Allgemeine Vorbemerkungen
Der Bildungsplan zeichnet sich durch Inhalts- und Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich im Bildungsplan umfasst Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.
Fachbezogene Vorbemerkungen
Die Biologie versteht sich heute als eine interdisziplinäre und vernetzte Wissenschaft. Die Lehre von den Lebewesen befasst sich sowohl mit den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Lebendigen als auch mit Besonderheiten einzelner Lebewesen. Dabei werden biologische Prinzipien auf unterschiedlich komplexen Ebenen von den Molekülen über Zellen bis zum Ökosystem und der Biosphäre erklärt. Der Biologieunterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern u. a. faszinierende Einblicke in Bau und Funktion des eigenen Körpers und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitserziehung.
Die Erkenntnisse der Biologie führen zu Perspektiven und Anwendungen, die uns Menschen als Teil und als Gestalter der Natur betreffen, dabei beeinflussen sie auch politische Entscheidungen. Ein wesentliches Ziel des Biologieunterrichts ist es, den Schülerinnen und Schülern diese Erkenntnisse und Entwicklungen durchschaubar und verständlich zu machen, um ihnen eine aktive Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung über naturwissenschaftliche Forschung und ihre Anwendung zu ermöglichen.
Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb in der Mittelstufe
Naturwissenschaftliche Kompetenz zeigt sich darin, die charakteristischen Eigenschaften sowie die Bedeutung der Naturwissenschaften in unserer heutigen Welt zu verstehen. Sie befähigt die Lernenden, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, um Fragestellungen zu erkennen, naturwissenschaftliche Phänomene zu beschreiben und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Kompetenz schließt auch die Bereitschaft mit ein, sich reflektierend mit naturwissenschaftlichen Ideen und Themen auseinanderzusetzen und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus Problemstellungen zu bewältigen, die wir heute noch nicht kennen.
Der Bildungsplan für den Biologieunterricht zielt deshalb auf das Verständnis und die Anwendung grundlegender biologischer Begriffe und Zusammenhänge. Gelungene naturwissenschaftliche Bildung zeigt sich in der Fähigkeit, Fragestellungen zu erkennen, biologisches Wissen anzuwenden und Bewertungen aufgrund einer naturwissenschaftlich-rationalen Abwägung vorzunehmen. Dazu sind sowohl inhaltsbezogene als auch prozessbezogene Kompetenzen nötig.
Der Bildungsplan legt das Anforderungsniveau gemäß der Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss der Kultusministerkonferenz in diesem Fach zu Grunde. Die Bildungsstandards der KMK definieren bezüglich der biologischen Fachkompetenz vier Fachkompetenzbereiche, die – wie auch in den anderen Naturwissenschaften – eine Inhaltsdimension und eine Handlungsdimension umfassen. Die Inhaltsdimension wird überwiegend im Kompetenzbereich Fachwissen, die Handlungsdimension in den Kompetenzbereichen Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung dargestellt. Inhalts- und handlungsbezogene Kompetenzen greifen ineinander und werden in der Regel gemeinsam erworben. Durch das Zusammenwirken der vier Fachkompetenzbereiche entwickelt sich die Fachkompetenz im Fach Biologie.
Fachwissen: Die biologischen Fachinhalte werden aufgrund der Breite der Fachwissenschaft auf den Kern von biologischem Wissen und ein exemplarisches Vorgehen beschränkt und können auf drei Basiskonzepte (System, Struktur und Funktion sowie Entwicklung) zurückgeführt werden. Mit deren Hilfe werden sie strukturiert und sowohl horizontal als auch vertikal vernetzt.
- Erkenntnisgewinnung: Die Denk- und Arbeitsweise in der Biologie findet in diesem Fachkompetenzbereich ihren Niederschlag: Durch Experimente oder mithilfe geeigneter Modellvorstellungen werden Kompetenzen neu erworben oder vorhandene weiterentwickelt. Die Verknüpfung gewonnener Erkenntnisse mit bereits geläufigen Konzepten, Modellen und Theorien führt zur Fähigkeit, biologische Phänomene zu erkennen und zu erklären.
- Kommunikation: Für einen fachbezogenen reflektierenden Informationsaustausch gilt es eine Kommunikationskompetenz zu entwickeln, in der eine sachgemäße Verknüpfung von Alltags- und Fachsprache gelingt. Neben der verbalen Form des Kommunizierens lassen sich chemische Zusammenhänge je nach Kontext und Inhalt auch in anderen Formen wie der symbolischen und mathematischen Form darstellen.
- Bewertung: Zu biologischen Sachverhalten und Problematiken gelingt es unter Berücksichtigung von multiperspektivischem Denken ethische Urteile zu bilden und zu begründen.
Zu beachten ist, dass die Vermittlung sowohl inhalts- als auch prozessbezogener Kompetenzen gezielt in der Unterrichtsplanung und den Lernzielkontrollen zu berücksichtigen ist. Damit wird es zu einem wichtigen Ziel des Biologieunterrichts, die Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Anwenden biologischer Denk- und Arbeitsweisen zu führen und explizit eine möglichst weitgehende Durchdringung von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen zu ermöglichen.
Der Biologie-Unterricht in der Mittelstufe
In der Klassenstufe 8 steht die Humanbiologie im Mittelpunkt. In diesem Alter haben bei Schülerinnen und Schülern Kenntnisse über Anatomie und Physiologie eine zunehmende Relevanz. Sie schaffen Grundlagen für eine gesunde Lebensführung. Darunter wird nicht nur die Vermeidung gesundheitsschädlichen Verhaltens, sondern auch eine Stärkung der Resilienz verstanden. Dies trägt dazu bei, dass sich Kinder und Jugendliche altersangemessen mit ihrem Körper auseinandersetzen und fördert ein gesundheitsbewusstes und umweltverträgliches Handeln sowohl in individueller als auch in gesellschaftlicher Verantwortung. Das Fach Biologie liefert dabei wichtige Beiträge zur Bedeutung von gesunder Ernährung und zur Stressbewältigung. Beim Thema Fortpflanzung und Entwicklung kann eine Toleranz für unterschiedliche Formen der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität vermittelt werden.
In der Klassenstufe 10 wird das biologische Wissen erweitert, vertieft und um gesellschaftspolitische Fragestellungen ergänzt. Bei vielen gesellschaftsrelevanten Fragestellungen sind biologische Kenntnisse Voraussetzung für eine fundierte Meinungsbildung. Sie fließen in politische Diskussionen ein und helfen, individuelle Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu treffen. Beispielsweise können Chancen und Risiken moderner biowissenschaftlicher Verfahren nur durch Wissen über die molekularen Hintergründe exakt bewertet werden. Unser Selbstverständnis und unser Weltbild werden in hohem Maße von Aussagen der Evolutionstheorie beeinflusst. Ein grundlegendes Verständnis von Prozessen im Ökosystem bildet die Grundlage dafür, die Bedeutung der Erhaltung der Biodiversität zu ermessen.
Bei der Themenauswahl in der Sekundarstufe 1 wird ein besonderes Augenmerk auf berufsbezogene Aspekte gelegt. Die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen wird dadurch gestärkt und Perspektiven für die spätere Berufs- und Studienwahl aufgezeigt.
Bei der Durchführung von Experimenten wenden die Schülerinnen und Schüler vorgegebene Regeln an und beachten Gefährdungshinweise.