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CE 08 Menschen in kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase begleiten
1./2. Ausbildungsdrittel Zeitrichtwert: 160 Stunden
-
Anlage 1 PflAPrV
8.1.1 Intentionen und Relevanz
Die Begleitung und Unterstützung von Menschen aller Altersgruppen, ihren Bezugspersonen und Familien in kritischen Lebenssituationen, z. B. mit chronischen, onkologischen oder anderen lebenslimitierenden Erkrankungen, ist zentrales Thema in verschiedenen Handlungsfeldern der Pflege.
Diese curriculare Einheit fokussiert
- die Begleitung und Unterstützung von sterbenden Menschen,
- die Einführung in die Palliative Pflege in Bezug auf Betroffene, Bezugspersonen/Familien,
- die Auseinandersetzung mit spezifischen Pflegephänomenen und deren Reflexion.
1./2. Ausbildungsdrittel
- Begleitung und Unterstützung kritisch kranker Personen und ihrer Angehörigen in der Akut- und Langzeitversorgung unter
Beachtung von Kultur/Religion
- Einführung in die Pflege sterbender Menschen
8.1.2 Bildungsziele
1./2. Ausbildungsdrittel
- Reflexion der Spannungsverhältnisse:
- Mitleiden und bewusster Abgrenzung
- Erleben von Leid und Schmerz und möglichen (Selbst- und Fremd‑) Erwartungen an das Verhalten
- Objektorientierung versus Subjektorientierung
- Mitleiden und bewusster Abgrenzung
- Aufbau einer professionellen Pflegehaltung in Bezug zur Thematik
8.1.3 Kompetenzen – Anlage 1 PflAPrV
Grundlegend für das 1./2. Ausbildungsdrittel
- die Pflege von Menschen aller Altersstufen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren
(I.1 a-h)
- Pflegeprozesse und Pflegediagnostik bei Menschen aller Altersstufen mit gesundheitlichen Problemlagen planen, organisieren, gestalten,
durchführen, steuern und evaluieren unter dem besonderen Fokus von Gesundheitsförderung und Prävention (I.2 a-d, f, g)
Die Auszubildenden
- pflegen, begleiten und unterstützen Menschen aller Altersstufen in Phasen fortschreitender Demenz oder schwerer chronischer
Krankheitsverläufe (I.3.a).
- verfügen über grundlegendes Wissen zu Bewältigungsformen und Unterstützungsangeboten für Familien in
entwicklungs- oder gesundheitsbedingten Lebenskrisen (I.3.b).
- beteiligen sich an der Durchführung eines individualisierten Pflegeprozesses bei schwerstkranken und sterbenden Menschen in
verschiedenen Handlungsfeldern (I.3.c).
- begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen, respektieren deren spezifische Bedürfnisse auch in religiöser Hinsicht und
wirken mit bei der Unterstützung von Angehörigen zur Bewältigung und Verarbeitung von Verlust und Trauer (I.3.d).
- verfügen über grundlegendes Wissen zu den spezifischen Schwerpunkten palliativer Versorgungsangebote (I.3.e).
- wahren das Selbstbestimmungsrecht des zu pflegenden Menschen, insbesondere, wenn dieser in seiner Selbstbestimmungsfähigkeit
eingeschränkt ist (I.6.a).
- erkennen eigene Emotionen sowie Deutungs- und Handlungsmuster in der Interaktion (II.1.a).
- wenden Grundsätze der verständigungs- und beteiligungsorientierten Gesprächsführung an (II.1.d).
- respektieren Menschenrechte, Ethikkodizes sowie religiöse, kulturelle, ethnische und andere Gewohnheiten von zu pflegenden
Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen (II.3.a).
- erkennen ethische Konflikt- und Dilemmasituationen, ermitteln Handlungsalternativen und suchen Argumente zur Entscheidungsfindung
(II.3.c).
- sind sich der Bedeutung von Abstimmungs- und Koordinierungsprozessen in qualifikationsheterogenen Teams bewusst und grenzen die jeweils
unterschiedlichen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche begründet voneinander ab (III.1.a).
- fordern kollegiale Beratung ein und nehmen sie an (III.1.b).
- wirken entsprechend den rechtlichen Bestimmungen an der Durchführung ärztlich veranlasster Maßnahmen der medizinischen
Diagnostik und Therapie im Rahmen des erarbeiteten Kenntnisstandes mit (III.2.b).
- wirken entsprechend ihrem Kenntnisstand in der Unterstützung und Begleitung von Maßnahmen der Diagnostik und Therapie mit und
übernehmen die Durchführung in stabilen Situationen (III.2.d).
- verfügen über grundlegendes Wissen zur integrierten Versorgung von chronisch kranken Menschen in der Primärversorgung
(III.3.e).
- orientieren ihr Handeln an qualitätssichernden Instrumenten, wie insbesondere evidenzbasierten Leitlinien und Standards
(IV.1.b).
- verfügen über ausgewähltes Wissen zu gesamtgesellschaftlichen Veränderungen, ökonomischen, technologischen
sowie epidemiologischen und demografischen Entwicklungen im Gesundheits- und Sozialsystem (IV.2.b).
- sind aufmerksam für die Ökologie in den Gesundheitseinrichtungen, verfügen über grundlegendes Wissen zu Konzepten
und Leitlinien für eine ökonomische und ökologische Gestaltung der Einrichtung und gehen mit materiellen und personellen
Ressourcen ökonomisch und ökologisch nachhaltig um (IV.2.e).
- erschließen sich wissenschaftlich fundiertes Wissen zu ausgewählten Themen und wenden einige Kriterien zur Bewertung von
Informationen an (V.1.b).
- begründen und reflektieren das Pflegehandeln kontinuierlich auf der Basis von ausgewählten zentralen pflege- und
bezugswissenschaftlichen Theorien, Konzepten, Modellen und evidenzbasierten Studien (V.1.c).
- nehmen drohende Über- oder Unterforderungen frühzeitig wahr, erkennen die notwendigen Veränderungen am Arbeitsplatz
und/oder des eigenen Kompetenzprofils und leiten daraus entsprechende Handlungsinitiativen ab (V.2.b).
- gehen selbstfürsorglich mit sich um und tragen zur eigenen Gesunderhaltung bei, nehmen Unterstützungsangebote wahr oder
fordern diese am jeweiligen Lernort ein (V.2.c).
8.1.5 Inhalte/Situationsmerkmale
Handlungsanlässe
1./2. Ausbildungsdrittel
- Pflegebedarf bei Menschen aller Altersstufen und deren Bezugspersonen in kritischen Lebenssituationen, ausgelöst durch chronische,
onkologische oder andere, auch angeborene, lebenslimitierende Erkrankungen
- Pflegebedarf bei sterbenden Menschen bzw. Menschen in der letzten Lebensphase aller Altersstufen und deren Bezugspersonen, u. a.
Versorgung Verstorbener in verschiedenen Kontexten
- gesundheits‑, alters- und entwicklungsbedingte Bearbeitungs- bzw. Bewältigungsphänomene: Veränderungspotenziale,
Widerstandsfaktoren, Umstellung von Lebensplänen, Coping/unwirksames Coping/Bereitschaft zum Coping, z. B. Stressmodell von Lazarus,
Salutogenese von Antonowski, Vorstellung eines Copingmodells, Ergebnisse zur Resilienzforschung
- spezifische (auch religiöse/kulturell bedingte) Selbstversorgungsbedürfnisse
- weitere Pflegediagnosen und ‑phänomene im Zusammenhang mit kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase, z.
B.
- chronische Schmerzen
- Obstipation, Übelkeit und Erbrechen
- Mundschleimhautprobleme
- Gelbsucht
- Todesangst
- Fatigue/Schlafmangel
- respiratorische Phänomene
- soziale Isolation/Vereinsamungsgefahr
- chronischer Kummer/Trauer
- beeinträchtigtes Wohlbefinden
- chronische Schmerzen
- RL/REK: Endlichkeit des Menschen; existenziell-seelsorgliche Begleitung; Pflegende als Krisenbegleitende
Kontextbedingungen
1./.2. Ausbildungsdrittel
- alle Bereiche der Akut- und Langzeitversorgung
- Thematisierung von Kultur/Religion
Ausgewählte Akteure
- Auszubildende
- Menschen aller Altersstufen und deren Bezugspersonen
- Angehörige anderer Gesundheitsberufe, der Seelsorge und des Bestattungswesens im Kontext kritischer Lebenssituationen, der letzten Lebensphase und des Todes
Erleben/Deuten/Verarbeiten
Auszubildende
- belastende Gefühle, z. B. Macht- und Hilflosigkeit, Unsicherheit, Angst, Sprachlosigkeit
- Phasen der Trauer
- Haltungen, z. B. Mitgefühl/Mitleid, Grenzen des Helfens, Abgrenzung, Sinnfragen
Zu pflegende Menschen und ihre Bezugspersonen
- belastende Gefühle, z. B. Angst, Machtlosigkeit, Phasen der Trauer, Verlust, Wut, Verzweiflung,
Hoffnungslosigkeit
- Erwartungen an Pflege und Therapie
Handlungsmuster
1./2. Ausbildungsdrittel
Fokus auf Auszubildende
- Reflexion kritischer Lebenssituationen und des eigenen Erlebens Reflexion eigener Bewältigungsstrategien, Erkennen
von Faktoren der Resilienz und/oder (drohender) Überforderung
- Umgang mit belastenden Erfahrungen, u. a. Einfordern von Unterstützungsangeboten, kollegiale Beratung, Mitwirken an Teamritualen
Verweis zum Konzept kollegiale Beratung (CE 03)
Fokus auf kritische kranke, sterbende Menschen, ihre Bezugspersonen und Familien
- Feststellung Pflegebedarfe, Pflegeprozessgestaltung zur Erhaltung der Lebensqualität der Menschen, dabei
- Bezugnahme auf entsprechende Pflegemodelle, u. a. Trajekt-Modell nach Corbin/Strauss
- Auseinandersetzung mit ausgewählten chronischen oder onkologischen Erkrankungen in verschiedenen Altersstufen, z. B. Kontakt mit
zu pflegenden Menschen nach Erstmanifestation
- Unterstützung bei der Emotionsbewältigung, z. B. Emotionsarbeit nach Hochschild, Forschung von Zapf
- aktive Bewältigung der kritischen Lebenssituation unterstützen, z. B. Sinnfindung unterstützen unter Einbezug weiterer
Dienste wie ehrenamtliche Begleiter, Seelsorger
- Begleitung sterbender Menschen und deren Bezugspersonen im Sterbeprozess, Trauerarbeit unterstützen
- Bezugnahme auf entsprechende Pflegemodelle, u. a. Trajekt-Modell nach Corbin/Strauss
- Einbezug des Expertenstandards „Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen“, relevanter Leitlinien und
weiterer pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse, u. a. minimal/optimal Handling
- Palliative Care als Konzept und Versorgungsansatz
- personen- und situationsbezogene Gesprächsführung, u. a. Beileidsbekundungen aussprechen
- Unterstützung, z. B. bei der individuellen Auseinandersetzung mit den Veränderungen und bei der Lebensführung wie
Ernährungstherapie, Einbezug anderer Berufsgruppen
- Informationsgabe, z. B. zur Förderung der Alltagskompetenz, der Familiengesundheit und der Selbstwirksamkeit
- Durchführung ärztlich angeordneter Maßnahmen, Mitwirkung bei Therapien, z. B. Chemotherapie, inkl. Arbeitsschutz,
Konzepte und Leitlinien zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung der Einrichtung
- Assistenz bei ärztlichen Interventionen, z. B. Mitwirkung bei Punktionen
- Interventionen zur Unterstützung der erwünschten Wirkung medizinischer Therapien
- Mitwirkung an Entscheidungsfindungsprozessen
- Zusammenarbeit im intra- und interprofessionellen Team
- Analyse von Versorgungskontexten und Systemzusammenhängen in Einrichtungen der Akut- und Langzeitversorgung unter Beachtung ökonomischer und ökologischer Prinzipien
8.1.6 Weitere Inhalte/Wissensgrundlagen
1./2. Ausbildungsdrittel
- Ungleichheiten in den Lebens- und Sterbebedingungen im internationalen Vergleich, Versorgungs(un)gerechtigkeit
- Pflegecharta, Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland
- rechtliche Auseinandersetzungen: Betreuungsrecht, Rechtsproblematik Sterbebegleitung/Sterbehilfe, Patientenverfügung,
(Vorsorge)Vollmachten, Bestattungsrecht, Hospiz- und Palliativgesetz, Sterbebegleitrecht
- Überlastungsanzeige
- Selbsthilfegruppen
- Reflexion der häuslichen Versorgung: Erwartungshaltungen, Rollenverständnisse
- ethische Modelle/Theorien
8.1.7 Anregungen für Lernaufgaben für simulative Lernumgebungen
Zum Beispiel:
- Rollenspiele zu konkreten Situationen, u. a. Mitteilung der Diagnose oder Todesnachricht, Beratung zu den Pflegediagnosen und
‑phänomenen
- Einüben von Pflegeinterventionen
- Besuch eines Hospizes und/oder einer Palliativstation (ggf. Expertin oder Experte einladen)
- exemplarische Behandlung von Dilemmata durch Rollenspiele zu Ethikkomitee, ethisches Konsil
- Diskussion der Pflegediagnosen und ‑phänomene im Kontext des interprofessionellen Teams (Simulation, Rollenspiel) [D]
8.1.8 Anregungen für Lern- und Arbeitsaufgaben
- Menschen, die von einer chronischen Krankheit betroffen sind, interviewen
- Pflegesituationen mit sterbenden Menschen beobachten
- Pflegesituationen mit sterbenden Menschen gestalten und Erfahrungen reflektieren
- Reflexion der Versorgungsrealität
- Pflegende in der Rolle des Advokaten für den Pflegeempfänger (Raabe, Beauchamp & Childress)
8.1.9 Didaktischer Kommentar
1./2. Ausbildungsdrittel
- Lernsituationen mit ersten Kontakte zu Menschen verschiedener Altersstufen, die mit kritischen Lebenssituationen konfrontiert werden,
die ihr Leben grundlegend verändern, Sinnfragen stellen und die Unterstützung in der Selbstversorgung und
Therapiebewältigung benötigen
- Lernsituationen, in denen sich die oben genannten Handlungsanlässe zeigen (z. T. sind es Pflegediagnosen), hierzu können
jeweils exemplarisch chronische und onkologische Erkrankungen als Ursache thematisiert werden, z. B.
- Lernsituationen mit Menschen, die erfahren, dass sie an einer chronischen Erkrankung leiden (z. B. chronische Schmerzen,
muskuloskelettale Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen)
- Lernsituationen mit Menschen, die erfahren, dass sie an einer onkologischen Erkrankung leiden (z. B. Prostatakrebs, Lungenkrebs,
Darmkrebs, Brustdrüsenkrebs, Hautkrebs)
- Lernsituationen, in denen Auszubildende zum ersten Mal mit einem sterbenden/verstorbenen Menschen und seinen Bezugspersonen konfrontiert werden
- Lernsituationen mit Menschen, die erfahren, dass sie an einer chronischen Erkrankung leiden (z. B. chronische Schmerzen,
muskuloskelettale Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen)
- die Begleitung und Unterstützung von sterbenden Menschen,
3. Ausbildungsdrittel Pflegefachfrau/Pflegefachmann Zeitrichtwert: 90 Stunden
-
Anlage 2 PflAPrV
8.1.1 Intentionen und Relevanz
Die Begleitung und Unterstützung von Menschen aller Altersgruppen, ihren Bezugspersonen und Familien in kritischen Lebenssituationen, z. B. mit chronischen, onkologischen oder anderen lebenslimitierenden Erkrankungen, ist zentrales Thema in verschiedenen Handlungsfeldern der Pflege.
- Diese curriculare Einheit fokussiert
die Begleitung und Unterstützung von sterbenden Menschen,
- die Einführung in die Palliative Pflege in Bezug auf Betroffene, Bezugspersonen/Familien,
- die Auseinandersetzung mit spezifischen Pflegephänomenen und deren Reflexion.
3. Ausbildungsdrittel
- umfassende und individuelle Pflege von Menschen in komplexen kritischen Lebenssituationen und im Sterbeprozess in der ambulanten und stationären Palliativ- und Hospizversorgung unter Beachtung von rechtlichen, gesellschaftlichen und umfassenden individuellen pflegerelevanten Bedingungen und Einflussfaktoren
8.1.2 Bildungsziele
3. Ausbildungsdrittel
- Reflexion von gesellschaftlich-kollektivem, institutionellem und individuellem Umgang mit Tod und Sterben in unterschiedlichen
Altersstufen und Lebensphasen im Spannungsfeld von Entfremdung und Leiderfahrung
- den Pflegeprozess unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen gestalten
8.1.4 Kompetenzen – Anlage 2 PflAPrV
Grundlegend für das 3. Ausbildungsdrittel
- die Pflege von Menschen aller Altersstufen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren
(I.1 a-h)
- Pflegeprozesse und Pflegediagnostik bei Menschen aller Altersstufen mit gesundheitlichen Problemlagen planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren unter dem besonderen Fokus von Gesundheitsförderung und Prävention (I.2 a-c, e, f)
Die Auszubildenden
- pflegen, begleiten, unterstützen und beraten Menschen aller Altersstufen sowie deren Bezugspersonen in Phasen fortschreitender
Demenz oder schwerer chronischer Krankheitsverläufe sowie am Lebensende (I.3.a).
- unterstützen Familien, die sich insbesondere infolge einer Frühgeburt, einer schweren chronischen oder einer
lebenslimitierenden Erkrankung in einer Lebenskrise befinden, und wirken bei der Stabilisierung des Familiensystems mit (I.3.b).
- steuern, verantworten und gestalten den Pflegeprozess bei Menschen aller Altersstufen mit akuten und chronischen Schmerzen
(I.3.c).
- gestalten einen individualisierten Pflegeprozess bei schwerstkranken und sterbenden Menschen aller Altersstufen in verschiedenen
Handlungsfeldern und integrieren die sozialen Netzwerke in das Handeln (I.3.d).
- begleiten und unterstützen schwerstkranke Menschen aller Altersstufen sowie nahe Bezugspersonen in Phasen des Sterbens, erkennen
und akzeptieren deren spezifische Bedürfnisse und bieten Unterstützung bei der Bewältigung und Verarbeitung von Verlust und
Trauer an (I.3.e).
- informieren schwer kranke und sterbende Menschen aller Altersstufen sowie deren Angehörige zu den spezifischen Schwerpunkten
palliativer Versorgungsangebote (I.3.f).
- wahren das Selbstbestimmungsrecht der zu pflegenden Menschen aller Altersstufen, insbesondere, wenn sie in ihrer
Selbstbestimmungsfähigkeit eingeschränkt sind (I.6.a).
- machen sich eigene Deutungs- und Handlungsmuster in der pflegerischen Interaktion mit Menschen aller Altersstufen und ihren
Bezugspersonen und mit ihren unterschiedlichen, insbesondere kulturellen und sozialen, Hintergründen bewusst und reflektieren sie
(II.1.a).
- beraten zu pflegende Menschen aller Altersstufen und ihre Bezugspersonen im Umgang mit krankheits- sowie therapie- und pflegebedingten
Anforderungen und befähigen sie, ihre Gesundheitsziele in größtmöglicher Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu
erreichen (II.2.c).
- setzen sich für die Verwirklichung von Menschenrechten, Ethikkodizes und die Förderung der spezifischen Bedürfnisse und
Gewohnheiten von zu pflegenden Menschen aller Altersstufen und ihren Bezugspersonen ein (II.3.a).
- tragen in ethischen Dilemmasituationen mit Menschen aller Altersstufen oder ihren Bezugspersonen im interprofessionellen Gespräch
zur gemeinsamen Entscheidungsfindung bei (II.3.c).
- stimmen ihr Pflegehandeln zur Gewährleistung klientenorientierter komplexer Pflegeprozesse im qualifikationsheterogenen Pflegeteam
ab und koordinieren diePflege von Menschen aller Altersstufen unter Berücksichtigung der jeweiligen Verantwortungs- und
Aufgabenbereiche in unterschiedlichen Versorgungsformen (III.1.a).
- übernehmen Mitverantwortung für die Organisation und Gestaltung der gemeinsamen Arbeitsprozesse (III.1.e).
- führen entsprechend den rechtlichen Bestimmungen eigenständig ärztlich veranlasste Maßnahmen der medizinischen
Diagnostik und Therapie bei Menschen aller Altersstufen durch (III.2.b).
- unterstützen und begleiten zu pflegende Menschen aller Altersstufen umfassend, auch bei invasiven Maßnahmen der Diagnostik
und Therapie (III.2.d).
- vertreten die im Rahmen des Pflegeprozesses gewonnenen Einschätzungen zu Pflegediagnosen und erforderlichen
Behandlungskonsequenzen bei Menschen aller Altersstufen in der interprofessionellen Zusammenarbeit (III.2.f).
- koordinieren die integrierte Versorgung von chronisch kranken Menschen aller Altersstufen in der Primärversorgung (III.3.e).
- wirken an Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ‑verbesserung mit, setzen sich für die Umsetzung evidenzbasierter
und/oder interprofessioneller Leitlinien und Standards ein und leisten so einen Beitrag zur Weiterentwicklung einrichtungsspezifischer
Konzepte (IV.1.b).
- überprüfen regelmäßig die eigene pflegerische Praxis durch kritische Reflexionen und Evaluation im Hinblick auf
Ergebnis- und Patientenorientierung und ziehen Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Pflegequalität (IV.1.d).
- erfassen den Einfluss gesamtgesellschaftlicher Veränderungen, ökonomischer Anforderungen, technologischer sowie
epidemiologischer und demografischer Entwicklungen auf die Versorgungsverträge und Versorgungsstrukturen im Gesundheits- und
Sozialsystem (IV.2.b).
- wirken an der Umsetzung von Konzepten und Leitlinien zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung der Einrichtung mit
(IV.2.e).
- erschließen sich pflege- und bezugswissenschaftliche Forschungsergebnisse bezogen auf die Pflege von Menschen aller Altersstufen
und bewerten sie hinsichtlich der Reichweite, des Nutzens, der Relevanz und des Umsetzungspotenzials (V.1.b).
- begründen und reflektieren das Pflegehandeln kontinuierlich auf der Basis von vielfältigen oder spezifischen
pflegewissenschaftlichen und bezugswissenschaftlichen evidenzbasierten Studienergebnissen, Theorien, Konzepten und Modellen (V.1.c).
- leiten aus beruflichen Erfahrungen in der pflegerischen Versorgung und Unterstützung von Menschen aller Altersstufen und ihren
Angehörigen mögliche Fragen an Pflegewissenschaft und ‑forschung ab (V.1.d).
- nehmen drohende Über- oder Unterforderungen frühzeitig wahr, erkennen die notwendigen Veränderungen am Arbeitsplatz
und/oder des eigenen Kompetenzprofils und leiten daraus entsprechende Handlungsinitiativen ab (V.2.b).
- setzen Strategien zur Kompensation und Bewältigung unvermeidbarer beruflicher Belastungen gezielt ein und nehmen Unterstützungsangebote frühzeitig wahr oder fordern diese aktiv ein (V.2.c)
8.1.5 Inhalte/Situationsmerkmale
Handlungsanlässe
3. Ausbildungsdrittel
- umfassender Pflegebedarf bei Menschen aller Altersstufen und deren Bezugspersonen in kritischen Lebenssituationen, ausgelöst durch
chronische oder onkologische Erkrankungen erheben
- umfassender Pflegebedarf bei sterbenden Menschen bzw. mit Menschen in der letzten Lebensphase aller Altersstufen und deren
Bezugspersonen erheben
- gesundheits‑, alters- und entwicklungsbedingte Bearbeitungs- bzw. Bewältigungsphänomene, Veränderungspotenziale,
Widerstandsfaktoren, Erfordernisse der Umstellung von Lebensplänen
- Inanspruchnahme von ambulanten und stationären Hospizdiensten
- Pflegediagnosen und ‑phänomene im Zusammenhang mit kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise
- Abschiednehmen
- Nahrungsabbruch/Therapieabbruch
- beeinträchtigte Familienprozesse
- plötzlicher Kindstod
- Entscheidungskonflikt
- Beeinträchtigte Religiosität/Sinnfindung
- Rollenüberlastung der pflegenden Bezugsperson, auch anderer Familienmitglieder (ggf. Geschwister)
- Gefahr der Rollendiffusion, Rollenkonflikte
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise
- RL/REK: Sterbe- und Trauerbegleitung; Dilemma-Situationen am Lebensende
Kontextbedingungen
3. Ausbildungsdrittel
- ambulante und stationäre Palliativ- und Hospizversorgung
- institutionelle und gesellschaftliche Bedingungen: Thematisierung von Patientenverfügung, Sterbehilfe, palliative Versorgung, gesellschaftlicher Umgang mit kritischen Lebenssituationen und Begleitung in der letzten Lebensphase
Ausgewählte Akteure
- Auszubildende
- Menschen aller Altersstufen und deren Bezugspersonen
- Angehörige anderer Gesundheitsberufe, der Seelsorge und des Bestattungswesens im Kontext kritischer Lebenssituationen, der letzten Lebensphase und des Todes
Erleben/Deuten/Verarbeiten
Auszubildende
- belastende Gefühle, z. B. Macht- und Hilflosigkeit, Unsicherheit, Angst, Sprachlosigkeit
- Phasen der Trauer
- Haltungen, z. B. Mitgefühl/Mitleid, Grenzen des Helfens, Abgrenzung, Sinnfrage
Zu pflegende Menschen und ihre Bezugspersonen
- belastende Gefühle, z. B. Angst, Machtlosigkeit, Phasen der Trauer, Verlust, Wut, Verzweiflung,
Hoffnungslosigkeit
- Erwartungen an Pflege und Therapie
Handlungsmuster
3. Ausbildungsdrittel
- vertiefend: Feststellung Pflegebedarfe, kreative, umfassende individuelle und lebensqualitätserhaltende
Pflegeprozessgestaltung der Menschen und ihren Bezugspersonen, d. h.
- Einbezug aktueller pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse/Palliative Care Konzept, Leitlinien und Standards
- Ausrichten des pflegerischen Handelns an Konzepten zur kultursensiblen Pflege
- Integration komplementärer Heilmethoden in die Pflege
- Einbezug aktueller pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse/Palliative Care Konzept, Leitlinien und Standards
- Beratung, Schulung und Unterstützung von kritisch kranken Menschen bei der individuellen Auseinandersetzung mit den
Veränderungen bei der Erhaltung und Stärkung der eigenständigen Lebensführung, der Familiengesundheit und der
Sinnfindung [D]
- Schulung, Beratung und Unterstützung von Bezugspersonen und freiwillig Engagierten [D]
- Begleitung sterbender Menschen und deren Bezugspersonen hinsichtlich
- einer würdevollen Pflegeprozessgestaltung
- der Durchführung von Interventionen in der letzten Lebensphase
- einer personen- und situationsbezogene Kommunikation und Interaktion
- einer würdevollen Versorgung verstorbener Menschen und Gestaltung von Situationen des Abschiednehmens (auch im
Team)
- einer interprofessionellen Zusammenarbeit im Hospiz
- einer würdevollen Pflegeprozessgestaltung
- Mitgestaltung von Entscheidungsfindungsprozessen, z. B. in Bezug auf Medikamentengabe, Ernährungs- und
Flüssigkeitsbedarf in der letzten Lebensphase, Sterbebegleitung
- Organisation des qualifikationsheterogenen Pflegeteams im Hospiz, z. B. Primary Nursing
- Sicherstellung der Kontinuität der palliativen Versorgung an Schnittstellen, z. B. Case-Management,
Entlassungs‑/Überleitungsmanagement, SAPV [D]
- Reflexion der Qualität der pflegerischen Leistungen und der Versorgung in Hospizdiensten
- Verwendung digitaler Begleiter/Smart Home Technik
- Analyse von Versorgungskontexten und Systemzusammenhängen in der palliativen Pflege und im Hospiz, Beachtung
ökonomischer und ökologischer Prinzipien
- Durchführung von Fallbesprechungen
- Wahrnehmung von Angeboten der kollegialen Beratung
8.1.6 Weitere Inhalte/Wissensgrundlagen
3. Ausbildungsdrittel
- Entstehung und Bedeutung von Disease-Management-Programmen
- Gegenüberstellung und Reflexion palliativer Handlungsfelder, Reflexion der Versorgungsrealität
- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Palliative Care
- ethische Fallbesprechungen
8.1.7 Anregungen für Lernaufgaben für simulative Lernumgebungen
Zum Beispiel:
- Rollenspiele zu konkreten Situationen, u. a. Mitteilung der Diagnose oder Todesnachricht, Beratung zu den Pflegediagnosen und
‑phänomenen
- Einüben von Pflegeinterventionen
- Besuch eines Hospizes und/oder einer Palliativstation (ggf. Expertin oder Experte einladen)
- exemplarische Behandlung von Dilemmata durch Rollenspiele zu Ethikkomitee, ethisches Konsil
- Diskussion der Pflegediagnosen und ‑phänomene im Kontext des interprofessionellen Teams (Simulation, Rollenspiel) [D]
8.1.8 Anregungen für Lern- und Arbeitsaufgaben
- Menschen, die von einer chronischen Krankheit betroffen sind, interviewen
- Pflegesituationen mit sterbenden Menschen beobachten
- Pflegesituationen mit sterbenden Menschen gestalten und Erfahrungen reflektieren
- Reflexion der Versorgungsrealität
- Pflegende in der Rolle des Advokaten für den Pflegeempfänger (Raabe, Beauchamp & Childress)
8.1.9 Didaktischer Kommentar
3. Ausbildungsdrittel
- Lernsituationen mit Menschen verschiedener Altersstufen, die mit kritischen Lebenssituationen konfrontiert werden, welche ihr Leben
grundlegend verändern; Menschen verschiedener Altersstufen die sich Sinnfragen stellen und eine komplexe Pflege und Therapie
benötigen, die Auszubildenden gestalten den Pflegeprozess hier zunehmend selbstständig
- Lernsituationen, in denen sich die oben genannten Handlungsanlässe zeigen (z. T. sind es Pflegediagnosen) – hierzu
können jeweils exemplarisch chronische und onkologische Erkrankungen als Ursache thematisiert werden, z. B.
- Lernsituation eines jungen Erwachsenen, der an einer onkologischen Erkrankung leidet (z. B. Leukämie)
- Lernsituation eines Kindes, das von einer chronischen Erkrankung betroffen ist (z. B. Spinale Muskelatrophie), inkl.
Gesprächssituationen mit Eltern
- Lernsituation mit Menschen, die ihr Lebensende im Hospiz verbringen und von ihren Bezugspersonen unterstützt werden, umfassende
und individuelle Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase
- Lernsituation mit Menschen, die von Multimorbidität betroffen sind
- Lernsituationen, in denen Auszubildende in ethische Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden sind, z. B. weil eine Bewohnerin oder ein
Bewohner nicht mehr ernährt werden möchte oder sich eine Sterbehilfe wünscht
- Palliative Care als Konzept und Versorgungsansatz kann in vielen Handlungsfeldern verfolgt werden, deshalb können grundlegende Aspekte auch in anderen Lerneinheiten vertieft werden. Es soll jedoch darauf geachtet werden, dass die Tiefe der Auseinandersetzung einer Erstausbildung entspricht. Das Thema Palliative Care kann in Weiterbildungen und Studiengängen vertieft werden.
- Lernsituation eines jungen Erwachsenen, der an einer onkologischen Erkrankung leidet (z. B. Leukämie)
- Diese curriculare Einheit fokussiert
3. Ausbildungsdrittel Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Zeitrichtwert: 90 Stunden
-
Anlage 3 PflAPrV
8.2.1 Intentionen und Relevanz
Im dritten 3. Ausbildungsdrittel in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege steht die umfassende Pflege und Begleitung von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien in komplexen und kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase im Mittelpunkt.
8.2.2 Bildungsziele
Die Lernenden setzen sich mit der Widersprüchlichkeit des Lebensendes am Lebensanfang auseinander. Sie
- reflektieren die Gestaltung von Trauerprozessen auf individueller, familiärer und gesellschaftlicher Ebene.
- reflektieren den gesellschaftlich-kollektiven, institutionellen und individuellen Umgang mit Tod und Sterben im Kindes- und Jugendalter
im Spannungsfeld von Entfremdung und Leiderfahrung.
- nehmen die Gesellschaft und die Institutionen als Rahmung für die persönliche Auseinandersetzung mit dem Sterben sowie für die Gestaltung des Pflegeprozesses wahr.
8.2.3 Kompetenzen – Anlage 3 PflAPrV
Grundlegend für das 3. Ausbildungsdrittel
- die Pflege von Kindern und Jugendlichen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren
(I.1.a-h)
- Pflegeprozesse und Pflegediagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit gesundheitlichen Problemlagen planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren unter dem besonderen Fokus von Gesundheitsförderung und Prävention (I.2 a-f)
Die Auszubildenden
- pflegen, begleiten, unterstützen und beraten Kinder und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen aus unterschiedlichen Zielgruppen
in Phasen schwerer chronischer Krankheitsverläufe sowie am Lebensende (I.3.a).
- unterstützen Familien, die sich, insbesondere infolge einer Frühgeburt, einer schweren chronischen oder einer lebenslimitierenden Erkrankung ihres Kindes oder Jugendlichen, in einer Lebenskrise befinden, und wirken bei der Stabilisierung des Familiensystems mit (I.3.b).
- steuern, verantworten und gestalten den Pflegeprozess bei Kindern und Jugendlichen mit akuten und chronischen Schmerzen (I. 3.c).
- gestalten einen individualisierten Pflegeprozess bei schwerstkranken und sterbenden Kindern und Jugendlichen in verschiedenen
Handlungsfeldern und integrieren die sozialen Netzwerke in das Handeln (I.3.d)
- begleiten und unterstützen schwerstkranke Kinder und Jugendliche sowie nahe Bezugspersonen in Phasen des Sterbens, erkennen und
akzeptieren deren spezifische Bedürfnisse und bieten Unterstützung bei der Bewältigung und Verarbeitung von Verlust und
Trauer an (I.3.e).
- informieren schwer kranke und sterbende Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige zu den spezifischen Schwerpunkten
palliativer Versorgungsangebote (I.3.f).
- wahren das Selbstbestimmungsrecht der zu pflegenden Kinder und Jugendlichen, insbesondere, wenn sie in ihrer
Selbstbestimmungsfähigkeit eingeschränkt sind (I.6.a).
- machen sich eigene Deutungs- und Handlungsmuster in der pflegerischen Interaktion mit Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen
und mit ihren unterschiedlichen, insbesondere kulturellen und sozialen, Hintergründen bewusst und reflektieren sie (II.1.a).
- beraten Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen im Umgang mit krankheits‑, sowie therapie- und pflegebedingten Anforderungen und
befähigen sie, ihre Gesundheitsziele in größtmöglicher Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu erreichen
(II.2.c).
- setzen sich für die Verwirklichung von Menschenrechten, Ethikkodizes und die Förderung der spezifischen Bedürfnisse und
Gewohnheiten von zu pflegenden Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen ein (II.3.a).
- tragen in ethischen Dilemmasituationen mit Kindern, Jugendlichen oder ihren Bezugspersonen im interprofessionellen Gespräch zur
gemeinsamen Entscheidungsfindung bei (II.3.c).
- stimmen ihr Pflegehandeln zur Gewährleistung klientenorientierter komplexer Pflegeprozesse im qualifikationsheterogenen Pflegeteam
ab und koordinieren die Pflege unter Berücksichtigung der jeweiligen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche, insbesondere in der
Pädiatrie und Neonatologie (III.1a).
- übernehmen Mitverantwortung für die Organisation und Gestaltung der gemeinsamen Arbeitsprozesse (III.1e).
- führen entsprechend den rechtlichen Bestimmungen eigenständig ärztlich veranlasste Maßnahmen der medizinischen
Diagnostik und Therapie bei Kindern und Jugendlichen durch (III.2.b).
- beobachten und interpretieren die mit einem medizinischen Eingriff bei Kindern und Jugendlichen verbundenen Pflegephänomene und
Komplikationen auch in instabilen oder krisenhaften gesundheitlichen Situationen (III.2.c).
- unterstützen und begleiten zu pflegende Kinder und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen umfassend auch bei invasiven
Maßnahmen der Diagnostik und Therapie (III.2.d).
- vertreten die im Rahmen des Pflegeprozesses gewonnenen Einschätzungen zu Pflegediagnosen und erforderlichen Behandlungskonsequenzen bei Kindern und Jugendlichen in der interprofessionellen Zusammenarbeit (III.2.f).
- koordinieren die Pflege von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Versorgungskontexten und organisieren Termine sowie
berufsgruppenübergreifende Leistungen (III.3.d).
- koordinieren die integrierte Versorgung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in der Primärversorgung (III.3.e).
- wirken an Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ‑verbesserung mit, setzen sich für die Umsetzung evidenzbasierter
und/oder interprofessioneller Leitlinien und Standards ein und leisten so einen Beitrag zur Weiterentwicklung einrichtungsspezifischer
Konzepte (IV.1.b).
- überprüfen regelmäßig die eigene pflegerische Praxis durch kritische Reflexionen und Evaluation im Hinblick auf
Ergebnis- und Patientenorientierung und ziehen Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Pflegequalität (IV.1.d).
- wirken an der Umsetzung von Konzepten und Leitlinien zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung der Einrichtung mit
(IV.2.e).
- erschließen sich pflege- und bezugswissenschaftliche Forschungsergebnisse bezogen auf die Pflege von Kindern und Jugendlichen und
bewerten sie hinsichtlich der Reichweite, des Nutzens, der Relevanz und des Umsetzungspotenzials (V.1.b).
- begründen und reflektieren das Pflegehandeln kontinuierlich auf der Basis von vielfältigen oder spezifischen
pflegewissenschaftlichen und bezugswissenschaftlichen evidenzbasierten Studienergebnissen, Theorien, Konzepten und Modellen (V.1.c).
- leiten aus beruflichen Erfahrungen in der pflegerischen Versorgung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien
mögliche Fragen an Pflegewissenschaft und ‑forschung ab (V.1.d).
- nehmen drohende Über- oder Unterforderungen frühzeitig wahr, erkennen die notwendigen Veränderungen am Arbeitsplatz
und/oder des eigenen Kompetenzprofils und leiten daraus entsprechende Handlungsinitiativen ab (V.2.b).
- setzen Strategien zur Kompensation und Bewältigung unvermeidbarer beruflicher Belastungen gezielt ein und nehmen Unterstützungsangebote frühzeitig wahr oder fordern diese aktiv ein (V.2.c).
8.2.4 Inhalte/Situationsmerkmale
Handlungsanlässe
- umfassender Pflegebedarf von chronisch und/oder lebenslimitierend erkrankten bzw. sterbenden Kindern und Jugendlichen
- gesundheits- und entwicklungsbedingte Bearbeitungs- bzw. Bewältigungsphänomene, Veränderungspotenziale,
Widerstandsfaktoren, Umstellung von Lebensplänen
- Pflegediagnosen und ‑phänomene im Zusammenhang, z. B.
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise/Abschiednehmen
- beeinträchtigte verbale Kommunikation
- beeinträchtigte Wahrnehmung und Orientierung
- beeinträchtigte Mobilität
- akuter und chronischer Schmerz
- Obstipation, Übelkeit/Erbrechen
- geschädigte Haut und Mundschleimhaut
- Blutungsgefahr
- Infektionsgefahr
- Fatigue
- unwirksame Atemwegsclearance, unwirksamer Atemvorgang
- Gefahr der Mangelernährung
- beeinträchtigte Urinausscheidung
- Gefahr eines unausgeglichenen Flüssigkeitsvolumens
- beeinträchtigte Familienprozesse und Veränderungen in Verhaltensweisen von Geschwistern
- Rollenüberlastung der pflegenden Bezugspersonen
- Rollenkonflikt, elterlich (familiär)
- Bereitschaft für ein verbessertes familiäres Coping
- gefährdendes familiäres Coping
- beeinträchtigte familiäre Resilienz
- Bereitschaft für eine verbesserte Resilienz
- Trauer, Gefahr eines erschwerten Trauerns
- plötzlicher Kindstod/Todgeburt
- Entscheidungskonflikt
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise/Abschiednehmen
- Inanspruchnahme von ambulanten und stationären Hospizdiensten
- RL/REK: Sterbe- und Trauerbegleitung; Dilemma-Situationen
Kontextbedingungen
- Stationäre und ambulante Akut- oder Langzeitpflege, u. a. Frühgeborenenstation
- (tages‑)stationäre und ambulante Palliativversorgung
- berufliche Rahmenbedingungen von Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und Kinderkrankenpflegerin der ambulanten
(Palliativ‑)Versorgung
- sozialrechtliche und institutionelle Bedingungen in der palliativen Versorgung
Ausgewählte Akteure
- Auszubildende
- Kinder und Jugendliche mit einer schweren lebenslimitierenden Erkrankung und in der letzten Lebensphase, z. B. nach
Frühgeburtlichkeit, Leukämie
- Eltern, Geschwister und Familienangehörige
- Elternselbsthilfegruppen
- Unterstützungsnetzwerke
- Angehörige aller Gesundheits- und Sozialberufe im Kontext palliativer Versorgung, Seelsorge
Erleben/Deuten/Verarbeiten
Auszubildende
- belastende, beängstigende Emotionen, u. a. Mitleid, Mitgefühl, Nähe, Unsicherheit, Sprachlosigkeit
- Rollenkonflikte in Bezug auf die private und berufliche Rolle
- Unsicherheit in Bezug auf spirituelle Bedürfnisse und Sinnfragen
Zu pflegende Kinder und Jugendliche und deren Geschwister und Familien
- belastende Emotionen, u. a. Wut, Aggression, Verzweiflung
- Erfahrung von Grenzen und Widersprüchen
- aktive Sinnsuche
- Ambivalente Verhalten (Festhalten/Loslassen), Schonung von Bezugspersonen
- veränderte Reaktionen und Verhaltensweisen von Geschwisterkindern, z. B. Schlaf- und Essstörungen, Regression, Rückzug, Trauer
Handlungsmuster
- Feststellung der Pflegebedarfe von Kindern/Jugendlichen und des Familiensystems
- kreative, individuelle und lebensqualitätserhaltende Pflegeprozessgestaltung, d. h.
- Erstellen einer Familienanamnese in Anlehnung an eine familienorientierte Pflegetheorie, z. B. Marie-Luise
Friedemann
- Einschätzen der Selbstpflege- und Dependenzpflegekompetenzen
- Gestaltung einer alters- und entwicklungsgerechten Kommunikation und Interaktion, z. B. Sprachentwicklung,
altersentsprechende Kommunikation, Entwicklung des Denkens (Piaget), Werteentwicklung nach Kohlberg [D]
- Nutzung spezifischer Assessmentinstrumente für das Kindes- und Jugendalter zur Schmerzeinschätzung, u. a. NRS,
visuelle Analog-Skala
- Ausrichten des Pflegehandelns anhand pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse/dem Palliative Care Konzept
- Unterstützung der Familien in ihrem Bewältigungsprozess
- Einbezug von Konzepten zur kultursensiblen Pflege, spezifischer Leitlinien
- Integration komplementärer Heilmethoden in die Pflege
- Erstellen einer Familienanamnese in Anlehnung an eine familienorientierte Pflegetheorie, z. B. Marie-Luise
Friedemann
- Erkennen von Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Therapien bei Kindern in unterschiedlichen Altersgruppen
- Begleitung im Krankheitsverlauf
- Förderung der Adhärenz
- Unterstützung, Anleitung und Beratung
- Unterstützung der Selbstwirksamkeit Betroffener und Wahrung ihres Selbstbestimmungsrechts/ihrer Autonomie
- Advokatenrolle einnehmen
- Einschätzung von Verhaltensweisen und Reaktionen der Geschwisterkinder, Mitwirkung bei ihrer Unterstützung und
Begleitung
- Anleitung, Beratung und Unterstützung von Angehörigen anderer Berufsgruppen und freiwillig Engagierten
- Begleitung sterbender Kinder/Jugendlicher und deren Bezugspersonen
- Pflegeprozessgestaltung
- Durchführung von ärztlichen Anordnungen
- angepasste Kommunikation und Interaktion
- Versorgung Verstorbener und Gestaltung von Situationen des Abschiednehmens (auch im Team)
- interprofessionelle Zusammenarbeit im Hospiz
- Pflegeprozessgestaltung
- Mitgestaltung von Entscheidungsfindungsprozessen
- Organisation des qualifikationsheterogenen Pflegeteams im Hospiz
- interprofessionelle Zusammenarbeit mit ambulanten und stationären Palliativ- und Hospizdiensten
- Sicherstellung der Kontinuität der palliativen Versorgung an den Schnittstellen
- Sicherstellung der Qualität der Palliativversorgung
- Verwendung digitaler Begleiter/Smart Home Technik
- Analyse von Versorgungskontexten und Systemzusammenhängen in der palliativen Pflege und im Hospiz, Beachtung
ökonomischer und ökologischer Prinzipien
- Durchführung von Fallbesprechungen
- Wahrnehmung von Angeboten der kollegialen Beratung
8.2.5 Weitere Inhalte/Wissensgrundlagen
Versorgung von Kindern und Jugendlichen:
- Entwicklungen der palliativen Versorgung im Sozialsystem
- spezifische Inhalte der Sozialgesetzgebung
- Patientenverfügung
- Sterbehilfe
- Nottaufe, spirituelle Bedürfnisse und Sinnfindung
- ACT Charta (Association for Children with Life-threatening or Terminal Conditions and their Families)
- Gegenüberstellung und Reflexion palliativer Handlungsfelder, Reflexion der Versorgungsrealität
- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Palliative Care
- Ethische Theorien/Modelle, Fallbesprechungen
8.2.6 Anregungen für das Lernen in simulativen Lernumgebungen
- Rollenspiele zu konkreten Situationen (mit Kindern unterschiedlicher Alters- und Entwicklungsphasen, Bezugspersonen,
Geschwisterkindern, erkrankten Kindern vor Therapiepausen [Entlassungsgespräch])
- Instruktion/Schulung zum Umgang mit technischen/digitalen Hilfsmitteln
8.2.7 Anregungen für Lern- und Arbeitsaufgaben
- Beobachtungsaufgaben:
- Förderung der Adhärenz der Patienten durch die Pflege unter Beachtung der Rolle der begleitenden Bezugspersonen
- Einschätzung von Haut- und Schleimhautveränderungen durch Zytostatika- und Strahlentherapie
- Reflexion des professionellen Verhaltens bei der Gestaltung von Nähe und Distanz in der ambulanten Kinderkrankenpflege
- Förderung der Adhärenz der Patienten durch die Pflege unter Beachtung der Rolle der begleitenden Bezugspersonen
- Ernährung bei Mukositis
- Infektionsprophylaxe in unterschiedlichen Pflegesituationen
- Hospitation in der ambulanten pädiatrischen Palliativpflege
- Reflexion der beruflichen Rolle in der ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung
- Besuch eines Kinderhospizes, Beschreibung seiner Charakteristika bzgl. der dort stattfindenden Pflege und Begleitung
8.2.8 Didaktischer Kommentar
Lernsituationen, die sich auf die oben genannten Handlungsanlässe, Pflegediagnosen und Phänomene beziehen und die durch für das Kindes- und Jugendalter spezifische chronische, onkologische und lebenslimitierende Erkrankungen verursacht sind (orientiert an den Einsätzen von Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und ‑pfleger im 3. Ausbildungsdrittel), insbesondere sollen unterschiedliche Entwicklungsphasen/ Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen und die Auswirkungen auf das Familiensystem einschließlich der Auswirkungen auf die Geschwister fokussiert werden:
- Lernsituation eines Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit einer schweren chronischen Erkrankung, wie z. B. Zystische Fibrose
(Mukoviszidose), chronische Niereninsuffizienz und Dialyse
- Lernsituation eines Säuglings, eines Kleinkinds oder Schulkinds mit Tumorerkrankung z. B. des ZNS, Lymphom, Knochentumor,
Nierentumor oder Keimzelltumor; orientiert am Einsatz im Vertiefungsbereich in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege
- Lernsituation eines Kindes mit einem (häufiger) vorkommenden Syndrom und sehr kurzer Lebenserwartung
- Lernsituation, in der die Reaktionen und Verhaltensweisen von Geschwistern auf die Erkrankung eines Familienmitglieds im Vordergrund
stehen
- Lernsituation, in der das einzige Kind verstirbt
- Lernsituation, in der der Tod vor, während oder gleich nach der Geburt eintritt
Palliative Care als Konzept und Versorgungsansatz kann in vielen Handlungsfeldern verfolgt werden, deshalb können grundlegende Aspekte auch in anderen Lerneinheiten vertieft werden. Es soll jedoch darauf geachtet werden, dass die Tiefe der Auseinandersetzung einer Erstausbildung entspricht. Das Thema Palliative Care in der Pädiatrie kann in Weiterbildungen und Studiengängen vertieft werden.
- reflektieren die Gestaltung von Trauerprozessen auf individueller, familiärer und gesellschaftlicher Ebene.
3. Ausbildungsdrittel Altenpflegerin/Altenpfleger Zeitrichtwert: 90 Stunden
-
Anlage 4 PflAPrV
8.3.1 Intentionen und Relevanz
Im 3. Ausbildungsdrittel wird erweiternd die umfassende und individuelle Pflege von alten Menschen in komplexen kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase unter Einbezug des gesamten Umfelds fokussiert.
8.3.2 Bildungsziele
Die Lernenden
- reflektieren den gesellschaftlich-kollektiven, institutionellen und individuellen Umgang mit Tod und Sterben im Spannungsfeld von
Entfremdung und Leiderfahrung.
- nehmen die Gesellschaft und die Institutionen als Rahmung für die persönliche Auseinandersetzung mit dem Sterben sowie für die Gestaltung des Pflegeprozesses wahr.
8.3.3 Kompetenzen – Anlage 4 PflAPrV
Grundlegend für das 3. Ausbildungsdrittel
- die Pflege von alten Menschen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und bewerten (I.1 a-h)
- Pflegeprozesse von alten Menschen mit gesundheitlichen Problemlagen planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und
evaluieren unter dem besonderen Fokus von Gesundheitsförderung und Prävention (I.2 a-c, e, f)
Die Auszubildenden
- steuern und gestalten den Pflegeprozess bei alten sowie schwerstkranken und sterbenden alten Menschen mit akuten und chronischen
Schmerzen (I.3.b).
- pflegen, begleiten, unterstützen und beraten alte Menschen sowie deren Bezugspersonen bei chronischen Krankheitsverläufen,
akuten und chronischen Schmerzen sowie am Lebensende und beziehen die sozialen Netzwerke in das Handeln ein (I.3.c).
- unterstützen und anerkennen die Ressourcen von Familien, die sich insbesondere infolge von schweren chronischen oder
lebenslimitierenden Erkrankungen im höheren Lebensalter in einer Lebenskrise befinden, und wirken bei der Stabilisierung des
Familiensystems mit (I.3.d).
- kennen Hilfeangebote und Interventionswege und übernehmen Verantwortung (I.3.e).
- begleiten und unterstützen schwerstkranke alte Menschen sowie nahe Bezugspersonen in Phasen des Sterbens, erkennen und akzeptieren
deren spezifische Bedürfnisse und bieten Unterstützung bei der Bewältigung und Verarbeitung von Verlust und Trauer an
(I.3.g).
- informieren schwer kranke und sterbende alte Menschen sowie deren Angehörige zu den spezifischen Schwerpunkten palliativer
Versorgungsangebote (I.3.h).
- wahren das Selbstbestimmungsrecht alter Menschen mit Pflegebedarf, insbesondere, wenn sie in ihrer Selbstbestimmungsfähigkeit
eingeschränkt sind (I.6.a).
- machen sich eigene Deutungs- und Handlungsmuster in der pflegerischen Interaktion mit alten Menschen und ihren Bezugspersonen und mit
ihren unterschiedlichen, insbesondere kulturellen und sozialen Hintergründen bewusst und reflektieren sie (II.1.a).
- beraten alte Menschen und ihre Bezugspersonen im Umgang mit krankheits- sowie therapie- und pflegebedingten Anforderungen und
befähigen sie, ihre Gesundheitsziele in größtmöglicher Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu erreichen
(II.2.c).
- setzen sich für die Verwirklichung von Menschenrechten, Ethikkodizes und die Förderung der spezifischen Bedürfnisse und
Gewohnheiten von zu pflegenden alten Menschen und im Zusammenhang mit ihren Bezugspersonen ein (II.3.a).
- tragen in ethischen Dilemmasituationen mit alten Menschen oder ihren Bezugspersonen im interprofessionellen Gespräch zur
gemeinsamen Entscheidungsfindung bei (II.3.c).
- stimmen ihr Pflegehandeln zur Gewährleistung klientenorientierter komplexer Pflegeprozesse im qualifikationsheterogenen Pflegeteam
ab und koordinieren die Pflege von alten Menschen unter Berücksichtigung der jeweiligen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche,
insbesondere in der stationären Langzeitversorgung und ambulanten Pflege (III.1.a).
- übernehmen Mitverantwortung für die Organisation und Gestaltung der gemeinsamen Arbeitsprozesse (III.1.e).
- führen entsprechend den rechtlichen Bestimmungen eigenständig ärztlich veranlasste Maßnahmen der medizinischen
Diagnostik und Therapie bei alten Menschen durch (III.2.b).
- unterstützen und begleiten zu pflegende alte Menschen umfassend, auch bei invasiven Maßnahmen der Diagnostik und Therapie
(III.2.d).
- vertreten die im Rahmen des Pflegeprozesses gewonnenen Einschätzungen zum Pflegedarf und erforderlichen Behandlungskonsequenzen
bei alten Menschen in der interprofessionellen Zusammenarbeit (III.2.f).
- koordinieren die integrierte Versorgung von chronisch kranken alten Menschen in der Primärversorgung (III.3.e).
- wirken an Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ‑verbesserung und der Weiterentwicklung wissenschaftlich gesicherter
einrichtungsspezifischer Konzepte mit (IV.1.b).
- überprüfen regelmäßig die eigene pflegerische Praxis durch kritische Reflexionen und Evaluation im Hinblick auf
Ergebnis- und Patientenorientierung und ziehen Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Pflegequalität (IV.1.d).
- kennen den Einfluss gesamtgesellschaftlicher Veränderungen, ökonomischer Anforderungen sowie epidemiologischer und demografischer Entwicklungen auf die Versorgungsstrukturen (IV.2.b).
- wirken an der Umsetzung von Konzepten und Leitlinien zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung der Einrichtung mit
(IV.2.e).
- reflektieren die Bedeutung ihres Berufs im Kontext von gesellschaftlichen, soziodemografischen und ökonomischen Veränderungen
(V.1.b).
- handeln auf der Grundlage pflege- und bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse bezogen auf die Pflege von alten Menschen und reflektieren
und bewerten ihr Pflegehandeln hinsichtlich möglicher Verbesserungen (V.1.c).
- nehmen drohende Über- oder Unterforderungen frühzeitig wahr, erkennen die notwendigen Veränderungen am Arbeitsplatz
und/oder des eigenen Kompetenzprofils und leiten daraus entsprechende Handlungsinitiativen ab (V.2.b).
- setzen Strategien zur Kompensation und Bewältigung unvermeidbarer beruflicher Belastungen gezielt ein und nehmen Unterstützungsangebote frühzeitig wahr oder fordern diese aktiv ein (V.2.c)
8.3.4 Inhalte/Situationsmerkmale
Handlungsanlässe
- Pflegebedarfe alter Menschen und deren Bezugspersonen in kritischen Lebenssituationen ausgelöst durch chronische oder onkologische
Erkrankungen ermitteln
- Pflegebedarfe alter sterbender Menschen bzw. alter Menschen in der letzten Lebensphase und deren Bezugspersonen
- gesundheits‑, alters- und entwicklungsbedingte Bearbeitungs- bzw. Bewältigungsphänomene, Widerstandsfaktoren, Umstellung von
Lebensplänen
- Inanspruchnahme von ambulanten und stationären Hospizdiensten
- Pflegediagnosen im Zusammenhang mit kritischen Lebenssituationen und in der letzten Lebensphase, z. B.
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise
- Abschiednehmen
- Nahrungsabbruch/Therapieabbruch
- Non-Compliance
- beeinträchtigte Familienprozesse
- Entscheidungskonflikt
- beeinträchtigte Religiosität/Sinnfindung
- Rollenüberlastung der pflegenden Bezugsperson
- Hoffnungslosigkeit/Sinnkrise
- RL/REK: Sterbe- und Trauerbegleitung; Dilemma-Situationen am Lebensende
Kontextbedingungen
- ambulante und stationäre Palliativ- und Hospizversorgung
- institutionelle und gesellschaftliche Bedingungen: Patientenverfügung, Sterbehilfe, palliative Versorgung, gesellschaftlicher Umgang mit kritischen Lebenssituationen und Begleitung in der letzten Lebensphase
Ausgewählte Akteure
- Auszubildende
- alte Menschen und deren Bezugspersonen
- Angehörige anderer Gesundheitsberufe, der Seelsorge und des Bestattungswesens im Kontext kritischer Lebenssituationen, der letzten Lebensphase und des Todes
Erleben/Deuten/Verarbeiten
Auszubildende
- belastende Gefühle, insbesondere Hilflosigkeit, Unsicherheit, Angst, Sprachlosigkeit
- Haltungen, insbesondere Mitgefühl/Mitleid, Helfen-Wollen und nicht Können, Abgrenzung, Sinnfragen
Zu pflegende Menschen und ihre Bezugspersonen
- belastende Gefühle, insbesondere Angst, Phasen der Trauer, Verlust, Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit,
Aggressionen, Scham, Ambivalenz, Grenzerfahrung, Verleugnung, Machtlosigkeit, Leiden, Erlösung erhoffen
- Erwartungen an Pflege und Therapie
Handlungsmuster
- vertiefend: Feststellung von Pflegebedarfen und kreative, individuelle und lebensqualitätserhaltende Steuerung,
Gestaltung und Evaluation des Pflegeprozesses mit alten Menschen und ihren Bezugspersonen, die von kritischen Lebenssituationen betroffen
sind unter Einbezug sozialer, ethischer, psychischer und spiritueller Aspekte, d. h.
- Ausrichten des Pflegehandelns an aktuellen pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen/am Palliative Care Konzept
- Ausrichten des pflegerischen Handelns an Konzepten zur kultursensiblen Pflege, z. B. Leininger
- Einbezug von Leitlinien und Standards zur Versorgung chronisch und onkologisch erkrankter alter Menschen
- Integration komplementärer Heilmethoden in die Pflege
- Ausrichten des Pflegehandelns an aktuellen pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen/am Palliative Care Konzept
- Beratung, Schulung, Anleitung und Unterstützung
- bei der individuellen Auseinandersetzung mit den Veränderungen
- bei der Erhaltung und Stärkung der eigenständigen Lebensführung sowie der Familiengesundheit und bei der
Sinnfindung von Bezugspersonen und freiwillig Engagierten
- bei der individuellen Auseinandersetzung mit den Veränderungen
- sterbende alte Menschen und deren Bezugspersonen im Sterbeprozess begleiten, d. h.
- würdevolle Pflegeprozessgestaltung in der letzten Lebensphase alter Menschen
- eigenständige Durchführung von Interventionen in der letzten Lebensphase, die auf ärztlichen Anordnungen
beruhen
- personen- und situationsbezogene Kommunikation und Interaktion mit alten zu pflegenden Menschen und ihren Bezugspersonen
in der letzten Lebensphase, z. B. Gesprächsführung nach Carl Rogers [D]
- würdevolle Versorgung verstorbener alter Menschen und Gestaltung von Situationen des Abschiednehmens (auch im
Team)
- würdevolle Pflegeprozessgestaltung in der letzten Lebensphase alter Menschen
- interprofessionelle Zusammenarbeit im Hospiz
- Mitgestaltung von Entscheidungsfindungsprozessen unter Anwendung von Modellen ethischer Entscheidungsfindung und rechtlichen Aspekten, z. B. in Bezug auf Medikamentengabe, Ernährungs- und Flüssigkeitsbedarf in der letzten Lebensphase, Sterbebegleitung
- Organisation des qualifikationsheterogenen Pflegeteams im Hospiz
- Kontinuität der palliativen Versorgung an Schnittstellen sichern
- Reflexion der Qualität der pflegerischen Leistungen und der Versorgung in Hospizdiensten
- Verwendung digitaler Begleiter/Smart Home Technik, z. B. AAL
- Beachtung ökonomischer und ökologischer Prinzipien
- Wahrnehmung von Angeboten der kollegialen Beratung
8.3.5 Weitere Inhalte/Wissensgrundlagen
Entstehung und Bedeutung von Disease-Management-Programmen
Gesprächs‑/Beratungsmodelle, Lernen am Modell, ethische Fallbesprechungen8.3.6 Anregungen für das Lernen in simulativen Lernumgebungen
Zum Beispiel:
- Besuch eines Hospizes und/oder einer Palliativstation (ggf. Expertin oder Experte einladen)
8.3.7 Anregungen für Lern- und Arbeitsaufgaben
Zum Beispiel:
- alte Menschen, die von einer chronischen Krankheit betroffen sind, interviewen – mit besonderem Augenmerk auf die erste
Konfrontation damit und auf Bearbeitungs‑/ Bewältigungsstrategien; Pflegebedarf ermitteln und Pflegeprozess gestalten
- Pflegesituationen mit sterbenden alten Menschen beobachten: Wie gehen Pflegepersonen damit um? Wie wird im Team darüber
gesprochen? Wie werden Aushandlungsprozesse gestaltet?
- Pflegesituationen mit sterbenden alten Menschen gestalten und Erfahrungen reflektieren
- Rollenspiele zu konkreten Situationen, bspw. auf eine Diagnosemitteilung angemessen reagieren, Beileidsbekundungen aussprechen, Mitteilung einer Todesnachricht
8.3.8 Didaktischer Kommentar
- Lernsituationen: alte Menschen, die mit kritischen Lebenssituationen konfrontiert werden, die ihr Leben grundlegend verändern,
Sinnfragen stellen und eine komplexe Pflege und Therapie benötigen, die Auszubildenden gestalten den Pflegeprozess hier zunehmend
selbstverantwortlich
- Lernsituationen, in denen sich die oben genannten Handlungsanlässe zeigen (z. T. sind es Pflegediagnosen), hierzu können
jeweils exemplarisch chronische und onkologische Erkrankungen als Ursache thematisiert werden, z. B.
- Lernsituation eines alten Menschen, der an einer onkologischen Erkrankung leidet,
- Lernsituation zu alten Menschen, die ihr Lebensende im Hospiz verbringen und von ihren Bezugspersonen unterstützt werden,
umfassende und individuelle Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase,
- Lernsituationen zu alten Menschen, die von Multimorbidität betroffen sind,
- Lernsituationen, in denen Auszubildende in ethische Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden sind, z. B. weil ein alter Mensch nicht
mehr ernährt werden möchte oder sich eine Sterbehilfe wünscht.
- Lernsituation eines alten Menschen, der an einer onkologischen Erkrankung leidet,
Palliative Care als Konzept und Versorgungsansatz kann in vielen Handlungsfeldern verfolgt werden, deshalb können grundlegende Aspekte auch in anderen Lerneinheiten vertieft werden. Es soll jedoch darauf geachtet werden, dass die Tiefe der Auseinandersetzung einer Erstausbildung entspricht. Das Thema Palliative Care kann in Weiterbildungen und Studiengängen vertieft werden.
- reflektieren den gesellschaftlich-kollektiven, institutionellen und individuellen Umgang mit Tod und Sterben im Spannungsfeld von
Entfremdung und Leiderfahrung.