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Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung 2022

Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung

Teil C | Fach

Wirtschaft und Berufsorientierung

1. Juli 2022

BP2022BW_SOP_GENT_TEIL-C_WBO__RC11__20220704@0803#Mi

Impressum

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Kultus und Unterricht

Ausgabe C

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Bildungsplanerstellung

Internet

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Urheberrecht

Technische Umsetzung der Onlinefassung

Bildnachweis

Gestaltung

Druck

Bezugsbedingungen

VALUE

Amtsblatt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Bildungsplanhefte

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg,

Postfach 103442, 70029 Stuttgart

Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, Heilbronner Stra0e 314, 70469 Stuttgart (www.zsl.kultus-bw.de)

www.bildungsplaene-bw.de

Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningen

Fotomechanische oder anderweitig technisch mögliche Reproduktion des Satzes beziehungsweise der Satzordnung für kommerzielle Zwecke nur mit Genehmigung des Herausgebers.

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Robert Thiele, Stuttgart

Ilona Hirth Grafik Design GmbH, Karlsruhe

N.N.

Alle eingesetzten beziehungsweise verarbeiteten Rohstoffe und Materialien entsprechen den zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe gültigen Normen beziehungsweise geltenden Bestimmungen und Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland. Der Herausgeber hat bei seinen Leistungen sowie bei Zulieferungen Dritter im Rahmen der wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten umweltfreundliche Verfahren und Erzeugnisse bevorzugt eingesetzt.

Juli 2022

Die Lieferung der unregelmäßig erscheinenden Bildungsplanhefte erfolgt automatisch nach einem festgelegten Schlüssel. Der Bezug der Ausgabe C des Amtsblattes ist verpflichtend, wenn die betreffende Schule im Verteiler (abgedruckt auf der zweiten Umschlagseite) vorgesehen ist (Verwaltungsvorschrift vom 22. Mai 2008, K.u.U. S. 141).

Die Bildungsplanhefte werden gesondert in Rechnung gestellt.

Die einzelnen Reihen können zusätzlich abonniert werden. Abbestellungen nur halbjährlich zum 30. Juni und 31. Dezember eines jeden Jahres schriftlich acht Wochen vorher bei der Neckar-Verlag GmbH, Postfach 1820, 78008 Villingen-Schwenningen

Ergänzende Metainformationen

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Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

Bildungsgehalt des Faches Wirtschaft und Berufsorientierung

Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu gestalten. Diese Aufgabe stellt sich in verschiedenen Ausprägungen in allen Schulstufen und gleichermaßen an den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), in kooperativen Organisationsformen und in inklusiven Bildungsangeboten.

In der Alltagsstruktur der Schule werden Arbeitszeit und Freizeit erkennbar unterschieden. Innerhalb des Schullebens bietet die Schule an allen Standorten vielfältige Gelegenheiten, ohne oder mit Belohnung Aufgaben und Arbeiten zu übernehmen. Beispielhaft können dies regelmäßige Dienste im Klassenverband, Erledigungen im Schulhaus, Mithilfe bei schulischen oder außerschulischen Veranstaltungen wie auch die Mitarbeit in einer Schülerfirma sein. Diese beiden grundlegenden Prinzipien der Unterscheidung von Arbeit und Freizeit wie auch der Übernahme von Aufgaben und Arbeiten müssen in allen Stufen mit unterschiedlichen Ausprägungen in den Blick genommen und umgesetzt sowie mit den Eltern und Angehörigen als relevante Bildungsinhalte nach Möglichkeit gemeinsam abgesprochen werden.

Mit Blick auf das spätere Berufsleben ergeben sich für die Schülerinnen und Schüler vielfältige Möglichkeiten und Anforderungen, die ihnen richtungsweisende Entscheidungen abverlangen und entsprechende Unterstützung, Erprobung und Begleitung notwendig machen. Die Schule motiviert die Schülerinnen und Schüler, unterschiedliche berufliche Erfahrungs- und Handlungsfelder zu erproben, und vermittelt die Erfahrung, dass Arbeit nicht ohne Mühe und Anstrengung und ohne Berücksichtigung von Regeln erledigt werden kann.

Mit außerschulischen Partnern wie Werkstätten für behinderte Menschen, den Förder- und Betreuungsbereichen, Betrieben, Firmen, Dienstleistungsunternehmen, Integrationsamt und Integrationsfachdiensten sowie der Agentur für Arbeit kooperiert die Schule, um die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufswegeplanung und bei der Entwicklung einer realistischen Berufsperspektive zu unterstützen. Sie nutzt dabei die regional vorhandenen Strukturen der beruflichen Qualifizierung, Rehabilitation und Integration und beteiligt sich an deren Weiterentwicklung.

Das Fach Wirtschaft und Berufsorientierung hilft den Schülerinnen und Schülern, ihre eigenen Fähigkeiten und Einschränkungen, Potenziale, Möglichkeiten und Interessen zu erkennen und bildet damit eine wichtige Grundlage für die spätere Berufswahl. Es besteht der schulische Auftrag, ihnen über

  • vielfältige Praktika,
  • die Entwicklung individueller Interessen und Fertigkeiten und
  • die Kenntnis und Vermittlung gegebener Unterstützungssysteme

möglichst umfangreiche Einblicke in die Arbeitswelt wie auch in tagesstrukturierende Angebote zu vermitteln und Erkenntnisse über sich selbst zu ermöglichen. Die gemachten Erfahrungen werden fortlaufend gemeinsam mit den Jugendlichen aufgearbeitet, dokumentiert und dienen auch als Grundlage für Berufswegekonferenzen. Weiter spielen die Berücksichtigung der Lebenswelt der Jugendlichen, ihr familiärer Hintergrund und mögliche staatliche Hilfen als Unterstützungssystem im Hinblick auf die Berufsorientierung eine wichtige Rolle.

Vorrangiges Ziel im Sinn einer Anschlussorientierung ist die Erarbeitung und Entwicklung von möglichst verlässlichen beruflichen Perspektiven im Hinblick auf das Leben nach der Schule. Entscheidungen im Zug der Berufsorientierung müssen in einem prozesshaften Verständnis beweglich und veränderbar bleiben. Auch für Menschen, die gegenwärtig kaum „wirtschaftlich verwertbare Arbeit“ verrichten können, ist der Übergang in Förder- und Betreuungsbereiche der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) vorzubereiten.

Für inklusiv oder in kooperativen Organisationsformen beschulte Schülerinnen und Schüler sind vergleichbare Möglichkeiten der Berufsorientierung anzubieten. Nach Bedarf werden entsprechende Zeitfenster auch im gemeinsamen Unterricht vorgesehen.

Im Fach Wirtschaft und Berufsorientierung sehen und erleben sich die Schülerinnen und Schüler als Mitwirkende in wirtschaftlichen Wirkungszusammenhängen und Funktionsweisen. Die Schule thematisiert Arbeit in ihren verschiedenen Formen von Erwerbsarbeit, Eigenarbeit sowie Ehrenamt, mit und ohne Lohn und zeigt die Bedeutung von Arbeit für die Selbstverwirklichung auf. Indem die Schule den Schülerinnen und Schülern Wege zur Teilhabe an der Arbeitswelt eröffnet, ermöglicht sie ihnen gesellschaftliche Anerkennung und – wenn auch nur teilweise – finanzielle Unabhängigkeit und somit auch Teilhabe und Aktivität in der Konsumwelt. Die Schule stellt Erfahrungsfelder zur Verfügung, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen, mit vorgegebenen Budgets hauszuhalten und Konsumbedürfnisse anzupassen. Sie können mögliche Verhaltensweisen bei ihren Konsumentscheidungen und ihre Rolle als Konsumentinnen und Konsumenten auf dem Gütermarkt erkennen und einschätzen.

Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler erleben in der Schule und in Praktika aktiv Arbeitsprozesse, planen und führen diese durch und reflektieren ihre Ergebnisse und Kompetenzen beziehungsweise sich ergebende Lern- und Entwicklungsfelder. Hierbei erleben sie die Bedeutung dieser Arbeitsprozesse und setzen sie in Bezug zu späteren, möglichen beruflichen Perspektiven. Im Zug von Praktika und in der Aufarbeitung in der Schule lernen die Schülerinnen und Schüler rechtliche Bestimmungen und Rahmenbedingungen von Arbeit kennen. Sie betätigen sich in Arbeitsfeldern mit und ohne Lohn und erfahren in beiden Bereichen die Befriedigung durch ihre eigene Teilhabe und Aktivität wie auch die erzielten Ergebnisse.

Im vorliegenden Bildungsplan stehen notwendige Kompetenzen im Hinblick auf Berufsorientierung und eine nachschulische Berufstätigkeit im Vordergrund. In verschiedenen (stufenübergreifenden) Kompetenzfeldern wird dies ausführlicher beschrieben:

  • Praktische Arbeitsprozesse erleben und durchführen
  • Berufsorientierung und Berufsfindung (Institutionaler Aspekt von Arbeit)
  • Arbeit mit und ohne Lohn
  • Einkauf, Verkauf, Geld und Konsum

Zu beachten ist dabei vor allem das Lebensfeld Arbeitsleben, das das Fach Wirtschaft und Berufsorientierung um weitere, wichtige Kompetenzfelder ergänzt:

  • Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen (Personaler und sozialer Aspekt von Arbeit)
  • Erfahrungen mit Arbeit und Berufsorientierung (Institutionaler Aspekt von Arbeit)
  • Rechtliche Rahmenbedingungen von Arbeit

Abbildung 1: Verflechtung Lebensfelder – Fach Wirtschaft und Berufsorientierung (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

Didaktische Hinweise

Berufsorientierung wird bereits mit einzelnen Kompetenzen in der Grundstufe zum Thema, wenn es beispielsweise um ritualisierte Aufgaben und Arbeiten im Klassenverband geht und die „Schlüsselqualifikationen“ im schulischen Alltag ein Anwendungsfeld finden. In der Sekundarstufe beginnt verstärkt die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den individuellen Kompetenzen und Einschränkungen, mit den beruflichen Träumen, den Lebensvisionen und auch den Erwartungen der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den eigenen Träumen ist unabdingbar, manchmal auch schmerzhaft und braucht Zeit im Unterrichtsgeschehen, um aufgearbeitet und auch dokumentiert zu werden. Eine Gegenüberstellung von Selbst- und Fremdeinschätzungen kann diesen Prozess unterstützen. Dies begleitet die Schülerinnen und Schüler in der Hauptstufe, und vertieft in der Berufsschulstufe. Visionen sind notwendig und müssen gegebenenfalls in beruflichen Erfahrungsfeldern überprüft werden. Eigene Entscheidungen der Jugendlichen spielen eine tragende Rolle, um längerfristig stabile und tragfähige Lösungen zu erarbeiten und eine möglichst hohe Passung in der Arbeitswelt zu erreichen.

Das unmittelbare Erleben kann sich von Firmen-Besuchen über Praktika bis hin zur Tätigkeit beispielsweise in Schülerfirmen erstrecken und wird dokumentiert und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ausgewertet. Hier spielen die Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praktikumsfirmen eine wesentliche Rolle. Vorbereitete Auswertungsmaterialien, die in einfacher Sprache verfasst sind oder Bilder und Symbolsysteme nutzen, machen den Schülerinnen und Schülern die Rückmeldungen aus den Praktikumsstellen zugänglich und dienen gleichzeitig als Dokumentation.

Kompetenzfelder

Haupt- und Berufsschulstufe

Praktische Arbeitsprozesse erleben und durchführen

Die Schule ermöglicht allen Schülerinnen und Schülern an allen Lernorten, sich mit Tätigsein, planvoller Beschäftigung, Arbeit und Beruf aktiv-gestaltend in altersangemessener Art und Weise auseinanderzusetzen. Dies kann innerhalb und außerhalb der Schule und der Unterrichtszeiten stattfinden. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Produktivität, indem sie etwas tun oder erzeugen und sich, gegebenenfalls mit Hilfe, an einer Produktion beteiligen. Sie erfahren dabei, dass durch ihre Arbeit etwas entsteht, was für sie selbst und andere bedeutsam ist. Sie gewinnen Einblick in unterschiedliche Arbeitsbereiche, Arbeitsformen, Aufgabenstellungen und Arbeitstechniken.

Denkanstöße

Welche Räume, Geräte und Materialien der Schule ermöglichen die Übernahme von Produktions- und Dienstleistungsaufträgen?
Wie sichert die Schule die Verfügbarkeit von Maschinen und Werkzeugen für zeitgemäße Unterrichtsangebote?
Wie regelt die Schule Fragen der Arbeitssicherheit und Unfallverhütung (zum Beispiel an Maschinen)?
Wie beteiligen sich einzelne Schülerinnen und Schüler, Lerngruppen oder Klassen an den für die Schulgemeinschaft wichtigen Arbeiten? Wie werden solche Pflichten und Aufgaben in der Schule kommuniziert? Bauen sie aufeinander auf und werden im Lauf der Schuljahre komplexer?
Werden alle schuleigenen Möglichkeiten ausgeschöpft (zum Beispiel auch Hilfstätigkeiten für den Hausmeister, im Sekretariat, in der Mensa)?
Gibt es im Umfeld der Schule Möglichkeiten, praktische Arbeitsprozesse umzusetzen?
Welche Arbeitsfelder werden in Betrieben vor Ort besichtigt und erkundet und wie sichert die Schule entsprechende Kontakte?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
erleben Selbstwirksamkeit und Produktivität und erkennen die Bedeutung und den Nutzen von Tätigsein und Arbeit für die eigene Person
wirken aktiv an der Gestaltung ihrer Lebenswelt mit
agieren plan- und fantasievoll, erkennen Auswirkungen ihres Handelns und übernehmen Verantwortung
ordnen sich in einen gemeinsamen Arbeitsprozess ein und gestalten diesen mit
können unter Einbezug ihrer individuell möglichen Ausdrucksformen konstruktiv mit anderen kommunizieren und kooperativ arbeiten
akzeptieren ihre eigenen Lösungen und respektieren die der anderen in ihrer Vielfalt
vergleichen ihre Wahrnehmungen, Vermutungen, Beobachtungen, Vorgehensweisen, Prozesse und Erklärungen zunächst alltagssprachlich und zunehmend mit Verwendung von Fachbegriffen
präsentieren ihre Erkenntnisse und Fertigkeiten, auch unter Einbezug altersgemäßer und zweckentsprechender Medien, und tauschen sich darüber aus
setzen sach- und fachgemäße Arbeitstechniken und unterschiedliche Materialien ein
handhaben Werkzeuge und Maschinen sachgerecht und sicherheitsbewusst
schätzen eigene Stärken und Schwächen ein
richten eigene Tätigkeiten nach Anforderungskriterien aus
erkennen den Wert eigener Arbeit und der Arbeit anderer an und schätzen dies realistisch ein

Beispielhafte Inhalte

Tätigsein, Selbstwirksamkeit, Ursache-Wirkungs-Beziehungen
Aufgaben und Pflichten des Schulalltags
Umgang mit Materialien wie Holz, Metall, Kunststoff, Farbe, Papier
hauswirtschaftliche/textile Arbeitsfelder in den Bereichen Ernährung, Hauspflege, Wäschepflege, Garten- und Landschaftspflege
Verwaltung und Lager
Dienstleistungen
verschiedene Fertigungsformen
Grundkenntnisse in Materialkunde, Maschinen- und Werkzeugnutzung, Arbeitsplanung und ‑vorbereitung
Arbeitssicherheit, Unfallverhütung und Hygiene
Beurteilung von Arbeitsergebnissen

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
nimmt die Qualitäten (zum Beispiel Gewicht, Oberflächenstruktur, Masse) verschiedener Materialien durch taktilen und sensuellen Umgang wahr
vergleicht das Gewicht, das Aussehen und die Beschaffenheit verschiedener Materialien und erprobt experimentell deren charakteristische Merkmale
beschriftet Schubladen und Kisten mit Bildern oder Symbolen und ordnet Material und Werkzeuge zu, nutzt diese Ordnung
erklärt und dokumentiert Eigenschaften verschiedener Materialien, entwirft selbstständig Produkte und begründet, welche Werkzeuge und ‑stoffe sich für das vorgesehene Arbeitsvorhaben eignen

Bezüge und Verweise

ARB

PER

SEL

T 2.1.2 Werkstoffe und Verfahren

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz

GS SU 3.1.1.2 Arbeit und Konsum

SEK1 BNT 3.1.10 Ein Produkt entsteht

SEK1 T 3.2.1 Werkstoffe und Produkte

BO

BTV

Berufsorientierung und -findung (Institutionaler Aspekt von Arbeit)

Die Schülerinnen und Schüler eignen sich im Hinblick auf ihre nachschulische Arbeitssituation notwendiges Basiswissen an und lernen, sich in der zukünftigen Arbeitswelt zu orientieren. Sie erleben unterschiedliche Arbeitsformen und Arbeitsplätze und setzen sich mit der Rolle der Arbeitnehmerin / des Arbeitnehmers auseinander. Den Schülerinnen und Schülern werden in vielfältigen Praktika unterschiedliche Praxiserfahrungen mit den entsprechenden Anforderungen im Hinblick auf zukünftige Arbeitsmöglichkeiten eröffnet, sodass sie realistische Perspektiven entwickeln können. Ihre eigenen Fähigkeiten, Potenziale und Interessen, wie auch ihren Unterstützungsbedarf zu erkennen, stellt dabei die Basis für ihre Handlungsoptionen als Berufswählerin/-‍wähler dar. Die Schülerinnen und Schüler mit komplexen Behinderungen erhalten entsprechend auch im Förder- und Betreuungsbereich Angebote zur Qualifizierung.

Denkanstöße

Welche Arten von Berufspraktika werden durchgeführt und wie sind diese mit den Berufs- und Lebensplanungen der Schülerinnen und Schüler abgestimmt? Welche Angebote werden für die Schülerinnen und Schüler mit komplexer Behinderung angeboten?
Wie werden die Praktika dokumentiert und diese Informationen im Sinn einer späteren Auswertung gebündelt?
Wie wird die Begleitung der Praktika der Schülerinnen und Schüler geregelt und genutzt?
Gibt es verlässliche Praktikumsblöcke im Schuljahr?
Wie gestaltet die Schule Kooperationen mit Betrieben in der Umgebung, der Werkstatt für behinderte Menschen, dem Integrationsfachdienst und der Agentur für Arbeit?
Inwieweit verfolgt die Schule die ständigen Veränderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, insbesondere für Menschen mit Behinderungen?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
kennen, vergleichen und bewerten verschiedene Arbeitsfelder vor Ort
kennen unterschiedliche Anforderungen in den variierenden Praktikumsstellen
teilen eigene Wünsche und Vorstellungen bezüglich einer Tätigkeit mit und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten ein
nutzen Möglichkeiten und Vorgehensweisen der Arbeitsplatzsuche und dafür bestehende Unterstützungsangebote
verstehen und beachten Verhaltensregeln im Praktikum und am Arbeitsplatz und nehmen diese an
dokumentieren Entscheidungsprozesse und Erfahrungen für die Berufswahl in einem Portfolio

Beispielhafte Inhalte

Orientierung in der Arbeitswelt, in Betrieben, in Arbeits- und Betriebsabläufen
Entdecken und Entwickeln eigener Berufswünsche
Berufe in den Bereichen Dienstleistung, Industrie und Handwerk
Arbeitsplätze, unter anderem in der Werkstatt für behinderte Menschen und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kennenlernen
Institutionen zur Arbeitsplatzvermittlung
Arbeitsplatzsuche, Bewerbung und Arbeitsvertrag
praktische Erprobung von Arbeit (Praktika im Rahmen einer schulischen Praktikumskonzeption)

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
nimmt in unterschiedlichen Betrieben die Arbeitsplätze über Materialien und Geräte, Geräusche und Gerüche sowie den Kontakt mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wahr; zeigt Interesse durch Zustimmung und Ablehnung
erprobt an möglichen späteren Arbeitsplätzen praktische Tätigkeiten und erkennt die eigenen Interessen, Vorlieben und Stärken
dokumentiert anhand von Bildern und Symbolen eigene Erfahrungen und Bewertungen aus der Tätigkeit in einem Betrieb
beschreibt verschiedene Arbeitsplätze und deren Anforderungen und vergleicht diese mit eigenen Wünschen und Fähigkeiten

Bezüge und Verweise

ARB

PER

SEL

T 2.1.2 Werkstoffe und Verfahren

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz

SEK1 WBS 3.1.2.1 Berufswähler

BO

BTV

Arbeit mit und ohne Lohn

Arbeit, auch ohne Entlohnung, strukturiert den Alltag und ermöglicht Aktivität und Teilhabe an der jeweils individuell zugänglichen Lebenswelt. Das Gefühl benötigt zu werden und sich aktiv einbringen zu können, das mögliche Erleben von Ergebnissen und Anerkennung ist nicht unmittelbar an finanzielle Belohnungen gebunden. Den Schülerinnen und Schülern wird der Zugang zur Arbeitswelt in oder außerhalb der Werkstatt für behinderte Menschen ermöglicht. Sie werden stets aktuell über die vielfältigen Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich der beruflichen Rehabilitation und der beruflichen Integration für Menschen mit Behinderung informiert. Die Schule bietet ihnen Erfahrungs- und Handlungsfelder an allen Lernorten, bei denen auch der Zusammenhang von geleisteter Arbeit und Lohn erkennbar wird. Sie bereitet die Schülerinnen und Schüler auch auf Lebenssituationen ohne entlohnte Arbeit vor.

Denkanstöße

Welche klassenübergreifenden Arbeiten der Schülerinnen und Schüler können durch die Schulgemeinde belohnt werden?
In welchen ehrenamtlichen Aufgaben können die Schülerinnen und Schüler sich engagieren und einbringen?
Wie ermöglicht die Schule Erfahrungen mit Entlohnung, Lohnzahlung und Lohnabzügen?
In welcher Weise ermöglicht die Schule eine Begegnung mit arbeitslosen Menschen und ein Erleben von deren Situation?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
setzen begrenzte Finanzmittel sachgerecht ein
entwickeln einen angemessenen Umgang mit Erfolgen, Misserfolgen und Frustrationen
erkennen den Zusammenhang zwischen Leistung und Belohnung
schätzen die eigene Leistung ein und bewerten diese
erkennen die Leistung anderer an

Beispielhafte Inhalte

soziale Anerkennung von Arbeit
Bewertung von Leistung
Monatslohn, Lohnauszahlung, Einkünfte und Abgaben
Ehrenamt und Eigenarbeit
Arbeitslosigkeit
Umgang mit ungewollter freier Zeit
Umgang mit Frustration
wirtschaftliche und soziale Unsicherheit

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
erfüllt Anforderungen, die Anstrengung erfordern, und nimmt Lob und Kritik in Form verbaler Äußerungen, mimischer Gesichtsregungen und körperbezogener Rückmeldungen wahr
stellt selbst etwas her und erhält dafür positive Rückmeldungen und vereinbarte Anerkennungen
dokumentiert etwa in einen Arbeitsplan symbolisierte Bewertungspunkte als Rückmeldungen zur eigenen Tätigkeit unter Berücksichtigung bekannter Kriterien wie Schwierigkeit oder zeitlicher Umfang
erfährt Bewertungen und Belohnung ihrer/seiner Leistung durch andere, reflektiert diese anhand von Kriterien zur Leistungsbewertung und vergleicht sie mit eigenen Maßstäben

Bezüge und Verweise

ARB

PER

SEL

AES 2.1.5 Lebensbewältigung und Lebensgestaltung

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz

GS SU 3.1.1.2 Arbeit und Konsum

SEK1 WBS 3.1.2.2 Arbeitnehmer

BO

BTV

Einkauf, Verkauf, Geld und Konsum

Im Umgang mit Geld und bei Einkäufen von Dingen des täglichen Bedarfs werden die Schülerinnen und Schüler zur Selbstständigkeit ermutigt und somit aktiver Teil des Wirtschaftskreislaufs. Die Schule ermöglicht den Verkauf von selbst produzierten Gegenständen und die Verwendung des Erlöses für schulische Aktivitäten. Sie stellt Felder zur Verfügung, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen, mit vorgegebenen Budgets hauszuhalten und Konsumbedürfnisse anzupassen. Viele Schülerinnen und Schüler erwerben Teilqualifikationen, die sie befähigen, auch zumindest kleine Verträge abzuschließen. Die Schule begegnet in enger Kooperation mit den Eltern möglichen Gefährdungen bei Geldgeschäften. Die Schülerinnen und Schüler machen sich in ökonomischen Situationen bewusst, dass ihre individuelle wirtschaftliche Entscheidung sowohl in einem Beziehungsgefüge zu anderen Akteuren als auch innerhalb eines Ordnungssystems erfolgt.

Denkanstöße

Wo überträgt die Schule den Schülerinnen und Schülern Verantwortung in der Verwaltung von Geld?
Wie ermöglichen die Lehrkräfte, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, mit vorgegebenen Beträgen eine Haushaltsführung zu planen?
Wie kann die Schule einen einfachen Güter- oder Geldkreislauf begreifbar und nachvollziehbar machen?
Wie wird die Rolle des Einzelnen im Wirtschaftskreislauf innerhalb und außerhalb der Schule anschaulich gemacht?
Wie leistet die Schule Prävention in Bezug auf Diebstahl und Betrug und wie werden die Eltern in diese Fragestellungen einbezogen?

Kompetenzspektrum

Die Schülerinnen und Schüler
kennen Einkaufs- und Verkaufsmöglichkeiten, nutzen diese und orientieren sich dort räumlich
ritualisieren Alltagshandlungen beim Einkauf und Verkauf
können eigene Fähigkeiten einschätzen und entsprechende Hilfe einholen (zum Beispiel in einer Einkaufssituation)
gehen mit Geld und anderen Möglichkeiten im Zahlungsverkehr um
kennen einen einfachen Güter- und Geldkreislauf
erfassen ihre individuelle Rolle im Güter- und Geldkreislauf
stimmen Bedürfnisse und Budgets aufeinander ab
stellen die Anschaffung erforderlicher Waren des Alltags vor die Erfüllung von weitergehenden Wünschen
nutzen Informationsquellen und erkennen Gefahren in Bezug auf Werbung

Beispielhafte Inhalte

Waren des täglichen Bedarfs
Waren für persönliche Bedürfnisse
Geschäfte in der näheren oder weiteren Umgebung der Schule und Einkaufsmöglichkeiten im Internet
Planung und Durchführung von Einkäufen
Planung und Durchführung von Verkäufen
Umgang mit Geld
Zahlungsverkehr
Werbung und Preisvergleich
Vertragsabschlüsse
Taschengeld und Klassenkasse
Budget und Haushaltsführung
Möglichkeiten und Gefahren des Online-Handels

Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten

Die Schülerin oder der Schüler
passt sich den Besonderheiten eines Geschäfts, etwa eines Supermarkts an und bewältigt diese neue Umgebung auch emotional
findet im Geschäft die benötigten Waren
erstellt mit bildlichen Repräsentanten eine Einkaufsliste
berechnet die Menge der noch zu kaufenden Waren oder deren Preise

Bezüge und Verweise

ARB

PER

SEL

AES 2.1.3 Konsum

SEK1 WBS 2.1 Analysekompetenz

SEK1 WBS 2.2 Urteilskompetenz

SEK1 WBS 2.3 Handlungskompetenz

GS SU 3.1.1.2 Arbeit und Konsum

SEK1 WBS 3.1.1.1 Konsument

BO

BTV

Anhang

Verweise

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

Abkürzungen

Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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