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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert des Fa­ches Or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­leh­re

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt ver­steht sich als Teil des all­ge­mei­nen Bil­dungs- und Er­zie­hungs­auf­tra­ges der Schu­le. Zu­dem leis­tet er ei­nen ei­gen­stän­di­gen und un­ver­zicht­ba­ren Bei­trag zur re­li­giö­sen Bil­dung. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt be­glei­tet Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei ih­rer Su­che nach Ori­en­tie­rung und bei der Fra­ge nach dem Sinn der Welt und des ei­ge­nen Le­bens. Er strebt an, auf der Ba­sis des or­tho­do­xen Glau­bens, trag­fä­hi­ge Ant­wor­ten zu fin­den.

Fol­gen­de Prin­zi­pi­en ha­ben im or­tho­do­xen Chris­ten­tum fun­da­men­ta­le Be­deu­tung:

  • Die Ver­gött­li­chung (Theo­sis, ϑέωσις) wird als Be­stim­mung des Men­schen auf­ge­fasst. „Durch die Ver­ei­ni­gung mit Chris­tus er­hofft man sich ei­ne wirk­li­che künf­ti­ge Teil­ha­be an Got­tes Herr­lich­keit. […] Es geht dar­um, durch kon­ti­nu­ier­li­ches spi­ri­tu­el­les Her­an­wach­sen am En­de an Got­tes Gü­te, Schön­heit, Weis­heit und Macht (d.h. an sei­ner Herr­lich­keit), An­teil zu er­hal­ten, nicht aber am We­sen oder der Na­tur Got­tes.“ Die Ver­gött­li­chung er­schließt ent­schei­den­de Sicht­wei­sen auf Gott, Mensch und Welt. Sie hin­ter­lässt viel­fäl­ti­ge Spu­ren und Zei­chen des Hei­li­gen und Gött­li­chen in der Welt und er­mög­licht Er­fah­run­gen im Le­ben der Men­schen.
  • Die Oi­ko­no­mia stellt das Prin­zip der Frei­heit und der Men­schen­lie­be dar und gilt als Schlüs­sel­be­griff des or­tho­do­xen Men­schen­bil­des.
  • Die As­ke­se wird als Le­bens­prin­zip und ‑stil im Hin­blick auf die Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen un­se­rer Ge­sell­schaft ver­stan­den.
  • Die Me­ta­noia wird als Weg zur Wie­der­her­stel­lung der Ge­mein­schaft mit Gott er­fah­ren.

Aus or­tho­do­xer Sicht schlie­ßen sich Glau­be und Er­kennt­nis ge­gen­sei­tig nicht aus, son­dern sie brau­chen und er­gän­zen ein­an­der. In al­ler Un­zu­läng­lich­keit ist der Mensch zur Er­kennt­nis Got­tes be­ru­fen und fä­hig, doch kann er Gott nicht aus­schließ­lich ra­tio­nal be­grei­fen. Es bleibt im­mer ein Mo­ment des Un­ver­füg­ba­ren, wel­ches ins­be­son­de­re als Be­geg­nung er­fah­ren wer­den kann. In­so­fern ist der Glau­be im or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richt nicht lehr­bar, son­dern er ist Ge­schenk Got­tes und freie Ent­schei­dung des Men­schen.

Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt bie­tet den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Raum, ih­re Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten durch selbst­stän­dig ge­mach­te Er­fah­run­gen mit ge­leb­tem Glau­ben zu ver­voll­stän­di­gen so­wie ei­ge­ne re­li­giö­se Er­fah­run­gen zu re­flek­tie­ren. Zu sei­nen Auf­ga­ben ge­hört, ei­ne be­wuss­te­re Teil­ha­be am Le­ben der Or­tho­do­xen Kir­che zu er­mög­li­chen. Durch Ver­mitt­lung der Grund­kennt­nis­se über die Fun­da­men­te des christ­li­chen Le­bens und Glau­bens so­wie durch ei­ne schritt­wei­se Ein­füh­rung in das sa­kra­men­ta­le Le­ben der Kir­che, trägt er zur Stär­kung der ei­ge­nen re­li­giö­sen Iden­ti­tät bei. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt un­ter­stützt Schü­le­rin­nen und Schü­ler da­bei, für sich die or­tho­do­xe Spi­ri­tua­li­tät zu er­schlie­ßen. Er be­greift sich als Be­rei­che­rung auch für je­ne, die am Le­ben der Or­tho­do­xen Kir­che nicht teil­neh­men und leis­tet dar­über hin­aus ei­nen Bei­trag zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der christ­li­chen Wur­zeln eu­ro­päi­scher Kul­tur.

Ge­ra­de in der Dia­spo­ra­si­tua­ti­on der Or­tho­do­xen Kir­che in Deutsch­land ist es wich­tig, dass Tra­die­rungs­pro­zes­se un­ter der Be­rück­sich­ti­gung der hie­si­gen Le­bens­kon­tex­te der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­stal­tet wer­den. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt er­mög­licht das Ken­nen­ler­nen ei­ge­ner Glau­benstra­di­ti­on in ei­ner kon­text­be­zo­ge­nen, kri­ti­schen und dia­log­fä­hi­gen Wei­se.

Dar­über hin­aus wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler im or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richt in Grund­zü­gen mit an­de­ren christ­li­chen Kon­fes­sio­nen, Re­li­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen ver­traut. Da­bei ist der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt für die Ko­ope­ra­ti­on mit dem Re­li­gi­ons­un­ter­richt an­de­rer Kon­fes­sio­nen und Re­li­gio­nen of­fen. Ver­schie­de­ne For­men des in­ter­kon­fes­sio­nel­len und in­ter­re­li­giö­sen Ler­nens kön­nen als Chan­ce für die För­de­rung von Dia­log­be­reit­schaft, für ge­gen­sei­ti­ges Ver­ste­hen und To­le­ranz, sach­ge­mä­ße Wür­di­gung der Un­ter­schie­de und Ent­de­ckung der Ge­mein­sam­kei­ten ge­se­hen wer­den. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt strebt an, Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer ei­ge­nen re­li­giö­sen Iden­ti­tät zu stär­ken und sie auch zu ei­nem re­flek­tier­ten Um­gang mit re­li­giö­ser und welt­an­schau­li­cher Plu­ra­li­tät an­zu­lei­ten. Be­son­de­re Be­rück­sich­ti­gung fin­det im or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richt der Dia­spora­kon­text der or­tho­do­xen Bis­tü­mer in Deutsch­land. Die Span­nung zwi­schen der Ein­heit im Glau­ben so­wie der vol­len Kir­chen­ge­mein­schaft ei­ner­seits und zu­gleich der mul­ti­na­tio­na­len Zu­sam­men­set­zung und kul­tu­rel­len Viel­falt der ein­zel­nen Kir­chen an­de­rer­seits, kann be­rei­chern­de Lern­pro­zes­se in Gang set­zen.

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt strebt an, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung ganz­heit­lich zu för­dern. Schu­li­sche Bil­dung dient nicht nur der Wei­ter­ga­be von Wis­sen und För­de­rung der zu über­prü­fen­den Kom­pe­ten­zen. Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt un­ter­stützt zu­dem Kin­der und Ju­gend­li­che da­bei, die Be­deut­sam­keit der christ­li­chen Wer­te so­wohl für das per­sön­li­che Le­ben als auch für ein Ge­lin­gen des fried­li­chen Zu­sam­men­le­bens in der plu­ra­len Ge­sell­schaft zu er­schlie­ßen. Ein wich­ti­ges An­lie­gen des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts be­steht dar­in, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern auf­zu­zei­gen, in­wie­fern ei­ne Be­zie­hung zu Gott, den Mit­men­schen und der ge­sam­ten Schöp­fung die Ba­sis für Frie­den und Ge­rech­tig­keit dar­stellt. Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt sieht sei­nen Auf­trag dar­in, Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu auf­merk­sa­mem Wahr­neh­men, zu kri­ti­schem Den­ken und Ur­tei­len an­zu­lei­ten so­wie zu ak­ti­vem Han­deln auf Grund­la­ge des christ­li­chen Selbst­ver­ständ­nis­ses zu er­mu­ti­gen, im­mer im Be­wusst­sein, dass per­sön­li­che Hal­tun­gen im Rah­men schu­li­scher Leis­tungs­mes­sung nicht eva­lu­ier­bar sind.

Über das ei­gent­li­che un­ter­richt­li­che An­lie­gen hin­aus wirkt der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt da­bei mit, Schu­le als Le­bens- und Er­fah­rungs­raum für al­le zu ge­stal­ten. Da­zu trägt er ins­be­son­de­re durch die Mit­ge­stal­tung von Fes­ten und Got­tes­diens­ten bei.

Der kirch­li­che Be­zug des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist theo­lo­gisch im ge­mein­sa­men Glau­ben der gan­zen Or­tho­do­xen Kir­che un­ter Be­rück­sich­ti­gung der kul­tu­rel­len Be­son­der­hei­ten der ein­zel­nen Orts­kir­chen ver­an­kert. Durch die Ein­heit im Glau­ben und in der ge­mein­sa­men lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on und Kir­chen­ord­nung sind die sich selbst­stän­dig ver­wal­ten­den or­tho­do­xen Orts­kir­chen ei­ne Ein­heit: die ei­ne hei­li­ge, ka­tho­li­sche und apos­to­li­sche Kir­che.

Or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­leh­re be­zeich­net ei­nen Un­ter­richt, an dem Schü­le­rin­nen und Schü­ler teil­neh­men, die zu ei­nem der Bis­tü­mer ge­hö­ren, die ge­mein­sam die Or­tho­do­xe Kir­che in Deutsch­land bil­den. Die­se Diö­ze­sen sind durch ih­re Bi­schö­fe in der Or­tho­do­xen Bi­schofs­kon­fe­renz in Deutsch­land zu­sam­men­ge­schlos­sen. Da­bei han­delt es sich um fol­gen­de Diö­ze­sen:

  • Grie­chisch-Or­tho­do­xe Me­tro­po­lie von Deutsch­land / das Ex­ar­chat von Zen­tral­eu­ro­pa
  • Ex­ar­chat der or­tho­do­xen Ge­mein­den rus­si­scher Tra­di­ti­on in West­eu­ro­pa
  • Ukrai­ni­sche Or­tho­do­xe Epar­chie von West­eu­ro­pa
  • Me­tro­po­lie der Grie­chisch-Or­tho­do­xen Kir­che von An­tio­chi­en für West- und Mit­tel­eu­ro­pa (rum-or­tho­dox)
  • Ber­li­ner Diö­ze­se der Rus­si­schen Or­tho­do­xen Kir­che des Mos­kau­er Pa­tri­ar­chats
  • Rus­si­sche Or­tho­do­xe Diö­ze­se des or­tho­do­xen Bi­schofs von Ber­lin und Deutsch­land (Rus­sisch-Or­tho­do­xe Kir­che im Aus­land)
  • Ser­bi­sche Or­tho­do­xe Diö­ze­se von Frank­furt und ganz Deutsch­land
  • Ru­mä­ni­sche Or­tho­do­xe Me­tro­po­lie für Deutsch­land, Zen­tral- und Nord­eu­ro­pa
  • Bul­ga­ri­sche Diö­ze­se von West- und Mit­tel­eu­ro­pa
  • Diö­ze­se für Deutsch­land und Ös­ter­reich der Ge­or­gi­schen Or­tho­do­xen Kir­che

Recht­li­che Grund­la­gen des Or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist nach Art. 7, Abs. 3 des Grund­ge­set­zes der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und nach Art. 18 der Ver­fas­sung des Lan­des Ba­den-Würt­tem­berg or­dent­li­ches Lehr­fach, für das Staat und Kir­che ge­mein­sam Ver­ant­wor­tung tra­gen Er wird ge­mäß dem Schul­ge­setz in Über­ein­stim­mung mit den Leh­ren und Grund­sät­zen der Or­tho­do­xen Kir­che er­teilt (§ 96, Abs. 2 SchG).

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach Or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­leh­re ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Im or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richt ler­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Ei­ne Welt in bi­bli­scher Per­spek­ti­ve als Got­tes Schöp­fung zu deu­ten, die dem Men­schen an­ver­traut ist und für die er ver­ant­wort­lich ist. Dies schließt – ins­be­son­de­re un­ter dem As­pekt der Ge­rech­tig­keit – ei­ne Sen­si­bi­li­tät für nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten und ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be al­ler Men­schen ein. Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt will da­zu bei­tra­gen, dass die Na­tur als Got­tes gu­te Schöp­fung und Quel­le des Le­bens für die Men­schen ge­hü­tet und be­wahrt bleibt.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt macht be­wusst, dass je­dem Men­schen nach christ­li­cher Deu­tung sei­ne un­an­tast­ba­re Wür­de von Gott ge­ge­ben ist. Dies for­dert die Wert­schät­zung ei­nes je­den Men­schen, un­ab­hän­gig von sei­ner Her­kunft und Le­bens­form, Welt­an­schau­ung und Re­li­gi­on. Die Ein­heit in Viel­falt ge­hört zum We­sen der Or­tho­do­xen Kir­che und wird be­son­ders in der Dia­spo­ra als Be­rei­che­rung und Her­aus­for­de­rung er­fah­ren. Die­se Er­fah­rung bil­det ei­ne trag­fä­hi­ge Ba­sis zur För­de­rung der Plu­ra­li­täts­fä­hig­keit im Re­li­gi­ons­un­ter­richt.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer Per­sön­lich­keit zu stär­ken, ist ein zen­tra­les An­lie­gen des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts. Heil und Hei­lung als Schlüs­sel­as­pek­te des or­tho­do­xen Men­schen­bil­des – so­wie das Ver­ständ­nis des Le­bens als Ge­schenk Got­tes – be­grün­den die le­bens­be­ja­hen­de Ein­stel­lung des or­tho­do­xen Chris­ten­tums. Des­halb un­ter­stützt der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer Sen­si­bi­li­tät für die kör­per­li­che, see­li­sche und geis­ti­ge Ge­sund­heit. Er er­mu­tigt sie zu ei­ner ge­sund­heits­för­dern­den Le­bens­wei­se.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt bie­tet den Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Mög­lich­keit, ih­re Fä­hig­kei­ten und Be­ga­bun­gen zu ent­de­cken, zu re­flek­tie­ren und zu er­wei­tern. Durch sei­ne sinn­stif­ten­de Di­men­si­on dehnt er den Ho­ri­zont für die Ge­stal­tung des ei­ge­nen Le­bens­we­ges aus. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben in­ter­re­li­giö­se und in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­ten­zen, die Grund­la­gen für ei­ne spä­te­re be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on und die Über­nah­me so­zia­ler Ver­ant­wor­tung bil­den. In die­ser Wei­se un­ter­stützt und er­mu­tigt der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt Ju­gend­li­che, sich im Rah­men der ge­sell­schaft­lich ge­ge­be­nen Mög­lich­kei­ten be­ruf­lich zu ori­en­tie­ren.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Ana­lo­ge und di­gi­ta­le Me­di­en spie­len in der Le­bens­welt von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt be­dient sich mo­der­ner Me­di­en. Er zeigt die Mög­lich­kei­ten, aber auch die Ge­fah­ren der Me­di­en­nut­zung auf und trägt so zu ei­nem ver­ant­wor­tungs­vol­len Um­gang mit ih­nen bei. Ein wich­ti­ges An­lie­gen des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts ist es, durch Ver­mitt­lung ethi­scher Ori­en­tie­rung, zur Vor­beu­gung des Me­di­en­miss­brauchs bei­zu­tra­gen
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt the­ma­ti­siert ei­nen nach­hal­ti­gen Um­gang mit Res­sour­cen in der Ei­nen Welt. Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern wird der glo­ba­le Ho­ri­zont ih­res Ver­hal­tens als Kon­su­men­ten er­öff­net. Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt will die Fä­hig­keit und Be­reit­schaft er­mög­li­chen, Un­ge­rech­tig­keit und Zü­gel­lo­sig­keit im Um­gang mit Mensch und Na­tur zu er­ken­nen, um die­se zu über­win­den. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler sol­len da­bei un­ter­stützt wer­den, ei­nen ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Le­bens­stil zu ent­wi­ckeln.

1.2 Kom­pe­ten­zen

Vor dem Hin­ter­grund der hier be­schrie­be­nen Bil­dungs­zie­le im Fach Or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­leh­re legt der kirch­lich ge­neh­mig­te Bil­dungs­plan 2016 den Rah­men für die Or­ga­ni­sa­ti­on, Pla­nung und Durch­füh­rung ei­nes kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Re­li­gi­ons­un­ter­richts fest. Un­ter ei­nem kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Re­li­gi­ons­un­ter­richt wird ein Un­ter­richt ver­stan­den, der Kön­nen und Wis­sen, In­hal­te und Fä­hig­kei­ten grund­sätz­lich mit­ein­an­der ver­schränkt und auf­ein­an­der be­zieht. Dem­entspre­chend weist der Bil­dungs­plan pro­zess­be­zo­ge­ne und in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen aus, die nur in ih­rem wech­sel­sei­ti­gen Zu­sam­men­hang mit­ein­an­der zu ver­ste­hen sind.

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt för­dert den Er­werb und die Ver­tie­fung re­li­giö­ser Bil­dung. Er zielt grund­sätz­lich auf über­prüf­ba­re Kom­pe­ten­zen. Glau­be, Ein­stel­lun­gen und Hal­tun­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ent­zie­hen sich je­doch je­der Über­prüf­bar­keit. Die Kom­pe­ten­zen re­li­giö­ser Bil­dung be­inhal­ten die Fä­hig­keit, die Viel­ge­stal­tig­keit von Wirk­lich­keit wahr­zu­neh­men und theo­lo­gisch zu re­flek­tie­ren, christ­li­che Deu­tun­gen mit an­de­ren zu ver­glei­chen, die Wahr­heits­fra­ge zu stel­len und ei­ne ei­ge­ne Po­si­ti­on zu ver­tre­ten.

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen sind per­so­na­le und so­zia­le, kom­mu­ni­ka­ti­ve und re­fle­xi­ve so­wie äs­the­ti­sche und me­tho­di­sche Fä­hig­kei­ten, die sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Aus­ein­an­der­set­zung mit re­li­giö­sen Phä­no­me­nen im Lau­fe ih­res Schul­le­bens an­eig­nen. Sie be­zie­hen sich un­ter an­de­rem auf die Bil­dung der Per­sön­lich­keit und den Um­gang mit an­de­ren, auf Ver­fah­ren der Ge­win­nung, Ver­net­zung und Si­che­rung von Wis­sen, auf Stra­te­gi­en zur ei­ge­nen Pla­nung, Ge­stal­tung und Re­fle­xi­on von Lern­pro­zes­sen, auf ge­stal­te­ri­schen Aus­druck, so­wie die An­wen­dung er­wor­be­nen Wis­sens und Kön­nens in Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Hand­lungs­si­tua­tio­nen. Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen gel­ten über al­le Schul­jahr­gän­ge hin­weg. Sie sind be­wusst nicht nach Jahr­gangs­stu­fen un­ter­schie­den, son­dern den in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen al­ler Klas­sen als Ziel­vor­ga­be vor­an­ge­stellt.

Die sie­ben pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind:

  • Wahr­neh­men
    Die Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und welt­an­schau­li­che Ver­or­tung des Men­schen hän­gen we­sent­lich von sei­ner Wahr­neh­mung ab be­zie­hungs­wei­se da­von, wie der Mensch sich selbst und sei­ne Um­welt er­lebt. Der Wahr­neh­men­de ist ein Er­ken­nen­der, hat ei­ne Be­zie­hung zu sich sel­ber und nimmt Be­zie­hung zu sei­ner Au­ßen­welt auf, in­dem er In­for­ma­tio­nen und In­hal­te auf­nimmt und mög­lichst zu ei­nem „Ge­samt­bild“ zu­sam­men­fügt. Die Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit ge­hört zu den grund­le­gen­den pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen schu­li­schen Ler­nens über­haupt. Je­de Deu­tung, Dar­stel­lung, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Hand­lung hängt von der Wahr­neh­mung des Ein­zel­nen ab, die wie­der­um ge­prägt ist von sei­nem so­zia­len Um­feld. Aus die­sem Grund ge­hört es zur ele­men­ta­ren Auf­ga­be des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richts, die Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit der Schü­le­rin­nen und Schü­ler als ei­gen­stän­di­ge Kom­pe­tenz­grö­ße in den Blick zu neh­men und zu er­wei­tern, ob­gleich sie sich nur ein­ge­schränkt über­prü­fen lässt.
  • Deu­ten
    Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ha­ben zu vie­len Aus­sa­gen, Po­si­tio­nen und Über­zeu­gun­gen ei­ne kul­tu­rel­le und ge­schicht­li­che Dis­tanz und neh­men die­se da­her als fremd wahr. Die­se Aus­sa­gen, Po­si­tio­nen und Über­zeu­gun­gen sol­len aber nicht in ei­ner Fremd­heit ver­blei­ben, son­dern von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit ih­rem Vor­wis­sen, ih­ren Er­fah­run­gen und Ein­stel­lun­gen ver­knüpft wer­den. Da­bei kann die cha­rak­te­ris­ti­sche Ei­gen­art des Frem­den er­hal­ten blei­ben, wird aber in den ei­ge­nen Denk­ho­ri­zont auf­ge­nom­men und mit des­sen Mög­lich­kei­ten aus­ge­drückt. Das be­deu­tet im­mer auch ei­ne Er­wei­te­rung die­ses Ho­ri­zonts. In ähn­li­cher Wei­se – wie für frem­de Tex­te – wird die Deu­tungs­fä­hig­keit für künst­le­ri­sche Aus­drucks­for­men ent­wi­ckelt. Hier kann an­ge­knüpft wer­den an Fä­hig­kei­ten, die in den Fä­chern Deutsch, Bil­den­de Kunst und Mu­sik ver­mit­telt wer­den.
  • Dar­stel­len
    Was die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­stan­den und mit ih­rer ei­ge­nen Denk­fä­hig­keit nach­voll­zo­gen ha­ben, kön­nen sie so be­schrei­ben und dar­stel­len, dass es von an­de­ren klar und ein­deu­tig nach­voll­zieh­bar ist. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen ih­re Äu­ße­run­gen in schrift­li­cher und münd­li­cher Form auf­bau­en und ein­leuch­tend for­mu­lie­ren.
  • Ur­tei­len
    Die Ar­beit an und mit den Tex­ten, wie de­nen der Hei­li­gen Schrift, der Lit­ur­gie und der Kir­chen­vä­ter, aber auch mit an­de­ren Glau­bens­zeug­nis­sen, wie der Kir­chen­ar­chi­tek­tur, Mu­sik und Iko­ne, trägt da­zu bei, die ei­ge­ne Ur­teils­fä­hig­keit aus­zu­bil­den, zu schär­fen und zu üben. Die Fä­hig­keit, ei­nen ei­ge­nen Stand­punkt in un­se­rer plu­ra­len Ge­sell­schaft aus­zu­bil­den und zu ver­tre­ten, wird ge­för­dert.
  • Dia­log füh­ren
    Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­geg­nen in ih­rem All­tag ei­ner Viel­falt, die re­li­giö­se und welt­an­schau­li­che Plu­ra­li­tät ein­schließt. Die ei­ge­ne Iden­ti­tät bil­det sich un­ter an­de­rem in der Aus­ein­an­der­set­zung mit die­ser Plu­ra­li­tät aus. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen an­de­ren re­li­giö­sen und welt­an­schau­li­chen Er­fah­run­gen in To­le­ranz und Re­spekt so­wie Of­fen­heit be­geg­nen. Sie kön­nen die ei­ge­ne Po­si­ti­on ver­ständ­lich, ar­gu­men­ta­tiv und dis­kurs­be­zo­gen ver­tre­ten. Sie sind in der La­ge, sich mit re­li­giö­sen und welt­an­schau­li­chen Er­fah­run­gen so­wie ethi­schen Ein­stel­lun­gen der An­de­ren aus­ein­an­der­zu­set­zen und zu­sam­men nach ge­mein­sa­men Lö­sungs­stra­te­gi­en zu su­chen be­zie­hungs­wei­se ge­mein­sam zu han­deln.
  • Han­deln
    Un­ter Hand­lungs­fä­hig­keit wird die Fä­hig­keit ver­stan­den, den Men­schen mit all sei­nen Stär­ken und trotz sei­ner Schwä­chen als Iko­ne Got­tes wahr­zu­neh­men und von die­sem Stand­punkt den Wil­len zu ent­wi­ckeln, Men­schen zu hel­fen, zu un­ter­stüt­zen und sich in­ten­siv für die Schwa­chen in un­se­rer Ge­sell­schaft, aber auch auf der in­ter­na­tio­na­len Ebe­ne ein­zu­set­zen. Sie wer­den da­zu er­mu­tigt, am Le­ben der Kir­che ak­tiv teil­zu­neh­men, um die­ses zu be­rei­chern und mit­zu­ge­stal­ten.
    Dar­über hin­aus ver­ste­hen sie die Na­tur als Schöp­fung Got­tes und aus die­ser Per­spek­ti­ve han­deln sie mit be­son­de­rer Ver­ant­wor­tung, um die­se zu be­wah­ren. Sie er­ken­nen die Wich­tig­keit der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung und der Frie­dens­stif­tung und kön­nen selbst­be­wusst auf­tre­ten, um die­se zu för­dern.
    Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den er­mu­tigt, das ei­ge­ne Le­ben und ih­re Um­welt fried­voll und ge­recht zu ge­stal­ten.
  • Re­li­giö­se Spra­che für sich er­schlie­ßen und ver­wen­den
    Die Spra­che der Re­li­gi­on ist ein viel­di­men­sio­na­les Phä­no­men. Re­li­giö­se Spra­che zeigt sich auf der rein sprach­li­chen Ebe­ne in Me­ta­phern, in my­thi­scher und pro­phe­ti­scher Re­de, in Be­kennt­nis­sen, Ge­be­ten, Hym­nen, fach­li­chen Ter­mi­no­lo­gi­en und in der Got­tes­dienst­spra­che. Ei­ne Be­son­der­heit der re­li­giö­sen Spra­che liegt dar­in, dass sie nicht al­lein auf die­se Ebe­ne re­du­ziert wer­den kann. Die Re­de von Gott fin­det ih­ren Aus­druck in der Or­tho­do­xie auch in an­de­ren Di­men­sio­nen. Auf der vi­su­el­len Ebe­ne sind es vor al­lem die Iko­nen, aber auch die Ges­tik, die Kör­per­spra­che so­wie die Raum­ge­stal­tung und Ar­chi­tek­tur der Kir­chen. Au­di­tiv geht es um die Mu­sik in den un­ter­schied­li­chen or­tho­do­xen Kir­chen. Die Spra­che der Re­li­gi­on wird auf al­len Ebe­nen wahr­ge­nom­men, ge­deu­tet und kom­mu­ni­ziert. Über die Ent­wick­lung der re­li­giö­sen Sprach­fä­hig­keit im Rah­men der ei­ge­nen or­tho­do­xen Tra­di­ti­on hin­aus, wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler für die Wahr­neh­mung und Deu­tung der re­li­giö­sen Spra­che an­de­rer Kon­fes­sio­nen und Re­li­gio­nen sen­si­bi­li­siert. Da die meis­ten or­tho­do­xen Kin­der in meh­re­ren und un­ter­schied­li­chen (kirch­lich‑)sprach­li­chen Kon­tex­ten auf­wach­sen, kommt dem Deut­schen ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um zu. Sie ler­nen re­li­giö­se Be­grif­fe und In­hal­te auf Deutsch ken­nen, die sie wo­mög­lich aus ih­rem fa­mi­liä­ren und kirch­li­chen Kon­text in ei­ner an­de­ren Spra­che mit­brin­gen, und stel­len Ver­knüp­fun­gen zwi­schen ih­nen her.

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Die Stan­dards in­halts­be­zo­ge­ner Kom­pe­ten­zen glie­dern sich in al­len Stan­dard- be­zie­hungs­wei­se Klas­sen­stu­fen in sechs Be­rei­che. Zu­sam­men mit den pro­zess­be­zo­ge­nen bil­den die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen die Grund­la­ge für die Pla­nung von Un­ter­richt. Die sechs in­halts­be­zo­ge­nen Be­rei­che be­zeich­nen kei­ne the­ma­ti­schen Un­ter­richts­ein­hei­ten und bil­den kei­ne Un­ter­richts­se­quen­zen ab. Sie sind in­halt­lich ver­netzt und kön­nen auch the­men­feld­über­grei­fend be­han­delt wer­den. Dies wird durch die in­halts­be­zo­ge­nen Ver­wei­se (I) ver­deut­licht. Auf An­schluss­mög­lich­kei­ten zu an­de­ren Fä­chern ver­weist das Sym­bol (F).

Die sechs Be­rei­che lau­ten:

  1. Gott – Mensch – Welt
  2. Die Hei­li­ge Schrift
  3. Das lit­ur­gi­sche Le­ben der Kir­che
  4. Ge­schich­te und Ge­gen­wart der Or­tho­do­xen Kir­che
  5. Ver­ant­wort­li­ches Han­deln
  6. Re­li­gio­nen, Kon­fes­sio­nen und Welt­an­schau­un­gen

Das The­ma der Men­sch­wer­dung des Lo­gos in der Per­son Je­su Chris­ti durch­zieht al­le sechs The­men­fel­der. Des­we­gen ist es nicht als ei­ge­nes Feld be­nannt.

Die Be­rei­che der in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind ver­ti­kal und ho­ri­zon­tal dif­fe­ren­ziert: ver­ti­kal nach den Klas­sen 5/6, den Klas­sen 7/8/9 und der Klas­se 10; ho­ri­zon­tal nach den drei Kom­pe­tenz­ni­veaus Grund­ni­veau (G), Mitt­le­res Ni­veau (M) und Er­wei­ter­tes Ni­veau (E). Da­mit wer­den Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten je­der ein­zel­nen Schü­le­rin, je­den ein­zel­nen Schü­lers be­nannt und Dif­fe­ren­zie­rungs­mög­lich­kei­ten für die un­ter­richt­li­che Um­set­zung be­rück­sich­tigt.

Das Grund­ni­veau (G) um­fasst Kern­in­hal­te und ver­wen­det für die Kom­pe­tenz­be­schrei­bung oft ba­sa­le Ope­ra­to­ren. Im Mitt­le­ren Ni­veau (M) und Er­wei­ter­ten Ni­veau (E) sind die In­hal­te teil­wei­se aus­ge­wei­tet, zu­neh­mend auf Ver­knüp­fung an­ge­legt und die Kom­pe­ten­zen auch teils von den Ope­ra­to­ren her an­spruchs­vol­ler for­mu­liert.

Die bei der For­mu­lie­rung der Kom­pe­ten­zen ver­wen­de­ten Ope­ra­to­ren sind als Lis­te bei­ge­fügt. Sie sind als hand­lungs­lei­ten­de Ver­ben zu ver­ste­hen und si­gna­li­sie­ren, wel­che Tä­tig­kei­ten beim Er­werb der Kom­pe­ten­zen er­war­tet wer­den.

1.3 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Or­tho­do­xer Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist mehr als das, was stan­dar­di­sier­bar ist.

Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt in der Se­kun­dar­stu­fe I er­mög­licht den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung so­wohl mit der ei­ge­nen Kon­fes­si­on als auch mit an­de­ren re­li­giö­sen Tra­di­tio­nen in exis­ten­zi­el­ler und re­flek­tie­ren­der Wei­se. Der or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­un­ter­richt hat die Auf­ga­be, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu sinn­vol­len Er­fah­run­gen mit In­hal­ten und Tra­di­tio­nen ih­res Glau­bens zu ver­hel­fen und ih­nen ei­ne auf Mit­ge­stal­tung aus­ge­rich­te­te Teil­nah­me am po­li­ti­schen, kul­tu­rel­len und re­li­giö­sen Le­ben der de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft in Deutsch­land zu er­mög­li­chen. Er trägt zur Er­schlie­ßung ge­gen­wär­ti­ger re­li­giö­ser und ge­sell­schaft­li­cher Phä­no­me­ne bei so­wie zum Ver­ständ­nis ih­rer ge­schicht­li­chen Her­kunft und zur Ent­wick­lung von Per­spek­ti­ven für ih­re Zu­kunft. Dar­aus er­gibt sich die Kon­se­quenz, nach ei­nem sol­chen Zu­gang zu In­hal­ten des or­tho­do­xen Glau­bens zu su­chen, wel­cher der ge­gen­wär­ti­gen Si­tua­ti­on an­ge­mes­sen ist und die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer kon­kre­ten Le­bens­welt in die­ser Ge­sell­schaft er­reicht.

Kenn­zeich­nend für den Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist die her­me­neu­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit re­li­giö­sen und nich­t-re­li­giö­sen Sicht­wei­sen so­wie mit un­ter­schied­li­chen Wahr­heits­an­sprü­chen. Die dis­kur­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung im Re­li­gi­ons­un­ter­richt schärft die Kom­pe­tenz zu Wahr­neh­mung und Em­pa­thie so­wie zur Ar­gu­men­ta­ti­on und selbst­stän­di­gen Ur­teils­bil­dung in ei­ner zu­neh­mend plu­ra­len Ge­sell­schaft.

Der kri­tisch-kon­struk­ti­ve Dia­log der Theo­lo­gie mit an­de­ren Wis­sen­schaf­ten und Dis­zi­pli­nen ist für den Re­li­gi­ons­un­ter­richt ein not­wen­di­ges Ele­ment. Die­se Aus­ein­an­der­set­zung er­öff­net dem Fach ei­ne in­ter­dis­zi­pli­nä­re Aus­rich­tung. Or­tho­do­xe Re­li­gi­ons­leh­re ist in Be­zug auf Zie­le, Ge­gen­stand und Me­tho­den viel­fäl­tig mit an­de­ren Fä­chern ver­knüpft, in be­son­de­rer Wei­se im Be­reich der Sinn‑, Wert- und Wahr­heits­fra­gen

Das Selbst­ver­ständ­nis des or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­rich­tes hat auch Aus­wir­kun­gen auf sei­ne Ge­stal­tung. Er för­dert das Ver­ständ­nis des ei­nen or­tho­do­xen Glau­bens in sei­ner Viel­falt und kon­kre­ti­siert ihn un­ter den be­son­de­ren Ge­ge­ben­hei­ten in Deutsch­land. Bil­dung ist ein ganz­heit­li­cher Vor­gang, der die Sin­ne und die geis­ti­g-see­li­schen Fä­hig­kei­ten um­fasst. Dar­aus er­gibt sich, dass im or­tho­do­xen Re­li­gi­ons­un­ter­richt ne­ben ko­gni­ti­v-ana­ly­ti­scher Ar­beit auch me­di­ta­ti­ve oder sym­bo­lisch-er­schlie­ßen­de Ele­men­te be­deut­sam sind, eben­so hand­lungs­ori­en­tier­te Ar­beits­for­men. Auf­grund der we­sen­haf­ten Be­zo­gen­heit von Gott und Mensch ist die wech­sel­sei­ti­ge Be­zie­hung von Got­tes­leh­re und Men­schen­bild, von gött­li­cher Of­fen­ba­rung und men­sch­li­cher Er­fah­rung grund­le­gend. Ar­beit an au­ßer­schu­li­schen Lern­or­ten und au­ßer­schu­li­sche An­ge­bo­te kön­nen den Un­ter­richt sinn­voll er­gän­zen.




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