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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert der mo­der­nen Fremd­spra­chen

In ei­ner mo­der­nen und glo­ba­li­sier­ten Welt, die von zu­neh­men­der Mo­bi­li­tät und Ver­net­zung ge­prägt ist, stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se ei­ne wich­ti­ge Grund­la­ge für den in­ter­na­tio­na­len Dia­log dar. Sie be­fä­hi­gen den Ein­zel­nen, sich in in­ter­kul­tu­rel­len Kon­tex­ten an­ge­mes­sen zu be­we­gen. In­dem sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit sprach­li­cher und kul­tu­rel­ler Viel­falt aus­ein­an­der­set­zen, er­wer­ben sie in­ter­kul­tu­rel­le Hand­lungs­kom­pe­tenz, die sie in die La­ge ver­setzt, mit In­di­vi­du­en und Grup­pen an­de­rer Kul­tu­ren an­ge­mes­sen und re­spekt­voll zu in­ter­agie­ren. Bei der Be­geg­nung mit ei­ner an­de­ren Spra­che wird der Ein­zel­ne mit ei­ner neu­en, ihm zu­nächst un­ge­wohn­ten sprach­li­chen Ord­nung der Welt kon­fron­tiert. Er lernt die­se neue Ord­nung als an­de­re mög­li­che In­ter­pre­ta­ti­on von Welt ken­nen und re­spek­tie­ren. Da­mit un­ter­stützt der Fremd­spra­chen­un­ter­richt in be­son­de­rem Ma­ße die Ent­wick­lung von To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt und trägt zu ei­nem fried­li­chen Zu­sam­men­le­ben in der Welt bei. In ei­ner in­ter­na­tio­nal ge­präg­ten Wirt­schafts- und Ar­beits­welt stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se au­ßer­dem ei­ne wich­ti­ge Vor­aus­set­zung dar, um an­ge­mes­sen auf dem glo­ba­len Markt zu agie­ren.

Ziel ei­nes mo­der­nen Fremd­spra­chen­un­ter­richts ist es des­halb, Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu be­fä­hi­gen, sich in der Fremd­spra­che si­cher zu be­we­gen und sich da­bei zu­neh­mend flüs­sig und dif­fe­ren­ziert aus­zu­drü­cken. Fremd­spra­chen zu ler­nen heißt, in frem­de Wel­ten ein­zu­tau­chen und die­se in stei­gen­dem Ma­ße zu ver­ste­hen. Sie er­mög­li­chen es den Ler­nen­den, Wis­sen über frem­de Denk­mus­ter und Hand­lungs­wei­sen zu er­wer­ben und die­se mit den ei­ge­nen zu ver­glei­chen. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen so de­ren kul­tu­rel­le und ge­ge­be­nen­falls auch his­to­ri­sche Be­dingt­heit ver­ste­hen, Ver­ständ­nis und Re­spekt für das Frem­de ent­wi­ckeln und Miss­ver­ständ­nis­se ver­mei­den.

So­zio­kul­tu­rel­les Wis­sen im Zu­sam­men­spiel mit in­ter­kul­tu­rel­ler und funk­tio­na­ler kom­mu­ni­ka­ti­ver Kom­pe­tenz ver­setzt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in die La­ge, künf­tig Aus­lands­auf­ent­hal­te und in­ter­na­tio­na­le Be­geg­nun­gen im Rah­men von Aus­bil­dung, Stu­di­um und Be­ruf so­wie im Pri­vat­le­ben ge­zielt und in­for­miert in die We­ge zu lei­ten und er­folg­reich zu be­wäl­ti­gen. Hier leis­ten die mo­der­nen Fremd­spra­chen ei­nen Bei­trag zur be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler.

Bis zur all­ge­mei­nen Hoch­schul­rei­fe er­wirbt je­de Schü­le­rin und je­der Schü­ler Kom­pe­ten­zen in min­des­tens zwei Fremd­spra­chen. Der Ver­gleich von Un­ter­schie­den und Ge­mein­sam­kei­ten för­dert die Ein­sicht in ge­ne­rel­le sprach­li­che Struk­tur­mus­ter und das Ver­ständ­nis von Spra­che als Sys­tem. Die Kennt­nis von Struk­tu­ren ver­schie­de­ner Spra­chen so­wie von Stra­te­gi­en und Me­tho­den des Sprach­er­werbs för­dert dar­über hin­aus das Ler­nen wei­te­rer Fremd­spra­chen jen­seits der schu­li­schen Aus­bil­dung. Nach­den­ken über Spra­che schult die Fä­hig­keit, Hand­lungs­wei­sen, kom­ple­xe­re Sach­ver­hal­te, theo­re­ti­sche Er­kennt­nis­se, Denk­mus­ter und Wert­vor­stel­lun­gen zu durch­drin­gen und in ei­nen in­ter­kul­tu­rel­len Zu­sam­men­hang zu stel­len.


1.2 Kom­pe­ten­zen

In den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen ist die Aus­bil­dung der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz das über­ge­ord­ne­te Ziel des Fremd­spra­chen­ler­nens. Der Ge­mein­sa­me eu­ro­päi­sche Re­fe­renz­rah­men (GeR) der Spra­chen von 2001 sieht in die­ser in­ter­kul­tu­rel­len Hand­lungs­fä­hig­keit in un­ter­schied­li­chen Spra­chen den Kern sei­nes Mehr­spra­chig­keits­kon­zepts. Er de­fi­niert für al­le Spra­chen gül­ti­ge Kri­te­ri­en und Ni­veaus, nach de­nen die Sprach­be­herr­schung von Ler­nen­den ein­ge­stuft wer­den kann. Dar­an ori­en­tiert sich der Kom­pe­tenz­auf­bau über die ver­schie­de­nen Klas­sen in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen. Die in den Bil­dungs­plä­nen be­schrie­be­nen Kom­pe­ten­zen ent­spre­chen den Vor­ga­ben der „Bil­dungs­stan­dards für die fort­ge­führ­te Fremd­spra­che (Eng­lisch/Fran­zö­sisch) für die All­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe“ der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (KMK) von 2012, die zu ei­ner Ver­ein­heit­li­chung der An­for­de­run­gen über die Bun­des­län­der­gren­zen hin­weg füh­ren sol­len.

Zu­sam­men­spiel der Kom­pe­tenz­be­rei­che – © Zen­trum für Schul­qua­li­tät und Leh­rer­bil­dung Ba­den-Würt­tem­berg
Zusammenspiel der Kompetenzbereiche

Das Schau­bild ver­deut­licht, dass die Kom­pe­ten­zen, wie sie nach­ein­an­der in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen auf­ge­führt sind, kei­ne iso­liert zu be­herr­schen­den Ein­zel­fer­tig­kei­ten sind, son­dern viel­mehr in­ein­an­der­grei­fen. So­wohl die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen als auch die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen ste­hen im Dienst der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz.

Als pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen wer­den Sprach­be­wusst­heit und Sprach­lern­kom­pe­tenz aus­ge­wie­sen: Zum ei­nen un­ter­stützt die Fä­hig­keit, ei­ne Spra­che – auch die Erst­spra­che – be­wusst zu re­zi­pie­ren und zu ver­wen­den, den Sprach­er­werbs­pro­zess. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen zum an­de­ren in ih­rer Sprach­lern­kom­pe­tenz lang­fris­tig ge­för­dert wer­den, um das ei­ge­ne Spra­chen­ler­nen ziel­ge­rich­tet zu steu­ern. Die­ser Pro­zess be­ginnt be­reits im Fremd­spra­chen­un­ter­richt der Grund­schu­le. Die Ler­nen­den sol­len Stra­te­gi­en und Me­tho­den er­wer­ben, die sie da­zu be­fä­hi­gen, ihr Ler­nen selbst­stän­dig zu or­ga­ni­sie­ren und nach En­de ih­rer Schul­zeit im Sin­ne des le­bens­lan­gen Ler­nens wei­te­re Fremd­spra­chen im au­ßer­schu­li­schen Um­feld zu er­ler­nen. Ei­ne Vor­aus­set­zung da­für be­steht dar­in, dass sie in ih­rer Schul­lauf­bahn all­mäh­lich Ei­gen­ver­ant­wor­tung für ih­ren Lern­pro­zess und ‑zu­wachs über­neh­men. Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen kön­nen nicht von den in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen los­ge­löst er­wor­ben wer­den, sie sind nicht ge­stuft und wer­den nicht un­mit­tel­bar ge­prüft. Der aus­ge­wie­se­ne Stand stellt die Ziel­stu­fe dar, die das beim Ab­schluss der Kurs­stu­fe zu er­rei­chen­de Ni­veau be­schreibt.

Die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen um­fas­sen die als zen­tra­les Ziel aus­ge­wie­se­ne in­ter­kul­tu­rel­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz, die funk­tio­na­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz und schließ­lich die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz. Vor­aus­set­zung für ei­nen ge­lin­gen­den Kom­pe­tenz­auf­bau ist, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler an­ge­mes­se­ne sprach­li­che Mit­tel er­wer­ben und re­flek­tie­ren. Für die Rea­li­sie­rung der kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen ha­ben sie die­nen­de Funk­ti­on.

Die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz ver­langt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ei­nen kom­ple­xe­ren Um­gang mit Tex­ten ab, der über die rei­ne Text­re­zep­ti­on hin­aus­geht. Sie er­for­dert, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler Tex­te zu­neh­mend tie­fer durch­drin­gen und sich pro­duk­tiv mit ih­nen aus­ein­an­der­set­zen. Die Ler­nen­den sol­len die Fä­hig­keit er­wer­ben, Tex­te zu struk­tu­rie­ren und zu ana­ly­sie­ren, sie zu re­flek­tie­ren und zu be­wer­ten be­zie­hungs­wei­se neu zu ge­stal­ten. In den Bil­dungs­plä­nen der mo­der­nen Fremd­spra­chen wird von ei­nem er­wei­ter­ten Text­be­griff aus­ge­gan­gen. Als Tex­te wer­den dem­nach al­le münd­li­chen, schrift­li­chen und vi­su­el­len Pro­duk­te in ih­rem je­wei­li­gen kul­tu­rel­len und me­dia­len Kon­text ver­stan­den, die ana­log oder di­gi­tal ver­mit­telt wer­den. Von ent­schei­den­der Be­deu­tung für den Fremd­spra­chen­un­ter­richt in der gym­na­sia­len Ober­stu­fe ist die Aus­ein­an­der­set­zung mit kul­tu­rell ge­präg­ten Deu­tungs­mus­tern. Aus die­sem Grund hat die Be­schäf­ti­gung mit li­te­ra­ri­schen Tex­ten von Au­to­rin­nen und Au­to­ren mit un­ter­schied­li­chem kul­tu­rel­len Hin­ter­grund dort ei­nen be­son­de­ren Stel­len­wert.

Zur Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz zählt dar­über hin­aus, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei ei­ner Re­cher­che dem In­ter­net ziel­ge­rich­tet In­for­ma­tio­nen ent­neh­men und ent­spre­chend der Auf­ga­ben­stel­lung aus­wer­ten kön­nen. Zu­dem ler­nen sie, Tex­te ge­ge­be­nen­falls kri­tisch zu ih­rem me­dia­len Um­feld in Be­zie­hung zu set­zen. Da­mit trägt der mo­der­ne Fremd­spra­chen­un­ter­richt zur Me­di­en­bil­dung bei.

Je­weils zu Be­ginn der in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wer­den The­men ge­nannt, denn die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben die aus­ge­wie­se­nen Kom­pe­ten­zen nicht los­ge­löst von so­zio­kul­tu­rel­lem Wis­sen. Dies ge­schieht viel­mehr in der stän­di­gen Be­geg­nung und Aus­ein­an­der­set­zung mit The­men, die in ih­rer Pro­gres­si­on zu­neh­mend ge­sell­schafts­ori­en­tiert wer­den und ein ver­tief­tes kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis zum Ziel ha­ben.

Me­tho­disch-stra­te­gi­sche Teil­kom­pe­ten­zen sind den funk­tio­na­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen zu­ge­ord­net. Sie sind im Bil­dungs­plan 2016 je­weils am En­de ei­ner Kom­pe­tenz auf­ge­führt und durch ei­ne Zwi­schen­über­schrift kennt­lich ge­macht. Ver­wei­se auf Teil­kom­pe­ten­zen an­de­rer Be­rei­che der Fremd­spra­chen­plä­ne zei­gen, wel­che Teil­kom­pe­ten­zen Grund­la­ge oder sinn­vol­le Er­wei­te­rungs­mög­lich­kei­ten dar­stel­len. Mit den vor­lie­gen­den Ver­wei­sen wird kein An­spruch auf Voll­stän­dig­keit er­ho­ben; sie sind nicht grund­sätz­lich ver­bind­lich, son­dern sol­len zum Quer­le­sen ein­la­den.

Um den Lern­stand, den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler laut Bil­dungs­plan aus den vor­he­ri­gen in die nach­fol­gen­den Klas­sen mit­brin­gen sol­len, bes­ser nach­voll­zie­hen zu kön­nen, hat die je­wei­li­ge Teil­kom­pe­tenz über al­le Klas­sen hin­weg die glei­che Num­me­rie­rung. Die Pro­gres­si­on der ein­zel­nen (Teil‑)Kom­pe­ten­zen wird so er­kenn­bar. Mit­un­ter wird ei­ne Teil­kom­pe­tenz ab ei­ner be­stimm­ten Klas­se nicht mehr fort­ge­führt be­zie­hungs­wei­se sie setzt spä­ter ein. In die­sen Fäl­len er­folgt ein kon­kre­ter Hin­weis in der je­wei­li­gen Zei­le. Die Teil­kom­pe­ten­zen wer­den an­hand von Ope­ra­to­ren be­schrie­ben, de­ren je­wei­li­ge Be­deu­tung in der Lis­te im An­hang der Plä­ne de­fi­niert ist. Die de­fi­nier­ten hand­lungs­lei­ten­den Ver­ben die­nen da­zu, al­le sprach­li­chen Ope­ra­tio­nen, die im Lau­fe des Er­werbs al­ler kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen er­lernt wer­den, trenn­scharf zu er­fas­sen. Es han­delt sich da­bei nicht um die fremd­sprach­li­chen Prü­fungs­ope­ra­to­ren.


1.3 Bil­dungs­wert des Fa­ches Tür­kisch

Tür­kisch ist nicht nur die Mut­ter­spra­che von ca. 70 Mil­lio­nen Men­schen in der Tür­kei, son­dern auch die von mehr als 3,5 Mil­lio­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in Deutsch­land, die tür­ki­sche Wur­zeln ha­ben.
Das mo­der­ne Tür­kisch weist un­ter den Spre­chern der Turkspra­chen (ins­ge­samt ca. 200 Mil­lio­nen) die weit­aus höchs­te Spre­cher­zahl auf. Auf­grund der ho­hen In­ter­kom­mu­ni­ka­bi­li­tät zwi­schen den ein­zel­nen Turkspra­chen ist der Zu­gang zu die­sen durch das Er­ler­nen des mo­der­nen Tür­kisch hoch­gra­dig ver­ein­facht. Der geo­gra­phi­sche Raum, der durch die­se Sprach­fa­mi­lie ab­ge­deckt wird, er­streckt sich von Thra­ki­en in Eu­ro­pa über den Kau­ka­sus und Zen­tral­asi­en bis nach West­chi­na.
Ab­ge­se­hen von der geo­po­li­ti­schen Brü­cken­funk­ti­on der Re­pu­blik Tür­kei bil­den die tür­ki­sche Ge­sell­schaft und meh­re­re Mil­lio­nen Men­schen mit tür­ki­schem Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund in Eu­ro­pa ein wich­ti­ges ge­sell­schaft­li­ches Bin­de­glied zu an­de­ren is­la­misch ge­präg­ten Ge­sell­schaf­ten und Kul­tu­ren, die zu­neh­mend in den Fo­kus der Wahr­neh­mung rü­cken.
Durch den ho­hen An­teil von Men­schen mit tür­ki­schem Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund kommt der tür­ki­schen Spra­che in Deutsch­land ei­ne ho­he Be­deu­tung zu. Ent­spre­chen­de Sprach­kennt­nis­se er­mög­li­chen ei­nen leich­te­ren Zu­gang und ein grö­ße­res Ver­ständ­nis für die Le­bens­wirk­lich­keit die­ser Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger. Gleich­zei­tig kön­nen sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ein­ge­hend mit Denk- und Le­bens­wei­sen der tür­kisch­spra­chi­gen Welt und de­ren Kul­tur aus­ein­an­der­set­zen. Zu­sätz­lich er­hal­ten sie die Mög­lich­keit, die Be­deu­tung ih­rer ei­ge­nen kul­tu­rel­len Her­kunft zu über­den­ken und in Be­zie­hung zur tür­ki­schen zu set­zen. Dies ist ein wich­ti­ger Bei­trag zur Ent­wick­lung per­sön­li­cher Hal­tun­gen und Wert­vor­stel­lun­gen.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach Tür­kisch ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Die struk­tu­rel­len Un­ter­schie­de in Wirt­schaft, Po­li­tik und Ge­sell­schaft und dar­aus re­sul­tie­ren­de Un­ter­schie­de im Um­gang mit der Na­tur und de­ren Res­sour­cen so­wie im Kon­sum­ver­hal­ten und ‑stan­dard wer­den im Un­ter­richt the­ma­ti­siert. Durch die­se Aus­ein­an­der­set­zung leis­tet das Fach Tür­kisch ei­nen Bei­trag zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung ei­ner zu­kunfts­fä­hi­gen Welt.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    Durch den tür­ki­schen Sprach­un­ter­richt er­hal­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ei­nen Ein­blick in Ge­schich­te, Geo­gra­phie, Ge­sell­schaft, Wirt­schaft und Po­li­tik der Tür­kei. Die­se Aus­ein­an­der­set­zung ist im Hin­blick auf die oben ge­nann­ten be­son­de­ren Be­zie­hun­gen zwi­schen Deutsch­land und der Tür­kei und den dar­aus re­sul­tie­ren­den ge­sell­schaft­li­chen Ver­flech­tun­gen ein wert­vol­ler Bei­trag zur Ent­wick­lung von ge­gen­sei­ti­gem Ver­ständ­nis, von To­le­ranz und Ak­zep­tanz in jeg­li­cher Hin­sicht, sei es per­so­na­ler, re­li­giö­ser, ge­schlecht­li­cher, kul­tu­rel­ler, eth­ni­scher oder so­zia­ler Art. Da­durch trägt das Fach Tür­kisch zur Bil­dung von To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt bei.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Durch die er­wor­be­nen Tür­kisch­kennt­nis­se kön­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler re­al oder vir­tu­ell in Kon­takt zu Mut­ter­sprach­le­rin­nen und Mut­ter­sprach­lern tre­ten oder mit ih­nen Be­zie­hun­gen auf­bau­en. Ei­ne Vor­aus­set­zung für das si­che­re An­wen­den der Fremd­spra­che und das ziel­ge­rich­te­te Ver­tie­fen der ei­ge­nen Kennt­nis­se be­steht dar­in, dass Lern­tech­ni­ken so­wie Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gi­en be­wusst ein­ge­setzt wer­den. Die­se Tech­ni­ken und Stra­te­gi­en wer­den im Tür­kisch­un­ter­richt ver­mit­telt und ein­ge­übt. So wer­den den Schü­le­rin­nen und Schü­lern We­ge ver­mit­telt, ihr ei­ge­nes Lern­ver­hal­ten und ihr kom­mu­ni­ka­ti­ves Han­deln zu steu­ern, so­dass sie sich als Ur­he­be­rin­nen und Ur­he­ber von po­si­ti­ven Hand­lun­gen und de­ren Er­geb­nis er­le­ben kön­nen. Der Fremd­spra­chen­un­ter­richt un­ter­stützt jun­ge Men­schen da­mit im Sin­ne der Leit­per­spek­ti­ve der Prä­ven­ti­on und der Ge­sund­heits­för­de­rung.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Kennt­nis­se der tür­ki­schen Spra­che er­öff­nen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Per­spek­ti­ven im Hin­blick auf Prak­ti­ka, Aus­bil­dung, Stu­di­um und Be­ruf in der Tür­kei, gleich­zei­tig aber auch Chan­cen für so­zia­les und be­ruf­li­ches En­ga­ge­ment in­ner­halb Deutsch­lands, und zwar in Be­rei­chen, in de­nen Tür­kisch­kennt­nis­se ei­ne durch­aus wich­ti­ge Rol­le spie­len kön­nen, wie zum Bei­spiel in Lehr­be­ru­fen, so­zia­len und me­di­zi­ni­schen Be­ru­fen. Dies ist ein Bei­trag zur be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung der Her­an­wach­sen­den. Im Hin­blick auf die wirt­schaft­li­chen Ver­flech­tun­gen zwi­schen Deutsch­land und der Tür­kei kön­nen Tür­kisch­kennt­nis­se von gro­ßem Nut­zen sein. Die Mög­lich­keit ei­ner be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung im tür­ki­schen Sprach­raum stellt ei­nen wei­te­ren Mehr­wert des Tür­kisch­un­ter­richts dar.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Der Kon­sum mo­der­ner Me­di­en und die Nut­zung der ent­spre­chen­den Tech­no­lo­gi­en ist in­zwi­schen in al­len ge­sell­schaft­li­chen Schich­ten der Tür­kei weit ver­brei­tet und ge­hört zum All­tag. Die Be­schäf­ti­gung mit der be­son­de­ren Rol­le, die tra­di­tio­nel­le und mo­der­ne Me­di­en in der Tür­kei ein­neh­men, trägt in be­son­de­rem Ma­ße zur Me­di­en­bil­dung ein. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den im Tür­kisch­un­ter­richt – ins­be­son­de­re im Rah­men der Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz – zu ei­nem sinn­vol­len, re­flek­tier­ten, selbst­be­stimm­ten und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Um­gang mit Me­di­en ge­schult und sind sich der Be­deu­tung des Da­ten­schut­zes be­wusst. Zu­dem wer­den sie zu ei­nem kri­ti­schen Um­gang mit of­fi­zi­el­len und op­po­si­tio­nel­len Me­di­en an­ge­lei­tet.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Die un­ter­schied­li­chen Rol­len, die die Tür­kei und Deutsch­land im Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zess ein­neh­men, re­gen zum Nach­den­ken über glo­ba­le Ver­net­zung und das ei­ge­ne Kon­sum­ver­hal­ten an und bil­den da­mit ei­nen wert­vol­len Bei­trag zur Ver­brau­cher­bil­dung.

1.4 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Der kom­mu­ni­ka­ti­ve An­satz des schu­li­schen Fremd­spra­chen­ler­nens ver­langt, dass der Un­ter­richt über­wie­gend in der Fremd­spra­che statt­fin­det und ei­ne Viel­zahl au­then­ti­scher Be­geg­nun­gen in der Fremd­spra­che er­mög­licht, zum Bei­spiel durch den Ein­satz au­then­ti­scher, auch me­di­al ver­mit­tel­ter Tex­te. Die Be­geg­nung mit der tür­ki­schen Spra­che an au­ßer­schu­li­schen Lern­or­ten ist – wo im­mer mög­lich – zu för­dern, da­mit die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Ge­le­gen­heit er­hal­ten, der Le­bens­wirk­lich­keit in der Tür­kei un­mit­tel­bar zu be­geg­nen, zum Bei­spiel durch Aus­tausch­maß­nah­men, Schü­ler­be­geg­nun­gen oder an­de­re Be­geg­nun­gen mit Mut­ter­sprach­lern.
Der Bil­dungs­plan für das Fach Tür­kisch als spät be­gin­nen­de Fremd­spra­che ist aus­drück­lich dar­auf aus­ge­rich­tet, Tür­kisch als Fremd­spra­che im ei­gent­li­chen Sin­ne zu un­ter­rich­ten. Es ist je­doch da­von aus­zu­ge­hen, dass in der Schul­pra­xis ein er­höh­ter An­teil von Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit tür­ki­schen Sprach­kennt­nis­sen am Un­ter­richt teil­neh­men wird. Die­ser be­rei­chern­de Um­stand soll­te so­wohl für die be­tref­fen­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler selbst als auch für ih­re Mit­schü­le­rin­nen und ‑schü­ler ge­winn­brin­gend ge­nutzt wer­den, in­dem Me­tho­den der Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung und des Peer Teaching ein­ge­setzt wer­den.
Der me­tho­di­sche An­satz der Auf­ga­ben­ori­en­tie­rung wird der Kom­ple­xi­tät der kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lungs­fä­hig­keit und dem kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten An­satz in ho­hem Ma­ße ge­recht, da er es ei­ner­seits er­mög­licht, die für die Auf­ga­ben­er­fül­lung er­for­der­li­chen Teil­kom­pe­ten­zen iso­liert zu üben, und an­de­rer­seits von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­langt, die­se Teil­kom­pe­ten­zen ziel­ge­rich­tet in ei­nem kom­ple­xen Zu­sam­men­spiel an­zu­wen­den.
Die För­de­rung des Le­se­ver­ste­hens und des Hör‑/Seh­ver­ste­hens ist vom ers­ten Lern­jahr an von gro­ßer Be­deu­tung. Emp­feh­lens­wert ist von Be­ginn an die Lek­tü­re von au­then­ti­scher und di­dak­ti­sier­ter Li­te­ra­tur.
Was die pro­duk­ti­ven Kom­pe­ten­zen be­trifft, so ist die münd­li­che Sprach­kom­pe­tenz eben­so zu för­dern wie die schrift­li­che Aus­drucks­fä­hig­keit.
Re­zep­ti­ve und pro­duk­ti­ve Kom­pe­ten­zen ver­bin­den sich im Be­reich der Sprach­mitt­lung, die die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in die La­ge ver­setzt, in in­ter­kul­tu­rel­len Si­tua­tio­nen Ver­stän­di­gung mög­lich zu ma­chen.


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