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Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung 2022

Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung

Teil B | Lebensfeld

Arbeitsleben

1. Juli 2022

BP2022BW_SOP_GENT_TEIL-B_ARB__RC11.2__20220712@0945#Mi

Impressum

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Kultus und Unterricht

Ausgabe C

Herausgeber

Bildungsplanerstellung

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Urheberrecht

Technische Umsetzung der Onlinefassung

Bildnachweis

Gestaltung

Druck

Bezugsbedingungen

VALUE

Amtsblatt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Bildungsplanhefte

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg,

Postfach 103442, 70029 Stuttgart

Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, Heilbronner Stra0e 314, 70469 Stuttgart (www.zsl.kultus-bw.de)

www.bildungsplaene-bw.de

Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningen

Fotomechanische oder anderweitig technisch mögliche Reproduktion des Satzes beziehungsweise der Satzordnung für kommerzielle Zwecke nur mit Genehmigung des Herausgebers.

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Robert Thiele, Stuttgart

Ilona Hirth Grafik Design GmbH, Karlsruhe

N.N.

Alle eingesetzten beziehungsweise verarbeiteten Rohstoffe und Materialien entsprechen den zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe gültigen Normen beziehungsweise geltenden Bestimmungen und Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland. Der Herausgeber hat bei seinen Leistungen sowie bei Zulieferungen Dritter im Rahmen der wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten umweltfreundliche Verfahren und Erzeugnisse bevorzugt eingesetzt.

Juli 2022

Die Lieferung der unregelmäßig erscheinenden Bildungsplanhefte erfolgt automatisch nach einem festgelegten Schlüssel. Der Bezug der Ausgabe C des Amtsblattes ist verpflichtend, wenn die betreffende Schule im Verteiler (abgedruckt auf der zweiten Umschlagseite) vorgesehen ist (Verwaltungsvorschrift vom 22. Mai 2008, K.u.U. S. 141).

Die Bildungsplanhefte werden gesondert in Rechnung gestellt.

Die einzelnen Reihen können zusätzlich abonniert werden. Abbestellungen nur halbjährlich zum 30. Juni und 31. Dezember eines jeden Jahres schriftlich acht Wochen vorher bei der Neckar-Verlag GmbH, Postfach 1820, 78008 Villingen-Schwenningen

Ergänzende Metainformationen

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Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

Bildungsgehalt des Lebensfeldes Arbeitsleben

Der Übergang in das nachschulische Arbeitsleben, als Teil der drei miteinander verwobenen Zielbereiche „Arbeit – Wohnen – Freizeit“, wird im Sinne einer persönlichen Zukunftsplanung ab der Hauptstufe am sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), in inklusiven Bildungsangeboten und in kooperativen Organisationsformen gemeinsam mit der Schülerin oder dem Schüler und mit Menschen, die dem jungen Erwachsenen nahestehen, zunehmend vorbereitet und begleitet. Dies betrifft insbesondere die Bereiche der Berufsorientierung und späteren beruflichen Teilhabe. Besonders für Menschen mit komplexer Behinderung, herausfordernden Verhaltensweisen und psychischen Erkrankungen müssen frühzeitig mögliche Perspektiven erarbeitet und erlebbar gemacht werden, um gegebenenfalls längerfristig dafür hilfreiche Kompetenzen entwickeln zu können (zum Beispiel durch den Einsatz von visualisierten Arbeits- und Zeitstrukturen, durch einen eigenen Arbeits- und Pausenrhythmus). Hierbei ist zu klären, inwieweit gegebenenfalls eine Passung von Lernumgebung und Lebenswelt erforderlich und möglich ist, um ein Höchstmaß an Teilhabe und Aktivität zu erreichen.

Arbeit beziehungsweise berufstätig sein bilden in unserem Verständnis einen Schwerpunkt des nachschulischen Lebens. Sie geben Struktur, können soziale Kontakte, Teilhabe und Anerkennung schaffen, binden den Menschen in die Gesellschaft ein, stiften Sinn und Identität und ermöglichen die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Dabei muss nicht die in der Regel damit verbundene Entlohnung im Vordergrund stehen. Arbeit bildet einen Kontrast zur Freizeit, die ohne diesen Gegenpol an Wert verlieren würde.

Über die eigene Zukunft nachzudenken, Wünsche und Vorstellungen zu entwickeln und diese zu kommunizieren, zu analysieren und daran weiter zu arbeiten, sind Kompetenzen, die sich im Laufe des Lebens entwickeln und während der gesamten Schulzeit sorgfältig vorbereitet und gestärkt werden. Hierbei ist eine fortlaufende Dokumentation im Sinne einer Biografiearbeit hilfreich. Im Mittelpunkt stehen die Schülerinnen und Schüler mit ihren jeweiligen Vorstellungen, Wünschen, Stärken und Schwächen sowie ihrem persönlichem Assistenz- und Unterstützungsbedarf. Eine enge und regelmäßige Kommunikation und Kooperation aller Beteiligten (Schülerin oder Schüler, Eltern und Angehörige, Lehrkräfte, weitere Erziehungspartner, Therapeutinnen und Therapeuten) ist anzustreben. Geeignete Medien und Materialien werden den Schülerinnen und Schülern angeboten, damit sie ihren Vorstellungen zur Lebensgestaltung Ausdruck verleihen können. Diese müssen in der Realität erlebt und entsprechend abgeglichen und weiterentwickelt werden. Hierbei findet eine individuelle Auseinandersetzung mit Begabungen und Begrenzungen, ebenso wie der Umgang mit Autonomie und Fremdbestimmung statt. Bei der Entwicklung einer realistischen Perspektive im beruflichen Bereich und deren Umsetzung werden systematisch und rechtzeitig außerschulische Partner (zum Beispiel in Berufs- und Netzwerkkonferenzen) einbezogen. Die Eltern und weitere Erziehungspartner werden entsprechend über außerschulische Partner und Unterstützungssysteme informiert. Für Schülerinnen und Schüler mit komplexen Behinderungen bedeutet dies auch, dass ihre Erfahrungen, Reaktionen und ihr Befinden innerhalb und außerhalb der Schule (zum Beispiel in Praktika) aufmerksam wahrgenommen, interpretiert und dokumentiert und somit Teil des beruflichen Orientierungsprozesses werden.

In der Alltagsstruktur der Schule werden Arbeitszeit und Freizeit erkennbar unterschieden. Innerhalb des Schullebens bietet die Schule an allen Standorten vielfältige Gelegenheiten, ohne oder mit Be- und Entlohnung Aufgaben und Arbeiten zu übernehmen und sich zu erproben, sowie Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen zu erwerben. Dieses grundlegende Prinzip wird in allen Stufen mit unterschiedlichen Ausprägungen in den Blick genommen und umgesetzt, wie auch mit den Eltern und Angehörigen als relevanter Bildungsinhalt kommuniziert. In Praktika werden Rahmenbedingungen von Arbeit vor Ort erlebt, dokumentiert und ausgewertet. Eine Auseinandersetzung mit rechtlichen Bestimmungen und Rahmenbedingungen von Arbeit wird in der Schule strukturiert und vertieft.

Ergänzende Bereiche in Hinblick auf Berufsorientierung und Arbeit finden sich in unterschiedlichen Kompetenzfeldern der weiteren Lebensfelder (zum Beispiel Personales Leben, Selbstständiges Leben [hier vor allem Mobilität], Soziales und gesellschaftliches Leben [vor allem Kommunikation]) und werden mitbedacht, um der Komplexität des Lebensfeldes Arbeitsleben gerecht zu werden. Eine enge Verknüpfung zum Fach Wirtschaft und Berufsorientierung ist gegeben. Entsprechende Verknüpfungen finden sich in den jeweiligen Kompetenz- und Lebensfeldern.

Abbildung 1: Verflechtung Lebensfeld Arbeitsleben – Fächer (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

Kompetenzen

Prozessbezogene Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können ihre eigenen beruflichen Pläne und Interessen wahrnehmen, äußern und vertreten. Sie können in Praktika Erfahrungen sammeln, Anforderungen erkennen und haben Kriterien und Möglichkeiten, um sich zu äußern, ob ihnen ein Arbeitsplatz gefällt oder auch nicht, und werden dabei ernst genommen. Ein zentrales Ziel ist es, die erlebten Anforderungen mit Fähigkeiten und Neigungen abzugleichen und entsprechende Ziele mit oder ohne Unterstützung zu definieren und zu verfolgen. Die Schülerinnen und Schüler erleben sich als Akteure ihrer Zukunftsplanung und als selbstwirksam. Sie kennen geschützte Arbeitsstellen (zum Beispiel in einer Werkstatt für behinderte Menschen) und haben ebenso Einblick in Arbeitsangebote auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und entsprechende Unterstützungssysteme. Sie können als selbstbewusste Akteure ihrer Interessen und Träume auftreten und in Verhandlungen ihre Interessen einbringen.

Inhaltsbezogene Kompetenzen

Inhaltsbezogene Kompetenzen finden sich in den später ausführlicher beschriebenen Kompetenzfeldern:

  • Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
  • Erfahrungen mit Arbeit und Berufsorientierung
  • Rechtliche Rahmenbedingungen

Didaktische Hinweise

Kompetenzen aus dem Lebensfeld Arbeitsleben werden schulisch bereits in der Grundstufe angebahnt, wenn es beispielsweise um ritualisierte Aufgaben und Arbeiten im Klassenverband geht und die „Schlüsselqualifikationen“ im schulischen Alltag zum Thema werden. Mit Beginn der Hauptstufe beginnt verstärkt die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den individuellen Kompetenzen und Einschränkungen, mit den beruflichen Träumen, den Lebensvisionen und auch den Erwartungen der Lebenswelt. Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den Träumen ist unabdingbar, manchmal auch schmerzhaft und braucht Zeit im Unterrichtsgeschehen, um aufgearbeitet und auch dokumentiert zu werden. Eine Gegenüberstellung von Selbst- und Fremdeinschätzungen kann diesen Prozess unterstützen. Dieser Prozess begleitet die Schülerinnen und Schüler in der Hauptstufe wie auch der Berufsschulstufe. Träume müssen in der Realität hinterfragt und konkret über das eigene Handeln und Erleben überprüft werden. Eigene Entscheidungen der Jugendlichen spielen eine tragende Rolle um längerfristig stabile und tragfähige Lösungen zu erarbeiten und eine möglichst hohe Passung in der Arbeitswelt zu erreichen.

Unabdingbar ist das Praxiserleben von Berufen vor Ort. Das unmittelbare Erleben kann sich hin von Firmenbesuchen, über Praktika bis hin zur Tätigkeit in Schülerfirmen erstrecken und muss dokumentiert und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ausgewertet werden. Auch hier spielen die Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praktikumsfirmen eine wesentliche Rolle. Hierbei sind vorbereitete Auswertungsmaterialien, die in einfacher Sprache verfasst sind beziehungsweise über Bilder und Symbolsysteme der Schülerin / dem Schüler wichtige Rückmeldungen zugänglich machen, eine wichtige Hilfe.

Kompetenzfelder

Grund-, Haupt- und Berufsschulstufe

Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen (Personaler und sozialer Aspekt von Arbeit)

Von der Grundstufe an, jedoch verstärkt in der Hauptstufe und besonders in der Berufsschulstufe werden die Schülerinnen und Schüler an den SBBZ, in kooperativen Organisationsformen und in inklusiven Bildungsangeboten für die Teilhabe am Berufsleben gestärkt. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich die notwendigen Schlüsselqualifikationen, Arbeitstugenden und Grundhaltungen an. Hierzu gehören etwa Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Konzentration, Ausdauer und Kooperation. Die Bedeutung der Schlüsselqualifikationen im Hinblick auf die späteren Möglichkeiten in der Arbeitswelt müssen individuell erarbeitet und begreifbar gemacht werden.

Spezifisch fachliche Kompetenzen werden vermittelt und an den individuellen Fähigkeiten und Interessen der einzelnen Schülerinnen und Schüler orientiert. Die Schule bietet den Schülerinnen und Schülern vielfältige Handlungsfelder an, in denen diese nach Vorgaben, Arbeitsanweisungen und definierten Zielsetzungen Kompetenzen erwerben, um zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. In diesem Kontext lernen die Schülerinnen und Schüler, sich mit Leistungserwartungen und Umgangsformen im Arbeitsleben auseinanderzusetzen.

Denkanstöße

Wie werden Schlüsselqualifikationen im Schulalltag und Schulleben gelebt und gestärkt?
Welche Aufgaben im schulischen Alltag können Schülerinnen und Schülern beim Erwerb der Schlüsselqualifikationen helfen?
Können die Schlüsselqualifikationen (zum Beispiel in einer Schülerfirma) erlernt und geübt werden?
Wie wird in der Konzeption der Praktika die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen berücksichtigt, weiterentwickelt und dokumentiert?
Wie werden Vorstellungen und Erfahrungen von Arbeitstugenden aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler erfasst und berücksichtigt?
Wie wird im Unterricht die Erfüllung von individuellen Leistungsanforderungen kontrolliert und kommuniziert? Welche Handlungsfelder bieten sich dafür an?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
halten Regeln und Normen ein
vereinbaren Regeln
akzeptieren Vorgaben, Anforderungen und Erwartungen und setzen diese um
führen Aufgaben und Aufträge verlässlich durch und führen sie zu Ende
arbeiten kooperativ mit anderen zusammen
reflektieren eigene Arbeits- und Leistungseinstellungen und leiten daraus für sie persönlich relevante Entwicklungsfelder ab und bearbeiten diese mit oder ohne Unterstützung

Beispielhafte Inhalte

Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß und Ordnung
Merkmale von Leistungen wie Ausdauer, Ergebnisqualität, Sorgfalt
Teamfähigkeit, Umgang mit Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen
strukturierte Lern- und Arbeitsumgebungen, Handlungsanweisungen und Arbeitspläne zur Planung, Durchführung, Koordination und Kontrolle von Handlungsschritten
Dokumentations- und Reflexionsmöglichkeiten von praktischen Erfahrungen an Arbeitsplätzen beziehungsweise in Praktika
Flexibilität

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
nimmt Anforderungen an sich und Veränderungen in Handlungsabläufen wahr, lässt korrigierende und assistierende Bewegungs- und Handlungsanweisungen zu und akzeptiert unterstützende Maßnahmen durch die Lehrperson
orientiert sich bei der Ausführung lebenspraktischer Handlungen an Mitschülerinnen und Mitschülern oder Lehrkräften, vollzieht Handlungsanweisungen nach und führt diese aus (zum Beispiel Sortieren von Gegenständen, Bearbeitung eines Materials, Aufräumen des Arbeitsplatzes)
erledigt auch mehrschrittige Arbeitsaufträge anhand bildlicher oder symbolischer Darstellungen oder anhand einer vorstrukturierten Aufgabe beziehungsweise eines strukturierten Arbeitsplatzes
setzt schriftliche Handlungsanweisungen um, beschreibt selbst Handlungsabläufe, reflektiert die eigene Umsetzung und entwickelt alternative Lösungswege

Bezüge und Verweise

PER

SEL 2.1.1 Selbstorganisation / Anforderungen und Lernen

SOZ 2.1.1 Grundhaltungen und Werte

WBO

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz (2)

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz (5)

SEK1 WBS 2.4 Methodenkompetenz (9)

SEK1 BNT 3.1.10 Ein Produkt entsteht

SEK1 BNT 3.1.11 Ein bewegtes Objekt erfinden

SEK1 WBS 3.1.2.1 Berufswähler

BO

PG

Erfahrungen mit Arbeit und Berufsorientierung (Institutionaler Aspekt von Arbeit)

Schülerinnen und Schüler an den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, in kooperativen Organisationsformen und in inklusiven Bildungsangeboten eignen sich im Hinblick auf ihre nachschulische Arbeitssituation notwendiges Basiswissen an und lernen, sich in der zukünftigen Arbeitswelt zu orientieren. Sie erleben unterschiedliche Arbeitsformen und Arbeitsplätze und setzen sich mit der Rolle der Arbeitnehmerin / des Arbeitnehmers auseinander. Den Schülerinnen und Schülern werden in vielfältigen Praktika unterschiedliche Praxiserfahrungen mit den entsprechenden Anforderungen im Hinblick auf zukünftige Arbeitsmöglichkeiten eröffnet, sodass sie realistische Perspektiven entwickeln können. Ihre eigenen Fähigkeiten, Potenziale und Interessen sowie auch ihren Unterstützungsbedarf zu erkennen, stellt dabei die Basis für ihre Handlungsoptionen als Berufswählende dar. Schülerinnen und Schüler mit schweren Beeinträchtigungen erhalten auch im Förder- und Betreuungsbereich Angebote zur Qualifizierung, die in der Schule kontinuierlich vor- und nachbereitet werden.

Denkanstöße

Welche Arten von Berufspraktika werden durchgeführt und wie sind diese mit den Berufs- und Lebensplanungen der Schülerinnen und Schüler abgestimmt? Welche entsprechenden Angebote werden für Schülerinnen und Schüler mit komplexer Behinderung angeboten?
Wie werden die Praktika dokumentiert und diese Informationen im Sinne einer späteren Auswertung gebündelt?
Wie wird die Begleitung der Praktika der Schülerinnen und Schüler geregelt und genutzt?
Gibt es verlässliche Praktikumszeiten im Laufe eines Schuljahres?
Wie gestaltet die Schule Kooperationen mit Betrieben in der Umgebung, der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM), dem Integrationsfachdienst und der Agentur für Arbeit?
Inwieweit verfolgt die Schule die ständigen Veränderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, insbesondere für Menschen mit Behinderungen?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
wählen verschiedene Arbeitsfelder vor Ort aus, lernen sie kennen und vergleichen sie
lernen variierende Anforderungen in den unterschiedlichen Praktikumsstellen kennen
teilen eigene Wünsche und Vorstellungen bezüglich einer Tätigkeit mit
schätzen eigene Fähigkeiten ein
lernen Möglichkeiten und Vorgehensweisen der Arbeitsplatzsuche kennen und Unterstützungsangebote zu nutzen
verstehen Verhaltensregeln im Praktikum und am Arbeitsplatz, nehmen sie an und beachten sie
dokumentieren Entscheidungsprozesse und Erfahrungen für die Berufswahl in einem Portfolio

Beispielhafte Inhalte

Orientierung in der Arbeitswelt, in Betrieben, in Arbeits- und Betriebsabläufen
Entdecken und Entwickeln eigener Berufswünsche
Berufe in den Bereichen Dienstleistung, Industrie und Handwerk
Arbeitsplätze, unter anderem in der Werkstatt für behinderte Menschen und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
Institutionen zur Arbeitsplatzvermittlung
Arbeitsplatzsuche, Bewerbung und Arbeitsvertrag
praktische Erprobung von Arbeit (Praktika im Rahmen einer schulischen Praktikumskonzeption)

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
nimmt in unterschiedlichen Betrieben die Arbeitsplätze über Materialien und Geräte, Geräusche und Gerüche sowie den Kontakt mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wahr und zeigt Interesse durch Zustimmung sowie Ablehnung
erprobt an möglichen späteren Arbeitsplätzen praktische Tätigkeiten und erkennt die eigenen Interessen, Vorlieben und Stärken
dokumentiert anhand von Bildern und Symbolen eigene Erfahrungen und Bewertungen aus der Tätigkeit in einem Betrieb
beschreibt in einer Dokumentation verschiedene Arbeitsplätze und deren Anforderungen und vergleicht diese mit eigenen Wünschen und Fähigkeiten

Bezüge und Verweise

PER

SEL 2.1.1 Selbstorganisation / Anforderungen und Lernen

WBO

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz (2)

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz (5)

SEK1 WBS 2.4 Methodenkompetenz (9)

SEK1 WBS 3.1.2.1 Berufswähler

SEK1 WBS 3.1.2.2 Arbeitnehmer

BO

PG

Rechtliche Rahmenbedingungen von Arbeit

Die Schule regt ihre Schülerinnen und Schüler an, sich mit (arbeits-)rechtlichen Bestimmungen auseinanderzusetzen, die für sie in der Werkstatt für behinderte Menschen, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und in anderen Arbeitszusammenhängen Bedeutung haben können. Erfahrungen aus Praktika oder der Lebenswelt werden dabei aufgegriffen und Grundlagen aus Werkstatt- und Arbeitsverträgen wie Arbeitsschutz, Krankheitsfall, Urlaubsregelungen, Haftung und Versicherung werden thematisiert. Die Schülerinnen und Schüler können sich mit den Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auseinandersetzen. Sie können mögliche Interessenkonflikte mit Arbeitgebern sowie die Bedeutung von Gesetzen im Hinblick auf Strategien zur Konfliktvermeidung und -lösung beurteilen. Die Schülerinnen und Schüler werden unterstützt, sich mit ihrer je individuellen beruflichen Perspektive und den Rahmenbedingungen möglicher Arbeitsorte zu beschäftigen.

Denkanstöße

Welche Arbeitsabläufe lernen Schülerinnen und Schüler durch eigenes praktisches Tun und vor Ort in Betrieben kennen?
Inwiefern erhalten Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Praktika und Unterricht Informationen über ihre Arbeitnehmerrechte und ‑pflichten?
Werden Gremien, wie etwa ein Betriebs- oder Werkstattrat im Rahmen der Praktika und danach im Unterricht thematisiert und deren Bedeutung verdeutlicht?
Wie kooperiert die Schule mit regionalen und überregionalen Anbietern von Beratung?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
lernen Berufe kennen und zugehörige Tätigkeiten ausführen
beschreiben Berufe und zugehörige Tätigkeiten
lernen Pflichten anzuerkennen und umzusetzen
nehmen Rechte wahr und fordern sie angemessen ein
haben Kenntnisse über Abläufe in der Arbeits- und Berufswelt und können diese anwenden
kennen Grundaussagen des Arbeitnehmerrechts

Beispielhafte Inhalte

Arbeitsverhältnisse
Arbeitnehmerrechte und ‑pflichten und einschlägige Regelungen in Gesetzen, Verordnungen und Verträgen
Interessenvertretung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch Betriebsrat, Gewerkschaft, Werkstattrat
Beratungsangebote durch Sozialdienste der Werkstatt für behinderte Menschen, Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienste und Integrationsamt, Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung und andere Anbieter

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
erfährt Anerkennung für eigene Aktivitäten, die zum gemeinsamen Erstellen von Produkten beitragen, und geht mit Grenzen angemessen um
führt praktische Arbeiten in einer festgelegten Zeit nach Arbeitsauftrag aus, erlebt die Bedingungen eines Arbeitstages und erhält dafür ein Entgelt
interviewt anhand eines selbst erarbeiteten bildlichen Leitfadens eine Mitarbeiterin / einen Mitarbeiter einer Werkstatt für behinderte Menschen oder eines Betriebes über Arbeitszeit, Entlohnung, Urlaub oder Ähnliches
erarbeitet und vergleicht rechtliche Rahmenbedingungen in der Werkstatt für behinderte Menschen und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

Bezüge und Verweise

SOZ 2.1.4 Demokratie lernen und leben

SOZ 2.1.1 Grundhaltungen und Werte

PER

WBO

SEK1 GK 2.3 Handlungskompetenz (2)

SEK1 GK 2.3 Handlungskompetenz (3)

SEK1 GK 3.1.2 Recht

SEK1 GK 3.1.2.3 Grundrechte

SEK1 WBS 3.1.2.2 Arbeitnehmer

BNE

BO

Anhang

Verweise

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

Abkürzungen

Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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