Allgemeine Vorbemerkungen
Der Bildungsplan zeichnet sich durch Inhalts- und Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich im Bildungsplan umfasst Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.
Fachbezogene Vorbemerkungen
Auf Grundlage des Erziehungs- und Bildungsauftrags des Beruflichen Gymnasiums hat der Unterricht im Fach Wirtschaftsgeografie der Klassen 9 und 10 der Mittelstufe des Beruflichen Gymnasiums zum Ziel, raumbezogene Handlungskompetenz zu entwickeln, damit Schülerinnen und Schüler befähigt werden, gesellschaftlich, wirtschaftlich und individuell im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung im System Erde agieren zu können.
Das System Erde kann als dynamisches System aus Teilsystemen wie der Erdoberfläche, dem Klima, der Gesellschaft oder der Wirtschaft begriffen werden. Diese eigenständigen Teilsysteme sind vielfältig untereinander durch Wirkungszusammenhänge verknüpft. Deshalb verbindet das Fach Wirtschaftsgeografie systematisch, problembezogen und vernetzt natur-, wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftliches Wissen. Es vermittelt den Schülerinnen und Schülern Einsichten in komplexe Wirkungszusammenhänge zwischen Natur, menschlichem Handeln, Wirtschaften und den sich daraus ergebenden räumlichen Strukturen und Prozessen, wobei ökonomischen Zusammenhängen und Problemstellungen besondere Bedeutung beigemessen wird.
Konzeption und didaktische Hinweise
Der Bildungsplan baut auf den in den zuführenden Schulen erworbenen fachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler auf. Aufgrund der Komplexität und Interdependenz zwischen gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Handeln sowie naturräumlichen Prozessen basiert die Konzeption des Bildungsplans Wirtschaftsgeografie auf einem systemischen Ansatz. Dieser findet seinen Ausdruck in der Gliederung der Bildungsplaneinheiten in die Teilsysteme Erdoberfläche, Klima, Gesellschaft und Wirtschaft. Im Rahmen dieser Teilsysteme werden grundlegende Inhalte und fachspezifische Arbeitsweisen von den Schülerinnen und Schülern entwickelt. Um die Kompetenz des systemischen Denkens zu festigen, werden die Erkenntnisse aus den genannten Teilsystemen in dem sich anschließenden Teilsystem „Natur- und Kulturräume“ zusammengeführt und raumspezifisch untersucht.
Um dem Bildungsziel des Fachs Wirtschaftsgeografie, raumbezogene Handlungskompetenz zu entwickeln, gerecht zu werden, müssen neben den geografisch-fachlichen Kompetenzen auch entsprechende methodische, personale und soziale Kompetenzen gefördert werden. Hierbei kommt der Orientierungskompetenz besondere Bedeutung zu, da Orientierung der jeweils erste Schritt geografischer Analyse ist. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ausgehend vom topografischen Wissen die Fähigkeit, Orte und Räume in ihren systemischen Zusammenhängen wahrzunehmen.
Weiterhin sollen die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, durch kritische Reflexion raumbezogene Sachverhalte und Probleme in ihren wechselseitigen Abhängigkeiten zu analysieren, zu bewerten und zukunftsfähige Lösungsansätze zu erörtern. Dabei lernen sie auch kontroverse Standpunkte und Meinungen darzulegen und andere Standpunkte zu akzeptieren und zu prüfen. Darüber hinaus ist die Einübung fachspezifischer Methoden von grundlegender Bedeutung. Dazu zählen insbesondere die Analyse und Interpretation von Informationsmaterialien, wie beispielsweise Karten, Klimadiagramme, Satellitenbilder, Filme, Texte und Statistiken. Die Schülerinnen und Schüler lernen Informationen auszuwählen, zu ordnen, zu bearbeiten, zu bewerten und zu präsentieren und nutzen dabei auch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien.
Entdeckendes Lernen als wichtiges Element eigenständigen Lernens motiviert die Schülerinnen und Schüler in besonderem Maße, sich mit aktuellen Fragen zukünftiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen sowie Veränderungen des Naturraums auseinanderzusetzen. Besonders geeignet dafür sind z. B. Erkundungen und Exkursionen an außerschulischen Lernorten, Versuche, Befragungen und Kartierungen sowie Projektarbeit.
Inhalte
In Klasse 9 werden die Teilsysteme Erdoberfläche, Klima, Natur- und Kulturräume sowie Gesellschaft betrachtet. Dabei begreifen die Schülerinnen und Schüler, welche naturräumlichen Prozesse die Erdoberfläche formen und welche Auswirkungen diese aktuell weltweit auf den Naturraum, auf Gesellschaft und Wirtschaft haben. Sie vertiefen die Kenntnisse, welche zum Verständnis der globalen Klimaverhältnisse und des Klimawandels sowie seiner Auswirkungen erforderlich sind. Mit der Analyse von Räumen unterschiedlicher Geozonen werden die Grundlagen für den Erwerb der geografischen Kompetenz, Räume mithilfe fragengeleiteter Raumanalyse systemisch zu erfassen, gelegt. Darüber hinaus erkennen sie mit dem Wissen um die Merkmale und Funktionen von Städten sowie den Ursachen und Folgen ihres weltweit zu beobachtenden Wachstums die Stadt als dominanten Lebens- und Wirtschaftsraum der Gegenwart und Zukunft.
In Klasse 10 rücken zunächst die Teilsysteme Wirtschaft und Gesellschaft in den Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln anhand von Fallbeispielen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen ein grundlegendes Verständnis hinsichtlich der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Raum und wirtschaftlichem Handeln und erkennen die Bedeutung eines nachhaltigen wirtschaftlichen Handelns. Darüber hinaus setzen sie sich problemlösungsorientiert mit sozialen und räumlichen Disparitäten und deren Folgen auseinander. Mit der anschließenden Betrachtung des Teilsystems Natur- und Kulturräume werden Weltwirtschaftsregionen und ausgewählte Meeresräume auf Grundlage der bereits erworbenen Erkenntnisse systemisch untersucht.
Damit verfügen die Schülerinnen und Schüler am Ende der Klasse 10 über eine grundlegende räumliche Orientierungskompetenz und angemessene geografisch-fachliche Kompetenzen sowie über fachspezifische Arbeitsmethoden, die ihnen ein erfolgreiches Arbeiten in der Oberstufe ermöglichen. Diese Grundlagen sind auch Voraussetzung dafür, als Staatsbürgerinnen und Staatsbürger an raumwirksamen Entscheidungsprozessen sowohl auf kommunaler und regionaler Ebene als auch darüber hinaus verantwortungsbewusst mitwirken zu können.