten bei­den ge­ne­ra­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten Aus­bil­dungs­drit­tel, auf­ge­grif­fen wer­den.

Not­fäl­le im hö­he­ren Le­bens­al­ter un­ter­schei­den sich in­so­fern da­durch, dass

  • sich Not­fäl­le als aku­te Ver­schlech­te­rung oder Kom­pli­ka­ti­on ei­ner Er­kran­kung zei­gen,
  • Akut­si­tua­tio­nen häu­fig durch meh­re­re Ri­si­ko­fak­to­ren/Funk­ti­ons­stö­run­gen aus­ge­löst wer­den,
  • das recht­zei­ti­ge Er­ken­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen er­schwert ist und
  • Al­ten­pfle­ge­rin­nen und Al­ten­pfle­ger in der La­ge sein müs­sen, ei­ne si­che­re Erstein­schät­zung mit fol­ge­rich­ti­ger Ent­schei­dung zu tref­fen.
6.3.2 Bil­dungs­zie­le  [+]

Die Aus­zu­bil­den­den set­zen sich mit der ethi­schen Di­lem­ma­si­tua­ti­on, der Not­fall­be­hand­lung bei vor­lie­gen­der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung so­wie mit der ge­sell­schaft­li­chen, ethi­schen und recht­li­chen De­bat­te zur Or­gan­spen­de aus­ein­an­der und fin­den zwi­schen Selbst­be­stim­mung und Ge­mein­wohl­in­ter­es­sen bzw. So­li­da­ri­tät hier­zu ei­ne ei­ge­ne Hal­tung.

6.3.3 Kom­pe­ten­zen – An­la­ge 4 PflA­PrV  [+]

Die Aus­zu­bil­den­den

  • schät­zen di­ver­se Pfle­ge­an­läs­se und den Pfle­ge­be­darf bei al­ten Men­schen auch in in­sta­bi­len ge­sund­heit­li­chen und vul­nera­blen Le­bens­si­tua­tio­nen ein (I.1.d).
  • ken­nen und be­ach­ten im Not­fall re­le­van­te recht­li­che Grund­la­gen wie Vor­sor­ge­voll­mach­ten und Pa­ti­en­ten­ver­fü­gun­gen (I.4.a).
  • tref­fen in le­bens­be­droh­li­chen Si­tua­tio­nen er­for­der­li­che In­ter­ven­ti­ons­ent­schei­dun­gen und lei­ten le­bens­er­hal­ten­de So­fort­maß­nah­men bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes ein (I.4.b).
  • ko­or­di­nie­ren den Ein­satz der Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer bis zum Ein­tref­fen der Ärz­tin oder des Arz­tes (I.4. c).
  • er­ken­nen Not­fall­si­tua­tio­nen in Pfle­ge- und Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und han­deln nach den Vor­ga­ben des Not­fall­pla­nes und der Not­fal­l-E­va­ku­ie­rung (I.4.d).
  • wah­ren das Selbst­be­stim­mungs­recht al­ter Men­schen mit Pfle­ge­be­darf, ins­be­son­de­re, wenn sie in ih­rer Selbst­be­stim­mungs­fä­hig­keit ein­ge­schränkt sind (I.6.a).
  • nut­zen Em­pa­thie, Wert­schät­zung, Ak­zep­tanz und Kon­gru­enz für ei­ne pro­fes­sio­nel­le Be­zie­hungs­ge­stal­tung und Kom­mu­ni­ka­ti­on mit al­ten Men­schen (II.1.c).
  • set­zen Me­tho­den der Ge­sprächs­füh­rung an­ge­mes­sen ein (II.1.d).
  • er­ken­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­bar­rie­ren, ins­be­son­de­re bei spe­zi­fi­schen Ge­sund­heits­stö­run­gen oder For­men von Be­hin­de­run­gen im Al­ter und set­zen un­ter­stüt­zen­de und kom­pen­sie­ren­de Maß­nah­men ein, um die­se zu über­brü­cken (II.1.e).
  • för­dern und un­ter­stüt­zen al­te Men­schen bei der Selbst­ver­wirk­li­chung und Selbst­be­stim­mung über das ei­ge­ne Le­ben, auch un­ter Ab­wä­gung kon­kur­rie­ren­der ethi­scher Prin­zi­pi­en (II.3.b).
  • tra­gen in ethi­schen Di­lem­ma­si­tua­tio­nen mit al­ten Men­schen oder ih­ren Be­zugs­per­so­nen im in­ter­pro­fes­sio­nel­len Ge­spräch zur ge­mein­sa­men Ent­schei­dungs­fin­dung bei (II.3.c).
  • füh­ren ent­spre­chend den recht­li­chen Be­stim­mungen ei­gen­stän­dig ärzt­lich ver­an­lass­te Maß­nah­men der me­di­zi­ni­schen Dia­gnos­tik und The­ra­pie bei al­ten Men­schen durch (III.2.b).
  • neh­men dro­hen­de Über- oder Un­ter­for­de­run­gen früh­zei­tig wahr, er­ken­nen die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen am Ar­beits­platz un­d/o­der des ei­ge­nen Kom­pe­tenz­pro­fils und lei­ten dar­aus ent­spre­chen­de Hand­lungs­in­itia­ti­ven ab (V.2.b).
  • set­zen Stra­te­gi­en zur Kom­pen­sa­ti­on und Be­wäl­ti­gung un­ver­meid­ba­rer be­ruf­li­cher Be­las­tun­gen ge­zielt ein und neh­men Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te früh­zei­tig wahr oder for­dern die­se ak­tiv ein (V.2.c).
6.3.4 In­hal­te/Si­tua­ti­ons­merk­ma­le  [+]

Hand­lungs­an­läs­se

  • spe­zi­fi­sche Not­fäl­le im hö­he­ren Le­bens­al­ter
    • Stur­zer­eig­nis­se
    • Herz­in­farkt, Schlag­an­fall, Lun­gen­em­bo­lie
    • Aku­te Ver­än­de­run­gen der Be­wusst­seins­la­ge, z. B. Syn­ko­pe, De­lir
    • Hy­po-, Hy­per­gly­kämie
    • Ex­sik­ko­se
  • Pan­de­mi­en, u. a. In­flu­en­za, No­ro­vi­ren, Ska­bies (s. RKI, WHO)
  • Um­welt­ver­än­de­run­gen, z. B. Hit­ze­pe­ri­oden, Sturm, Hoch­was­ser
  • Kri­sen­si­tua­tio­nen/Ein­rich­tungs­eva­ku­ie­rung, z. B. Brand, Ter­ror­an­schlä­ge, Amok­läu­fe
  • RL/REK: theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Kon­text­be­din­gun­gen

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

  • tech­nik­ge­stütz­te Sys­te­me zur Ri­si­ko­er­ken­nung, z. B. Sen­sor­sys­te­me zur Be­we­gungs- und Sturz­er­ken­nung
  • Richt­li­ni­en und Re­ge­lun­gen der Not­fall­ver­sor­gung, u. a. G-BA-Re­ge­lung
  • Resi­li­enz und Si­cher­heits­kon­zep­te der Be­völ­ke­rung, z. B. frei­wil­li­ge so­zia­le Not­fall­ge­mein­schaf­ten

Aus­ge­wähl­te Ak­teu­re

  • zu pfle­gen­de al­te Men­schen
  • Be­zugs­per­so­nen
  • Hel­fer- und As­sis­tenz­per­so­nal, z. B. All­tags­be­glei­te­rin­nen und All­tags­be­glei­ter, Prä­senz­kräf­te, zu­sätz­li­che Be­treu­ungs­kräf­te
  • frei­wil­lig En­ga­gier­te, Lai­en

Er­le­ben/Deu­ten/Ver­ar­bei­ten

Aus­zu­bil­den­de

  • Be­las­tung durch ex­tre­me Ge­fühls­re­ak­tio­nen be­trof­fe­ner Men­schen
  • Ängs­te, Not­fall­si­tua­tio­nen nicht recht­zei­tig zu er­ken­nen bzw. nicht ad­äquat zu han­deln

Zu pfle­gen­der al­ter Mensch

  • er­höh­te Sturzangst nach be­reits er­folg­ten Stur­zer­eig­nis­sen und Ver­mei­dungs­ver­hal­ten
  • Be­las­tungs­er­le­ben durch Kran­ken­haus­ein­wei­sung und Re­lo­ka­li­sa­ti­ons­ef­fek­te

Fa­mi­li­en­sys­tem

  • Be­las­tun­gen von Be­zugs­per­so­nen in Kri­sen- und Not­fall­si­tua­tio­nen im häus­li­chen Set­ting
  • RL/REK: theo­lo­gisch-e­thi­sche und in­ter­re­li­giö­se Di­men­sio­nen von Not­fall­si­tua­tio­nen

Be­ruf­lich Pfle­gen­de/an­de­re Be­rufs­grup­pen

  • De­sen­si­bi­li­sie­rung ge­gen­über Not­fall­si­tua­tio­nen
  • lang­fris­ti­ge Ver­ar­bei­tung be­las­ten­der Er­eig­nis­se
  • Be­hin­de­rung von Hel­fe­rin­nen und Hel­fern
  • Zu­schauer­ef­fekt und Ver­ant­wor­tungs­dif­fu­si­on

Hand­lungs­mus­ter

3. Aus­bil­dungs­drit­tel – er­wei­ternd

  • Ein­schät­zung aku­ter Ge­fähr­dun­gen und Ri­si­ko­kon­stel­la­tio­nen, u. a. Ein­schät­zung der Ri­si­ko­fak­to­ren nach Ex­per­ten­stan­dard Sturz
  • In­fek­ti­ons­pro­phy­lak­ti­sche Maß­nah­men ver­an­las­sen, u. a. IfSG
  • Si­tua­ti­ons­ver­än­de­run­gen, Ver­än­de­run­gen der Be­wusst­seins­la­ge früh­zei­tig er­ken­nen
  • Ver­let­zun­gen, auf­fäl­li­ge Be­fun­de er­ken­nen, die auf An­zei­chen von Ge­walt hin­deu­ten, z. B. Hä­ma­to­me, Ver­dacht an­spre­chen
  • Ko­or­di­na­ti­on der Erst­hel­fe­rin­nen und -hel­fer
  • Emo­tio­na­le Sta­bi­li­sa­ti­on von Be­trof­fe­nen, u. a. Ge­fühls­ar­beit, Schnitt­stel­len­ko­or­di­na­ti­on: Seel­sor­ge, Psy­cho­lo­gin oder Psy­cho­lo­ge
  • Ad­van­ce Ca­re Plan­ning
6.3.5 Wei­te­re In­hal­te/Wis­sens­grund­la­gen  [+]
  • Not­fall­pfle­ge als Hand­lungs­feld be­ruf­lich Pfle­gen­der: kur­zer ge­schicht­li­cher Ab­riss, Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten und -re­ge­lun­gen
  • theo­lo­gi­sche, ethi­sche und recht­li­che Grund­la­gen von Or­gan­spen­de, Or­gan­ent­nah­me, Trans­plan­ta­tio­nen, ge­sell­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung
6.3.6 An­re­gun­gen für das Ler­nen in si­mu­la­ti­ven Lern­um­ge­bun­gen  [+]

Zum Bei­spiel:

  • Wie­der­ho­lung: Not­fall­trai­ning in aus­ge­wähl­ten Not­fall­si­tua­tio­nen an Not­fall­si­mu­la­to­ren
  • Wie­der­ho­lung: Ba­sic Life Sup­port (nach ER­C-/GRC-Leit­li­ni­en)
  • Ad­van­ced Life Sup­port
  • Si­mu­la­ti­on rea­li­täts­na­her Not­fall­si­tua­tio­nen mit an­de­ren Per­so­nen­grup­pen, z. B. ei­ner Schul­klas­se, ei­nes an­de­ren Aus­bil­dungs­ab­schnit­tes, mit Lai­en
6.3.7 An­re­gun­gen für Lern- und Ar­beits­auf­ga­ben  [+]

Zum Bei­spiel:

Iden­ti­fi­ka­ti­on von be­son­ders ge­fähr­de­ten Räu­men und Be­rei­chen in der ei­ge­nen Ein­rich­tung im Rah­men des Brand­schut­zes

6.3.8 Di­dak­ti­scher Kom­men­tar  [+]

Zur Er­hö­hung der Hand­lungs- und Pa­ti­en­ten­si­cher­heit soll­ten häu­fig vor­kom­men­de bzw. ty­pi­sche Not­fall­si­tua­tio­nen aus­ge­wählt wer­den:

  • Der Not­fall im Al­ter – ei­ne Hoch­ri­si­ko­si­tua­ti­on: Be­son­der­hei­ten von Not­fäl­len im hö­he­ren Le­bens­al­ter, be­son­de­re Vul­nera­bi­li­tät und Be­hand­lungs­dring­lich­keit ger­ia­tri­scher Not­fäl­le; mul­ti­fak­t­o­ri­el­le Ur­sa­chen, Po­ly­phar­ma­zie, un­spe­zi­fi­sche, aty­pi­sche und ver­schlei­er­te Sympto­ma­tik, Ein­schrän­kun­gen der ei­ge­nen In­for­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be, De­lir; Ge­fahr des Au­to­no­mie­ver­lus­tes:
    • Hy­po­gly­kämie ei­nes al­ten Men­schen in der Lang­zeit­pfle­ge, un­ty­pi­sche Sympto­me und Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten zur bzw. bei De­menz
    • aku­te Ver­än­de­run­gen der Be­wusst­seins­la­ge
    • Re­ani­ma­ti­on in ei­ner Al­ten­hil­feein­rich­tung
    • Be­ra­tung ei­ner Be­zugs­per­son zur Hil­fe­leis­tung nach ei­nem Stur­zer­eig­nis ei­nes äl­te­ren Men­schen
    • „Und wenn es ge­nug ist…“ Not­fall­be­hand­lung bei vor­lie­gen­der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, Ethi­sche Fall­dis­kus­si­on
    • Be­son­der­hei­ten im Stress- und Be­las­tungs­er­le­ben von Be­zugs­per­so­nen und Fa­mi­li­en
  • Film­bei­trä­ge und Dis­kus­si­on mit Men­schen, die schon oft Not­fäl­le er­lebt ha­ben, über die Ver­sor­gung von äl­te­ren Men­schen in be­son­de­ren Er­eig­nis­sen/Ka­ta­stro­phen­si­tua­tio­nen (Zug-, Bus­un­glück, Amok­lauf); me­di­al ver­mit­tel­te Be­trof­fen­heit auf­grei­fen und be­ar­bei­ten
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