Fachbezogene Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag (Bildungswert des Faches)
Im Profilfach Agrarbiologie erwerben die Schülerinnen und Schüler grundlegende Einsichten in die Phänomene des Lebens und deren Einordnung in die komplexen Zusammenhänge von Natur und Umwelt. Dabei stehen Anwendungsbezüge und Nutzungsmöglichkeiten dieser Phänomene durch den Menschen im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler erwerben die Fähigkeit Entscheidungen in komplexen Produktionszusammenhängen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu treffen und Maßnahmen molekular-biologisch zu begründen. Die hohe gesellschaftliche Relevanz, die der Nahrungsmittelproduktion seit jeher zukommt, aber auch die neu aufkeimende Bedeutung des Themas im Zuge eines sich wandelnden Klimas und sich wandelnder Antworten auf tierethische Fragstellungen führen dazu, dass sich agrarbiologische Fragestellungen nicht mehr allein naturwissenschaftlich-technisch beantworten lassen, sondern auch sozial- und geisteswissenschaftliche Fragestellungen berücksichtigt werden müssen, die neben lokalen immer auch globale Lösungsansätze enthalten und eine Auseinandersetzung mit agrarpolitischen Aspekten erfordern. Im Zusammenhang mit modernen Verfahren der Molekulargenetik und der Gentechnik in den Agrarwissenschaften gewinnt die ethische Auseinandersetzung an Bedeutung. Dadurch werden Schülerinnen und Schüler befähigt, über die Auswirkung menschlichen Handelns im Umgang mit natürlichen Ressourcen und dem Prinzip der Nachhaltigkeit zu diskutieren. Die rasante Entwicklung biochemischer, molekulargenetischer, informationstechnologischer Methoden erfordert es, sich mit den Bereichen der pflanzlichen und tierischen Produktion und der Agrarökologie auf Basis solider naturwissenschaftlicher Kenntnisse aus Physik, Chemie und Mathematik auch unter wirtschaftlichen Aspekten zu beschäftigen. Daher sind die im Fach Agrarbiologie erworbenen Kompetenzen nicht nur Instrumente zum Erwerb von agrarwissenschaftlichen Fachkenntnissen und Fakten, sondern auch Werkzeuge zum Erproben von Lösungsansätzen und somit Schlüssel zur Erlangung einer allgemeinen Handlungskompetenz und Studierfähigkeit.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogene Kompetenzen
Im Profilfach Agrarbiologie werden neben der Entwicklung von speziellen biologisch-agrarwissenschaftlichen Fachkenntnissen im Unterricht Qualifikationen und Kompetenzen (Sozial-, Methoden-, Personalkompetenz) vermittelt, die allgemein für das Arbeiten auf naturwissenschaftlichem Gebiet und für den Austausch und das Darstellen von Informationen von Bedeutung sind und somit darauf abzielen, Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, handlungskompetente Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden. Eine herausragende Position nehmen hierbei vor allem Kompetenzen ein, die einen eigenverantwortlichen Wissenserwerb ermöglichen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, selbstständig biologische Phänomene zu erkennen, zu beschreiben und zu erklären sowie diese auf praktische Zusammenhänge in der Agrarwirtschaft zu übertragen. Gleichzeitig sind sie in der Lage, Produktionsschritte des Pflanzenanbaus und der Tierhaltung sowie Zusammenhänge der Ökologie mit biologischem Fachwissen zu begründen. Schülerinnen und Schüler müssen dazu Experimente planen, durchführen, protokollieren und auswerten; sie lesen und fertigen dafür Diagramme, Zeichnungen und Tabellen selbstständig an. Sie fassen beispielhaftes Wissen in Definitionen zusammen, erkennen Gesetzmäßigkeiten und sie bewerten biologische Modelle kritisch und übertragen sie auf landwirtschaftliche Prozesse. Landwirtschaftliche Phänomene werden von Schülerinnen und Schülern beobachtet, beschrieben und biologisch begründet und landwirtschaftliche Produktionsabläufe analysiert, systematisiert und verknüpft. Dabei steht im Vordergrund, Probleme selbstständig zu erkennen und Lösungswege wissenschaftlich begründet zu entwickeln.
Voraussetzung dafür ist, dass Schülerinnen und Schüler herkömmliche und digitale Informationsquellen bewerten, selbstständig auswählen und nutzen. Im Vordergrund muss stets die Übertragung und Anwendung von biologischem Fachwissen auf landwirtschaftliche Produktionsabläufe stehen sowie eine kritische Reflexion über die Bedeutung dieses Fachwissens für die Umwelt und ebenfalls für den Menschen als Bestandteil der Biosphäre.
Die erworbenen Kompetenzen stellen die Schülerinnen und Schüler logisch und unter Verwendung von agrarwissenschaftlichen und biologischen Fachbegriffen auch mithilfe entsprechender digitaler Medien dar und diskutieren sie. Dabei sind sie in der Lage, komplexe Aufgabenstellungen zu verstehen und diese auf das Wesentliche zu reduzieren.
(vgl. Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Agrartechnik mit Biologie der KMK i. d. F. vom 16.11.2006)
3. Ergänzende fachliche Hinweise
In der Eingangsklasse ist eine Wochenstunde als Laborpraktikum enthalten. Praktika in den Jahrgangsstufen 1 und 2 ergänzen die theoretischen Fachinhalte des Bildungsplans.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.