Fachbezogene Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag
Das Wahlfach Psychologie bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich mit Grundlagen des Erlebens, Verhaltens und der Entwicklung des Menschen auseinanderzusetzen. Damit wird das Interesse an der Frage, weshalb sich Individuen situativ oder dauerhaft so verhalten, wie sie sich verhalten, aufgegriffen. Durch das Kennenlernen verschiedener Erklärungsansätze menschlichen Verhaltens gewinnen sie wertvolle Impulse für ihre berufliche und persönliche Lebensgestaltung.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogene Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler lernen Psychologie als Wissenschaft in Abgrenzung zur Alltagspsychologie kennen. Die erarbeiteten Grundlagen psychischer Funktionen dienen als Basis, um komplexe Fragestellungen zum Verhalten und Erleben des Menschen unter Einbezug des sozialen Kontextes zu verstehen. Die wesentliche Gemeinsamkeit aller Bildungsplaneinheiten ist, dass das neu erworbene Wissen einen Reflexionsprozess eigener Perspektiven in Gang setzen soll.
Durch die systematische Auseinandersetzung mit Inhalten und fachlichen Methoden der Psychologie gewinnen die Schülerinnen und Schüler Einsicht in individuelle und interindividuelle Prozesse menschlichen Erlebens und Verhaltens aus verschiedenen Perspektiven. Aus theoretischen Modellen der Psychologie gewinnen sie Kenntnis über wissenschaftlich fundierte Handlungsweisen und Verfahren. Sie erkennen so, dass Alltagserfahrungen psychischer Prozesse rational fassbar und objektivierbar sind und entwickeln Optionen zur rationalen Bewältigung des täglichen Lebens und damit zu einem verantwortlichen Umgang mit sich selbst und ihrer sozialen Umgebung.
Die Schülerinnen und Schüler reflektieren – unter Einbezug des jeweils sozial-historischen Entstehungshintergrunds – verschiedene, teilweise auch rivalisierende Paradigmen der Psychologie und deren zentrale Annahmen über den Menschen und sein Verhältnis zur sozialen Umwelt. Sie erkennen, dass auch ihr Alltagshandeln fundamentalen Prämissen folgt, die ihnen mehr oder weniger bewusst sind und erweitern ihre Kritikfähigkeit. (vgl. Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Psychologie der KMK i. d. F. vom 16.11.2006)
3. Ergänzende fachliche Hinweise
Die Verzahnung von Erfahrungen aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler und aus der Theorie ist charakteristisch für den Unterricht im Wahlfach. Ein induktives Vorgehen bei dem Kompetenzerwerb durch Beobachtungen, Experimente und Rollenspiele wird empfohlen. Durch das Aufgreifen schülerspezifischer Interessen und Alltagstheorien (Präkonzepte) ist die didaktische Vorgehensweise problemorientiert und sie aktiviert die Schülerinnen und Schüler zur eigenständigen Formulierung von Leitfragen. Dabei ist die intensive Erarbeitung exemplarischer Inhalte in angemessener Tiefe einer oberflächlichen Themenbreite vorzuziehen. Durch den Wahlbereich ist eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung möglich.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalten konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.