Fachbezogene Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag (Bildungswert des Faches)
Die Entwicklung der Informationstechnologien durchdringt mit zunehmender Geschwindigkeit alle Bereiche der Lebenswelt in der Gesellschaft. Sie verändert individuelle Lebensgewohnheiten, Kommunikationswege und Interaktionsmöglichkeiten, die Schul-, Ausbildungs- und Berufswelten sowie zahlreiche gesellschaftliche Prozesse auf unterschiedliche Weise. Viele Entwicklungen, die zukünftig bedeutsam sein werden, sind noch nicht bekannt. Die Schülerinnen und Schüler stehen vor der Herausforderung, sich in einer ständig wandelnden Welt zurechtzufinden, die von Informationssystemen geprägt ist. Sie sollen die darin enthaltenen Chancen erkennen, einen geeigneten Umgang mit möglichen Risiken finden und die Gesellschaft und ihre Werte in dieser Dynamik konstruktiv begleiten und weiterentwickeln.
Im Fach Informatik ist ein offener, reflektierter, aber auch kritischer Umgang mit Informationstechnologien und ihren Auswirkungen notwendig. Voraussetzung dafür ist ein Verständnis für die grundlegenden Funktionsweisen und wesentlichen Merkmale der zentralen Felder der Informatik. Deshalb ist es wichtig, Interesse für diese Technologien und ihre Funktionsweisen zu wecken. Eine wichtige Zielsetzung des Bildungsplans ist es daher, anschauliche und lebensweltbezogene Zugänge zu eröffnen.
Unabdingbar ist ein sicherer und konstruktiver Umgang mit geeigneten Werkzeugen der Informationstechnologie, da nur so eine produktive Nutzung der sich eröffnenden Möglichkeiten erreicht werden kann.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogene Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler erwerben im Fach Informatik Kompetenzen, die sie befähigen, ein Problem mit den dazu zur Verfügung stehenden Daten zu analysieren, im Sinne eines prozessorientierten Vorgehens zu lösen und mit fachspezifischen Werkzeugen und Methoden hinreichend zu dokumentieren. Die im Fach Informatik erworbenen Kompetenzen beziehen sich sowohl auf die Inhalte des Faches Informatik, als auch auf zentrale Prozesse und Arbeitsweisen der Informatik als angewandte Wissenschaft.
Die in den vorgelagerten Schularten erworbenen informatorischen prozessbezogenen Kompetenzen werden hier nun vereinheitlicht und vertieft. Darüber hinaus werden weitere prozessbezogenen Kompetenzen erworben.
Sie gliedern sich in vier Kompetenzbereiche:
- Strukturieren und Vernetzen
- Modellieren und Implementieren
- Kommunizieren und Kooperieren
- Analysieren und Bewerten
Strukturieren und Vernetzen
Die Informatik als Strukturwissenschaft beschäftigt sich mit der Strukturierung von Daten und Prozessen in unterschiedlichen Problemdomänen. Dabei werden von den Schülerinnen und Schülern Strukturen innerhalb von Daten und Algorithmen erkannt und in Teilaspekte zerlegt, um diese zu lösen und im Gesamtprozess zu einer Gesamtlösung zusammenzuführen. Auch die aktuell unter dem Begriff Big Data subsumierten informatorischen Zusammenhänge lassen sich nur dann zielgerichtet verarbeiten, wenn die Schülerinnen und Schüler die zugrundeliegenden Daten zu einer geeigneten Struktur aufbereiten, auf deren Basis dann die gewünschten Auswertungen durchgeführt werden können.
Modellieren und Implementieren
Um real existierende fachliche Probleme zu lösen, werden unter Erhöhung der Abstraktion Modelle entwickelt, die eine Analyse des Problemgehalts ermöglichen. Hierbei erkennen die Schülerinnen und Schüler Regelmäßigkeiten, Wiederholungen und gegebenenfalls Gesetzmäßigkeiten und transferieren diese auf ein vom tatsächlichen Problem losgelöstes höheres Abstraktionsniveau. Die Schülerinnen und Schüler implementieren Algorithmen, testen ihre Lösungen auf Unzulänglichkeiten und überprüfen die Ergebnisse auf ihre Relevanz für das Ausgangsproblem.
Kommunizieren und Kooperieren
Unter Zuhilfenahme praxisrelevanter Dokumentations- und Visualisierungsverfahren und entsprechender Fachterminologie dokumentieren die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse der bearbeiteten Teilprozesse und schaffen damit die Basis für eine kooperative Lösung des Gesamtproblems. Der Beschreibung von Prozessen kommt eine hohe praktische Bedeutung zu und sie ist die Grundlage für die Abstimmung in arbeitsteilig organisierten Teams.
Analysieren und Bewerten
Die Schülerinnen und Schüler analysieren im Informatikunterricht Problemstellungen, Modelle, vorgegebene Programmcodes, das Verhalten informatorischer Systeme sowie deren Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Darüber hinaus bewerten sie die Relevanz der gefundenen Lösungen sowohl im Hinblick auf das Ausgangsproblem als auch im Hinblick auf gesellschaftliche Zusammenhänge und Normen.
In der Eingangsklasse setzen die Schülerinnen und Schüler die Tabellenkalkulation zielgerichtet ein, um Daten zu strukturieren, auf vielfältige Weise auszuwerten und zu visualisieren. Die Schülerinnen und Schüler sammeln ihre Erfahrungen mit Informationstechnologien hauptsächlich durch das Internet. Infolge dessen erstellen die Schülerinnen und Schüler in der Eingangsklasse Internetseiten, was zugleich einen exemplarischen Zugang zu einem wichtigen Baustein der Softwareentwicklung, den Auszeichnungssprachen, ermöglicht.
Die Vernetzung von Geräten und Gegenständen der Alltags- und Berufswelt begründet, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit wichtigen Elementen der zugrundeliegenden Netzwerktechnologien vertraut machen. Zudem erarbeiten sie die Sicherheitsaspekte und untersuchen die Chancen und Risiken einer vernetzten Gesellschaft. Außerdem werden in der Eingangsklasse die elementaren Konzepte der Darstellung von Informationen in Rechnern thematisiert, wobei wichtige Aspekte im Umgang mit Daten im Kontext der Informatik vermittelt werden.
In der Jahrgangsstufe 1 lernen die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen der strukturierten Programmierung kennen, wobei ein anschaulicher und motivierender Zugang von hoher Bedeutung ist. Ausgehend von lebensweltbezogenen Problemstellungen entwerfen und implementieren die Schülerinnen und Schüler Programme zu deren fachlicher Lösung. Die Implementierung dieser Programme erfolgt unter Einsatz einer Entwicklungsumgebung am Computer.
Ein zentraler Nutzen informatorischer Technologien liegt in der gezielten Auswertung und Verarbeitung von Daten. Die Schülerinnen und Schüler analysieren und bewerten fach- und lebensweltbezogene Sachverhalte und entwickeln geeignete relationale Datenmodelle. Ausgehend von diesen Modellen entwickeln sie Datenbankstrukturen, realisieren sie in einer relationalen Datenbank und werten Datenbestände gezielt aus.
Die Leistungsfähigkeit moderner Informationstechnologien beruht unter anderem auf den zu Grunde liegenden Algorithmen. In der Jahrgangsstufe 2 beschreiben die Schülerinnen und Schüler ausgewählte Datenstrukturen und Algorithmen hinsichtlich ihres Aufbaus sowie ihrer Funktionsweise und implementieren diese exemplarisch. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die gesellschaftliche Relevanz von Algorithmen und beurteilen die damit verbundenen Chancen und Risiken.
3. Ergänzende fachliche Hinweise
Die folgenden Inhalte sind im Unterricht mittels einer geeigneten Programmiersprache und Entwicklungsumgebung am Computer zu vermitteln:
- Grundlagen der Programmierung (BPE 5),
- Arrays, Such- und Sortieralgorithmen (BPE 7).
Die im Unterricht eingesetzte Programmiersprache sowie die verwendete Entwicklungsumgebung sind von der Lehrkraft wählbar. Die Bildungsplaneinheit 6 ist mittels eines geeigneten Datenbankmanagementsystems zu vermitteln.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. Bildungsplaneinheiten.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.