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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

Die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung för­dert re­li­giö­se Bil­dung und leis­tet im Rah­men des Er­zie­hungs- und Bil­dungs­auf­trags der Schu­le ei­nen ei­gen­stän­di­gen, grund­sätz­li­chen und viel­sei­ti­gen Bei­trag. Sie er­mög­licht es, die Be­deu­tung des Ko­rans und des Pro­phe­ten Mu­ham­mad für ein zeit­ge­mä­ßes is­la­misch ge­präg­tes Le­ben zu ent­de­cken und im is­la­mi­schen Glau­ben ei­ne Hil­fe zur Deu­tung und Ge­stal­tung des Le­bens zu fin­den. Da­bei in­for­miert sie nicht nur über den is­la­mi­schen Glau­ben und sei­ne Tra­di­tio­nen, son­dern zeigt We­ge zum Glau­ben als Ein­stel­lung, Hal­tung und Le­bens­pra­xis in un­se­rer heu­ti­gen Zeit auf. Sie er­öff­net den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Zu­gän­ge zur is­la­mi­schen Re­li­gi­on, un­ter­stützt sie auf der Su­che nach dem ei­ge­nen Le­bens­sinn und trägt zu ei­ner selbst­be­stimm­ten re­li­giö­sen Iden­ti­täts­bil­dung bei. Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung ist of­fen für Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­schie­de­ner is­la­mi­scher als auch an­ders re­li­giö­ser so­wie nicht­re­li­giö­ser Prä­gun­gen und Über­zeu­gun­gen und be­tei­ligt sich da­durch an der Ver­stän­di­gung in der plu­ra­len Ge­sell­schaft.

1.1 Bil­dungs­wert des Fa­ches Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung

Für die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung gilt, dass sie sich als schu­li­sches Lehr­fach an den grund­le­gen­den Auf­ga­ben von Schu­le ori­en­tiert, die un­ter an­de­rem auf die Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung, die Ge­stal­tungs­fä­hig­keit mit Blick auf das ei­ge­ne Le­ben in so­zia­ler Ver­ant­wor­tung und die Fä­hig­keit der Mit­wir­kung in der de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft zielt. Dar­über hin­aus ist sie ein be­kennt­nis­ori­en­tier­ter Un­ter­richt, der die Fra­ge nach Gott the­ma­ti­siert, We­ge zum Glau­ben er­öff­net und zum ganz­heit­li­chen Den­ken und Han­deln mo­ti­viert. Da­bei greift sie das Be­dürf­nis der Schü­le­rin­nen und Schü­ler nach Ori­en­tie­rung, Iden­ti­täts­bil­dung und Kon­zep­ti­on des Le­bens auf, schärft den Blick für das We­sent­li­che in Glau­ben und Le­ben und will auf der Grund­la­ge des Is­lam Ant­wor­ten und Im­pul­se für ein selbst­be­stimm­tes und selbst­ver­ant­wor­te­tes re­li­giö­ses Le­ben an­bie­ten. Im Mit­tel­punkt des Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richts sun­ni­ti­scher Prä­gung ste­hen dar­um exis­ten­zi­el­le Fra­gen, die ent­schei­dend für den ei­ge­nen Le­bens­ent­wurf, die ei­ge­ne re­li­giö­se und spi­ri­tu­el­le Ver­or­tung, die ei­ge­ne Deu­tung von Wirk­lich­keit und die in­di­vi­du­el­len re­li­giö­sen und ethi­schen Hand­lungs­op­tio­nen sind und so­mit Grund­la­ge gleich­be­rech­tig­ter Teil­ha­be an Ge­mein­schaft und Ge­sell­schaft so­wie kon­struk­ti­ver Ge­stal­tung des Le­bens dar­stel­len.

Die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung ge­winnt ih­re Stand­punk­te aus den Pri­mär­quel­len und der reich­hal­ti­gen Tra­di­ti­on des Is­lam und geht gleich­zei­tig von der kon­kre­ten Le­bens­welt der Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus. Da­bei ori­en­tiert sie sich ge­mäß ko­ra­ni­scher For­mu­lie­rung am re­gu­la­ti­ven Maß der in der Mit­te ste­hen­den Ge­mein­schaft (Su­re 2, Vers 143) [1], stellt sich den Her­aus­for­de­run­gen der mo­der­nen Zeit und bie­tet den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ethi­sche, re­li­giö­se und zu­gleich der kri­ti­schen Re­fle­xi­on of­fe­ne Denk- und Hand­lungs­op­tio­nen an.

Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung er­mög­licht Zu­gän­ge zu den ge­ge­be­nen Glau­bens­grund­la­gen, Nor­men und ethisch-prak­ti­schen Vor­schrif­ten des Is­lam und stellt die­se in Zu­sam­men­hang mit den plu­ra­lis­ti­schen Le­bens­be­din­gun­gen der Ge­gen­wart. Er the­ma­ti­siert aus die­sem Grund ele­men­ta­re As­pek­te der Re­li­gi­on, die das all­täg­li­che Le­ben so­wie ein re­spekt­vol­les, acht­sa­mes, to­le­ran­tes und gleich­be­rech­tig­tes Mit­ein­an­der und die Deu­tung und Ge­stal­tung des Le­bens ins­ge­samt be­tref­fen.

Dar­über hin­aus setzt er sich für Ge­rech­tig­keit, Frie­den und Si­cher­heit so­wie für Frei­heit und De­mo­kra­tie ein, sucht un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ver­fass­ten ge­sell­schaft­li­chen Grund­la­gen nach grund­le­gen­den Über­ein­stim­mun­gen in Fra­gen der Ethik über die Gren­zen von Re­li­gi­on und Welt­an­schau­ung hin­weg, stärkt Hoff­nung und Zu­kunfts­per­spek­ti­ven der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, weckt Lie­be und Re­spekt für die Schöp­fung und die Men­schen, mo­ti­viert zum so­li­da­ri­schen und öko­lo­gi­schen Han­deln und zur Ver­ant­wor­tung für sich, die Mit­men­schen und die Schöp­fung ins­ge­samt. Er be­greift so­mit den Is­lam als ei­ne trei­ben­de Kraft der per­sön­li­chen Le­bens­ge­stal­tung und der Deu­tung von Wirk­lich­keit, för­dert die kon­struk­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit is­la­mi­schen Über­lie­fe­run­gen und den An­sprü­chen des Le­bens und un­se­rer heu­ti­gen Ge­sell­schaft und er­mu­tigt zu ei­nem re­flek­tier­ten re­li­giö­sen und spi­ri­tu­el­len Le­ben, in dem vor­aus­schau­en­des Den­ken und Han­deln und das Zu­trau­en in Gott und sich selbst zum Tra­gen kommt.

Ein kon­tex­tu­ell, dy­na­misch und mul­ti­pel ver­stan­de­ner Iden­ti­täts­be­griff bin­det fer­ner die un­ter­schied­li­chen kul­tu­rel­len, re­li­giö­sen und so­zia­len Hin­ter­grün­de so­wie di­ver­gie­ren­de Wis­sens­be­stän­de ein und stellt zu­gleich die grund­sätz­li­chen Ge­mein­sam­kei­ten wie die Zu­ge­hö­rig­keit zu der Ge­mein­schaft der Mus­li­me und der Ge­sell­schaft der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land her­aus. Für die Ver­tie­fung der ver­bin­den­den Ele­men­te ist es wich­tig, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in Be­zug auf das Ge­mein­sa­me und Ver­bin­den­de in un­se­rer plu­ra­len Ge­sell­schaft so­wie in Be­zug auf re­li­giö­se Ent­schei­dun­gen und Sicht­wei­sen kom­mu­ni­ka­ti­ons- und dis­kurs­fä­hig wer­den. Dar­um ist die Stär­kung der re­li­giö­sen Sprach‑, Dia­log‑, Kri­tik‑, Ur­teils- und Lern­fä­hig­keit grund­le­gen­der Be­stand­teil der Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­leh­re. In die­sem Kon­text ist in die­sem Fach auch das in­ter­re­li­giö­se Ler­nen und der in­ne­ris­la­mi­sche Dia­log so­wie kul­tu­rel­les und so­zi­o­po­li­ti­sches Ver­ste­hen und die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit ge­sell­schaft­li­chen Struk­tu­ren, Denk- und Hand­lungs­wei­sen ver­or­tet.

Rechts­grund­la­ge

Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung in Ba­den-Würt­tem­berg er­folgt der­zeit im Rah­men des von der Lan­des­re­gie­rung ein­ge­rich­te­ten Mo­dell­pro­jekts und wird von aus­ge­bil­de­ten Lehr­kräf­ten er­teilt.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

Die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung be­rück­sich­tigt bei ih­ren in­halt­li­chen Kom­pe­tenz­an­for­de­run­gen die sechs über­ge­ord­ne­ten zu­kunfts­ori­en­tier­ten Leit­per­spek­ti­ven des Bil­dungs­plans als päd­ago­gi­sche Per­spek­ti­ve, stellt sie in Be­zie­hung zu ethisch-prak­ti­schen As­pek­ten des Is­lam und sucht nach kon­struk­ti­ven Ver­hält­nis­be­stim­mun­gen. Dies stärkt den sys­te­ma­ti­schen Kom­pe­tenz­auf­bau der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, Ent­schei­dun­gen in ei­ner durch Kom­ple­xi­tät und Di­ver­si­tät ge­präg­ten Um­welt zu tref­fen und Her­aus­for­de­run­gen im Blick dar­auf ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu meis­tern.

In wel­cher Wei­se das Fach Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­s­telt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Die Deu­tung der Welt als Schöp­fung Got­tes ist ele­men­ta­rer Grund­satz des Is­lam, wo­bei die Schöp­fung dem Men­schen als zu be­wah­ren­des Gut an­ver­traut und er zur Über­nah­me von Ver­ant­wor­tung für sie be­ru­fen ist. Dies schließt ei­ne Sen­si­bi­li­tät für nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten, den ge­rech­ten und gleich­be­rech­tig­ten Zu­gang zur ge­sell­schaft­li­chen Teil­ha­be al­ler Men­schen so­wie die Er­zie­hung zum Frie­den und ver­ant­wor­tungs­vol­len Um­gang mit der Na­tur und ih­ren Res­sour­cen ein.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    Die To­le­ranz ge­gen­über der Plu­ra­li­tät und die Wah­rung der Wür­de des Men­schen als Grund­hal­tun­gen im Is­lam tra­gen zur Frie­dens­bil­dung und zur Hal­tung des Re­spekts ge­gen­über ei­nem Je­den bei. Dar­um be­fä­higt der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler da­zu, die Viel­falt und Un­ter­schied­lich­keit der Men­schen wahr­zu­neh­men und je­den Men­schen in sei­ner vol­len Iden­ti­tät an­zu­er­ken­nen. Dies schließt die Ak­zep­tanz an­de­rer Le­bens­for­men und Welt­an­schau­un­gen mit ein, was nicht im Ge­gen­satz zur re­li­giö­sen Selbst­ver­or­tung steht. Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung för­dert dar­um die Be­reit­schaft, an­de­ren Men­schen mit Re­spekt und Acht­sam­keit zu be­geg­nen und mit ih­nen in ei­nen of­fe­nen Dia­log zu tre­ten.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung ist ganz­heit­lich aus­ge­rich­tet und un­ter­stützt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ih­rer Sen­si­bi­li­tät für ih­re kör­per­li­che, see­li­sche und geis­ti­ge Ge­sund­heit. Er mo­ti­viert sie zu ei­ner ge­sun­den Le­bens­wei­se und trägt da­zu bei, ih­re Resi­li­enz zu stär­ken und sich mit Kri­sen und Kon­flik­ten im Le­ben kon­struk­tiv aus­ein­an­der­zu­set­zen. Er zielt auf ein re­spekt­vol­les Mit­ein­an­der der Men­schen so­wie auf die Ge­stal­tung des Le­bens als selbst­tä­ti­ger, mün­di­ger und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter Mensch. Da­zu ge­hört die Fä­hig­keit, die ei­ge­nen Denk- und Ver­hal­tens­wei­sen im­mer wie­der neu zu re­flek­tie­ren und zu kor­ri­gie­ren.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Der Mensch ist von Gott da­mit be­auf­tragt, das ei­ge­ne Le­ben und Lebens­um­feld ei­gen­ver­ant­wort­lich und be­wusst zu ge­stal­ten. Im Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung wer­den dar­um die in­di­vi­du­el­len In­ter­es­sen, Fä­hig­kei­ten und Po­ten­zia­le von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ge­för­dert, re­li­giö­se, ethi­sche und so­zia­le Grund­sät­ze des Is­lam ver­mit­telt so­wie (in­ter‑)re­li­giö­se und (in­ter‑)kul­tu­rel­le Kom­pe­ten­zen er­ar­bei­tet. Die­se bil­den die Grund­la­ge für ei­ne spä­te­re be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on und Be­tä­ti­gung und er­mu­ti­gen zur Über­nah­me so­zia­ler Ver­ant­wor­tung und zur ge­sell­schaft­li­chen Teil­ha­be.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Schü­le­rin­nen und Schü­ler ha­ben per­sön­li­chen oder auch me­di­al ver­mit­tel­ten Zu­gang zu re­li­giö­sen Ge­hal­ten oder The­men. Da­bei prä­gen ana­lo­ge und di­gi­ta­le Me­di­en in Form von Bild, Film, Ton oder Text die Le­bens­welt von Kin­dern und Ju­gend­li­chen in un­se­rer Ge­sell­schaft auf be­son­de­re Wei­se, so dass der re­flek­tier­te, maß- und ver­ant­wor­tungs­vol­le Um­gang mit Me­di­en so­wohl im All­ge­mei­nen wie auch im Be­son­de­ren mit Blick auf den Is­lam be­zo­ge­ne The­ma­ti­ken und Re­cher­chen zen­tra­ler Be­stand­teil des Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richts sun­ni­ti­scher Prä­gung ist.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung the­ma­ti­siert ei­nen nach­hal­ti­gen Um­gang mit le­bens­wich­ti­gen Res­sour­cen und der Schöp­fung ins­ge­samt und sen­si­bi­li­siert die Schü­le­rin­nen und Schü­ler für ein re­flek­tier­tes Ver­hal­ten als Kon­su­ment, für ei­ne nach­hal­ti­ge Ge­stal­tung ih­res Le­bens­um­fel­des und der Welt und für ei­nen ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Le­bens­stil.

1.2 Kom­pe­ten­zen

Grund­sätz­li­che Hin­wei­se zu den Kom­pe­ten­zen

Der Bil­dungs­plan für die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung weist pro­zess- und in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen auf. Sie sind auf­ein­an­der be­zo­gen und er­ge­ben ein Gan­zes im Be­reich re­li­giö­ser Bil­dung. Nach­hal­ti­ger Kom­pe­ten­z­er­werb ge­schieht in der Wech­sel­wir­kung von ei­ner Ori­en­tie­rung an ele­men­ta­ren Fä­hig­kei­ten und ei­nem sys­te­ma­ti­schen in­halt­li­chen Kom­pe­tenz­auf­bau.

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Das Fach Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung lehnt sich an Vor­schlä­ge re­li­gi­ons­päd­ago­gi­scher so­wie is­la­mi­scher Kom­pe­tenz­mo­del­le an und prä­zi­siert zu­gleich die der Her­me­neu­tik und dem Ko­ran zu­grun­de­lie­gen­den Per­spek­ti­ven von Wahr­neh­men, Deu­ten und Han­deln. Fer­ner greift es auf we­sent­li­che Ele­men­te wie den dia­lo­gisch-päd­ago­gi­schen Cha­rak­ter des Ko­rans und auf is­la­mi­sche Grund­prin­zi­pi­en wie Frie­den, Si­cher­heit, Ge­rech­tig­keit so­wie Hu­ma­ni­tät und Ge­mein­sinn zu­rück und ori­en­tiert sich er­gän­zend an theo­lo­gisch und wis­sen­schaft­lich ge­si­cher­ten me­tho­di­schen Zu­gän­gen des Ver­ste­hens. Die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re be­stimmt da­her fol­gen­de pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen re­li­giö­ser Bil­dung:

  • Wahr­neh­mungs- und Dar­stel­lungs­kom­pe­tenz
  • Deu­tungs­kom­pe­tenz
  • Ur­teils­kom­pe­tenz
  • Dia­logs- und So­zi­al­kom­pe­tenz
  • Ge­stal­tungs- und Hand­lungs­kom­pe­tenz
  • Me­tho­den­kom­pe­tenz

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen be­schrei­ben durch re­li­giö­se Bil­dung lang­fris­tig in­ten­dier­te Fä­hig­kei­ten, die sich im Lern­pro­zess über die un­ter­schied­li­chen Jahr­gangs­stu­fen hin­weg ent­fal­ten. Sie be­inhal­ten grund­le­gen­de Fer­tig­kei­ten im fach­li­chen, me­tho­di­schen, re­fle­xi­ven, äs­the­ti­schen, per­so­na­len und so­zia­len Be­reich, die den Kom­pe­ten­z­er­werb und Lern­pro­zess im re­li­giö­sen und auch spi­ri­tu­el­len Be­reich ste­tig un­ter­stüt­zen.

Im Be­reich der pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind Par­al­le­len zu an­de­ren Fä­chern er­wünscht, da sich Bil­dung ganz­heit­lich voll­zieht. Die for­mu­lier­ten pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen ge­ben die si­gni­fi­kan­te Ei­gen­art und das Selbst­ver­ständ­nis des je­wei­li­gen Fa­ches auf au­then­ti­sche Wei­se wie­der.

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

Die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen be­schrei­ben die Fä­hig­kei­ten und Kennt­nis­se, die spi­ral-cur­ri­cu­lar auf­bau­end er­wor­ben und ge­si­chert wer­den müs­sen, um die mit den pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen be­schrie­be­nen Fä­hig­kei­ten zu er­rei­chen. Die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen sind in sechs Kom­pe­tenz­be­rei­che un­ter­teilt:

  • Mensch – Glau­be – Ethik
  • Ko­ran und is­la­mi­sche Quel­len
  • Gott und Sei­ne Schöp­fung
  • Mu­ham­mad als Ge­sand­ter
  • Ge­schich­te und Ge­sell­schaft
  • Re­li­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen

Um den Kom­pe­tenz­auf­bau klar und über­sicht­lich zu ge­stal­ten, wer­den die sechs Kom­pe­tenz­be­rei­che in meist acht Teil­kom­pe­ten­zen un­ter­teilt, auf die durch­schnitt­lich je­weils un­ge­fähr zwei Schul­stun­den ent­fal­len. Ver­bin­dun­gen und Ver­net­zun­gen von Teil­kom­pe­ten­zen sind da­bei mög­lich und teil­wei­se auch nö­tig, um zen­tra­le Fra­ge­stel­lun­gen sinn­voll be­ar­bei­ten zu kön­nen. Die­ses Vor­ge­hen er­mög­licht zu­dem auch die Be­rück­sich­ti­gung un­ter­schied­li­cher St­un­den­ta­feln bei­spiels­wei­se in den Klas­sen 7/8, wo­bei es frei steht be­stimm­te Pflicht­in­hal­te im Schul­cur­ri­cu­lum wei­ter zu ver­tie­fen. Die Teil­kom­pe­ten­zen ent­hal­ten zum Teil mit­hil­fe von Ko­ran­ver­sen ver­deut­lich­te nä­he­re in­halt­li­che Be­stim­mun­gen, Er­klä­rungs- oder Ar­gu­men­ta­ti­ons­hil­fen so­wie Bei­spie­le, die als An­re­gun­gen oder Zu­sät­ze zu ver­ste­hen sind. [2]

Um das Wech­sel­spiel der Kom­pe­ten­zen, die Ver­net­zung der ein­zel­nen Kom­pe­tenz­be­rei­che un­ter­ein­an­der und ei­ne mög­li­che Nä­he zu Kom­pe­ten­zen an­de­rer Fä­cher deut­lich zu ma­chen, sind di­rekt im An­schluss an die Teil­kom­pe­ten­zen Ver­wei­se mit Hin­wei­sen auf pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen, auf an­de­re Teil­kom­pe­ten­zen und an­de­re Fä­cher an­ge­fügt. Das Fach Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung ver­zich­tet in der Be­schrei­bung der in­halt­li­chen Kom­pe­ten­zen auf Hin­wei­se zu den fä­cher­über­grei­fen­den sechs Leit­per­spek­ti­ven.

Ziel des kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Un­ter­richts in Is­la­mi­scher Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung

Im Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung wer­den die im Fol­gen­den for­mu­lier­ten Kom­pe­ten­zen sys­te­ma­tisch und auf ste­tig an­wach­sen­dem und ver­tie­fen­dem Ni­veau auf im­mer wie­der neue Wei­se und in wech­seln­den Zu­sam­men­hän­gen er­wor­ben, da­mit die Schü­le­rin­nen und Schü­ler als mün­di­ge Bür­ge­rin­nen und Bür­ger so­wie Gläu­bi­ge mit der Hoch­schul­rei­fe ein selbst­be­stimm­tes, selbst­ver­ant­wor­te­tes und sinn­erfüll­tes Le­ben füh­ren kön­nen. Da­bei liegt dem Kom­pe­tenz­auf­bau im Fach Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung ein auf all­ge­mein- und re­li­gi­ons­päd­ago­gi­schen so­wie is­la­misch-theo­lo­gi­schen Prä­mis­sen auf­bau­en­der Kom­pe­tenz­be­griff zu­grun­de, in den die Di­men­sio­nen der Kon­zep­te von taz­kiy­ya, taʾdīb und taʿlīm ein­be­zo­gen sind. Als Kom­pe­tenz wer­den zu­sam­men­fas­send die ko­gni­tiv und ha­b­i­tu­ell er­lern- und er­fahr­ba­ren Fä­hig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten be­zeich­net, die die Schü­le­rin­nen und Schü­ler da­zu be­fä­hi­gen, sich in Fra­gen der re­li­giö­sen Wis­sen­san­eig­nung so­wie des Glau­bens und der per­sön­li­chen re­li­giö­sen und spi­ri­tu­el­len Le­bens­ge­stal­tung selbst zu füh­ren, um die Her­aus­for­de­run­gen an die ge­ne­rel­le Stand­ort­be­stim­mung als Per­son ins­be­son­de­re in der so­zia­len, ethi­schen, re­li­giö­sen und spi­ri­tu­el­len Di­men­si­on tä­tig und in Ver­ant­wor­tung vor den Mit­men­schen, der Ge­sell­schaft und der Schöp­fung er­folg­reich und von den Leh­ren des Is­lam ge­tra­gen zu be­wäl­ti­gen. Die Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung strebt dar­um ei­ne auf die­sen Prä­mis­sen ba­sie­ren­de Kon­zep­ti­on von Leis­tungs­mes­sung in al­ters­ge­mä­ßer und der Schul­stu­fe an­ge­mes­se­ner Wei­se an.

1.3 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Di­dak­ti­sche Re­duk­ti­on

Für die Um­set­zung der Kom­pe­ten­zen im Un­ter­richt bil­den die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen die all­ge­mei­ne Ziel­ori­en­tie­rung über al­le Schul­stu­fen hin­weg, wäh­rend für die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen und Teil­kom­pe­ten­zen, die für die je­wei­li­gen Schul­stu­fen for­mu­liert wur­den, oft ei­ne ei­ge­ne the­ma­ti­sche Aus­wahl oder Ak­zen­tu­ie­rung ge­trof­fen so­wie die­se ent­lang den Vor­ga­ben in­halt­lich kon­kret aus­ge­stal­tet wer­den muss. Hier­für ist ei­ne ex­em­pla­ri­sche di­dak­ti­sche so­wie me­tho­di­sche Auf­ar­bei­tung der we­sent­li­chen re­li­giö­sen Ge­hal­te durch die Lehr­kraft nö­tig, so dass der Kom­pe­ten­z­er­werb in der Ge­gen­wart mög­lich und der Re­li­gi­ons­un­ter­richt at­trak­tiv, plau­si­bel und evi­dent ist.

Adres­sa­ten- und Er­fah­rungs­be­zo­gen­heit

Der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung ist ein dia­lo­gisch ori­en­tier­ter und ganz­heit­li­cher Un­ter­richt, wel­cher die Di­men­sio­nen des men­sch­li­chen Da­seins wie Kör­per, See­le und Geist glei­cher­ma­ßen an­spricht und um ei­ne Ba­lan­ce zwi­schen ih­nen be­müht ist. Dem­entspre­chend ste­hen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te mit ih­ren ko­gni­ti­ven, emo­tio­na­len, le­bens­prak­ti­schen und re­li­giö­sen Er­fah­run­gen so­wie ih­rer Le­bens­welt im Mit­tel­punkt. Es ist Auf­ga­be der Lehr­kraft, die je­wei­li­gen Kom­pe­tenz­be­rei­che mit den in­di­vi­du­el­len Ge­ge­ben­hei­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu ver­bin­den. So ent­steht ein ge­schütz­ter Raum, der die Ent­fal­tung der den Schü­le­rin­nen und Schü­lern in­ne­woh­nen­den Po­ten­zia­le er­mög­licht und Un­ter­schie­de und Viel­falt be­wusst zu­lässt. Dies er­mög­licht ei­ne At­mo­sphä­re der Of­fen­heit und Ernst­haf­tig­keit, in der nach le­bens­na­hen Lö­sun­gen zu theo­lo­gi­schen, phi­lo­so­phi­schen und prak­ti­schen Pro­ble­men ge­sucht wer­den kann. In die­sem schu­li­schen Raum er­hal­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler so­mit die Chan­ce, ei­gen­stän­di­ges re­li­giö­ses und spi­ri­tu­el­les Den­ken und Han­deln und da­mit neue Per­spek­ti­ven für ih­re per­sön­li­che Selbst­ver­or­tung so­wie ei­nen ver­bin­den­den Glau­ben zu ent­wi­ckeln und zu er­le­ben so­wie zu­dem auch in­di­vi­du­el­le Mög­lich­kei­ten und Gren­zen mit Blick zum Bei­spiel auf ge­mein­sa­me Auf­ga­ben zu er­fah­ren.

Im Zen­trum der Un­ter­richts­pla­nung steht dar­um das Be­stre­ben, den in­di­vi­du­el­len Lern­pro­zess der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in den Blick zu neh­men, zu för­dern und zu be­glei­ten. Fer­ner ist Dif­fe­ren­zie­rung ein wich­ti­ges Un­ter­richt­s­prin­zip, um der He­te­ro­ge­ni­tät der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­recht zu wer­den. Die Le­bens­welt, das In­ter­es­se, die Er­fah­rung und der Wis­sens­be­stand der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, be­son­ders hin­sicht­lich Fra­gen von Re­li­gio­si­tät und Iden­ti­tät, sol­len folg­lich die the­ma­ti­sche Schwer­punkt­set­zung mit­be­stim­men. Die Le­bens­be­deut­sam­keit des Lern­ge­gen­stan­des er­weist sich dar­an, ob das neu er­wor­be­ne Wis­sen hilft, ele­men­ta­re Fra­gen aus re­li­giö­sen Per­spek­ti­ven her­aus zu be­ar­bei­ten, dar­aus re­sul­tie­ren­de Auf­ga­ben und Her­aus­for­de­run­gen zu be­wäl­ti­gen und die ei­ge­ne Re­li­gio­si­tät und Spi­ri­tua­li­tät so­wie das ei­ge­ne und frem­de Den­ken, Füh­len und Han­deln zu re­flek­tie­ren. Die Er­fah­rungs­nä­he ver­deut­licht den Schü­le­rin­nen und Schü­lern au­ßer­dem, dass Re­li­gi­on ih­ren Platz mit­ten im Le­ben hat. Dar­um soll­te es im Un­ter­richt im­mer auch mög­lich sein, Be­zü­ge zu ak­tu­el­len The­men­stel­lun­gen her­zu­stel­len und die­se ge­nau­er zu be­trach­ten.

Hand­lungs- und Pro­blem­ori­en­tie­rung

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­hal­ten durch den Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung Im­pul­se zum selbst­stän­di­gen und selbst­be­wuss­ten Den­ken und Han­deln. Dar­um ist er durch ei­nen me­tho­disch re­flek­tier­ten, ein­fühl­sa­men so­wie mit dem Al­ter zu­neh­mend nach Hin­ter­grün­den fra­gen­den Um­gang mit Tex­ten, In­hal­ten, Glau­bens­wahr­hei­ten und Sinn­deu­tungs­an­ge­bo­ten ge­prägt. Die­ser Um­gang zeugt von Re­spekt, Ach­tung und Sen­si­bi­li­tät, sieht je­doch kei­ne ge­ne­rel­len Ta­bui­sie­run­gen oder der Hin­ter­fra­gung ver­schlos­se­ne In­hal­te vor und er­mög­licht so den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Hal­tun­gen und Ein­stel­lun­gen zu prü­fen und selbst­stän­dig Ant­wor­ten auf of­fe­ne und re­le­van­te Fra­gen zu fin­den. All dies stellt ho­he An­for­de­run­gen an die fach­li­chen, kom­mu­ni­ka­ti­ven und päd­ago­gi­schen Kom­pe­ten­zen der Lehr­kraft. Die sinn­vol­le Ab­si­che­rung von Er­kennt­nis­sen ent­steht im Dis­kurs, der ent­spre­chend der Schul­stu­fen an theo­lo­gisch und wis­sen­schaft­lich ge­si­cher­ter Ar­gu­men­ta­ti­ons­wei­se und Ni­veau zu­nimmt. Da­bei ste­hen sach­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren im Zen­trum, was be­deu­tet, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler nicht zu re­li­giö­sen Aus­drucks­for­men, Sicht­wei­sen oder Stand­punk­ten ge­nö­tigt wer­den dür­fen.

Ins­ge­samt ist es im Sin­ne der Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te des Lern­pro­zes­ses nö­tig, dass die­se den Lern­pro­zess kon­struk­tiv mit­ge­stal­ten, in­dem sie zum Bei­spiel in al­ters­ge­mä­ßer Pro­gres­si­on an der Pla­nung von In­hal­ten und Zie­len be­tei­ligt und zu selbst­stän­di­ger An­eig­nung von Wis­sen und Pro­blem­lö­sung, zur Prä­sen­ta­ti­on von Er­geb­nis­sen und zur Re­fle­xi­on über das Ge­lin­gen ih­res Ler­nens auch in me­dia­ler Form an­ge­lei­tet wer­den.

Ein so ver­stan­de­ner Re­li­gi­ons­un­ter­richt macht die Selbst­tä­tig­keit und Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit der Schü­le­rin­nen und Schü­ler zum Prin­zip des ganz­heit­li­chen Un­ter­richts und er­mög­licht un­ter­schied­li­che Lern­wei­sen und Lern­er­fah­run­gen, zu de­nen auch die nichtsprach­li­chen Zu­gän­ge und Er­fah­rungs­mög­lich­kei­ten ei­nes emo­tio­na­len, ko­gni­ti­ven und hand­lungs­ori­en­tier­ten Ver­ste­hens so­wie viel­fäl­ti­ge For­men of­fe­nen Un­ter­richts ge­hö­ren. Me­tho­den, die er­fah­rungs­be­zo­ge­nes und ko­ope­ra­ti­ves Ler­nen er­mög­li­chen, hel­fen, die Auf­ga­be der Er­zie­hung zu To­le­ranz und Ver­stän­di­gung oder dem Ein­üben von For­men der Kon­flikt­be­ar­bei­tung um­zu­set­zen. Dies be­deu­tet auch, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Ler­nen an au­ßer­schu­li­schen Or­ten zu er­mög­li­chen, bei­spiels­wei­se an sol­chen der ge­leb­ten Re­li­gi­on.

Sprach­be­fä­hi­gung

Die Un­ter­richts­spra­che des Fa­ches Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung ist Deutsch. Eben­falls wer­den im Bil­dungs­plan ver­schie­de­ne, zum Teil zen­tra­le Be­grif­fe des Is­lam in der Re­gel mit deut­schen Be­zeich­nun­gen zum Aus­druck ge­bracht. Bei­spiels­wei­se ist in der For­mu­lie­rung der Kom­pe­ten­zen in der Re­gel von Gott und nicht von Al­lah die Re­de, da der Be­griff von Gott als dem Schöp­fer und All­mäch­ti­gen be­reits zur deut­schen re­li­giö­sen Sprach­kul­tur ge­hört. Im Un­ter­richt dient die Ver­wen­dung deut­scher Be­grif­fe der re­li­giö­sen Sprach- und Dia­log­be­fä­hi­gung mus­li­mi­scher Schü­le­rin­nen und Schü­ler im ge­samt­ge­sell­schaft­li­chen Kon­text, wo­für die Be­nen­nung von Ver­bin­den­dem und Ge­mein­sa­mem mit dem glei­chen da­für ge­bräuch­li­chen Wort sinn­voll ist und ei­ner un­ge­recht­fer­tig­ten sprach­li­chen Ab­gren­zung vor­beugt. Da sich im all­täg­li­chen deut­schen Sprach­ge­brauch aber auch ty­pisch is­la­mi­sche Be­zeich­nun­gen ein­ge­bür­gert ha­ben, wer­den die­se in den Be­schrei­bun­gen der Kom­pe­ten­zen eben­falls mit ver­wen­det. [3]

Gleich­zei­tig ge­hö­ren in der Pra­xis Si­cher­heit im Um­gang mit den ori­gi­na­len For­men zen­tra­ler is­la­mi­scher Be­zeich­nun­gen, aber auch die Er­fah­rung des äs­the­ti­schen und spi­ri­tu­el­len Mehr­werts be­son­ders von Be­grif­fen wie Al­lah et­wa im Ge­bet, im All­tag oder im Sin­ne ei­nes ge­mein­sa­men Wort­schat­zes der Mus­li­me auf der gan­zen Welt ge­nau­so zur fach­li­chen Kom­pe­tenz der Schü­le­rin­nen und Schü­ler so­wie auch von Lehr­kräf­ten wie die Kennt­nis der deut­schen Be­deu­tung die­ser Be­grif­fe. Wo auf die in der is­la­mi­schen Ge­mein­schaft ein­ge­bür­ger­ten ori­gi­na­len Be­grif­fe nicht ver­zich­tet wer­den kann, wer­den sie we­gen der Ver­stän­di­gung über ver­schie­de­ne Sprach­gren­zen hin­weg in ih­rer ara­bi­schen Form ver­wen­det und ent­spre­chend der Um­schrift des IJ­MES [4] in kur­si­ver Wei­se ge­schrie­ben. Die im Bil­dungs­plan ver­wen­de­ten Fach­ter­mi­ni hän­gen dem Plan in ei­nem Glos­sar an. Es liegt in der Ver­ant­wor­tung der Lehr­kraft, spe­zi­fisch mut­ter­sprach­li­che Ge­wohn­hei­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler an ge­eig­ne­ter Stel­le ein­zu­be­zie­hen.

Das ara­bi­sche Zi­tie­ren und Re­zi­tie­ren aus dem Ko­ran so­wie die Rück­füh­rung auf ara­bi­sche For­mu­lie­run­gen aus den is­la­mi­schen Quel­len hin­ge­gen ist zur punk­tu­el­len Ver­tie­fung und An­schau­ung im Un­ter­richt er­wünscht. Dies dient in ers­ter Li­nie der Au­then­ti­zi­tät und der Ver­mitt­lung des äs­the­ti­schen Wer­tes is­la­mi­scher Tex­te und be­deu­tet nicht die ara­bi­sche Al­pha­be­ti­sie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler im wei­te­ren Sin­ne. Sol­che Ver­tie­fun­gen sol­len grund­sätz­lich dem Be­reich der Er­zie­hung durch El­tern­haus, Mo­schee oder sons­ti­ge Ein­rich­tun­gen vor­be­hal­ten blei­ben.

Be­deu­tend für den Is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung ist au­ßer­dem die Her­aus­bil­dung ei­ner re­li­giö­sen Ge­sprächs­kul­tur, die die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zur Kom­mu­ni­ka­ti­on über Re­li­gi­on so­wie re­li­giö­se und spi­ri­tu­el­le Ge­hal­te und Er­fah­run­gen be­fä­higt.

Kon­textua­li­tät

Für den Um­gang mit dem Ko­ran gilt, dass die im Bil­dungs­plan an­ge­ge­be­nen oder im Un­ter­richt her­an­ge­zo­ge­nen Ver­se des Ko­rans stets im Kon­text ge­le­sen und an­hand theo­lo­gi­scher und her­me­neu­ti­scher An­sät­ze al­ters­ge­mäß be­trach­tet wer­den sol­len. Mit zu­neh­men­der Klas­sen­stu­fe sol­len auch die his­to­risch-kul­tu­rel­len Kon­tex­te, in die Ko­ran­ver­se, Ha­dithe wie auch wei­te­re Quel­len ge­spro­chen ha­ben, zur Er­schlie­ßung des Text­sin­nes stär­ker be­rück­sich­tigt wer­den.

Par­ti­zi­pa­ti­on und Ko­ope­ra­ti­on

Über das ei­gent­li­che un­ter­richt­li­che An­lie­gen hin­aus be­tei­ligt sich der Is­la­mi­sche Re­li­gi­ons­un­ter­richt sun­ni­ti­scher Prä­gung auch an der Ge­stal­tung von Schu­le als Le­bens- und Er­fah­rungs­raum für al­le. Da­zu trägt er ins­be­son­de­re durch die Mit­ge­stal­tung von Fes­ten und Fei­ern auch re­li­giö­ser Art bei. Er be­tei­ligt sich am fä­cher­ver­bin­den­den Ler­nen, an in­ter­kon­fes­sio­nel­len be­zie­hungs­wei­se in­ter­re­li­giö­sen Ko­ope­ra­tio­nen, an Ko­ope­ra­tio­nen mit an­de­ren Fä­chern und Fä­cher­ver­bün­den, an Pro­jek­ten, an Be­geg­nun­gen und Ent­wick­lun­gen in­ner­halb der Schu­le, an der Öff­nung hin zur Bür­ger­ge­sell­schaft so­wie zur Glau­bens­ge­mein­schaft und trägt dar­über hin­aus zur Pro­fil­bil­dung der Schu­le bei.

All­ge­mei­ne Hin­wei­se

Der Bil­dungs­plan ist die ver­bind­li­che Grund­la­ge des fach­li­chen und päd­ago­gi­schen Han­delns der Lehr­kräf­te in Is­la­mi­scher Re­li­gi­ons­leh­re sun­ni­ti­scher Prä­gung. Der Er­werb der aus­ge­wie­se­nen Kom­pe­ten­zen be­an­sprucht un­ge­fähr drei Vier­tel der vor­ge­se­he­nen Un­ter­richts­zeit. Die Lehr­kräf­te ha­ben dar­um in päd­ago­gi­scher und kol­le­gi­al ver­ant­wor­te­ter Frei­heit die Mög­lich­keit, Schwer­punk­te in in­halt­li­cher so­wie or­ga­ni­sa­to­ri­scher Hin­sicht zu set­zen, et­wa durch Ver­tie­fun­gen, ko­ope­ra­ti­ve Pro­jek­te oder ge­mein­schaft­li­che re­li­giö­se und spi­ri­tu­el­le Er­fah­rung. Der Bil­dungs­plan sieht für die Kurs­stu­fe so­wohl das Ba­sis­fach als auch das Leis­tungs­fach vor. Die da­zu for­mu­lier­ten in­halt­li­chen Kom­pe­ten­zen un­ter­schei­den sich im Bil­dungs­plan nicht, wer­den aber im Hin­blick auf die un­ter­schied­lich zur Ver­fü­gung ste­hen­de St­un­den­zahl mit dif­fe­ren­zie­ren­der Schwer­punkt­set­zung ver­se­hen. Kom­pe­ten­zen oh­ne Mar­kie­rung sind so­wohl für das Ba­sis­fach als auch für das Leis­tungs­fach ver­bind­lich, wäh­rend den Kom­pe­ten­zen, die nur für das Leis­tungs­fach ver­pflich­tend sind, am En­de der Be­schrei­bung die Kenn­zeich­nung „[LF]“ an­ge­fügt ist. Auch hier gilt der vor­ge­se­he­ne Zeit­rah­men von un­ge­fähr drei Vier­tel der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Zeit. Die rest­li­che Zeit dient der Ver­tie­fung oder der Be­ar­bei­tung ab­itur­rele­van­ter The­men.


[1] Im Fol­gen­den wer­den Ko­ran­ver­se in der Form 2:143 be­legt, wo­bei 2 die Su­re und 143 den Vers be­zeich­net. Ist ei­ne gan­ze Su­re ge­meint, wird nur die Su­ren­num­mer ge­nannt.

[2] Die For­mu­lie­rung „zum Bei­spiel“ meint op­tio­na­le Vor­schlä­ge, „un­ter an­de­rem“ ver­bind­li­che und even­tu­ell noch wei­te­re As­pek­te und oh­ne Zu­satz nur ver­bind­li­che In­hal­te.

[3] Sie wer­den ge­mäß der Um­schrift ge­schrie­ben, die im Du­den Auf­nah­me ge­fun­den hat. Ver­glei­che hier­zu das Glos­sar im An­hang.

[4] In­ter­na­tio­nal Jour­nal of Midd­le East Stu­dies. Der Vor­zug die­ser Um­schrift ge­gen­über der in der is­la­mi­schen Theo­lo­gie und Is­lam­wis­sen­schaft gän­gi­ge­ren Tran­skrip­ti­ons­wei­se der DMG ist ein Kom­pro­miss zwi­schen wis­sen­schaft­li­cher Ge­nau­ig­keit und Les­bar­keit.



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