Allgemeine Vorbemerkungen
Zentrales Ziel des Bildungsganges ist es, die Entwicklung umfassender Handlungskompetenz zu fördern. Handlungskompetenz wird dabei verstanden als die Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.
Die Bildungspläne strukturieren die Ausbildungsinhalte u.a. in Handlungs- und Lernfelder, in denen komplexe berufsbezogene Aufgabenstellungen dargestellt sind. Dabei zieht sich der handlungsorientierte Leitgedanke als roter Faden durch die Bildungspläne.
Inhaltliche Berührungspunkte aus dem berufsfachlichen Bereich (Chemie, DV/TV, Wirtschaft und Management, Interkulturelle Kompetenz) mit den Handlungsfeldern sowie den praktischen Ausbildungsphasen erfordern eine intensive Kooperation und Vernetzung mit den Kolleginnen und Kollegen, dies schließt den Prozess der Entwicklung der Handlungskompetenz mit ein.
Fachbezogene Vorbemerkungen
Wirtschaftliche Zusammenhänge begegnen uns alltäglich in den unterschiedlichen Lebenswelten, sowohl im privaten Umfeld, im Arbeitsleben, auf Ebenen politischer Entscheidungen und hinsichtlich globaler Entwicklungen – oftmals verknüpft mit entsprechenden rechtlichen Grundlagen. Wir erleben einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandel, der durch die Digitalisierung stetig beschleunigt wird und neue Herausforderungen mit sich bringt. Dies erfordert, dass die Schülerinnen und Schüler sich kritisch mit diesen Herausforderungen auseinandersetzten und damit zugleich ihre Handlungskompetenzen erweitern mit den Dimensionen der fachlichen, methodischen, sozialen und personalen Kompetenz.
Die Themen des vorliegenden Bildungsplanes für Wirtschaft und Management umfassen wesentliche wirtschaftliche Sach- und Problemverhalte anhand derer allgemeinbildende Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Die Schülerinnen und Schüler werden als mündige Bürgerinnen und Bürger in diesem Kontext dazu befähigt, Schaubilder, Karikaturen, Tabellen, Statistiken und Gesetzestexte mit rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Inhalten systematisch zu analysieren und zu bewerten.
Die Komplexität der Herausforderungen erfordern Handlungskompetenz und Managementfähigkeiten, um in hauswirtschaftlichen Betrieben zukunftsfähig zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Der stetige und schnelle Wandel der Arbeitswelt setzt ein hohes Maß an digitaler Kompetenz voraus, in hauswirtschaftlichen Einrichtungen ebenso wie in allen anderen Lebensbereichen.
Der vorliegende Bildungsplan für Wirtschaft und Management verknüpft die wirtschaftlichen Inhalte mit den Handlungsfeldern. Diese inhaltlichen Berührungspunkte mit den Handlungsfeldern erfordern eine intensive Kooperation mit anderen Kolleginnen und Kollegen. Denn in der Wechselwirkung praktischer Erfahrungen und theoretischer Erkenntnisse sollen wirtschaftlich verantwortungsbewusstes Handeln, Reflexionsfähigkeit und Selbsterkenntnis gefördert werden.
Fachdidaktische Bezugspunkte bei allen ausgewählten Themen sind für die Schülerinnen und Schüler bedeutsame authentische Situationen, die bevorzugt vollständige Handlungen ermöglichen oder diese nachvollziehbar machen.
Durch den inhaltlichen Perspektivwechsel werden die Rollen des Einzelnen, der Unternehmen, sowie die des Staates als Teilnehmer im Zusammenwirken deutlich.
Im ersten Schuljahr erwerben die Schülerinnen und Schüler unter der Anwendung von Gesetzestexten rechtliche Grundkompetenzen. Aus der Sicht eines hauswirtschaftlichen Betriebes vollziehen sie einen Beschaffungsprozess in einer vollständigen Handlung nach und wenden dabei die erworbenen rechtlichen Kenntnisse an.
Sie sind sich bewusst, dass durch die Entscheidung für bestimmte Beschaffungs- und Lagerhaltungsprozesse eine Mitverantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernommen wird.
Im zweiten Schuljahr wird das Fach Wirtschaft und Management durch Einsatz von computergestützten Anwendungsprogrammen ergänzt. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Grundkenntnisse in den Managementteilgebieten Marketing und Controlling, führen Kostenrechnungen durch und treffen unternehmerische Entscheidungen im Bereich der Absatzpolitik.
In der Rolle als Bürgerin oder Bürger analysieren die Schülerinnen und Schüler das System der Sozialen Marktwirtschaft und begreifen, ausgehend von rechtlichen Grundlagen, wirtschaftspolitische Entscheidungen und aktuelle Entwicklungen. Sie erklären die Wirkungsweise dieser wirtschaftspolitischen Handlungen und beurteilen die Eignung ausgewählter staatlicher Instrumente zur Zielerreichung auch unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit und wirtschaftsethischer Aspekte. Die Schülerinnen und Schüler beurteilen den Umgang mit ihren Finanzen, setzen sich mit der Entgeltabrechnung auseinander und führen eine einfache Einkommenssteuererklärung durch.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden.
In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert.
Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektkompetenz. Die Projektkompetenz wird gemeinsam mit allen am Bildungsplan beteiligten Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Sie geht über die reine Fachkompetenz hinaus und vernetzt diese mit den überfachlichen Kompetenzbereichen Kommunikation, Kooperation, Arbeitsweise und Selbststeuerung. Diese überfachlichen Kompetenzen zeigen sich z. B. in der Entwicklung von Lösungsstrategien, der Informationsverarbeitung, den Techniken der Auseinandersetzung mit Lernsituationen und Reflexionsstrategien. In diesem Zusammenhang erkennen die Schülerinnen und Schüler ihre vorhandenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Zum Erreichen dieses Ziels bedarf es der gemeinsamen Planung des systematischen Kompetenzaufbaus, der Durchführung, Kontrolle und Reflexion durch alle Lehrkräfte.
Die Kolleginnen und Kollegen verstehen sich als Team. Sie nutzen die Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für besondere Lernleistungen im Rahmen der Projektkompetenz, Nachbesprechungen zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gesprächen umfassen.