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1. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb
1.1 Bildungswert des Faches Basiskurs Medienbildung
Kinder und Jugendliche bewegen sich ganz selbstverständlich in einer von digitalen Medien durchdrungenen Welt. Die Integration unterschiedlichster medialer Funktionen in ein Gerät, die stetige Medienverfügbarkeit und mediengestützte Dienste aller Art generieren fortwährend neue Möglichkeiten der Verwendung von digitalen Medien. Zudem bietet die rasche technische Entwicklung ständig neue und andersartige Zugänge zu Informationen, erlaubt einen unmittelbaren Austausch und hält ganz neue Formen der gesellschaftlichen Teilhabe bereit. Medial vermittelte Erfahrungsräume dienen Kindern und Jugendlichen auch als Sozialisationsinstanz. Doch ein unbedachtes und sorgloses Verhalten darin birgt Gefahren und Risiken.
Deshalb ist es unabdingbar, dass eine moderne Gesellschaft ihre Priorität darauf setzt, gerade über den Bereich Medienbildung Partizipation, gesellschaftlichen Anschluss und Erwerbsfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Im 21. Jahrhundert ist eine umfassende Medienkompetenz ein essenzieller Schlüssel für die Teilhabe an der Gesellschaft und für die Entwicklung einer aktiven, selbstbewussten Rolle darin. Medienkompetenz ist hierbei als Ziel zu verstehen, wobei Medienbildung der Weg ist, dieses Ziel zu erreichen.
Das Lernen mit Medien und das Lernen über Medien müssen daher in den Fokus der unterrichtlichen Tätigkeit rücken, um ein selbstbestimmtes und reflektiertes Medienwissen und Medienhandeln der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.
Der Basiskurs Medienbildung leistet in Klasse 5 einen ersten Beitrag, um dieses Bildungsziel zu erreichen. Hier werden Grundlagen der Medienbildung gelegt, auf die in den Fächern aufgebaut wird. Zudem ergänzt und erleichtert der Basiskurs die fächerintegrative Umsetzung der Leitperspektive Medienbildung im Bildungsplan.
Es ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse über eine große Bandbreite unterschiedlichster Erfahrungen bezüglich der persönlichen und schulischen Mediennutzung verfügen und somit ihre Medienkompetenz unterschiedlich ausgeprägt ist. Der Basiskurs Medienbildung ist notwendig, um im Rahmen individueller Bildungs- und Lernprozesse gleichzeitig einen ersten Mindeststandard der Medienkompetenz zu gewährleisten. Er übernimmt damit eine Brückenfunktion an der Schnittstelle zwischen der Grundschule und der weiterführenden Schule.
Beitrag des Faches zu den Leitperspektiven
In welcher Weise der Basiskurs Medienbildung einen Beitrag zu den Leitperspektiven leistet, wird im Folgenden dargestellt:
- Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Demokratiefähigkeit und solide Urteilsbildung im Bereich der Medien setzen reflektierte und respektvolle (digitale) Kommunikation und Kooperation voraus. Der Basiskurs Medienbildung nimmt diese Thematik auf altersgerechte Art und Weise in den Fokus und vermittelt grundlegende Kompetenzen. - Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
Die verschiedensten Lebensentwürfe unterschiedlichster Prägung spiegeln sich auch in der medialen Landschaft wider. Respekt sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit können insbesondere durch die Auseinandersetzung mit der Rolle und Wirkung von Medien gefördert werden. - Prävention und Gesundheitsförderung (PG)
Um sich sicher und souverän in der Medienwelt bewegen zu können, braucht es eine reflektierte Haltung, die es ermöglicht, wertschätzend zu kommunizieren und sich über die Gefahren (übermäßigen) Medienkonsums bewusst zu sein. Die auf den mediendidaktischen Prinzipien beruhenden Arbeitsweisen im Basiskurs Medienbildung fördern das selbstständige und kooperative Lernen, die Selbstregulation sowie die Team- und Kommunikationsfähigkeit junger Menschen. - Berufliche Orientierung (BO)
Die Leitperspektive Berufliche Orientierung und die Medienbildung sind im besonderen Maße miteinander verbunden, da in fast allen beruflichen Bereichen die digitalen Medien eine wichtige Rolle spielen. Der Basiskurs Medienbildung legt hier einen Grundstein, der in den Fächern im Sinne der Leitperspektive Medienbildung weiter ausgebaut und vertieft wird. - Verbraucherbildung (VB)
Der mündige Verbraucher benötigt in einer mediatisierten Welt eine umfassende Medienkompetenz. Besonders in den Bereichen digitale Informationsbeschaffung (Information und Wissen) und Wirkung von Medien in der Gesellschaft (Mediengesellschaft) bekommen die Schülerinnen und Schüler im Basiskurs Medienbildung erste Grundlagen vermittelt.
1.2 Kompetenzen
Die prozessbezogenen und die inhaltsbezogenen Kompetenzen konkretisieren den Bildungsauftrag. Sie erleichtern einerseits die Planung hinsichtlich der Durchführung des Basiskurses. Andererseits dienen sie als Orientierung für die Fächer, welche die Medienbildungskompetenzen integrativ unterrichten.
Prozessbezogene Kompetenzen
Die prozessbezogenen Kompetenzbereiche im Basiskurs Medienbildung sind:
- Sachkompetenz
- Handlungskompetenz
- Reflexionskompetenz
Sie umfassen die Medienbildung insgesamt und intendieren einen (dem Alter entsprechenden) angemessenen Umgang mit Medien. Die prozessbezogenen Kompetenzen beinhalten grundlegende fachspezifische Kenntnisse, mediengerechtes Handeln sowie die altersangemessene Fähigkeit, dieses Handeln zu hinterfragen und Schlüsse für sich daraus zu ziehen. Darüber hinaus gelingt es, Bezüge zwischen unterschiedlichen lebensweltlichen Erfahrungen herzustellen (medial-virtuelle Erfahrungen und Erfahrungen auf der Basis von realen Begegnungen) und in Auseinandersetzung mit anderen Menschen und der Welt ein genaueres Bild von sich selbst zu gewinnen.
Inhaltsbezogene Kompetenzen
Die inhaltsbezogenen Kompetenzbereiche der Medienbildung leiten sich zum einen ab vom „Kompetenzorientierten Konzept für die schulische Medienbildung“ der Länderkonferenz Medienbildung und zum anderen von der Beschlussfassung der Kultusministerkonferenz (KMK) „Medienbildung in der Schule“.
Die inhaltsbezogenen Kompetenzbereiche im Basiskurs Medienbildung sind:
- Information und Wissen
- Produktion und Präsentation
- Kommunikation und Kooperation
- Mediengesellschaft
- Grundlagen digitaler Medienarbeit
Diese fünf Bereiche sind nicht als getrennte, sondern als ineinander verschränkte Felder zu verstehen, die sich immer wieder gegenseitig durchdringen. Insbesondere der Bereich Grundlagen digitaler Medienarbeit ist als immanente Kompetenz zu verstehen, welche nötig ist, um die Themen mittels digitaler Medien sach- und situationsgerecht bearbeiten zu können.
Es lässt sich zwar jedes medienbildnerische Handeln schwerpunktmäßig einem bestimmten Kompetenzbereich zuordnen, meistens bestehen aber viele Bezüge zu anderen Kompetenzbereichen. Dies erlaubt es, durch eine unterrichtliche Themenstellung mehrere Kompetenzbereiche zu bearbeiten und damit die Medienbildung als Ganzes im Blick zu behalten.
Die inhaltsbezogenen Kompetenzen des Basiskurses überschneiden sich sowohl mit den eigenen prozessbezogenen Kompetenzen als auch mit Inhalten anderer Fächer und Leitperspektiven. Die entsprechenden Querbezüge und Verweise gestatten eine Weiterführung der im Basiskurs Medienbildung grundlegend erworbenen Kompetenzen in den Fächern.
1.3 Didaktische Hinweise
Das mediale Nutzungsverhalten der Schülerinnen und Schüler beeinflusst entscheidend deren Wahrnehmung, die Art und Weise ihres Denkens und Lernens. Die alleinige Nutzung digitaler Geräte sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob man die Anwendungen sicher beherrscht und sich angemessen in der Medienwelt bewegen kann. Eine wichtige Aufgabe der Mediendidaktik besteht darin, diese beiden Bereiche auf unterrichtlicher Ebene zu gestalten und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie mit Medien aktiv, selbstbestimmt, sach- und situationsgerecht sowie kritisch umgegangen werden kann.
Die Schülerinnen und Schüler kommen mit sehr unterschiedlichen Medienerfahrungen in die Sekundarstufe. Die didaktischen Konsequenzen daraus zeigen sich in einer erheblich veränderten Rolle sowohl der Lehrkräfte als auch der Lernenden. Lernen bedeutet hier vor allem Lernen durch Begleitung, durch angeleitetes Handeln, durch Mitgestalten und durch Anwenden. Notwendig sind sowohl die Förderung individueller Lernprozesse und Lernwege als auch kooperativer Arbeitsformen mittels digitaler Medien.
Der Basiskurs Medienbildung steht zudem vor der Schwierigkeit, aktuelle und künftige technische Standards mitzudenken. Daher verschärft sich die didaktische Herausforderung durch die kaum vorhersehbare medientechnische Entwicklung und deren unmittelbaren Konsequenzen für den Mediengebrauch der Kinder. Um im Basiskurs Medienbildung diesem Umstand gerecht zu werden, sind die inhaltsbezogenen Kompetenzen etwas offener und weitreichender formuliert. Dies soll aber nicht zu einem höheren Abstraktionsniveau und zu mehr Stofffülle in der fünften Klasse führen, sondern umgekehrt Freiräume zur beispielhaften und altersangemessenen Umsetzung schaffen. Beispielhaft bedeutet hier, durch eine Aufgabe den Schülerinnen und Schülern einen ersten Einblick in das jeweilige Thema zu geben. Altersangemessen bedeutet hier, eine Vertiefung des Themas zu wählen, der die Kinder entsprechend ihrem Vorstellungsvermögen noch folgen können.
Folgende mediendidaktische Prinzipien liegen dem Basiskurs Medienbildung zugrunde:
Lebensweltbezug
Die Motivation und das Interesse für das Lernen mit und über Medien kann erheblich gefördert werden, wenn der Bezug der Themen zum Alltag und zur eigenen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler gewahrt ist. Eine bedeutsame Aufgabe lässt erkennen, wozu sie dient, welche Relevanz und welchen Situationsbezug sie für die Schülerinnen und Schüler besitzt und in welchem gesellschaftlichen Zusammenhang sie steht.
Kooperation
Tägliche Medienerfahrungen, gängige und zeitgemäße mediale Kommunikationsmöglichkeiten und unterschiedliche Lernstände legen es nahe, gemeinsam und im wechselseitigen Austausch Medienkenntnisse und ‑fertigkeiten zu erwerben, zu verbessern, zu festigen und dabei Zutrauen zu den eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler tragen in diesem medialen Umfeld gemeinsam Verantwortung für ihre Zusammenarbeit und ihre Ergebnisse und stärken damit ihre Kommunikations- und Sozialkompetenz.
Handlungsorientierung
Für die eigene Navigation in modernen Medienwelten und ein Verständnis der Medien ist eine aktive Gestaltung von digitalen Produkten unerlässlich. Jeder kann heute auf unkomplizierte Art und Weise am gesellschaftlichen Geschehen medial partizipieren. Daher ist es angebracht, diese Form von Erfahrung und Eigentätigkeit für das Behalten und das Lernen zu nutzen und vor allem motivational einzusetzen (Jugendliche als aktive Produzenten). Dies ist gerade im Hinblick auf diejenigen Schülerinnen und Schüler besonders wichtig, denen die abstrakt-analytische Arbeitsweise eher Schwierigkeiten bereitet. Der handlungsorientierte Einsatz von Medien bietet enorme Potenziale, um in der Verbindung von Text, Bild und Ton die Freude am Lernen und am kreativen Gestalten und Kommunizieren mit Medien zu fördern.
Reflexion
Das Hinterfragen des eigenen Tuns spielt schon bei jungen Schülerinnen und Schülern eine wichtige Rolle für das Selbstverständnis und die persönliche Orientierung. Das eigene Medienverhalten kritisch in den Blick zu nehmen und sich mit der Bedeutung der Medien altersangemessen auseinanderzusetzen, ist Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Handeln in der Mediengesellschaft.
Individualisierung
Angesichts der großen Heterogenität zu Beginn der Orientierungsstufe ist eine individuelle Berücksichtigung der Lernstände besonders wichtig. Sich der unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler konstruktiv anzunehmen, heißt: sich mit verschiedenen Aufgabenstellungen beziehungsweise individuellem Ausmaß der Bearbeitungs- und Lernhilfen sowie Zusatzaufgaben auf diese Unterrichtssituation einzulassen. Mit dem Einsatz von digitalen Medien ist es leichter möglich, den Interessen und Lernmöglichkeiten jeder Schülerin und jedes Schülers entgegenzukommen.
Exploratives Lernen
Die Vielzahl der Lernwege beim Umgang mit Medien eröffnet die Chance, die Schülerinnen und Schüler die Lösungen in ihrer eigenen Art und Weise für sich entdecken zu lassen. Für eine dauerhafte Aneignung des Gelernten ist es wichtig, einen eigenen Zugang zu gewähren, Eigeninitiative und Autonomie zu fördern, indem individuelle Lernwege offen stehen.
Exemplarisches Lernen
Die Vielzahl an Medienphänomenen und die komplexe Medientechnik machen es notwendig, typische Phänomene aufzugreifen. Den Schülerinnen und Schülern wird beispielhaft Wirkung, Funktion, Strukturwissen und Anwendung von Medien nahegebracht und ihnen so ein sicherer Zugang zur Medienwelt eröffnet.
Durchführungsvarianten
Die Art der Durchführung bleibt in der Verantwortung der jeweiligen Schule. Grundsätzlich empfiehlt es sich, bald nach Beginn des Schuljahres den Kurs umzusetzen. Damit wird gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler frühzeitig über ein verlässliches Niveau der Medienkompetenz verfügen. Daran können die Fachlehrkräfte in ihrem jeweiligen Unterricht anknüpfen und Medienbildung im Sinne der Leitperspektive weiterführen.
Unter anderem sind folgende Durchführungsvarianten denkbar:
a) in Form einer Kompaktwoche
b) innerhalb mehrerer Projekttage
Bei allen Durchführungsvarianten umfasst der Basiskurs Medienbildung Klasse 5 in der Summe 35 Unterrichtsstunden. Davon entfallen 30 Stunden auf das Kerncurriculum, dessen Umfang durch den vorliegenden Basiskurs abgebildet wird. Die restlichen fünf Stunden können im Sinne des Schulcurriculums für medienbildnerische Vertiefungen genutzt werden.